IN KÜRZE

Eine preis-, saison- und kalenderbereinigte Veränderungsrate des BIP von +0,3 % prognostiziert der Nowcast für das erste Quartal 2023 (Stand 9. März [10. KW]).1

Für das aktuelle Quartal erwartet das Prognosemodell des Nowcast derzeit einen preis-, saison- und kalenderbereinigten Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Leistung gegenüber dem Vorquartal von 0,3 %. Das Nowcast-Modell ist ein ökonometrisches, indikatorenbasiertes Prognosemodell, welches automatisiert technische Schätzungen der Veränderung des Bruttoinlandsprodukts gegenüber dem Vorquartal tagesaktuell berechnet. Diese Schätzung erfolgt losgelöst von der Einschätzung der Bundesregierung und des BMWK. Das Statistische Bundesamt veröffentlicht erste amtliche Entwicklungen des aktuellen Quartals Ende April 2023.

Die Grafik stellt die Entwicklung des Nowcast im Zeitverlauf dar: Ausgehend von einer Prognose von -0,6 % bei Erstveröffentlichung Anfang Oktober stieg der Schätzwert bis Jahresende kontinuierlich auf +0,55 %. Grund hierfür waren steigende deutsche und europäische Stimmungsindikatoren und positive Nachrichten zu Industrieproduktion und -umsätzen sowie zum Außenhandel im Berichtsmonat Oktober. Nach dem Aufwärtstrend vom Herbst bis zur Jahreswende 2022/23 befindet sich der Nowcast seither in einer Seitwärtsbewegung in einer Spanne zwischen +0,2 % und +0,8 %. Ende Januar wurde ein Prognosehoch von +0,75 % erreicht, da unter anderem Indikatoren im deutschen, französischen und europäischen Verarbeitenden Gewerbe optimistisch waren. Seit Anfang Februar ist eine leichte Korrektur auf +0,19 % zu erkennen. Dies lässt sich durch eine abnehmende Produktion in Industrie und Baugewerbe erklären. Anfang März hat unter anderem ein Rückgang der Importe negativ dazu beigetragen. Am aktuellen Rand der Zeitreihe ist nun wieder ein Anstieg des Nowcast auf +0,34 % zu erkennen, da die Produktion in Industrie und Baugewerbe wieder zunimmt.

Der Nowcast zum ersten Quartal 2023 erscheint insgesamt recht optimistisch. Stimmungsindikatoren waren zuletzt zwar positiv bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung. Indikatoren wie Auftragseingänge, Industrieproduktion, Bau, Außenhandel oder Einzelhandelsumsätze lassen allerdings noch keine klare Trendwende erkennen. Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht besteht nach wie vor das Risiko einer „technischen Rezession“, d. h. zwei aufeinanderfolgenden, negativen Veränderungsraten des BIP-Wachstums. 

Das Modell

Das Modell zur Prognose des deutschen Bruttoinlandsprodukts wird von Now-Casting Economics Ltd. betrieben. Der hier veröffentlichte Nowcast ist eine rein technische, modellbasierte Prognose. Die Schätzungen sind mit einer hohen statistischen Unsicherheit behaftet, die mit Modellprognosen immer einhergeht. Es handelt sich bei dem Nowcast weder um die Prognose des BMWK noch um die offizielle Projektion der Bundesregierung.

ENTWICKLUNG DES BIP NOWCAST FÜR DAS 1. QUARTAL 2023 IN % Bild vergrößern

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1 Für nähere Erläuterungen zur Methode, den verwendeten Daten und der Interpretation des Modells siehe Senftleben und Strohsal (2019): „Nowcasting: Ein EchtzeitIndikator für die Konjunkturanalyse“, Schlaglichter der Wirtschaftspolitik, Juli 2019, Seite 12-15, und Andreini,
Hasenzagl, Reichlin, Senftleben und Strohsal (2020): „Nowcasting German GDP“, CEPR DP14323.