IN KÜRZE

Der Nowcast für die saison- und kalenderbereinigte veränderungsrate des BIP beträgt + 0,8 % für das zweite Quartal 2022 (Stand 12. April).1

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1Für nähere Erläuterungen zu der Methode, den verwendeten Daten und der Interpretation des Modells siehe Senftleben und Strohsal (2019): „Nowcasting: Ein Echtzeit-Indikator für die Konjunkturanalyse“, Schlaglichter der Wirtschaftspolitik, Juli 2019, Seite 12–15, und Andreini, Hasenzagl, Reichlin, Senftleben und Strohsal (2020) „Nowcasting German GDP“, CEPR DP14323.

Für das zweite Quartal 2022 prognostiziert der Nowcast einen saison- und kalenderbereinigten Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von 0,8 %. Der Nowcast liefert eine täglich aktualisierte, rein technische, zeitreihenanalytische Prognose der Wirtschaftsleistung unabhängig von der Bundesregierung und dem BMWK. Das Statistische Bundesamt veröffentlicht erst Ende Juli 2022 erste amtliche Ergebnisse zur tatsächlichen wirtschaftlichen Entwicklung des zweiten Vierteljahrs 2022. Der Verlauf des Schätzwerts kann durch die unten stehende Abbildung nachvollzogen werden. Zu Jahresbeginn startete der Nowcast mit einem Wert von -0,1 %. Bis Mitte März verbesserte er sich auf +0,5 %. Wesentlich dazu beigetragen haben sich aufhellende Stimmungsindikatoren im Januar und Februar sowie erfreuliche Arbeitsmarktdaten für den Berichtsmonat Dezember. Bis Ende März rutschte der Nowcast jedoch auf minus 1,4 % ab. Die deutlichsten Dämpfer stammten von Umfrageergebnissen aus Deutschland und Europa, die vor dem Hintergrund des Kriegsausbruchs in der Ukraine deutlich schlechter ausfielen. In den daraufhin veröffentlichten europäischen Konjunkturdaten für die Berichtsmonate Januar und Februar schlug sich die russische Invasion jedoch noch nicht nieder. Die beiden Monate beeinflussten so den Nowcast Anfang April daher positiv. Derzeit liegt der Schätzwert bei minus 0,8 %.

Aus fachlicher Sicht erscheint die von dem Modell prognostizierte Veränderungsrate des BIP im zweiten Quartal 2022 als recht pessimistisch. Das Modell wurde vom abrupten Einbruch der Stimmungsindikatoren am aktuellen Rand geschockt. Zwar sind die Risiken für die deutsche Konjunktur vor dem Hintergrund steigender Energie- und Rohstoffpreise und erneut beziehungsweise weiterhin gestörter Lieferketten gestiegen. Daneben bestehen aber nach der Lockerung der Corona-Maßnahmen bei vollen Auftragsbüchern nach wie vor Auftriebskräfte für die deutsche Wirtschaft. Ob die tatsächliche Entwicklung den Nowcast bestätigt, hängt stark von der weiteren Entwicklung des Krieges und den daraus resultierenden wirtschaftlichen Einbußen ab.

DAS MODELL

Das Modell zur Prognose des deutschen Bruttoinlandsprodukts wird von Now-Casting Economics Ltd. betrieben. Der hier veröffentlichte Nowcast ist eine rein technische, modellbasierte Prognose. Die Schätzungen sind mit einer hohen statistischen Unsicherheit behaftet, die mit Modellprognosen immer einhergeht. Es handelt sich bei dem Nowcast weder um die Prognose des BMWK noch um die offizielle Projektion der Bundesregierung.

Entwicklung des BIP-Nowcast für das zweite Quartal 2022 in Prozent Bild vergrößern