Google-Anfragen für die Konjunktur-Analyse

Die Auswertung von Suchbegriffen zeigt, wie die Menschen die wirtschaftliche Situation sehen.

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Abbildung 1: Economic Sentiment Index

© Google Trends

Die verzögerte Verfügbarkeit amtlicher Wirtschaftsstatistiken ist für die Konjunkturbeobachtung ein altbekanntes Problem. Aber gerade in Zeiten erhöhter Unsicherheit, wie jetzt in der Corona-Pandemie, sind zeitnahe Einschätzungen zur aktuellen wirtschaftlichen Lage wichtig.

Ein Team von Wissenschaftlern an der Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich hat für die Schweiz nun einen tagesaktuell verfügbaren Indikator zur „wahrgenommenen wirtschaftlichen Situation“ entwickelt, der auf der Häufigkeit bestimmter Google-Suchanfragen basiert. www.trendecon.org

Hierzu wurden Tagesdaten zur Zahl von Google-Anfragen mit den Suchbegriffen „arbeitslos“, „Insolvenz“, „Kurzarbeit“ und „Wirtschaftskrise“ ausgewertet und zu einem Index verdichtet. Der Kerngedanke der Forscher ist: Jemand, der arbeitslos wird oder befürchtet arbeitslos zu werden, wird sich hierzu auch im Internet informieren. Daher gibt die Häufigkeit dieser Suchbegriffe Auf-schluss über die Wahrnehmung der allgemeinen wirtschaftlichen Situation.

Die Konjunkturexperten des BMWi haben diesen Ansatz für Deutschland repliziert. Der Index basiert auf wöchentlichen Daten, um dem Saisoneinfluss einzelner Wochentage entgegen zu wirken. Die Ergebnisse zeigen einen scharfen Einbruch der wahrgenommenen ökonomischen Situation in der zweiten Märzhälfte, aber auch eine bereits einsetzende Erholung in den Folgemonaten.

Wie gut der ermittelte Index die tatsächliche Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts oder anderer Konjunk-turkennzahlen widerspiegelt, ist zum aktuellen Zeitpunkt jedoch nicht klar. Um dies zu beurteilen, sind längere Datenreihen und weiterführende statistische Auswertungen notwendig. Aber der Indikator hilft, die wirtschaftliche Entwicklung in Echtzeit und bis zum aktuellen Rand zu verfolgen, während die meisten anderen Konjunk-turindikatoren erst mit deutlichem Verzug veröffentlicht werden.

Kontakt:
Dr. Jin-Kyu Jung
Referat: Beobachtung, Analyse und Projektion der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung
schlaglichter@bmwi.bund.de


BMWi unterstützt EXIST-Start-ups in der Corona-Krise

Schnelle und unbürokratische Hilfe für junge innovative Unternehmen

Labor

© Getty Images

Die Einschränkungen des Wirtschaftslebens durch die Corona-Pandemie hat junge innovative Unternehmen, die kurz vor einem Markteintritt standen, stark getroffen. Quasi über Nacht wurden wichtige Messen, Kundentermine oder Finanzierungsgespräche abgesagt. Investitionen in Start-ups durch Business Angel und andere Wagniskapitalgeber oder Investitionen von Unternehmen überhaupt wurden auf Eis gelegt. Für die durch das BMWi mit EXIST-Gründerstipendium oder EXIST-Forschungstransfer geförderten innovativen Start-ups aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen drohte ein plötzliches Scheitern der zum Teil mehrjährigen Projekte und damit auch ein Verlust der Fördergelder.

Bereits am 19. März 2020 entschied daher das BMWi in Abstimmung mit dem Europäischen Sozialfonds (ESF), dass bei allen Projekten, die kurz vor einem Auslaufen der Förderung standen, je nach Bedarfssituation kostenneutrale oder mit einer Aufstockung verbundene Laufzeitverlängerungen von drei Monaten unbürokratisch auf einen digital eingereichten formlosen Antrag hin gewährt werden können. Bis Ende April wurden auf diesem Wege 42 EXIST-Gründerstipendien im Umfang von insgesamt rund 784.000 Euro und 5 Projekte im EXIST-Forschungstransfer mit rund 200.000 Euro verlängert. Diese kurzfristigen Unterstützungsmaßnahmen haben u. a. der Bundesverband der Deutschen Start-ups und der Wissen-schaftliche Beirat beim BMWi positiv gewürdigt.

Als weitere Sofortmaßnahme entschied das BMWi, dass EXIST-Vorhaben, die einen medizinischen Beitrag zur Lösung der Corona-Pandemie leisten können, ihre Entwicklungs-vorhaben neu ausrichten bzw. erweitern können und die dafür erforderlichen Mittel erhalten. In zunächst einem Fall wurde durch eine kurzfristige Entscheidung der zuständigen Experten-Jury für den EXIST-Forschungstransfer das Vorhaben „Impfkraft“ um 1,3 Millionen Euro aufgestockt. Das Gründerteam von der Universität Tübingen arbeitet an einer vielversprechenden plattformbasierten Methode zur Entwicklung eines Impfstoffes gegen das Corona-Virus Sars-CoV-2. Die umfang-reichen Fördermittel werden für die Entwicklung und vor allem die zunächst notwendigen klinischen Studien für den potenziellen neuen Impfstoff benötigt. Damit gibt es in Deutschland neben den international bereits bekannten Ansätzen von Biontech und CureVac einen weiteren technologisch sehr interessanten Ansatz zur Entwicklung eines wirksamen Schutzes gegen die gefährliche Lungenkrankheit Covid 19.

Negative Auswirkungen der Pandemie auf die Gründungsaktivitäten an deutschen Hochschulen sind aktuell nicht erkennbar – im Gegenteil: Die Antragszahlen in beiden Programmsäulen sind bisher stabil.

Mehr zum Thema:
Informationen zum Förderprogramm finden Sie unter: www.exist.de
Kontakt:
Dr. Stefan Drews
Referat: Inlandsbürgschaften, innovative Gründungen, Internationalisierung der Start-up-Finanzierung
schlaglichter@bmwi.bund.de