Allgemeines

Leistungsfähige Häfen sind ein zentraler Standortfaktor für die exportorientierte deutsche Volkswirtschaft. Ihre Rolle bei Sicherung der Rohstoff- und Energieversorgung steht zunehmend im Fokus. Die Häfen spielen bei der Umsetzung der Klimaziele und der Energiewende eine zentrale Rolle, insb. für die Umsetzung der deutschen Ausbauziele für den Offshore-Windsektor und als Umschlagplatz für den Wasserstoffimport. Sie stellen einen Großteil der Rohstoff- und Energieversorgung sicher und sind wichtige Umschlagsorte für Komponenten, die für den Ausbau der erneuerbaren Energien benötigt werden.

2023 wurden in den deutschen Seehäfen insgesamt 267,8 Millionen Tonnen Güter aller Art umgeschlagen – 2022 waren es noch 279,1 Mio. Tonnen. Mit - 4,1 % fällt der Rückgang noch deutlicher aus mit als im Vorjahr (3,2% weniger) (Meldung Destatis vom 11.03.2024). Eine Ursache ist die schwierige geopolitische Lage und die schwache Dynamik des Welthandels. Der deutsche Außenhandel verzeichnete im Jahr 2023 ebenfalls einen Rückgang der Warenexporte (-2,0 %) und der Warenimporte (-10,1 %).

Der umschlagstärkste deutsche Seehafen war wie im Vorjahr der Hamburger Hafen mit einem Umschlag von 99,6 Millionen Tonnen (Rückgang um-3,6 %; Vorjahr 2022 um - 7,2 % zum), gefolgt von Bremerhaven (39,2 Millionen Tonnen (Rückgang um -8,4 %, Vorjahr 2022 um -8,7), Wilhelmshaven (29,8 Millionen Tonnen, (Rückgang um -6,1 %, 2022 +7,6 %), und Rostock (23,9 Millionen Tonnen, +11,9 %). Rostock profitierte dabei insbesondere vom stark gestiegenen Umschlag mit Erdöl (von 1,3 Millionen Tonnen in 2022 auf 5,2 Millionen Tonnen 2023, +300 %).

Der 2012 eröffnete JadeWeserPort in Wilhelmshaven ist der einzige deutsche Tiefwasserhafen. Der Hafen bietet mit einer 1.750 Meter langen Kaje und acht der weltweit größten Containerbrücken ideale Vorrausetzungen, tideunabhängig Großcontainerschiffe der neuesten Generation mit einem Tiefgang von bis zu 16,5 Metern abzufertigen.

Auch Europas und Deutschlands größter Binnenhafen Duisport hat 2022 mit 54,9 Mio. Tonnen (Duisburger Häfen insgesamt 105 Mio. Tonnen) -6 % weniger umgeschlagen als im Vorjahr. Zieht man den Anstieg an Energieimporten angesichts der Energiekrise von den Umschlagsergebnissen ab, dann verzeichnen die Seehäfen ein Rückgang im Umschlag von bis zu 15 %.

In deutschen Häfen werden für Frachtumschlag und Hafendienstleistungen 36.000 Personen beschäftigt. Hinzu kommen 124.000 Beschäftige der hafenabhängigen Transportkette und für die hafenabhängige Industrie 1,35 Millionen Beschäftige. Damit sind insgesamt von den circa 45 Millionen Erwerbstätigen in Deutschland 1,5 Millionen von der Hafenwirtschaft abhängig, also jeder dreißigste Erwerbstätige in Deutschland. Zählt man noch die Beschäftigten hinzu, die durch die Investitionen entstehen, sind es am Ende sogar 1,7 Millionen Beschäftigte, deren Arbeitsplätze durch die Häfen gesichert werden. (Quelle: ISL (Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik) u.a., 2019: Untersuchung der volkswirtschaftlichen Bedeutung der deutschen See- und Binnenhäfen auf Grundlage ihrer Beschäftigungswirkung. Untersuchung für das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur)

