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Branchenskizze

Die Bahnindustrie in Deutschland deckt mit einem Umsatz von 12,5 Milliarden Euro und 53.300 direkt Beschäftigten (Stand 2020) das gesamte Spektrum von der Entwicklung und Fertigung von Systemen und Komponenten für Schienenfahrzeuge und Infrastruktur sowie Signaltechnik und Serviceleistungen ab. Weltweit führende Systemhäuser arbeiten dabei Hand in Hand mit einer international breit aufgestellten, mittelständisch strukturierten Zuliefer- und Systemindustrie, den "hidden champions" der Bahnindustrie. Die Branche leistet einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigen Mobilität, sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr. Innovative Technologien "Made in Germany" sorgen weltweit für exzellente Bahnsysteme, klimaschonende Mobilität und digitale Innovationen.

Die Bahnindustrie ist tief in der deutschen Industrielandschaft verwurzelt. Durch Fusionen von Unternehmen der Elektronikbranche mit Firmen des Waggon- und Lokomotivenbaus haben sich Anbieter kompletter Bahnsysteme, sogenannte Systemhersteller, am Markt etabliert. Dieser Strukturwandel wird von einem weltweiten Konzentrationsprozess begleitet.

Neben den großen Systemanbietern sind mehr als 150 überwiegend mittelständische Zulieferunternehmen in der Bahnindustrie in Deutschland tätig. Diese lassen sich unterteilen in Infrastrukturunternehmen (beispielsweise Leit- und Sicherungstechnik, Gleisbau), Komponenten- und Subsystemhersteller (unter anderem Motoren und Getriebe), Ingenieurdienstleister (beispielsweise Planung, Produktentwicklung) und Servicedienstleister (Wartung, Ersatzteile und ähnliches).

Die Bahntechnik- und Systemhersteller in Deutschland bieten ausgereifte Produkte auf einem sehr hohen technischen Niveau an, die weltweit nachgefragt werden. Etwa 40 Prozent der Aufträge kamen im Jahr 2020 aus dem Ausland (2018: 42 Prozent). Der Umsatz belief sich im selben Jahr auf ein Gesamtvolumen von rund 12,5 Milliarden Euro (2019: 11,7 Milliarden Euro, + 6,8 Prozent). Dabei entfielen rund 74 Prozent auf Fahrzeug- und 26 Prozent auf Infrastrukturprojekte (2019: 70 Prozent beziehungsweise 30 Prozent).

Eckdaten der deutschen Bahnindustrie (gerundet)

201520162017201820192020Differenz in v.H.
Umsatz (in Mrd. Euro)12,311,811,012,011,712,5+ 6,8 %
davon Inlandsumsatz (in Mrd. Euro)6,55,76,37,67,68+ 5,3 %
davon Auslandsumsatz (in Mrd. Euro)5,86,14,74,44,14,5+ 9,8 %
Auftragseingang (in Mrd. Euro)15,011,513,114,314,114,0- 0,7 %
davon Inlandsaufträge (in Mrd. Euro)7,87,07,68,38,510,5+ 23,5 %
davon Auslandsaufträge (in Mrd. Euro)7,24,55,56,05,63,5- 37,5 %
Beschäftigte in Tsd.52,050,551,152,153,753,3- 0,7 %

Quelle: Verband der Bahnindustrie in Deutschland e.V.

Branchenkonjunktur

Die Hersteller der Bahnindustrie verzeichneten im Jahr 2020 bei den Auftragseingängen mit minus 0,7 Prozent zwar einen leichten Rückgang, allerdings bewegen sie sich im Zeitvergleich weiterhin auf einem hohen Niveau. Lösungen der Bahnindustrie „Made in Germany“ sind weltweit gefragt. Insgesamt kann man von einer wirtschaftlichen Lage mit einer sehr guten Perspektive für die Zukunft sprechen. Auch die Beschäftigtenzahlen bleiben stabil. Die Bahnindustrie ist damit weiterhin einer der größeren industriellen Arbeitgeber in Deutschland. Während der Pandemie konnte die Bahnindustrie in Deutschland Werke offen und Lieferketten stabil halten. Folgen der Corona-Krise werden jedoch insbesondere im Auslandsgeschäft spürbar. Gerade im Ausland werden Schienenprojekte verschoben oder zur Disposition gestellt. Nicht jedes Unternehmen der deutschen Bahnindustrie ist gleichermaßen betroffen, aber insbesondere dem exportorientierten Mittelstand drohen in den kommenden Jahren spürbare Nachwirkung der Krise, insbesondere im Exportgeschäft. Die deutschen Bahntechnikhersteller müssen sich in einem internationalen und sehr dynamischen Wettbewerb am Markt behaupten. Entsprechend hoch sind ihre Investitionen in Zukunftstechnologien. Sowohl die Digitalisierung in Produktion und Fertigung als auch die Entwicklung neuer Antriebstechniken und autonomer Mobilitätskonzepte, einschließlich der wachsenden Bedeutung von Cyber-Sicherheit, sind Schlüsselfaktoren für eine steigende Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Bahnindustrie.

