10 Jahre Außenwirtschaftsförderung durch Germany Trade & Invest

Germany Trade & Invest, kurz GTAI, ist die Außenwirtschaftsförderungsgesellschaft des Bundes. Seit zehn Jahren unterstützt sie deutsche Unternehmen bei der Suche nach neuen Exportmärkten und ausländische Investoren bei der Suche nach neuen Standorten in Deutschland. Darüber hinaus vermittelt sie Kooperationen zwischen Unternehmen. So trägt die GTAI dazu bei, Wachstum und Beschäftigung in Deutschland zu sichern.

Für Deutschland als Volkswirtschaft in der Mitte Europas sind enge wirtschaftliche Beziehungen mit dem Ausland von zentraler Bedeutung. Starke Handels- und Investitionsbeziehungen fördern das inländische Wachstum und tragen damit entscheidend zur Sicherung des Wohlstands bei. Wichtige Voraussetzungen dafür sind ein möglichst offener Zugang zu ausländischen Märkten und attraktive Rahmenbedingungen für Investitionen. Das alleine reicht aber nicht aus. Entscheidend ist, dass die relevanten Akteure im In- und Ausland auch davon erfahren. Der Wissens- und Informationsaustausch über ausländische Märkte und inländische Standorte ist das Geschäft der GTAI. Dabei steht die mittelständische Wirtschaft besonders im Fokus.

Von Deutschland in die Welt – Trade

99,5 Prozent aller Unternehmen in Deutschland sind kleine und mittlere Unternehmen. Sie stellen knapp 60 Prozent aller Arbeitsplätze und über 80 Prozent aller Ausbildungsplätze.[1] Viele Mittelständler sind auch international erfolgreich. Der „German Mittelstand“ gilt weltweit als Erfolgsmodell.

Gleichzeitig stellt der Weg ins Ausland aber gerade kleine und mittlere Unternehmen vor große Herausforderungen. Während Konzerne und Großunternehmen umfangreiche Rechtsabteilungen unterhalten und Dienstleister zur Marktbeobachtung beschäftigen, sind solche Ressourcen bei kleineren Unternehmen in der Regel nicht vorhanden. Hier kommt die GTAI ins Spiel: Sie bietet fundierte, gut aufbereitete Informationen zu allen wichtigen Auslandsmärkten. Am Standort Bonn bereiten GTAI-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter relevante Informationen zu Zollvorschriften, Wirtschaftsrecht und interessanten Auslandsmärkten auf und stellen sie exportinteressierten Unternehmen zur Verfügung. Darüber hinaus beantworten sie auch ganz praktische Fragen, beispielsweise zu chinesischen Zollsätzen für Kreuzschlitzschrauben oder zu Urlaubstagen nach indischem Arbeitsrecht. Von ihrer Expertise können selbstverständlich alle Unternehmen profitieren.

Getrennte Anfänge – die (Vor-)Geschichte der GTAI

Die Förderung des Außenhandels in Deutschland geht bis ins Jahr 1951 zurück, als die Bundesauskunftsstelle für den Außenhandel und spätere Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai) gegründet wurde. Sie sollte den Wirtschaftsaufschwung sichern und vorantreiben. 1997 begann die zentrale Vermarktung des Wirtschaftsstandortes Deutschland im Ausland. Verantwortlich dafür: Die „The New German Länder – Industrial Investment Council GmbH“, die ausländische Investoren für die Neuen Länder warb, und das Büro des Beauftragten für Auslandsinvestitionen Hilmar Kopper, später „Invest in Germany GmbH“, das sich für Deutschland insgesamt um die weltweite Vermarktung kümmerte. Diese beiden Gesellschaften fusionierten 2007. Im Jahr 2009 verschmolzen dann bfai und Invest in Germany – die Geburtsstunde der GTAI.

Weltweit vor Ort – an über 50 Standorten

Neben diesen „harten Fakten“ spielen aber auch qualitative Informationen aus erster Hand eine entscheidende Rolle, um eine umfassende Einschätzung über mögliche Exportmärkte anbieten zu können. Um die Stimmung vor Ort einzufangen und einen ungefilterten Blick zu ermöglichen, unterhält die GTAI ein Netzwerk von Korrespondentinnen und Korrespondenten an über 50 Auslandsstandorten. Hinzu kommen Reisekorrespondenten der GTAI, die unterschiedliche Länder regelmäßig besuchen und von dort berichten. Die Korrespondentinnen und Korrespondenten sind vor Ort gut vernetzt. Dabei ist die GTAI frei von wirtschaftlichen Interessen. Ziel ist es, objektiv und sachlich zu informieren. Die Auslandsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter sind gleichzeitig Beobachter der Investorenszene in den Gastländern und vermitteln bei Bedarf Kontakte nach Deutschland. Um möglichst umfassende Informationen bereitstellen zu können, kooperiert die GTAI eng mit den Auslandshandelskammern.

