illustration von DR. FRITZI KÖHLER-GEIB

DR. FRITZI KÖHLER-GEIB
Chefvolkswirtin der KfW-Bankengruppe

Im Zuge der Wiedereröffnung der Weltwirtschaft nach dem ersten Pandemiejahr 2020 sind die Preise für fossile Energieträger bereits merklich gestiegen. Das hat auch die Inflation in die Höhe schießen lassen. Mit dem russischen Überfall auf die Ukraine haben sich die Preisanstiege auf bisher für Gas ungekannte und bei Erdöl lange nicht mehr beobachtete Höchststände katapultiert. Trotz oder gerade wegen des Krieges ist es zentral, die Energiewende fest im Blick zu behalten. Vor dem Hintergrund der aktuellen Krise ist die Klimatransformation sogar noch wichtiger geworden. Allein der Ausbau erneuerbarer Energien führt uns in die Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern.

Maßgeblich für die Auswirkungen der Energiepreissteigerungen auf die Inflation dürfte sein, wie gut sich die fossilen Energieträger durch günstigere Alternativen ersetzen lassen. Je stärker die Ausweichreaktion von Unternehmen und Haushalten, desto geringer der allgemeine Preisauftrieb. Die Wirtschaftspolitik ist umso mehr gefordert, die Verfügbarkeit fossilfreier Alternativen auch kurzfristig zu unterstützen. Gleichzeitig müssen die Lasten aus den stark erhöhten Energiepreisen für die besonders Betroffenen schnell durch entschlossene, zielgerichtete fiskalpolitische Entlastungsmaßnahmen abgefedert werden.

Dies ist auch im Sinne des Klimaschutzes, denn andernfalls dürfte die gesellschaftliche Akzeptanz für zukünftige klimapolitische Maßnahmen leiden. Zentral ist dabei, dass starke Anreize für Haushalte und Unternehmen aufrechterhalten bleiben, den Verbrauch von fossilen Energien zu reduzieren. So berücksichtigt ein schlüssiges Gesamtkonzept zur Energiepreiskrise sowohl die kurzfristige Sicherung von Arbeitsplätzen als auch die Dringlichkeit der lang- fristigen, strukturellen Transformation.