Illustration von Sven Giegold

SVEN GIEGOLD

Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz

HERR GIEGOLD, „TRANSFORMATION GESTALTEN“ FORDERT DER JWB 2022 – WO IST DER STRUKTURWANDEL BESONDERS DRINGEND?
Die langfristigen Herausforderungen sind beachtlich. Vor allem müssen wir die Art, wie wir wirtschaften und leben, in Einklang mit den planetaren Grenzen bringen, sowie Deutschland und Europa auf den Kurs ökologischer Transformation und digitaler Innovationen. Das bedeutet ein Jahrzehnt der Zukunftsinvestitionen – privat wie öffentlich. Angesichts der demografischen Trends müssen wir nicht zuletzt mehr dafür tun, zusätzliche Fachkräfte zu gewinnen.

VON DER „SOZIALEN“ ZUR „SOZIALÖKOLOGISCHEN MARKTWIRTSCHAFT“ – REVOLUTION ODER WEITERENTWICKLUNG?
Weiterentwicklung – aber tiefgreifend. Revolutionen sind bei Lichte betrachtet ohnehin selten. Die Soziale Marktwirtschaft, die Innovationen, Wettbewerb und sozialen Ausgleich verbindet, hat sich grundsätzlich bewährt. Doch die gewachsene soziale Ungleichheit und mehr noch die Plünderung unseres Planeten verlangen Korrekturen am Ordnungsrahmen, damit wir unsere Erfolgsgeschichte fortschreiben können. Die Zeit ist reif für eine sozial-ökologische Marktwirtschaft.

DER JWB 2022 ENTHÄLT ERSTMALS EIN EIGENSTÄNDIGES KAPITEL MIT EINER ERWEITERTEN WOHLFAHRTSBETRACHTUNG – IST DAS BIP JETZT EGAL?
Nein, das BIP bleibt ein zentraler Maßstab für in Geld gemessene Produktion. Wichtig ist aber, dass wir uns stärker weitere Indikatoren anschauen, die unsere Lebensqualität bestimmen – so etwa zu Umwelt, Bildung, Sozialem und gleichwertigen Lebensverhältnissen. Mit dem JWB 2022 machen wir einen wichtigen Schritt in diese Richtung.