Investoren für Deutschland – Invest

Die GTAI ist zudem gezielt auf relevanten Messen und Veranstaltungen vertreten. Weltweit sprechen GTAI-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter jedes Jahr über 3.000 Firmen an, werben für den Wirtschaftsstandort Deutschland und beraten interessierte Unternehmen zu Investitionsvorhaben. Zwar ist Deutschland allgemein als attraktiver Standort bei ausländischen Investoren bekannt, dennoch brauchen potenzielle Interessenten auf dem Weg zur Umsetzung häufig noch einen Lotsen durch die manchmal komplizierte föderale Struktur und mitunter einen Übersetzer und Erklärer deutscher Besonderheiten. Das Angebot der GTAI umfasst aktuelle Branchenanalysen und Konjunkturberichte aus Deutschland und wird mit individuell zugeschnittenen Markteintrittsszenarien sowie konkreten Informationen zu steuerlichen und rechtlichen Aspekten, zu Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten und zur Unternehmensgründung abgerundet.

Wenn sich ein Investor für einen deutschen Standort entschieden hat, werden die Projekte an das zuständige Land übergeben. Die Wirtschaftsfördergesellschaften der Länder sind enger Kooperationspartner der GTAI.

Der Standortwettbewerb um ausländische Direktinvestitionen hat sich im Zeitalter der Globalisierung auf allen Kontinenten verschärft. Dies macht eine professionelle Information und Kommunikation in diesem Bereich noch wichtiger, um auch in Zukunft weiterhin von den Chancen einer engen internationalen Vernetzung profitieren zu können.

Schwerpunkt Neue Bundesländer

Ein besonderes Anliegen der GTAI ist die Förderung der Internationalisierung der Wirtschaft in den Neuen Ländern – ein Baustein zur Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse. Die Wirtschaftskraft Ostdeutschlands hat zwar den Durchschnitt der Europäischen Union so gut wie erreicht, lag 2018 aber bei lediglich rund 75 Prozent des westdeutschen Vergleichswertes. Die Bruttolöhne und -gehälter und die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte erreichen heute etwa 85 Prozent des westdeutschen Niveaus.

Aktuell sind Unternehmen in den Neuen Ländern weniger exportorientiert und haben weniger Kunden oder Partnerunternehmen im Ausland als Firmen in Westdeutschland. Zwar stieg die Exportquote des verarbeitenden Gewerbes in den Neuen Ländern 2018 auf über 36 Prozent, lag damit aber immer noch deutlich unter der Exportquote westdeutscher Unternehmen (gut 50 Prozent). Die GTAI versucht daher, Unternehmen in den Neuen Ländern gezielt anzusprechen und ihnen Exportchancen aufzuzeigen. Zugleich setzt sie sich dafür ein, insbesondere auch die ostdeutschen Länder als attraktive Investitionsstandorte im Ausland bekannt zu machen.

Standortvorteil Deutschland: „Germany Works.“

Um das positive Image der deutschen Wirtschaft im Ausland weiter zu fördern, wirbt die GTAI für den Wirtschaftsstandort Deutschland mit einer neuen Kampagne. Diese stellt die Besonderheiten des Standortes vor, ohne sich dabei auf einzelne Regionen oder Ballungszentren zu fokussieren. Der Titel der Kampagne „Germany Works.“ soll dabei die Standortvorteile in Deutschland griffig auf einen Punkt bringen.

Grundgedanke der Kampagne ist es, die Partner der GTAI – das sind vor allem die Länder und deren Wirtschaftsförderer, Auslandshandelskammern und die deutschen Botschaften weltweit – durch übergreifende Elemente zu unterstützen und zugleich sichtbar zu einem gemeinsamen Ganzen zu verbinden. Durch die Möglichkeit eines Co-Branding und die Flexibilität der Motive bleibt gleichzeitig weiterhin Raum, die eigene Identität zu transportieren.

Die Kampagne schafft Möglichkeiten für unterschiedliche Institutionen und Einrichtungen, von Wirtschaftsförderern über Verbände, Kammern bis hin zu Forschungseinrichtungen, sich dieser Botschaft anzuschließen.

Perspektiven für die Zukunft

Mit der Kampagne geht die GTAI einen weiteren Schritt in Richtung zentrale Außenwirtschaftsagentur des Bundes. Als Knotenpunkt eines weit gespannten Netzwerkes im In- und Ausland unterhält Germany Trade & Invest enge Beziehungen zu zahlreichen Partnern. Diese Rolle soll in den kommenden Jahren noch mehr im Fokus stehen. Gerade in Zeiten, in denen das System des freien Handels von verschiedenen Seiten in Frage gestellt wird, ist die Rolle der GTAI als verlässlicher Ansprechpartner für in- und ausländische Unternehmen und für die Partner und Stakeholder der Außenwirtschaftsförderung von wachsender Bedeutung. Das heißt auch, dass die GTAI auf aktuelle Entwicklungen im In- und Ausland – wie etwa den Brexit, Wachstumsmärkte in Afrika oder die Einführung eines gesamtdeutschen Fördersystems für strukturschwache Regionen – schnell reagieren und die eigenen Schwerpunkte dynamisch den Bedarfen der Wirtschaft anpassen muss.

Weitere Informationen:
Internetauftritt der GTAI: www.gtai.de
Internetaufritt der Dachkampagne: germanyworks.com

Kontakt: Dr. Sandra Anclam-Rühle,
Elena Brosch-Pahlke
Referat: Außenwirtschaftsförderung, Task Force
Wirtschaftsnetzwerk Afrika

[1] Die Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2017. Quelle: IfM Bonn, www.ifm-bonn.org.