Demonstrierende Stahlarbeiter

Stahlarbeiter der Thyssenwerke in Duisburg demonstrieren aus Sorge um ihre Arbeitsplätze.

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In den 1950er Jahren wächst die Wirtschaft in Westdeutschland im Durchschnitt um herausragende 8,2 Prozent pro Jahr. Noch bis Mitte der 1960er Jahre hält das Wirtschaftswunder an, dann passiert etwas Unerwartetes: Im Jahr 1967 geht das Bruttosozialprodukt erstmals zurück – die deutsche Wirtschaft schrumpft. Dies markiert den Übergang zur Normalität, die Aufbaukonjunktur ist vorbei, die erste Krise da. Und mit der Rezession einher gehen sinkende Steuereinnahmen und steigende Arbeitslosigkeit.

Das Bundeswirtschaftsministerium betrachtet die Entwicklung mit Sorge. 1967 tritt das Stabilitätsgesetz in Kraft. Es definiert ein „magisches Viereck“ und damit vier teilweise konkurrierende Ziele, die für das gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht im Einklang sein sollen: Vollbeschäftigung, Geldwertstabilität, Wirtschaftswachstum und außenwirtschaftliches Gleichgewicht. Zusätzlich enthält es verschiedene Instrumente, die Konjunkturschwankungen in Zukunft glätten sollen. Auf diese sogenannte Globalsteuerung setzt das Ministerium bis in die 1970er Jahre hinein.

Doch auch die neue Konjunkturpolitik mit stärkeren Eingriffen in die Wirtschaft kann die zweite Rezession nicht verhindern. 1973 rauscht die in weiten Teilen motorisierte Bundesrepublik mit Vollgas in die erste Ölkrise. Die Energiekosten steigen sprunghaft an, und die leeren Autobahnen werden zum Symbol der ökonomischen Verwundbarkeit. Bis 1975 geht die deutsche Wirtschaftsleistung abermals zurück, die Lebenshaltungskosten steigen, und die Kaufkraft sinkt.

Haushaltsgeräte-Ausstellung

… mit viel Komfort und neue Haushaltsgeräten.

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Die Bundesregierung reagiert auf die Ölkrise mit dem Energiesicherungsgesetz – das neben vier autofreien Sonntagen zum Beispiel auch eine Rationierung von Treibstoffen vorsieht – und mit einer neuen Energiestrategie. In der Folge entsteht etwa eine Reihe neuer Kernkraftwerke.

Der Wohlstand wächst

Doch trotz zweier Wirtschaftskrisen binnen weniger Jahre: Bis in die 1980er Jahre hinein erleben die Westdeutschen insgesamt einen fast kontinuierlichen Aufschwung, und die real verfügbaren Einkommen steigen. Während 1962 noch 58 Prozent des Einkommens für Wohnung, Nahrung und Kleidung ausgegeben werden mussten, sinkt der Wert bis 1978 auf 42 Prozent. Der größere Teil des Einkommens fließt nun nicht mehr in unmittelbar lebensnotwendige Dinge. Stattdessen kaufen immer mehr Menschen ein eigenes Auto, richten sich Eigenheime ein und fahren nach Italien oder in andere Länder, in denen die „harte“ D-Mark hoch geschätzt wird. Der Wohlstand ist nun endgültig in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

Gut besuchtes Ausflugslokal

Die Deutschen genießen das Leben – in Deutschland, …

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