In Kürze
Der Nowcast für die saison- und kalenderbereinigte Veränderungsrate des BIP beträgt +0,4% für das erste Quartal 2021 (Stand 9. Dezember)[1]

Das Prognosemodell ermittelt als Nowcast für das erste Quartal 2021 einen saison- und kalenderbereinigten Anstieg des BIP um 0,4 % gegenüber dem Vorquartal. Der Nowcast ist eine täglich aktualisierte, rein technische Prognose, bei der es sich weder um die Prognose des BMWi noch um die offizielle Projektion der Bundesregierung handelt. Erste amtliche Ergebnisse für das erste Quartal 2021 werden vom Statistischen Bundesamt Ende April 2021 veröffentlicht.

Die Abbildung zeigt die Entwicklung des Nowcast im Zeitverlauf. Zu Beginn des vierten Quartals 2020 lag der Nowcast für das erste Quartal 2021 auf Basis der seinerzeit aktuellen Datenlage zunächst bei +1,6 %. Nachdem Anfang Oktober die aktuellen Indikatoren zum Produzierenden Gewerbe sowie zum Außenhandel für den Berichtsmonat August veröffentlicht wurden, verringerte sich der Schätzwert allerdings. Deutlicher wurde der Nowcast jedoch von der Entwicklung der Konjunktur in Europa sowie von Stimmungsindikatoren enttäuscht. Die Talfahrt wurde erst Ende Oktober mit der Veröffentlichung der ersten BIP-Ergebnisse für das dritte Quartal 2020 beendet. Diese fielen besser aus als von der Modellrechnung erwartet, und auch die Daten zum Produzierenden Gewerbe für den Berichtsmonat September haben positiv überrascht. Seit Mitte November verzeichnet der Nowcast allerdings immer wieder Abwärtskorrekturen. Beigetragen haben neben den Indikatoren für das Produzierende Gewerbe, Außenhandelsdaten und Stimmungsindikatoren vor allem schlechte Nachrichten zur europäischen Konjunktur. Die leichte Aufwärtsrevision der Ergebnisse zum BIP im dritten Quartal 2020 vom 24. November beflügelte den Nowcast ebenfalls nicht. Im Ergebnis beträgt der Nowcast Anfang Dezember +0,4 %.

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Entwicklung des BIP Nowcast für das erste Quartal 2021

© Now-Casting Economics Ltd.

Derzeit ist die Prognoseunsicherheit besonders hoch. Zum einen befindet sich die deutsche Konjunktur noch immer in einer einmaligen Ausnahmesituation, weshalb der Zusammenhang zwischen Indikatoren und der wirtschaftlichen Entwicklung derzeit schwer in empirischen Modellen abzubilden ist. Zum anderen hängt der weitere Verlauf stark vom sich derzeit äußerst dynamisch entwickelnden Infektionsgeschehen und den in der Folge ergriffenen politischen Maßnahmen ab.

Aus fachlicher Sicht erscheint das von dem Modell prognostizierte BIP-Wachstum im ersten Quartal 2021 zwar nicht gänzlich unrealistisch, aber etwas zu optimistisch. Ein Grund sind die zuletzt wieder stark erhöhten Infektionszahlen und die dadurch notwendigen Maßnahmen der Bundesregierung zur Eindämmung und Kontaktreduzierung, die den privaten Konsum und die Wertschöpfung in den betroffenen Branchen belasten. Diese Entwicklungen bilden sich in den im Modell enthaltenen Indikatoren noch nicht hinreichend ab. Wie die weitere Entwicklung im Winter tatsächlich ausfällt, wird sich in den kommenden Monaten zeigen, wenn nicht nur Stimmungsindikatoren, sondern die „harten“ amtlichen Daten für das Gesamtjahr 2020 und erste Monatsdaten für das erste Quartal 2021 veröffentlicht werden. Der Nowcast wird zudem mit zusätzlicher Unsicherheit behaftet sein, bis sich die Auswirkungen des Winter-Lockdowns in den Daten niederschlagen.

Das Modell
Das Modell zur Prognose des deutschen Bruttoinlandsprodukts wird von Now-Casting Economics Ltd. betrieben. Der hier veröffentlichte Nowcast ist eine rein technische, modellbasierte Prognose. Die Schätzungen sind mit einer hohen statistischen Unsicherheit behaftet, die mit Modellprognosen immer einhergeht. Es handelt sich bei dem Nowcast weder um die Prognose des BMWi noch um die offizielle Projektion der Bundesregierung.

[1] Für nähere Erläuterungen zu der Methode, den verwendeten Daten und der Interpretation des Modells, siehe Senftleben und Strohsal (2019): „Nowcasting: Ein Echtzeit-Indikator für die Konjunkturanalyse“, Schlaglichter der Wirtschaftspolitik, Juni 2019, Seite 9–11, und Andreini, Hasenzagl, Reichlin, Senftleben und Strohsal (2020) „Nowcasting German GDP“, CEPR DP14323.