In Kürze:
Der Nowcast für die saison- und kalenderbereinigte Veränderungsrate des BIP im zweiten Quartal 2020 beträgt -6,0 % (Stand 12. Juni). [1]

Das Prognosemodell ermittelt als Nowcast für das BIP im zweiten Quartal 2020 einen saison- und kalenderbereinigten Rückgang des BIP um 6,0 % gegenüber dem Vorquartal. Der Nowcast ist eine täglich aktualisierte, rein technische Prognose, bei der es sich weder um die Prognose des BMWi noch um die offizielle Projektion der Bundesregierung handelt. Das amtliche Ergebnis für das zweite Quartal 2020 wird vom Statistischen Bundesamt in seiner Schnellmeldung voraussichtlich am 30. Juli 2020 veröffentlicht.

Abbildung 1 zeigt die Entwicklung des Nowcast im Zeitverlauf. Zu Beginn des zweiten Quartals zeigten sich die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise maßgeblich in Umfragedaten. Der Nowcast lag am 1. April bei rund -2 %. Seitdem sorgten insbesondere schlechte Nachrichten zur wirtschaftlichen Entwicklung aus dem Euroraum sowie die Ergebnisse der Wirtschaftsstatistiken zur deutschen Wirtschaft für den Berichtsmonat März zu kontinuierlichen und substanziellen Abwärts­revisionen des Nowcast. Im Mai kam es im Zuge einer Aufhellung wichtiger Stimmungsindikatoren zu einer zwischenzeitlichen Verbesserung, die jedoch durch Daten für den Berichtsmonat April zu Produktion, Auftragseingängen und Exporten kompensiert wurde. Aufgrund der noch spärlichen Datenlage zum zweiten Quartal ist die Prognoseunsicherheit allerdings noch sehr hoch.

Entwicklung des BIP Nowcast für das zweite Quartal 2020 (Saison-und kalenderbereinigtes Wachstum ggü. Vorquartal) Bild vergrößern

Entwicklung des BIP Nowcast für das zweite Quartal 2020 (Saison-und kalenderbereinigtes Wachstum ggü. Vorquartal)

© Now-Casting Economics Ltd.

Aus Sicht des BMWi ist der Ausblick für die wirtschaftliche Entwicklung im zweiten Quartal noch negativer als der statistische Nowcast es derzeit nahelegt. Zum einen dürfte die Corona-Krise einen Strukturbruch in den Daten darstellen. Zum anderen werden ihre Auswirkungen aufgrund der wenigen verfügbaren Daten gegenwärtig noch un-terschätzt. In den kommenden Wochen dürfte der Nowcast stärker reagieren, sobald weitere Indikatoren für den Monat Mai eintreffen.

Das Modell
Das Modell zur Prognose des deutschen Bruttoinlandsprodukts wird von Now-Casting Economics Ltd. betrieben. Der hier veröffentlichte Nowcast ist eine rein technische, modellbasierte Prognose. Die Schätzungen sind mit einer hohen statistischen Unsicherheit behaftet, die mit Modellprognosen immer einhergeht. Es handelt sich bei dem Nowcast weder um die Prognose des BMWi noch um die offizielle Projektion der Bundesregierung.

[1] Für nähere Erläuterungen zur Methode, den verwendeten Daten und der Interpretation des Modells siehe Senftleben und Strohsal (2019): „Nowcasting: Ein Echtzeit-Indikator für die Konjunkturanalyse“, Schlaglichter der Wirtschaftspolitik, Juni 2019, Seite 9-11, und Andreini, Hasenzagl, Reichlin, Senftleben und Strohsal (2019) „Nowcasting German GDP“, CEPR Working Paper No. 14323.