Liebe Leserin, lieber Leser,

der völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hinterlässt tiefes menschliches Leid. Auch die Wirtschaft der Ukraine leidet stark unter dem Krieg: Sie ist im vergangenen Jahr um rund ein Drittel eingebrochen. Anfang des Monats war ich selbst mit einer Wirtschaftsdelegation in der Ukraine – eine Reise, die ein wichtiges Zeichen dafür war, dass wir die Ukraine nicht nur beim Wiederaufbau nach besten Kräften unterstützen werden, sondern sie auch weiterhin als wichtigen Wirt­schaftspartner sehen.

In Deutschland hat sich die konjunkturelle Lage unter an­derem aufgrund von rückläufigen Energiepreisen auf den Weltmärkten seit Anfang des Jahres spürbar verbessert. Zum Jahresende 2022 war die Wirtschaftsleistung infolge der Belastungen aus den Energiepreissteigerungen – trotz um­fangreicher Stabilisierungsmaßnahmen – noch rückläufig gewesen.

In der Frühjahrsprojektion, die die Bundesregierung am 26. April vorgelegt hat und die wir in dieser Ausgabe vorstellen, rechnen wir für das aktuelle Jahr mit einem Wirtschafts­wachstum von 0,4 Prozent und für das kommende Jahr mit 1,6 Prozent. Die von Energiepreisen getriebene Inflation verliert an Fahrt, bleibt aber auf einem hohen Niveau. Dem­entsprechend gehen wir von einem Rückgang der Inflati­onsraten auf 5,9 Prozent im laufenden Jahr und 2,7 Prozent im kommenden Jahr aus, was sich positiv auf die realen Einkommen und die Kaufkraft auswirken dürfte.

Auch in den kommenden Jahren werden geopolitische Ver­änderungen und Unsicherheiten die gesamtwirtschaftliche Entwicklung Deutschlands beeinflussen. Zudem stellen die demografische Entwicklung und die Dekarbonisierung Wirtschaft, Bevölkerung und Politik vor große Herausfor­derungen.

Die Alterung der Gesellschaft wird sich immer stärker bemerkbar machen – in der Gesellschaft, aber auch auf dem Arbeitsmarkt. Die Verknappung des Angebotes von Fach­kräften und Arbeitskräften wird weiter zunehmen. Das Statistische Bundesamt hat Ende des vergangenen Jah­res eine neue Bevölkerungsvorausberechnung vorgestellt, welche erwartete Entwicklungen bis in das Jahr 2070 ent­hält. Die Projektionen zeigen, dass das Erwerbspersonen­potenzial, das heißt die Anzahl der Menschen im Alter von 20 bis 66 Jahren, weiter sinken wird.

Angesichts der demografischen Entwicklung und der öko­logischen Notwendigkeiten brauchen wir eine neue, trans­formative Angebotspolitik. Ziel dieser neuen Form von Angebotspolitik, deren Konzeption wir Ihnen in dieser Aus­gabe vorstellen, ist es, die Wirtschaft zu stärken und zugleich – trotz der genannten Herausforderungen – die notwendi­gen Investitionen in die ökologische Transformation zu ermöglichen.

Ich wünsche Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, eine inte­ressante Lektüre.