Auch in den nächsten Jahren wird Erdgas einen wichtigen Beitrag zur Energieversorgung in Deutschland leisten. Nur noch ein kleiner Teil des eigenen Bedarfs wird in Deutschland gefördert, der überwiegende Teil des Bedarfs wird vornehmlich aus Norwegen, Russland und den Niederlanden importiert. Das Erdgas erreicht Deutschland derzeit fast ausschließlich über Pipelines und wird anschließend in das deutsche Fernleitungs- und das nachgelagerte Verteilnetz eingespeist.
Wichtige Rolle bei der Energiewende
Erdgas ist nach Mineralöl der zweitwichtigste Primärenergieträger im deutschen Energiemix mit einem Anteil am Primärenergieverbrauch von über 25 Prozent.
© BDEW
© Destatis; BDEW
Größter Erdgasverbraucher ist die Industrie, gefolgt von den privaten Haushalten. Gut zwei Drittel des Erdgasabsatzes werden damit für Raum- und Prozesswärme sowie sonstige industrielle Zwecke verwendet.
© Destatis; BVEG; Entsog; BDEW; dena
Gas wird allerdings nicht nur für die Erzeugung von Wärme genutzt. Insbesondere als Brücke von fossilen zu erneuerbaren Energien im Strombereich gewinnt Erdgas aktuell an Bedeutung. Erdgas ist im Vergleich zu anderen fossilen Energieträgern klimafreundlicher, da der Einsatz mit geringeren CO2-Emissionen einhergeht. Dementsprechend nimmt die relative Bedeutung bei der Stromerzeugung zu, zumal als Ersatz für Stein- und Braunkohle.
© BDEW, Destatis, EEX, VGB, ZSW
Auch im Mobilitätsbereich hat Erdgas Vorteile (siehe weiter unten).
Weitere Informationen zum Energiemix in Deutschland finden Sie auf der Webseite der AG Energiebilanzen sowie des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft BDEW.
Erdgasförderung in Deutschland
In Deutschland wird zur Deckung des Energiebedarfs seit vielen Jahrzenten Erdgas gefördert. Die Hochphase der Eigenproduktion liegt allerdings schon etwas zurück. So wurden in beiden Teilen Deutschlands zusammengerechnet Mitte der 1970-er bis Ende der 1980-er Jahre über 25 Mrd. m³ Rohgas pro Jahr gefördert. Nachdem die Produktion seit den 1990-er Jahren auf 20–25 Mrd. m³ pro Jahr zurückfiel, ist seit 2006 ein stufenartiger Rückgang in der Produktion auf heute knapp 6 Mrd. m³ zu beobachten. Dieser Rückgang ist im Wesentlichen auf die zunehmende Erschöpfung der vorhandenen Lagerstätten zurückzuführen.
Im nationalen Ländervergleich kann sich Niedersachen mit einem Anteil von weit über 90 Prozent bei der Erdgasproduktion als Erdgaszentrum Deutschlands profilieren. Gleichwohl ist auch hier die Produktion rückläufig.
Weitere Informationen zur Erdgasproduktion in Deutschland finden Sie auf den Webseiten des Bundesverband Erdgas, Erdöl und Geoenergie e.V. und des niedersächsischen Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie.
Thema Fracking |
In Deutschland wird Erdgas durch Bohrungen gewonnen, bei denen teilweise zuvor sogenanntes konventionelles Fracking eingesetzt wurde. Das konventionelle Fracking bei der Erdgasförderung aus Sandgestein wird in Deutschland schon seit vielen Jahren angewendet und ist langjährig erprobt. In den letzten Jahren hat es in Deutschland allerdings keine Frackingvorhaben gegeben. Sicherheit steht beim Fracking an erster Stelle: In sensiblen Gebieten ist Fracking verboten. Darüber hinaus hat die Bundesregierung sich klar gegen den Einsatz des sogenannten unkonventionellen Frackings ausgesprochen, für das in Deutschland noch keine Erfahrungswerte vorliegen. Weitere Informationen zur Erdgasförderung finden Sie im Branchenfokus Bergbau und Rohstoffe. |
© Destatis; BVEG; BDEW
Infrastruktur
Das deutsche Gasnetz hat insgesamt eine Länge von über 500.000 km-Kilometer. Für Transport und Verteilung des Erdgases sind die Rohrleitungen, aus denen sich das Gasnetz zusammensetzt, von substanzieller Bedeutung. Sie ermöglichen die sichere Lieferung unterschiedlichster Gasmengen über weite Strecken. Über deutsches Territorium werden erhebliche Gasmengen in andere Staaten transportiert.
Über den von den deutschen Fernleitungsnetzbetreibern gemeinsam ausgearbeiteten Netzentwicklungsplan (NEP) Gas werden Maßnahmen zum bedarfsgerechten Ausbau des Netzes und zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit vorgeschlagen, die für einen sicheren und zuverlässigen Netzbetrieb erforderlich sind. Mehr Informationen zum NEP finden Sie auf der auf der Webseite der Bundesnetzagentur.
Regulatorischer Rechtsrahmen für LNG-Infrastruktur
Der marktwirtschaftliche Aufbau der LNG-Infrastruktur in Deutschland ist ein wichtiges Anliegen der Bundesregierung. Vor diesem Hintergrund hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz bereits 2019 die regulatorischen Rahmenbedingungen für die Errichtung der LNG-Infrastruktur mit der „Verordnung zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für den Aufbau der LNG-Infrastruktur in Deutschland“ angepasst, welche Fernleitungsnetzbetreiber verpflichtet, die erforderlichen Leitungen zwischen LNG-Anlagen und dem Fernleitungsnetz zu errichten und die LNG-Anlagen an das Fernleitungsnetz anzuschließen.
