In Kürze:
Der Nowcast für die saison- und kalenderbereinigte Veränderungsrate des BIP im zweiten Quartal 2020 beträgt -2,6 % (Stand 9. April). [1]

Das Prognosemodell ermittelt als Nowcast für das BIP im zweiten Quartal 2020 einen saison- und kalenderbereinigten Rückgang des BIP um 2,6 % gegenüber dem Vorquartal. Der Nowcast ist eine täglich aktualisierte, rein technische Prognose, bei der es sich weder um die Prognose des BMWi noch um die offizielle Projektion der Bundesregierung handelt. Das amtliche Ergebnis für das zweite Quartal 2020 wird vom Statistischen Bundesamt in seiner Schnellmeldung am 30. Juli 2020 veröffentlicht.

In der aktuellen Ausgabe der Schlaglichter der Wirtschaftspolitik wird zum ersten Mal der Nowcast für das zweite Quartal veröffentlicht. Abbildung 1 zeigt die Entwicklung des Nowcast im Zeitverlauf. Beim Datenstand zu Redaktionsschluss (9. April)liegen Information zur Produktion, den Auftragseingängen und dem Außenhandel für den Berichtsmonat Februar vor. Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die deutsche Wirtschaft sind in diesen Indikatoren allerdings allenfalls in sehr begrenztem Umfang enthalten. Aufgrund fehlender Daten für das zweite Quartal ist die Prognoseunsicherheit besonders hoch.

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Entwicklung des BIP Nowcast für das zweite Quartal 2020 im Zeitablauf

© Now-Casting Economics Ltd.

Seit der ersten Schätzung am 1. Januar bewegte sich der Nowcast für das erste Quartal 2020 oberhalb der Nulllinie, bis schlechte Nachrichten aus dem Euroraum ab Ende März mehrfach negativ überraschten. Daneben hat ab April die schwache Entwicklung der Pkw-Neuzulassungen sowie der Bauproduktion zu Abwärtsrevisionen des Nowcast beigetragen.

Aus Sicht des BMWi ist der Ausblick für die wirtschaftliche Entwicklung im zweiten Quartal deutlich negativer als der statistische Nowcast es derzeit nahelegt. In den kommenden Monaten dürfte der Nowcast stärker reagieren, wenn schrittweise Daten eintreffen, die sich auf den März und den April beziehen. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie – wie die Störung grenzüberschreitender Lieferketten und Nachfragerückgänge sowie der Verhaltensänderungen der Konsumenten – dürften sich nach und nach deutlicher in Indikatoren niederschlagen. Grundsätzlich gilt jedoch zu beachten, dass die Fähigkeit eines Nowcasts begrenzt ist, eine solch außerordentliche Kehrtwende in der konjunkturellen Entwicklung, wie sie derzeit global bevorsteht, vorab treffsicher abzubilden.

Das Modell
Das Modell zur Prognose des deutschen Bruttoinlandsprodukts wird von Now-Casting Economics Ltd. betrieben. Der hier veröffentlichte Nowcast ist eine rein technische, modellbasierte Prognose. Die Schätzungen sind mit einer hohen statistischen Unsicherheit behaftet, die mit Modellprognosen immer einhergeht. Es handelt sich bei dem Nowcast weder um die Prognose des BMWi noch um die offizielle Projektion der Bundesregierung.

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Für nähere Erläuterungen zur Methode, den verwendeten Daten und der Interpretation des Modells siehe Senftleben und Strohsal (2019): „Nowcasting: Ein Echtzeit-Indikator für die Konjunkturanalyse“, Schlaglichter der Wirtschaftspolitik, Juni 2019, Seite 9-11, und Andreini, Hasenzagl, Reichlin, Senftleben und Strohsal (2019) „Nowcasting German GDP“, CEPR Working Paper No. 14323.