IN KÜRZE

Der Nowcast für die saison- und kalenderbereinigte Veränderungsrate des BIP beträgt +0,5 % sowohl für das erste als auch für das zweite Quartal 2023 (Stand 12. April).1

Das Prognosemodell des Nowcast schätzt für das erste Quartal 2022 derzeit einen saison- und kalenderbereinigten Anstieg des Bruttoinlandsprodukts gegenüber dem Vorquartal von 0,5 %. Für das zweite Quartal 2023 ergibt sich ebenfalls ein Zuwachs von 0,5 %. Der Nowcast liefert eine täglich aktualisierte, rein technische, zeitreihen­analytische Prognose der Wirtschaftsleistung unabhängig von der Einschätzung der Bundesregierung und des Bun­desministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Die tat­sächlichen Ergebnisse zur wirtschaftlichen Entwicklung für das erste bzw. für das zweite Quartal 2023 werden vom Statistischen Bundesamt Ende April bzw. Ende Juli 2023 veröffentlicht.

Die Abbildung veranschaulicht die Entwicklung des Nowcast im Zeitverlauf: Der Schätzwert für das erste Quartal 2023 belief sich bei erstmaliger Berechnung Anfang Okto­ber 2022 auf ­0,6 % und stieg bis zum Jahresende 2022 auf +0,4 %. Grund hierfür waren steigende deutsche und euro­päische Stimmungsindikatoren und positive Nachrichten zu Industrieproduktion und ­umsätzen sowie zum Außen­handel im Berichtsmonat Oktober. Anfang Februar wurde ein Prognosehoch von +0,7 % erreicht, da sich unter ande­rem Indikatoren im deutschen, französischen und europäi­schen Verarbeitenden Gewerbe positiv entwickelten. An­schließend ist eine leichte Abwärtskorrektur auf +0,3 % bis Mitte März zu erkennen. Hierzu haben zunächst rückläu­fige Werte für Einzelhandelsumsätze, Produktion und Um­sätze für den Monat Dezember beigetragen. Anfang März hat unter anderem ein Rückgang der Importe negativ ge­wirkt. Im weiteren Verlauf ist der Nowcast wieder auf +0,5 % angestiegen, da Produktion, Auftragseingänge in der Indus­trie und Ausfuhren (im Berichtsmonat Februar) deutlich zulegten.

Der Schätzwert für das zweite Quartal 2023 liegt aktuell ebenfalls bei +0,5 %. Ausgehend von einem Wert von +0,1 % bei erstmaliger Berechnung Anfang Januar führten im Fol­genden günstige Nachrichten zum Konsum­ und Geschäfts­klima zu Aufwärtsrevisionen bis auf ein Niveau von +0,3 % Anfang März. Aufgrund einer ungünstigeren Entwicklung der Industrieproduktion und Arbeitsmarktlage in Frank­reich kam es zu einem vorübergehenden Rückgang auf +0,1 %. Seit Mitte März ist der Nowcast aber wieder konti­nuierlich gestiegen und lag Anfang April bei +0,5 %. Positi­ve Impulse lieferten Einkaufsmanagerindizes aus Frank­reich und Deutschland, die ZEW­Konjunkturerwartungen und das ifo Geschäftsklima.

Der Nowcast zum ersten Quartal 2023 erscheint am aktuellen Rand sehr optimistisch. Die positiven Werte des Indikators unterstreichen aber, dass die Wahrscheinlichkeit für eine technische Rezession im Winterhalbjahr 2022/23 aufgrund der günstigen Entwicklung der Frühindikatoren seit Jahresbeginn zurückgegangen ist. Auch die Maßnah­men der Bundesregierung zur Abfederung der Energiepreis­krise und die Entspannung bei den Lieferkettenproblemen dürften zur Verbesserung der Stimmungsindikatoren bei­getragen haben. Die mittlerweile rückläufige Teuerung, insbesondere bei den Energiepreisen, sowie die zuletzt positive Entwicklung bei Produktion und Auftragseingän­gen weisen auf ein leichtes Wachstum im ersten Quartal hin.

Das Modell

Das Modell zur Prognose des deutschen Bruttoinlandsprodukts wird von Now-Casting Economics Ltd. betrieben. Der hier veröffentlichte Nowcast ist eine rein technische, modellbasierte Prognose. Die Schätzungen sind mit einer hohen statistischen Unsicherheit behaftet, die mit Modellprognosen immer einhergeht. Es handelt sich bei dem Nowcast weder um die Prognose des BMWK noch um die offizielle Projektion der Bundesregierung.

ENTWICKLUNG DES BIP NOWCAST FÜR DAS 1. UND 2. QUARTAL 2023 IN % Bild vergrößern

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1 Für nähere Erläuterungen zur Methode, den verwendeten Daten und der Interpretation des Modells siehe Senftleben und Strohsal (2019): „Nowcasting: Ein EchtzeitIndikator für die Konjunkturanalyse“, Schlaglichter der Wirtschaftspolitik, Juli 2019, Seite 12-15, und Andreini,
Hasenzagl, Reichlin, Senftleben und Strohsal (2020): „Nowcasting German GDP“, CEPR DP14323.