In Kürze: Der Nowcast für die saison- und kalenderbereinigte veränderungsrate des BIP beträgt +0,3 % für das erste Quartal 2022 (Stand 10. Januar).1

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1Für nähere Erläuterungen zu der Methode, den verwendeten Daten und der Interpretation des Modells siehe Senftleben und Strohsal (2019): „Nowcasting: Ein Echtzeit-Indikator für die Konjunkturanalyse“, Schlaglichter der Wirtschaftspolitik, Juli 2019, Seite 12–15, und Andreini, Hasenzagl, Reichlin, Senftleben und Strohsal (2020) „Nowcasting German GDP“, CEPR DP14323.

Für das erste Quartal 2022 prognostiziert der Nowcast einen saison- und kalenderbereinigten Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von 0,3 %. Von der Bundesregierung und dem BMWK unabhängig, liefert der Nowcast eine täglich aktualisierte, rein technische Prognose der Wirtschaftsleistung. Das Statistische Bundesamt veröffentlicht erst Ende April 2022 erste amtliche Ergebnisse zur tatsächlichen wirtschaftlichen Entwicklung des ersten Quartals 2022.

Der Verlauf des Nowcast kann durch die nebenstehende Abbildung nachvollzogen werden. Anfang Oktober prognostizierte der Nowcast eine Steigerung um 0,4 % im ersten Quartal 2022. Bis Anfang Dezember pendelte der Schätzwert zwischen diesem Startwert und einem Höchststand von 0,7 % hin und her. Für Auftrieb sorgten Ende Oktober Berichte zur Entwicklung des BIPs im dritten Quartal 2021. Anfang Oktober sowie Anfang Dezember waren gute Neuigkeiten zur europäischen Konjunktur für temporäre Sprünge verantwortlich. Zwischenzeitliche Gegenbewegungen wurden vor allem durch enttäuschende Veröffentlichungen verschiedener Stimmungsindikatoren verursacht. Verhaltene Umfrageergebnisse waren auch für den Einbruch bis Mitte Dezember auf -0,4 % verantwortlich. Anfang Januar kam es unter anderem aufgrund positiver Meldungen zum deutschen Außenhandel für den Berichtsmonat November zu einer starken Aufwärtskorrektur des Nowcast auf seinen aktuellen Prognosewert von 0,3 %.

Aus fachlicher Sicht erscheint das von dem Modell prognostizierte BIP-Wachstum im ersten Quartal 2022 ambitioniert. Im ersten Vierteljahr 2022 dürfte vor allem das aktuelle Infektionsgeschehen und die anhaltenden Lieferengpässe im Bereich Vorleistungsgüter und Rohstoffe eine große Rolle spielen. Die derzeitige Ausnahmesituation erschwert es empirischen Modellen, Kausalitäten zwischen Indikatoren und zukünftiger wirtschaftlicher Entwicklung zu schätzen. Deshalb gilt es, rein modellgestützte Prognosen mit Experteneinschätzungen zu stützen.

Aufgrund der rapiden Verbreitung der Omikron-Variante ist es derzeit ungewiss, welche Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie noch getroffen werden müssen. Wie die weitere Entwicklung unter den 2G-Plus-Regeln tatsächlich ausfällt, wird sich in den kommenden Monaten zeigen, wenn erste Indikatoren für das erste Quartal 2022 veröffentlicht werden. Die Bundesregierung legt mit der Jahresprojektion 2022 ihre nächste Vorausschätzung am 26. Januar im Rahmen der Veröffentlichung des Jahreswirtschaftsberichts vor.

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Das Modell

Das Modell zur Prognose des deutschen Bruttoinlandsprodukts wird von Now-Casting Economics Ltd. betrieben. Der hier veröffentlichte Nowcast ist eine rein technische, modellbasierte Prognose. Die Schätzungen sind mit einer hohen statistischen Unsicherheit behaftet, die mit Modellprognosen immer einhergeht. Es handelt sich bei dem Nowcast weder um die Prognose des BMWK noch um die offizielle Projektion der Bundesregierung