Artikel - Netze und Netzausbau

#NetzeJetzt - Bundesminister Altmaier spricht mit den Menschen vor Ort über den Netzausbau

Einleitung

Am 8. Februar 2019 hat der Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Peter Altmaier, wichtige Orte für das Leitungsvorhaben „Ultranet“ in Hessen besucht. Es war bereits der dritte Teil seiner Reise zum Netzausbau. #NetzeJetzt

Denn damit die Energiewende gelingt, muss der Ausbau neuer Stromleitungen deutlich schneller vorankommen als bisher. Peter Altmaier hat den Netzausbau deshalb zur Chefsache gemacht. Um den Ausbau zu beschleunigen, sucht der Bundesminister erneut das Gespräch mit Akteurinnen und Akteuren vor Ort und macht sich ein Bild von den Problemen und Hindernissen beim Ausbau neuer Stromtrassen. Sie können die Reise des Ministers auf Facebook und Twitter unter dem Hashtag #NetzeJetzt mitverfolgen.

Warum Netzausbau?

Das bestehende Übertragungsnetz für Strom passt zur zentralen Erzeugung in konventionellen Kraftwerken (Kohle, Gas, Kernkraft). Strom aus Erneueuerbaren Quellen wie Wind und Sonne wird dagegen an den Standorten mit den besten Bedingungen und damit dezentral erzeugt. Dieser Strom muss dann über Stromleitungen gesammelt und mit den Verbraucherzentren verbunden werden. Windstrom aus der Nordsee wird beispielsweise in den industriellen Zentren im Süden benötigt. Da unser Stromnetz nicht für diese Aufgaben geplant wurde, kommt es immer wieder zu Netzengpässen. Erzeugungsanlagen müssen dann vor dem Engpass abgeregelt und hinter dem Engpass wieder hochgefahren werden. Dies verursacht Kosten für die Verbraucherinnen und Verbraucher und vermeidbare Emissionen, wenn konventionelle Kraftwerke dafür einspringen müssen.

Zur besseren Synchronisierung des Ausbaus von Erneuerbaren Energien und Netzkapazitäten will die Bundesregierung deshalb die Bestandsnetze optimieren und den Netzausbau beschleunigen. Das Bundeswirtschaftsministerium hat dafür einen Aktionsplan Stromnetz (PDF, 92 KB) und einen Entwurf zur Änderung des Netzausbaubeschleunigungsgesetz Übertragungsnetz (NABEG) vorgelegt.

Dieser Netzausbau kann nur gelingen, wenn es eine breite Unterstützung im ganzen Land für dieses Vorhaben gibt. Daher ist es wichtig, sowohl mit den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort, ihren Abgeordneten, Landrätinnen und Landräten, Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern, als auch mit Vertreterinnen und Vertretern der Projektträger und Planungsbehörden zu sprechen.

Wie läuft die Netzreise ab?

Auf der Netzausbaureise zu Netzausbauvorhaben möchte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier vor Ort ins Gespräch kommen: Welche konkreten Diskussionen gibt es in der jeweiligen Region? Was sind die Sorgen der Betroffenen? Welche Lösungsansätze gibt es? Im Anschluss an die Netzausbaureise wird auf Basis der Erfahrungen der Reise der Aktionsplan Stromnetz weiter ausgearbeitet. Dazu gehört auch ein Netzgipfel mit den Länderministern. Denn schlussendlich sind die Länder für die meisten Planungsverfahren zuständig.

Stationen der dritten Netzreise

Die dritte Netzausbaureise von Bundesminister Altmaier fand am 8. Februar 2019 statt und galt dem durch den Südwesten von Hessen verlaufenden Teil des Netzausbauvorhabens „Ultranet“. Nötig ist dieser Teil des Übertragungsnetzausbaus, um den Süden Deutschlands ausreichend mit Energie zu versorgen, wenn die verbliebenen deutschen Kernkraftwerke bis zum Jahr 2022 abgeschaltet werden. Ultranet wird als sogenannte „Hybridleitung“ ausgeführt. Das bedeutet, dass zwei erprobte Techniken – nämlich Wechselstrom- und Gleichstrom-Übertragung parallel auf einem Mast hängen. Die Gleichstromverbindung soll dabei weitestgehend auf bestehenden Freileitungsmasten verlaufen.