So stehen derzeit unter anderem Antriebsysteme mit Brennstoffzellen und Batterien im Fokus, die während der Fahrt unter Oberleitungen aufgeladen werden und nicht elektrifizierte Teilstrecken im elektrischen Betrieb überbrücken können. Hier ist das Ziel, wasserstoffbetriebene beziehungsweise batterieelektrische Züge auch auf nicht elektrifizierten Strecken im Regional- und Güterverkehr einzusetzen. Dafür müssen diese innovativen Technologien noch energieeffizienter und kostengünstiger werden. Derzeit verkehren Testzüge mit Brennstoffzellenantrieb (Wasserstoff) im Probebetrieb auf Referenzstrecken z.B. in Niedersachsen und Baden-Württemberg. Die Beschaffung weiterer Züge mit dieser Antriebstechnik ist geplant. Auchder Einsatz von batterieelektrischen Zügen befindet sichin der Erprobungsphase. Batteriezüge können bereits heute bis zu 100 Kilometer ohne Oberleitungen zurücklegen.

Klimaneutral bis 2050 – dieses Ziel verfolgt die EU mit dem Green Deal. Dafür muss auch Mobilität nachhaltig dekarbonisiert werden, ohne ein wachsendes Verkehrsaufkommen einzuschränken. Deshalb spielt der klimafreundliche Schienenverkehr eine tragende Rolle in der Strategie für nachhaltige und intelligente Mobilität der EU-Kommission.

Bahnindustrie in der Covid-19-Krise

Die deutsche Bahnindustrie zeigt sich in der Covid-19-Krise resilienter als andere Branchen. Das ist zum einen mit langen Auftragszyklen und einem langfristig wachsenden Markt begründet. Mit einem Umsatz von 12,5 Milliarden Euro erzielte sie im Geschäftsjahr 2020 sogar einen Höchstwert. Mittelfristige Herausforderungen ergeben sich jedoch aus der Betrachtung der Auftragseingänge. Während der inländische Auftragseingang um 24 Prozent steigt, bricht der Auslandsauftragseingang um 37,5 Prozent ein. Da die Bahnindustrie von mehrjährigen Großprojekten geprägt ist, werden die Auswirkungen der Krise vor allem in den folgenden Jahren auch in diesem Sektor spürbar sein.

Unterstützung der Bahnindustrie durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz stellt für die Jahre 2020-2024 zusätzlich einen milliardenschweren Betrag für Zukunftsinvestitionen in der Fahrzeugindustrie zur Verfügung, der auch der Bahnindustrie zu Gute kommen sollen. Mit diesen Mitteln wollen wir eine nachhaltige, schnelle und technologieoffene Transformation der Fahrzeugbranche in Gang setzen. Hierfür sind Investitionen in neue Konzepte und Verfahren, neue Produkte, Qualifizierung und Produktionsanlagen notwendig.

Das Förderkonzept greift diese Punkte auf und sieht derzeit drei Fördermodule vor:

  1. Modernisierung der Produktion als Schub für Produktivität und Resilienz
  2. Neue, innovative Produkte als Schlüssel für Fahrzeuge und Mobilität der Zukunft
  3. Gemeinsame Lösungen finden, regionale Innovationscluster aufbauen

Weitere Informationen sowie Kontaktinformationen zu diesem Förderprogramm finden Sie unter www.kopa35c.de.

Weitere Themen im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz für die Bahnindustrie

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz ist außerdem Ansprechpartner bei:

  • Erhalt und Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit der Bahnindustrie am Standort Deutschland
  • Schaffung von Investitions- und innovationsfreundlichen Rahmenbedingungen
  • Flankieren von Auslandsaktivitäten im Rahmen des Markterschließungsprogramms für KMU
  • Unterstützung für mittelständische Unternehmen und Existenzgründer
  • Unterstützung bei der Digitalisierung
  • Zusammenarbeit mit anderen Ministerien und der EU-Kommission zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Bahnindustrie.

Europäische Bahnindustrie

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz vertritt die Bundesregierung in der Expertengruppe der Europäischen Kommission zur Wettbewerbsfähigkeit der Bahnindustrie. Deren Aufgaben umfassen unter anderem:

  1. Bewertung der Herausforderungen, denen sich die europäische Bahnindustrie auf internationaler Ebene gegenübersieht,
  2. Diskussion von Maßnahmen, um die globale Führungsposition der europäischen Bahnindustrie aufrechtzuerhalten,
  3. sowie Analyse der Bereiche Forschung und Innovation, Digitalisierung, Investitionen, Zugang zu Finanzmitteln und Qualifikation.

Den Bericht der Expertengruppe "Report of the expert group on competitiveness of the European rail supply industry" finden Sie unter: https://ec.europa.eu/docsroom/documents/37829