Die deutschen Häfen können ihre hervorragende Wettbewerbsposition nur halten, wenn es auch weiterhin gelingt, die Umschlagkapazitäten bedarfsgerecht zu erweitern und die zunehmenden Spitzenlasten durch große Containerschiffe abzufangen. Die Häfen müssen ihre Wettbewerbsfähigkeit weiter erhöhen, zum Beispiel durch Ausbau und Modernisierung der Suprastrukturen, Vernetzung der IT-Systeme der an den Logistikketten beteiligten Akteure sowie Aus- und Weiterbildung der Arbeitskräfte. Automatisierung und digitale Vernetzung von Fahrzeugen und Infrastruktur auf Straße, Schiene, Wasserwegen und im Luftverkehr werden die Grundlage für globale Logistikketten bilden. Hierzu gehört auch die Verbesserung der Hafenlogistik und die Entwicklung innovativer Seehafentechnologien, um unter anderem die deutschen See- und Binnenhäfen wettbewerbsfähiger zu machen, die Umschlagsleistungen der Hafenterminals zu erhöhen sowie die digitale Infrastruktur und Hafentechnologien für den Umwelt- und Klimaschutz zu verbessern. Mit dem Förderprogramm für innovative Hafentechnologien (IHATEC), den geplanten digitalen Testfeldern in den Häfen und weiteren Förderinstrumenten unterstützt der Bund die Häfen. Auf dem Weg zum sauberen Hafen 4.0 hat das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) 2019 das Förderprogramm IHATEC bis 2025 verlängert. Rund 11 Millionen Euro stehen für die Forschung und Entwicklung innovativer Lösungen für See- und Binnenhäfen jährlich bereit.

Nationale Hafenstrategie

Am 20.03.2024 hat die Bundesregierung die Nationale Hafenstrategie im Kabinett verabschiedet. Die Nationalen Hafenstrategie bildet eine wichtige Orientierungslinie für die Zusammenarbeit mit Ländern und Wirtschaft. Die Hafenstrategie wurde zusammen mit Stakeholdern erarbeitet, die in den Arbeitsgruppen zu folgenden fünf Handlungsfeldern ihre Expertise eingebracht haben:

  1. Wettbewerbsfähigkeit des Hafenstandorts Deutschland stärken.
  2. Häfen zu nachhaltigen Knotenpunkten für die Energiewende, eine klimaneutrale Schifffahrt und Industrie sowie zu Drehkreuzen für die Verkehrsverlagerung entwickeln.
  3. Digitale Transformation aktiv gestalten und voranbringen.
  4. Ausbildung und Beschäftigung heute sichern und zukunftsfähig gestalten
  5. Verkehrs- und Kommunikationsinfrastruktur bedarfsgerecht erhalten, ausbauen und schützen.
  6. Parallel zur Umsetzung der Nationalen Hafenstrategie haben das BMWK und das BMDV gemeinsam die Deutsche Energieagentur (dena) mit der Erarbeitung der Studie „Energiehäfen der Zukunft“ beauftragt. Ziel der Studie ist die Anforderungen an die Häfen zu erfassen, die in Hinblick auf die Energiewende bestehen und den Bedarf an notwendigem Hafeninfrastrukturausbau zu identifizieren.

Bedeutung der Häfen für den Ausbau der Offshore-Windenergie

In der Wertschöpfungskette der Offshore-Windenergie nehmen Häfen eine zentrale Stellung ein. Für den Bau von Offshore-Windparks sind Häfen der Knotenpunkt, den alle Anlagenteile passieren müssen. Dabei geschieht in den Häfen weit mehr als die Verladung der Einzelteile von LKW, Binnenschiffen oder Zügen auf hochseetaugliche Spezialschlepper. Im Hafen werden viele Anlagenteile produziert, zwischengelagert oder teilmontiert. Zudem sind Offshore-Häfen die Basis für Spezialschiffe, die für den Transport und die Montage der Anlagen auf See benötigt werden. Sie sind Ausgangspunkt für Wartungs- und Reparaturarbeiten.

Ausbau von Landstrom in deutschen See- und Binnenhäfen

Durch die Nutzung von fossilen Schiffsdieseln zur Stromerzeugung während der Liegezeit tragen Schiffe in Häfen maßgeblich zu Treibhausgas-, Luftschadstoff- und Lärmemissionen bei. Durch die Versorgung mit Landstrom aus erneuerbaren Energien können je nach Schiffstyp und Liegezeit beträchtliche Emissionsreduzierungen erreicht werden.

Am 10. Oktober 2019 hat der Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Peter Altmaier, gemeinsam mit den fünf Küstenländern und den Seehafenstädten Kiel und Rostock ein Memorandum of Understanding unterzeichnet, in dem ein Maßnahmenpaket zur Förderung von Landstrom festgehalten wurde. So werden bis 2025 unter anderem Investitionen und Förderprogramme der Länder für Landstromanlagen in See- und Binnenhäfen mit 176 Millionen Euro aus dem Energie- und Klimafonds von der Bundesregierung kofinanziert.