Auf Nummer sicher beim Thema Gas
Aufgrund der hohen Bedeutung von Erdgas spielen die Instrumente zur Gasversorgungssicherheit eine zentrale Rolle. Die Erdgasversorgungslage in Deutschland ist in hohem Maße sicher und zuverlässig. Deutschland verfügt über ein großes und gut ausgebautes Gasnetz und die viertgrößten Gasspeicherkapazitäten der Welt. In der Europäischen Union (EU) ist das sogar Rekord: Mit ca. 24 Milliarden Kubikmetern hat kein Land in der EU mehr Kapazität für die Erdgasspeicherung. Deutschland verfügt zudem über eine relativ breit aufgestellte Diversität der Gaslieferanten, die künftig mit dem Aufbau eigener LNG-Gasinfrastruktur noch breiter diversifiziert werden könnte.
Zur Sicherung der Versorgungssicherheit führt das BMWK ein Monitoring durch und hat bis 2020 in zweijährigem Turnus einen Bericht zur Versorgungssicherheit (Monitoringbericht) veröffentlicht. 2021 ging die Berichtspflicht auf die Bundesnetzagentur über. Nach europäischen Vorschriften wird zudem durch die Bundesnetzagentur turnusmäßig eine Risikobewertung vorgenommen, auf deren Basis das BMWK Präventions- und Notfallpläne aufstellt: Monitoringbericht 2020, Präventionsplan / Notfallplan.
Handel und Regulierung des Gasmarktes
Der deutsche Gasmarkt zeichnet sich durch eine Vielzahl privatrechtlich organisierter Marktakteure in den Bereichen Gasnetze, Speicherbetrieb und Handel aus. Es gibt derzeit zwei Marktgebiete (NetConnect Germany und Gaspool), mit je einem Marktgebietsverantwortlichen – dieser sorgt für die effiziente Abwicklung des Gasnetzzugangs und des Marktgeschehens. 2021 wurden diese Marktgebiete zu einem Marktgebiet zusammengefasst. Damit sollen weitere Effizienzgewinne dem Verbraucher zugutekommen. Auf dem deutschen Gasmarkt agieren derzeit 15 Ferngasnetzbetreiber; weitere Akteure sind die über 700 Verteilernetzbetreiber, 30 Speicherbetreiber sowie über 1.000 Groß- und Endverbraucherhändler. Mit dem EU-Binnenmarktpaket zur Strom- und Erdgasmarktliberalisierung, zuletzt geändert mit dem Dritten Binnenmarktpaket, werden die Tätigkeitsbereiche der Marktakteure neu festgelegt. Um den Wettbewerb zu fördern, werden die Betreiber von Gasversorgungsnetzen und Speichern vom Erdgashandel getrennt. Reguliert werden die Elektrizitäts- und Gasversorgungsnetze von der Bundesnetzagentur und den Landesregulierungsbehörden.
Zusammensetzung des Gaspreises für Endkunden
Der Handelspreis für Gas ergibt sich als Ergebnis aus Angebot und Nachfrage auf dem Gasmarkt. Er bildet die Grundlage für die Beschaffungskosten der Gaslieferanten, die zusammen mit den Vertriebskosten und der Marge in die Kalkulation des Endkundenpreises einfließen. Weitere Bestandteile des Endkundenpreises sind Entgelte für die Netznutzung, die Messung sowie den Messstellenbetrieb. Unter zusätzlicher Berücksichtigung von Konzessionsabgabe, Gassteuer und Umsatzsteuer ergibt sich der Gaspreis, den Endkunden an ihre Gaslieferanten zahlen. Seit 2021 fallen auf Erdgas zusätzlich Kosten aus der CO2-Bepreisung nach dem Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG) an.
Weitere Informationen zu den Gaspreisen erhalten Sie im jährlich erscheinenden Monitoringbericht der Bundesnetzagentur und des Bundeskartellamts.
Erdgasmobilität
Erdgas als Kraftstoff voranzubringen ist eines der Mittel, um die CO2-Emissionen des Verkehrs zu reduzieren. Erdgasfahrzeuge mit CNG-Antrieb stoßen keine Partikel und kaum Stickoxide aus. Überdies steigt der Anteil von Biomethan an den Tankstellen, so dass in vielen Regionen CNG-Pkw fast klimaneutral fahren können. Die Energiewirtschaft hat angekündigt, dass in der Zukunft auch zunehmend Bio-LNG angeboten wird, das in Lkw als Kraftstoff genutzt wird.
LNG kommt aufgrund seiner Vorteile für die Luftqualität und Potentiale zur Senkung von Treibhausgasemissionen auch zunehmend als Schiffskraftstoff zum Einsatz. In der vorwiegend mit Schweröl fahrenden weltweiten Schiffsflotte stellt LNG allerdings noch ein Nischenprodukt dar. Weniger als 1 % der sich in Betrieb befindlichen Schiffe werden mit LNG angetrieben. Mit einem Anteil von knapp 20 % in den Auftragsbüchern für Schiffsneubauten (Stand April 2021) ist aber mit einem deutlichen Ausbau der LNG-Flotte zu rechnen. Damit die Schifffahrt klima- und umweltfreundlicher wird, müssen – im Sinne einer Maritimen Energiewende - Schiffsantriebe von fossilen, ölbasierten auf alternative, zunehmend Treibhausgas-neutrale Kraftstoffe umgestellt werden. LNG kann dabei eine Übergangsrolle einnehmen. Bereits heute werden Beimischungen von erneuerbarem Bio-Methan erprobt.
© Destatis Energiesteuerstatistik; Zukunft Gas; BDEW
Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur.