Farbige Darstellung eines Bauteils in einem Laptop

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Ein zentrales Projekt des europäischen IPCEI (Important Project of Common European Interest) Industrial Cloud kann jetzt die Arbeit aufnehmen: Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hat den vorzeitigen Beginn des Projekts von SAP genehmigt. Damit kann SAP jetzt noch vor der finalen Beihilfeentscheidung der Europäischen Kommission mit seinem Vorhaben beginnen. An dem IPCEI sind zwölf Mitgliedstaaten beteiligt. Das Projekt von SAP ist das erste der insgesamt 22 deutschen Projekte.

Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Robert Habeck: „Das gemeinsame europäisches Projekt Industrial Cloud ist ein zentrales Vorhaben für mehr Resilienz und für eine stärkere digitale Souveränität in der EU. Wir brauchen eine starke europäische Cloud-Infrastruktur. Daher ist es wichtig, hier mit Tempo voranzugehen, denn die internationale Konkurrenz schläft nicht. Deshalb ermöglichen wir jetzt den Start des Projekts von SAP. Damit kann eine wichtige Grundlage für das Gesamtprojekt und verschiedene Teilvorhaben gelegt werden. Die zügige beihilferechtliche Genehmigung des IPCEI Industrial Cloud ist dann der nächste Schritt und hat für mich hohe Priorität.“

Im Rahmen des IPCEI Industrial Cloud arbeiten europaweit 150 Unternehmen und Forschungseinrichtungen zusammen. Das Gesamtinvestitionsvolumen aller europäischer Partner liegt bei rund fünf Milliarden Euro.

Das IPCEI Industrial Cloud soll zentrale und dezentrale Rechenkapazitäten unterschiedlichster Akteure auf einer gemeinsamen technologischen Grundlage zusammenführen. So wird eine anbieterunabhängige Datenverarbeitung in Echtzeit über Unternehmens- und Ländergrenzen hinweg möglich. Dies eröffnet der Industrie neue Ebenen für innovative digitale Geschäftsmodelle. Das Ziel sind fortschrittliche Cloud-Lösungen, die ein hochleistungsfähiges Angebot für die selbstbestimmte Speicherung, Nutzung und Verarbeitung von Unternehmensdaten in Europa ermöglichen. Dabei ist das IPCEI synchronisiert mit Gaia-X. Das BMWK beabsichtigt eine weitere Förderrichtlinie zum IPCEI mit dem Schwerpunkt der nachhaltigen und resilienten Nutzungsszenarien zu veröffentlichen.

SAP entwickelt zusammen mit anderen IPCEI-Partnern aus weiteren Mitgliedsstaaten verschiedene Referenzarchitekturen und Softwarekomponenten inklusive Schnittstellen für eine offene und hoch interoperable europäische Cloud-Infrastruktur. Das Projekt ist ein zentraler Baustein des IPCEI Industrial Cloud.

Große Förderprojekte wie dieses können üblicherweise erst nach der Beihilfeentscheidung durch die Europäische Kommission und der Erteilung eines nationalen Zuwendungsbescheids starten. Aufgrund der Entscheidung des BMWK kann SAP bereits eigenständig in den Projektbeginn investieren, ohne die erwartete formale Genehmigung der Europäischen Kommission abwarten zu müssen.

Zum Instrument der IPCEI:
Ein Important Project of Common European Interest (IPCEI) ist ein europäisches Beihilfeninstrument, mit dem hoch-innovative, pan-europäische Investitionsprojekte durch die jeweiligen Mitgliedstaaten gefördert werden können. Die überwiegend privatwirtschaftlich finanzierten Projekte werden durch die Förderung unterstützt, um komplexe investitionsintensive Entwicklungsvorhaben auf den Weg zu bringen, die ansonsten nicht realisiert werden könnten. Voraussetzung für eine Förderung ist, dass die Vorhaben durch umfassende Vernetzung untereinander gemeinsam zu den strategischen Zielen der Europäischen Union beitragen, mindestens vier europäische Mitgliedstaaten beteiligt sind und positive „Spill-over“-Effekte auf den gesamten Binnenmarkt entstehen.

Zum SAP-Projekt:
SAP beabsichtigt, offene Referenzarchitekturen (ORA) für eine paneuropäische Cloud-Edge-Infrastruktur mitzuentwickeln, um die Digitalisierung und digitale Souveränität für die Industrie voranzutreiben. Das Projekt „ORA“ ermöglicht den Umgang mit Software und Daten unter offenen und fairen Wettbewerbsbedingungen. Erreicht wird das durch den Einsatz von gemeinsamen Schnittstellen, KI-Basisdiensten, anbieterübergreifender Optimierung der Datenverarbeitungsprozesse und eines gemeinsamen Betriebssystems. So haben andere Cloud- und Lösungsanbieter, insbesondere KMU, die Möglichkeit, sich mit einer niedrigen Eintrittsbarriere in das dezentrale Ökosystem zu integrieren. Darüber hinaus will ORA offene Schnittstellen nutzen, indem eine gemeinsame Dienste- und Berechtigungslösung entwickelt wird. Im Ergebnis wird die technische Interoperabilität verschiedener Anwendungen und Daten sichergestellt. Alle Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten werden deutlich über den globalen Stand der Technik hinausgehen und den Bedarf der Industrie hinsichtlich Energieeffizienz, Nachhaltigkeit, IT-Sicherheit und Offenheit gerecht werden.