Die Bestandstrasse, die für Ultranet genutzt werden soll, verläuft in Hessen unter anderem bei Idstein. Nach jetzigem Planungsstand müssen vier von 26 Strommasten, die durch das Stadtgebiet verlaufen, baulich verändert werden.

Aufgrund der an die Bestandsleitung herangerückten Wohnbebauung bestehen an dieser Stelle Bedenken der Anwohner gegen die Nutzung der Trasse für Ultranet. Idstein ist daher ein zentraler Punkt, um sich von der Leitungssituation vor Ort ein Bild zu machen.

Ähnlich wie in Idstein, betrifft auch der geplante Verlauf von Ultranet durch Niedernhausen die Wohnbebauung. Auch hier besteht eine Vorbelastung der Anwohner sowohl durch Bestandsleitung als auch durch parallele Leitungen des Bahn- beziehungsweise des Verteilnetzes. Bundesminister Peter Altmaier sucht deshalb den Dialog mit Bundes-, Landes- und Lokalpolitikern vor Ort. Auch ein Bürgerdialog wird in Niedernhausen stattfinden.

Stationen der zweiten Netzreise

Bundesminister Altmaier besichtigte auf seiner zweiten Rundreise vom 15. bis 16. November 2018 mehrere Stationen in Thüringen und Bayern. Dort traf er auch mit Vertreterinnen des Bürgerdialogs Stromnetz, Vertreter der Stromnetzbetreiber TenneT und TransnetBW sowie mit Bundes, Landes- und Kommunalpolitikern sowie lokalen Bürgerinitiativen zusammen.

Die von TenneT und TransnetBW geplanten Trassenverläufe von „SuedLink“ verlaufen durch den Landkreis Schmalkalden-Meiningen. Dabei handelt es sich um zwei Höchstspannungsgleichstrom-(HGÜ)-Leitungen mit je zwei Gigawatt Leistung. Diese sollen von Brünsbüttel nach Großgartach und von Wilster nach Grafenrheinfeld führen. Beide Leitungen sollen als eine Erdkabel-Trasse neu gebaut werden.

Aktuell bereiten die Betreiber die Unterlagen für das Genehmigungsverfahren vor. Diese sollen nach Plan im ersten Quartal 2019 eingereicht werden. Das Ende des Genehmigungsverfahrens ist für 2021 angestrebt und die Gesamtinbetriebnahme der beiden Leitungen für 2025 geplant.

„SuedLink“ ist für den Abtransport von Windenergie aus dem Norden sowie für die Versorgungssicherheit in Süddeutschland wichtig, wenn die deutschen Kernkraftwerke abgeschaltet werden. Vor Ort gibt es Diskussionen um den genauen Verlauf der Trassen. Im Mittelpunkt stehen unter anderem elektromagnetische Felder („Strahlung“) sowie der Flächenverbrauch für die Trassen und finanzielle Ausgleiche für Landwirte.

Durch die Abschaltung der Kernkraftwerke in Bayern wird weniger Strom produziert, als verbraucht wird. Um die Stromversorgung zu gewährlisten, hat die Bundesnetzagentur veranlasst, dass mehr Übertragungsleitungen gebaut werden müssen. Daraufhin haben die Übertragungsnetzbetreiber drei Alternativen entwickelt. Vor Ort möchte sich Bundesminister Altmaier außerdem mit betroffenen Kommunal-, Landes- und Bundespolitikern austauschen.

Das Vorhaben „Ostbayernring“ ist der Neubau einer 185 Kilometer langen 380-Kilovolt-Leitung und dient dem Abtransport steigender Mengen an Windenergie aus Norddeutschland. Die Trasse wird von TenneT geplant und soll als Freileitung gebaut werden. Für alle drei Teilabschnitte (A, B und C) wird derzeit das Planfeststellungsverfahren vorbereitet. Die Gesamtinbetriebnahme ist für das Jahr 2023 geplant.

Die Diskussion vor Ort wird vor allem durch die Forderung bestimmt, den „Ostbayernring“ gesetzlich als Erdkabel-Pilotprojekt auszuweisen.

Das Umspannwerk wurde zwischen Februar 2015 und August 2018 in drei Baustufen für insgesamt rund 90 Millionen Euro gebaut und ist seit Ende 2015 in Betrieb. Es ist eines der modernsten Umspannwerke und gemeinsam mit dem Umspannwerk im benachbarten Grafenrheinfeld ein wichtiger Knotenpunkt des bayerischen Stromnetzes. Bergrheinfeld übernimmt darüber hinaus die zentralen, netzstabilisierenden Aufgaben, die das vom Netz genommene Kernkraftwerk Grafenrheinfeld früher geleistet hat. Hierfür wurden sogenannte MSCDN-Anlagen, Kompensationsspulen und ein rotierender Phasenschieber installiert.

1981 ans Netz genommen, wurde das Kernkraftwerk 2015 aus wirtschaftlichen Gründen abgeschaltet. Im April 2018 wurden die Stilllegung sowie der Rückbau genehmigt. Seit Mai 2018 verladen Expertinnen und Experten die Brennelemente aus dem Brennelementlagerbecken in CASTOR-Behälter und transportieren sie in das Standortzwischenlager.

Dem Bundesminister Peter Altmaier ist es ein großes Anliegen, mit den verbliebenen Mitarbeitern vor Ort zu sprechen, da es ihm wichtig ist, die vom Atomausstieg betroffenen Menschen nicht außer Acht zu lassen. In Grafenrheinfeld findet darüber hinaus ein weiterer vom Bürgerdialog Stromnetz organisierter Austausch zu Netzausbauvorhaben in der Region statt.

Stationen der ersten Netzreise

Im Rahmen seiner ersten Rundreise vom 14. bis 16. August 2018 führte Bundesminister Altmaier zahlreiche Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern der Bundesnetzagentur, des Bürgerdialogs Stromnetz, der Stromnetzbetreiber Amprion und TenneT sowie mit Landes- und Kommunalpolitikern und lokalen Bürgerinitiativen. Die Stationen im Einzelnen:

Netzausbau mit neuer Technologie: Die von Amprion und Transnet BW geplante Trasse von Ultranet verläuft durch Sechtem (Umspannanlage), wo auch das EnLAG-Vorhaben 15 (Osterrath – Weißenthurm) verläuft. Bei der geplanten Hybridleitung Ultranet handelt es sich um den Einsatz neuer Technologien im Netzausbau (HGÜ-Pilotprojekt): Auf eine bestehende Wechselstromleitung soll ein zusätzliches Gleichstromkabel aufgelegt werden. Ultranet wird dadurch die erste „Hybridleitung“ mit Gleich- und Wechselstrom sein. Gleichstrom lässt sich über große Distanzen verlustfreier als Wechselstrom übertragen.

Ultranet ist wichtig für den Abtransport von Windenergie aus dem Norden und auch für die Versorgungssicherheit in Süddeutschland, wenn die deutschen Kernkraftwerke abgeschaltet werden. Vor Ort gibt es teilweise Diskussionen um elektromagnetische Felder („Strahlung“) und speziell in der Region Osterath um die Suche nach einem Konverter-Standort.

Dort, wo bei Teilerdverkabelung ein Erdkabel wieder an die Oberfläche tritt, müssen sogenannte Kabelübergabestationen (KÜS) gebaut werden, auch Kabelüberführungsstation oder Kabelgarten genannt. Die KÜS ist der Übergang von einem mit Höchstspannung betriebenen (üblichen) Freileitungssystem zu einem als Erdkabel ausgeführten Höchstspannungskabelsystem.

Die KÜS Borken ist Teil des Abschnitts 3 Borken–Nordvelen des EnLAG-Vorhabens Nr. 5 Dörpen West (Niedersachen) – Wesel (Nordrhein-Westphalen). Das Gesamtvorhaben ist eine 181 Kilometer lange 380-Kilovolt-Leitung, die von Amprion in Kooperation mit TenneT geplant und gebaut wird. Amprion ist für den 150 Kilometer langen Teil zwischen Wesel nach Meppen, also auch für Borken verantwortlich.

Erdkabel sind im Höchstspannungswechselstromnetz noch lange nicht Stand der Technik. Als eines von über zehn Pilotprojekten dient das EnLAG-Vorhaben Nr. 5 von Dörpen West (Niedersachsen) nach Wesel (Nordrhein-Westfalen) dazu, den Einsatz von Erdkabeln beim Betrieb von Höchstspannungsleitungen mit Wechselstrom zu erproben. Der Leitungsneubau wird teilweise in Trassenräumen bestehender Freileitungen und teilweise in neuer Trasse errichtet.

Das Vorhaben von Amprion und TenneT (in Dankern: TenneT) soll bestehende Leitungstrassen verstärken, die die steigenden Windenergiemengen aus Norddeutschland in den Süden Deutschlands transportieren. Mit Besichtigung einer Erdkabelbaustelle lässt sich besser verstehen, welche konkreten Fragen die Beteiligten und Betroffenen vor Ort beschäftigen, inwiefern Erdkabel eine Befriedungswirkung haben können und welche Herausforderungen damit verbunden sind.

Ein Konverter wandelt Wechselstrom (Drehstrom) in Gleichstrom um und umgekehrt. Dadurch kann der Strom möglichst verlustfrei über weite Distanzen transportiert werden.

Emden/Ost ist ein wesentliches Element nicht nur bei HGÜ-Leitungen an Land (zum Beispiel Ultranet), sondern auch für die Netzanbindung von Offshore-Windparks: Der vor der Küste in der Nordsee produzierte Windstrom wird dort auf einer Konverterplattform (BorWin gamma) auf See in Gleichstrom umgewandelt und insgesamt 160 Kilometer per Kabel bis zur Konverterstation Emden/Ost transportiert. Hier wird der Strom wieder in Wechselstrom umgewandelt und dann über das benachbarte Umspannwerk ins Höchstspannungsnetz eingespeist.

Ein Konverter erzeugt Geräusche, etwa durch seine Transformatoren, Spulen, Konvertermodule und Kühlaggregate. Der Konverter muss wie jede gewerbliche Anlage die Geräuschimmissions-Grenzwerte der Technischen Anleitung zum Schutz gegen Lärm einhalten. Auch beim Bau müssen die Geräuschimmissionen die gesetzlich vorgegebenen Grenzen einhalten.

Zwischen Emden Ost und Conneforde besteht derzeit eine 220-kV-Verbindung, die durch das Fehntjer Tief führt. Im Rahmen des BBPlG-Vorhabens Nr. 34 soll eine neue 380-kV-Leitung in der bestehenden 220-kV-Trasse errichtet werden. Mit Erhöhung der Leitungsspannung kann unter anderem auch mehr Offshore-Windstrom aus der Nordsee abtransportiert werden.

Da es sich beim Fehntjer Tief um ein faktisches Vogelschutzgebiet handelt, gibt es bei der Verstärkung der Leitung planungsrechtlich viel zu bedenken. Bei der Durchführung des Projektes als Erdkabel im Moorboden würden größere technische Schwierigkeiten aufgrund des ungünstigen Baugrunds bestehen und es würde einen Eingriff in den Naturraum Moor bedeuten.

Zwischen Conneforde, Cloppenburg und Merzen ist ein 380-kV-Leitungsneubau in neuer und bestehender Trasse mit einer Gesamtlänge von 107 km geplant. Das Vorhaben dient der Erhöhung der Übertragungskapazität im nordwestlichen Niedersachsen und ist zum Abtransport stark steigender Onshore- und Offshore-Windenergie erforderlich. Von Conneforde bis Cloppenburg ist ein Neubau in der Trasse einer bestehenden 220-kV-Leitung geplant. Im daran anschließenden Streckenabschnitt zwischen Cloppenburg und Merzen gibt es bisher keine Verbindung.

Häufig gestellte Fragen zum Netzausbau

Warum brauchen wir den Netzausbau?

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Was sind die fünf Schritte des Netzausbaus?

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Was ist das NOVA-Prinzip?

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Hintergrundmaterial zur Netzausbaureise

Arbeiter auf Strommast symbolisiert Netze und Netzausbau

© BMWi/Holger Vonderlind

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