Icon Qualitätsinfrastruktur Digital (QI-Digital)

Praxisbeispiel und aktuelle Herausforderungen

  • Verbraucher können sich auf Wochen- oder in Supermärkten darauf verlassen: Wenn die Waage anzeigt, dass die Kartoffeln 1 kg wiegen, dann bekommen sie auch 1 kg Kartoffeln. Verantwortlich dafür ist die sog. Qualitätsinfrastruktur. Das ist ein nationales System zur Qualitätssicherung und zum Verbraucherschutz, um Waren und Dienstleistungen auf Übereinstimmung mit deren normierten Produktanforderungen zu überprüfen. Darunter fällt das gesetzliche Messwesen, das Vertrauen in die Korrektheit von Messungen im geschäftlichen Verkehr, bei amtlichen Handlungen oder bei Messungen im öffentlichen Interesse schafft und sowohl die Verwenderinnen und Verwender von Messgeräten als auch ihre Kunden schützt.
  • Um die Funktionsfähigkeit von Messgeräten sicherzustellen, sieht der europäische gesetzliche Rahmen vor, dass der gesamte Lebenszyklus eines Messgerätes im Rahmen einer Sicherheits- und Vertrauenskette überwacht wird.
  • Die europäische Industrie unterstützt den Ansatz, dass die digitale Transformation der innerhalb der Qualitätsinfrastruktur implementierten Prozesse die Nutzung technologischer Neuerungen, die Bereitstellung innovativer Produkte, die Prozessoptimierung und die Entwicklung neuer datenbasierter Geschäftsmodelle wesentlich unterstützen wird.
  • Die Qualitätsinfrastruktur in Deutschland und Europa muss sich diesen Herausforderungen stellen, optimiert und nachhaltig effektiver und effizienter gestaltet werden. Dazu ist es notwendig, ein digitales, dezentrales Vertrauensnetzwerks für das europäisch regulierte gesetzliche Messwesen als Teil einer digitalen Qualitätsinfrastruktur zu etablieren, eine European-Metrology-Cloud. Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) wird dazu ihr Infrastrukturkonzept GAIA-X-konform ausbauen.
Infografik: Qualitätsinfrastruktur Digital (QI-Digital)

Welchen Mehrwert bietet das „Projekt GAIA-X“?

  • GAIA-X ermöglicht den Aufbau eines digitalen europäischen Vertrauensnetzwerks für die Qualitätsinfrastruktur, in dem alle Beteiligten im Rahmen der digital transformierten, regulierten Prozesse interagieren, zum Beispiel Daten austauschen und Dienstleistungen anbieten können. Datensouveränität, Sicherheit und Datenschutz (zum Beispiel DSGVO-Konformität) werden „by Design“ sichergestellt. Eine einfache Integration der bestehenden Infrastrukturen und Datenbasen der Beteiligten wird durch die Architektur begünstigt. Dadurch wird eine Plattformökonomie als Grundlage neuer Geschäfts- und metrologischer Dienstleistungsmodelle ermöglicht.
  • In der Umsetzung bedeutet dies, dass Cloud-Speicher und Daten-Silos in Deutschland oder der EU als GAIA-X-Knoten in das Vertrauensnetzwerk eingebunden werden. Aufgrund der sicheren Nutzung und der Entwicklung einer einheitlichen Systemarchitektur via GAIA-X-Knoten können Potenziale zur Innovationsförderung erschlossen sowie eine Prozessverschlankung und bessere Koordination ermöglicht werden.
  • GAIA-X kann auch die Harmonisierung der Prozesse, die Durchführung der Konformitätsbe-wertung und die Überprüfung von Messgeräten in Europa unterstützen, wodurch ein einheitlicher Qualitätsstandard gewährleistet und der angestrebte freie Warenfluss im europäischen Binnenmarkt gestärkt wird.
  • Diese GAIA-X-konforme Infrastruktur kann mit anderen vertrauensbasierten bzw. regulierten Prozesse der Qualitätsinfrastruktur erweitert werden, zum Beispiel der Kalibrierung zur Qualitätssicherung in der industriellen Produktion und deren Rückführung auf nationale Normale bei der PTB.

Paten

  • Dr. habil. Florian Thiel – Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB)
  • Prof. Dr. Jan Nordholz – Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB)