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Den Umständen entsprechend (noch) gut - Die weltwirtschaftliche Entwicklung steht unter Druck
Einleitung
IN KÜRZE
Zeigte sich die Weltwirtschaft zu Jahresbeginn robust und stand nach den multiplen Krisen der Vorjahre im Zeichen einer weichen Landung, so haben sich Lage und Ausblick zum Frühjahr hin eingetrübt. Vor allem bedingt durch die handelspolitischen Maßnahmen der Vereinigten Staaten ist die allgemeine Unsicherheit stark gestiegen. Um diese hohe Unsicherheit zu verdeutlichen, hat sich der IWF in seinem jüngsten World Economic Outlook dazu entschieden, unterschiedliche Szenarien zu veröffentlichen. Im Mittelpunkt steht ein Referenzszenario, das die handelspolitischen Entscheidungen zum Stand 4. April berücksichtigt. In diesem Szenario erwartet der IWF im Jahr 2025 ein globales Wachstum von nur noch 2,8 %, im Jahr 2026 von 3,0 %. Andere Szenarien sind möglich. Insgesamt ist der weltwirtschaftliche Ausblick von erheblichen Risiken und Unsicherheiten geprägt. Zusätzliche Zölle gefährden das Wachstum der Weltwirtschaft, Finanzmarktrisiken sind hoch. Letztlich wird die weitere Entwicklung maßgeblich davon abhängen, inwieweit handelspolitische Eskalationen vermieden, Unsicherheit reduziert sowie Vertrauen und Zuversicht gestärkt werden können.
VOM ERHOLUNGS ZURÜCK IN DEN KRISENMODUS?
Die Weltwirtschaft befindet sich in einer kritischen Phase. Nach mehreren von Schocks geprägten Jahren stand 2024 im Zeichen der Stabilisierung und Normalisierung. Die Inflation sank von ihrem Höchstwert im Jahr 2022 und näherte sich allmählich wieder den Zielen der Zentralbanken an. Das Wachstum der Weltwirtschaft lag bei rund 3 %, die Produktion nahe ihres Potenzials.
Mittlerweile allerdings ist die weltwirtschaftliche Lage deutlich herausfordernder geworden: Im Februar 2025 haben die USA in mehreren Wellen damit begonnen, neue Zölle gegen Handelspartner anzukündigen, einige Länder reagierten mit Gegenmaßnahmen. Nahmen die Märkte die Ankündigungen zunächst eher gelassen auf, so löste die flächendeckende Einführung von Zöllen am 2. April dann doch deutliche Einbrüche der Aktienindizes, die Abwertung des US-Dollars und sprunghafte Anstiege der Anleiherenditen, insbesondere von US-Staatsanleihen, aus. Schätzungen zufolge haben die von den USA bis Mitte April eingeführten (und nicht ausgesetzten) neuen Zölle den effektiven Zollsatz der USA – dieser gewichtet den Anstieg einer bestimmten Zollposition mit dem Anteil dieser Güter an allen Importen – auf ca. 23 % (Fitch Ratings) erhöht – ein Anstieg von über 20 Prozentpunkten gegenüber Ende 2024 und der höchste Satz seit über einem Jahrhundert (die vorübergehende Aussetzung von Zöllen gegenüber CHN hat den effektiven Zollsatz wieder verringert). Zusammen mit Vergeltungsmaßnahmen Chinas sowie (begrenzter) Kanadas ist ein Handelsvolumen im Wert von über 2 % des weltweiten BIP direkt von höheren Zöllen betroffen.
Die neuen Zölle belasten die weltweite Konjunktur und erhöhen die Handelskosten, wodurch zunächst insbesondere in den USA die Preise für importierte Endprodukte und Vorleistungen mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung steigen dürften. Die Belastungen für die Weltwirtschaft dürften trotz der inzwischen verkündeten, umfänglichen Zollpausen und -ausnahmen erheblich bleiben. Denn parallel zu den tatsächlich erhobenen Zöllen ist die handelspolitische Unsicherheit erheblich und sprunghaft gestiegen (s. Abb. 1).
Angesichts der Unsicherheit über den Zugang zu Märkten – ihren eigenen, aber auch denen ihrer Lieferanten und Kunden – dürften viele Unternehmen zögern und in der Folge Investitionen reduzieren und Einkäufe kürzen. Zudem dürften Störungen der Wertschöpfungsketten die Transaktionskosten des Handels erhöhen. Handelsumleitungen auf Drittmärkte dürften Anpassungskosten verursachen. Ebenso dürften Finanzinstitute ihre Kreditvergabe an Unternehmen neu bewerten, bis sie deren Risiken im neuen Umfeld einschätzen können. So waren die Indizes des Verbrauchervertrauens und der unternehmerischen Zuversicht für die G7 und China zuletzt rückläufig (s. Abb. 2).
Diesen Entwicklungen trägt der IWF in seiner Frühjahrsprognose vom 22. April bestmöglich Rechnung. Im Referenzszenario werden die bis 4. April angekündigten Zölle berücksichtigt, d. h. die am 2. April angekündigten flächendeckenden US-Zölle (von den USA „reciprocal tariffs“ genannt), sektorale Zölle auf Stahl und Aluminium, PKW und PKW-Teile, und (einige) Gegenmaßnahmen Chinas und Kanadas. Weitere, später folgende Eskalationsstufen zwischen China und den USA oder die vorübergehende Aussetzung vieler bilateraler Zölle am 9. April werden nicht berücksichtigt. Unter diesen Prämissen wird das globale Wirtschaftswachstum (kalenderbereinigt) für 2025 und 2026 auf 2,8 % und 3,0 % taxiert. Gegenüber der Prognose vom Januar wurden die Erwartungen damit für 2025 um 0,5 und für 2026 um 0,3 Prozentpunkte (im Folgenden PP) reduziert.
Vor dem Hintergrund der hohen Unsicherheit hat sich der IWF entschieden, weitere mögliche alternative Szenarien zu veröffentlichen. In einem Szenario ohne die angekündigten flächendeckenden Zölle vom 2. April würde der IWF ein deutlich höheres Wachstum von je 3,2 % in den Jahren 2025 und 2026 erwarten. Hingegen würde die Berücksichtigung der Zolleskalation zwischen China und den USA bis Mitte April und die permanente Aussetzung vieler bilateraler Zölle (nicht aber der Zölle gegen China) die Wachstumserwartungen für die Weltwirtschaft im Aggregat fast unverändert lassen: bei 2,8 bzw. 2,9 %. In einem weiteren Szenario „Ausweitung der globalen Ungleichgewichte“ werden die Erneuerung der unter der Trump-Administration 2017 eingeführten Steuersenkungen, niedrigere Produktivität in Europa und schwächere inländische Nachfrage in China unterstellt; außerdem ein weiterer Anstieg von Zöllen zwischen den USA und China, US-Zölle auf Importe aus anderen Ländern inkl. EU und restriktivere Finanzierungsbedingungen. Dieses Szenario würde gegenüber dem Referenzszenario zu 1,3 PP weniger Wachstum in 2025 und 1,9 PP weniger in 2026 führen. Im Szenario „Verringerung von Ungleichgewichten“ werden Strukturreformen in den USA zur Senkung des Haushaltsdefizits und des Schuldenstandes, Reformen zur Stärkung der Nachfrage und des Produktivitätswachstums in China sowie ein Anstieg öffentlicher Investitionen in der EU angenommen, eine weitere Zolleskalation unterbliebe. Unter diesen Prämissen ergäbe sich ein Anstieg des globalen Outputs von 0,4 PP bis 2026 im Vergleich zum Referenzszenario.
Im Folgenden wird vom IWF-Referenzszenario ausgegangen. Anders als üblich werden auch keine Vergleiche mit vergangenen OECD-Projektionen vorgenommen, da diese aufgrund der dynamischen politischen Lage auf veralteten handelspolitischen Annahmen basieren.
TEILWEISE STEIGENDER INFLATIONSDRUCK
Gemäß Referenzszenario des IWF wird die weltweite Gesamtinflation nach 5,7 % im Jahr 2024 auf 4,3 % im Jahr 2025 und 3,6 % im Jahr 2026 zurückgehen. In den entwickelten Volkswirtschaften wird nach 2,5 % in diesem Jahr eine weitere Konvergenz zum Zielniveau auf 2,2 % im Jahr 2026 erwartet. Für Schwellen- und Entwicklungsländer prognostiziert der IWF einen Rückgang auf zunächst 5,5 % und dann 4,6 %. Im Vergleich zu Januar ist die Inflationsprognose für 2025 somit leicht erhöht. Für die entwickelten Volkswirtschaften wurde sie um 0,4 PP nach oben korrigiert. Besonders auffällig sind die Aufwärtskorrekturen für das Vereinigte Königreich um 0,7 PP und die USA um einen Prozentpunkt. Für Letztere reflektiert dies die hartnäckige Preisdynamik im Dienstleistungssektor sowie die Auswirkungen der diversen Zollerhöhungen. Im Vereinigten Königreich beruht dies in erster Linie auf einmaligen Anpassungen einiger regulierter Preise. Die Prognose für die Eurozone blieb unverändert. In den Schwellen- und Entwicklungsländern fallen die Revisionen des IWF gemischt aus: In Asien wird mit reduziertem Inflationsdruck gerechnet, sodass die Prognosen für 2025 gegenüber Januar um 0,5 PP nach unten korrigiert wurden. Besonders in China dürfte die Inflation gedämpft bleiben. Für die Schwellen- und Entwicklungsländer Europas wurde die Inflationsprognose um 1,5 PP für 2025 und 1,0 PP für 2026 nach oben korrigiert. In Lateinamerika und der Karibik wurden Aufwärtskorrekturen für Bolivien, Brasilien und Venezuela durch Abwärtskorrekturen für Argentinien und andere Länder ausgeglichen, sodass sich die Gesamtkorrektur für die Region im Jahr 2025 auf -0,3 PP beläuft.
WELTHANDEL PERSPEKTIVISCH WENIGER DYNAMISCH
Der Welthandel hat sich Ende letzten und Anfang dieses Jahres noch stark entwickelt, was auch auf vorgezogene Bestellungen in Erwartung von Zollerhöhungen zurückgeht. So legte das Handelsvolumen in China und den USA stark zu, insbesondere die Importe von Industriegütern in die USA stiegen im ersten Quartal 2025 sprunghaft an, die Lagerbestände wuchsen. Der weltweite Containerverkehr hat im ersten Quartal 2025 weiter zugenommen, und Umfragewerte für die Exportaufträge im Verarbeitenden Gewerbe haben sich in den entwickelten Volkswirtschaften stetig verbessert. Dennoch gibt es erste Anzeichen für eine Abschwächung. Die weltweiten Containerpreise lagen im April um 40 % unter dem Niveau zu Jahresbeginn, wobei die Routen zwischen Shanghai und den Vereinigten Staaten stark betroffen waren. Das Wachstum des Luftfrachtverkehrs, der recht empfindlich auf marginale Nachfrageschwankungen reagiert, verlangsamte sich im Februar ebenfalls. Möglich ist, dass die angekündigte vorübergehende Aussetzung von Zöllen zwischen China und den USA das Bild nochmals ändern wird.
Perspektivisch dürften die Volten der Handelspolitik den weltweiten Austausch von Waren und Dienstleistungen dennoch stark belasten. Die meisten gehandelten Waren sind Vorleistungen, die vor ihrer Umwandlung in Endprodukte mehrfach zwischen Ländern hin- und hertransportiert werden. Sektorale Störungen könnten sich entlang der globalen Wertschöpfungsnetzwerke mit Multiplikatoreffekten ausbreiten, wie dies bereits während der Pandemie zu beobachten war. Eine Reorganisation weltweiter Lieferketten dürfte ebenfalls Auswirkungen auf den globalen Handel haben. Unter dem Referenzszenario erwartet der IWF im Jahr 2025 eine Verlangsamung des globalen Handelswachstums auf 1,7 %, was einer Abwärtskorrektur der Januar-Prognose um 1,5 PP entspricht. 2026 rechnet der IWF mit einem Wachstum des Welthandels um 2,5 %.
ENGE FISKALISCHE HANDLUNGSSPIELRÄUME
Als Reaktion auf steigende Energie- und Lebensmittelpreise haben viele Länder in den vergangenen Krisen zu fiskalischen Unterstützungsmaßnahmen gegriffen und die wirtschaftliche Erholung maßgeblich unterstützt. Allerdings haben diese Maßnahmen vielfach auch zu einem starken Anstieg der Schuldenquoten geführt. Der fiskalische Spielraum ist allgemein deutlich geringer als noch vor zehn Jahren, und die zur Stabilisierung der Schulden- quoten nötigen Konsolidierungsbedarfe sind so hoch wie nie zuvor. Dies ist insbesondere für Entwicklungs- und Schwellenländer eine Herausforderung: Die Staatsverschuldung im Verhältnis zum BIP ist derzeit in fast drei Vierteln der Schwellen- und Entwicklungsländer höher als 2019, die Zinslasten dürften in den kommenden zwei Jahren aufgrund gestiegener Zinsen bei der fälligen Refinanzierung steigen. Hinzu kommt, dass Länder mit niedrigerem Einkommen tendenziell stärker auf Fremdwährungskredite angewiesen und somit anfällig für Wechselkursschwankungen und Veränderungen der Risikoneigung sind. Kapitalabflüsse wie zwischen Oktober 2024 und Januar 2025 und Währungsabwertungen könnten die makroökonomische Stabilität in Frage stellen.
RISIKEN DOMINIEREN DIE WELTWIRTSCHAFTLICHE LAGE
Die weltwirtschaftliche Lage ist geprägt von Abwärtsrisiken. Im Mittelpunkt stehen Risiken im Zusammenhang mit der Handelspolitik und Finanzmarktrisiken. Aber auch soziale Verwerfungen und Arbeitskräftemangel spielen eine Rolle.
Sollten sich die handelspolitischen Konflikte verschärfen, würde das weltweite BIP noch stärker als prognostiziert sinken. Am stärksten betroffen wären Länder, auf die zusätzliche Zölle direkt abzielen, gegenwärtig insbesondere China und die Vereinigten Staaten. Mittelfristig ist aber davon auszugehen, dass auch eine große Zahl von Ländern in Asien und Europa betroffen wäre, denn die umfassenden negativen Auswirkungen einer zunehmenden geoökonomischen Fragmentierung kämen stärker zum Tragen. Ebenso könnten steigende Importpreise, Rohstoffbeschränkungen und ineffizientere Strukturen den Inflationsdruck erhöhen. Anhaltende handelspolitische Unsicherheit birgt zudem Gefahren für Investitionen und Wachstum. Sie untergräbt das Vertrauen, und schmälert mittelfristig das Einkommen der Verbraucherinnen und Verbraucherinnen und Verbraucher, indem sie Investitionen einschränkt und den Handel behindert.
Die gegenwärtige Situation birgt eine Vielzahl von Risiken, die sich gegenseitig verstärken, die Volatilität auf den Finanzmärkten erhöhen und zu Finanzmarktkorrekturen führen könnten. Der bereits jetzt erhöhte Inflationsdruck in einigen Ländern könnte Zinsdifferenzen zwischen Ländern vergrößern, Kapitalabflüsse auslösen und Finanzierungsbedingungen insbesondere in den Schwellen- und Entwicklungsländern verschärfen. Dies gilt umso mehr, wenn der US-Dollar – wie in früheren Episoden erhöhter Unsicherheit – aufwerten sollte. Allerdings könnte es aufgrund der verschlechterten US-Aussichten auch zu einer Abwertung des US-Dollars kommen. In diesem Fall besteht die Gefahr deutlicher Finanzmarktkorrekturen und zusätzlicher Volatilität. Der IWF verweist auch auf die Möglichkeit, dass es zu einer Neubewertung des internationalen Finanzsystems kommen könnte.
Mit den vorherigen Risiken eng zusammenhängend könnte weiterer Druck auf die bereits hohen US-Anleiherenditen in Verbindung mit anhaltender Wechselkursvolatilität aufgrund anhaltender politischer Unsicherheit ebenfalls Abflüsse von Kapital und Direktinvestitionen aus Schwellen- und Entwicklungsländern auslösen. Die Verschiebung von Kapital in sichere Länder und sichere Vermögenswerte könnte Ungleichgewichte und Fehlallokationen verschärfen. Struktureller Druck auf langfristige Renditen könnte zudem den fiskalischen Spielraum einschränken. Insbesondere in hoch verschuldeten Ländern könnten sich Zweifel ob der Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen verstärken.
Weitere Risiken sieht der IWF in einer wachsenden sozialen Unzufriedenheit, die durch das Zurückfahren internationaler Hilfen noch verstärkt werden könnte. Beides könnte mittelfristig Reformen und Wachstum behindern und neue Krisenherde entstehen lassen. Ein weiteres Risiko sei eine Verringerung des Zustroms ausländischer Arbeitskräfte in die entwickelten Volkswirtschaften. Dies könnte zwar Belastungen für die lokalen Dienstleistungen und Infrastruktur verringern, dürfte aber durch den Rückgang des Arbeitskräfteangebots auch das Potenzialwachstum verringern.
Trotz der Dominanz der Abwärtsrisiken lassen einige Fak- toren auf eine günstigere Entwicklung hoffen:
Die Beilegung oder Entschärfung laufender Konflikte könnte zu einem Rückgang der weltweiten Rohstoffpreise führen und Ressourcen für produktive Zwecke umverteilen. Die Beendigung von gewaltsamen Auseinandersetzungen und anschließende Wiederaufbaubemühungen würden nicht nur das BIP-Wachstum der Konfliktparteien ankurbeln, sondern hätten auch positiven Einfluss auf die Nachbarländer.
Die anhaltend hohe handelspolitische Unsicherheit könnte neue Impulse für regionale, plurilaterale und multilaterale Abkommen geben, die Risiken mindern und die politische Vorhersehbarkeit fördern könnten. Die Ausweitung und Vertiefung der internationalen Zusammenarbeit und der regionalen Integration könnte Investitionen und Produktivität steigern, das Potenzialwachstum erhöhen und die Widerstandsfähigkeit von Ländern gegenüber externen Schocks verbessern, indem Absatzmärkte erweitert und Handelspartner diversifiziert werden.
Eine Beschleunigung von Strukturreformen könnte durch das Benchmarking unter den Ländern und die schwierigen makroökonomischen Bedingungen gefördert werden und das Wachstum ankurbeln. Die Straffung von Vorschriften und der Abbau von Bürokratie könnten Wettbewerb und Unternehmensdynamik fördern. Stärker integrierte Finanz-, Arbeits- und Produktmärkte könnten die nötige Tiefe und Größenordnung bieten, um Innova- tionen voranzutreiben und das Produktivitätswachstum zu beschleunigen.
Fortschritte bei künstlicher Intelligenz, gepaart mit einer signifikanten Senkung der Nutzungskosten, könnten Produktivität und Konsum steigern. Die Integration von KI-Technologien könnte zu Wissenstransfers über Branchen und Regionen hinweg führen, Innovationen fördern und die Kosten weltweit senken. Diese Gewinne kämen – so zumindest die Hoffnung des IWF – ohne nennenswerte negative Auswirkungen auf die Beschäftigung zustande, wenn die Einführung von KI mit Maßnahmen einhergeht, die den Rechtsrahmen verbessern und die Reallokation von Arbeitskräften unterstützen.
ANPASSUNGSFÄHIGKEIT ERHÖHEN, UNSICHERHEIT ABBAUEN
Der IWF empfiehlt angesichts der hohen Unsicherheit eine pragmatische Politik, die die Handelspolitik so weit wie möglich auf eine stabile und vorhersagbare Grundlage stellt. Pragmatische Zusammenarbeit, auch regional, sei ebenso gefragt wie der Verzicht auf verzerrende Maßnahmen wie Subventionen. Die Geldpolitik müsse bei Zinsentscheidungen die spezifische Situation der einzelnen Länder genau im Blick haben und Inflationserwartungen stabilisieren. Den Finanzmarktrisiken müsse durch eine angemessene Finanzmarktaufsicht Rechnung getragen werden. Aus IWF- Sicht wesentlich ist die Sicherung der Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen und der Aufbau fiskalischer Puffer. Dabei müssten sowohl Einnahmen mobilisiert als auch Ausgaben priorisiert werden. Letztlich bedürfe es aber umfassender Strukturreformen u. a. in den Bereichen Arbeitsmarkt, Bildung, Regulierung, Wettbewerb, Finanzsektor, um Produktivität und Potenzialwachstum zu steigern. Klimapolitische Aspekte gelte es dabei zu berücksichtigen.
REGIONALE ENTWICKLUNGEN
Für die entwickelten Volkswirtschaften erwartet der IWF in seiner Referenzprognose einen Rückgang des Wachstums von geschätzten 1,8 % im Jahr 2024 auf 1,4 % im Jahr 2025 und 1,5 Prozent im Jahr 2026. Dies entspricht im Vergleich zur Januar-Projektion Abwärtskorrekturen um 0,5 und 0,3 PP. Die höchste Abwärtskorrektur mussten dabei die USA hinnehmen. Stark betroffen sind auch Kanada, Japan und Großbritannien.
In den Vereinigten Staaten geht der IWF davon aus, dass das diesjährige Wachstum auf 1,8 % zurückgeht, 0,9 PP weniger als im Januar prognostiziert. Die Abwärtskorrektur ist Ergebnis größerer politischer Unsicherheiten, Handelsspannungen und eines schwächeren Konsumwachstums. Es wird erwartet, dass die Zölle auch das Wachstum im nächsten Jahr belasten werden, welches auf 1,7 % taxiert wird. Für Kanada prognostiziert der IWF Wachstumsraten von 1,4 % und 1,6 % für 2025 und 2026, was Rückgänge um 0,6 und 0,4 PP bedeutet. Dies reflektiert vor allem die im März in Kraft getretenen neuen Zölle auf Exporte in die Vereinigten Staaten sowie die gestiegene Unsicherheit und die geopolitischen Spannungen.
In der Eurozone wuchs das BIP im ersten Quartal 2025 gegenüber dem Vorjahr um 0,4 %. Spanien verzeichnete mit 0,6 % erneut das stärkste Wachstum unter den großen Volkswirtschaften. Deutschland und Italien wuchsen um 0,2 % bzw. 0,3 %, Frankreich legte um 0,1 % zu. Die Bruttoanlageinvestitionen entwickelten sich zuletzt rückläufig. In Deutschland sanken sie um -3,4 %, in Frankreich und der Eurozone jeweils um -1,4 %, in Italien um -1,1 %. Spanien stach mit einem Plus von 3,6 % hervor. Der private Konsum in der Eurozone stieg zuletzt um 1,0 %, in Deutschland blieb er mit -0,1 % nahezu stabil. Frankreich und Italien verzeichneten moderate Zuwächse von 1,1 % bzw. 0,4 %, während Spanien mit 3,7 % deutlich über dem Durchschnitt lag. Für das Gesamtjahr 2025 prognostizieren EZB, EU-Kommission, IWF und OECD im Mittel ein Wachstum von 1,0 % und für 2026 von 1,3 %. Dabei nennt der IWF steigende Unsicherheit und Zölle als Hauptursachen für das gedämpfte Wachstum in diesem Jahr; der leichte Aufschwung im Jahr 2026 geht insb. auf steigende Reallöhne und die fiskalische Lockerung in Deutschland als ausgleichende Kräfte zurück.
Im Vereinigten Königreich dürfte das Wachstum in der Nähe des Potenzials liegen, da Handelsbeschränkungen und erhöhte Unsicherheit die positiven Auswirkungen der jüngsten Arbeitsmarkt- und Planungsreformen weitgehend ausgleichen. Für 2025 rechnet der IWF mit 1,1 % Wachstum, 0,5 PP weniger als im Januar prognostiziert. Für 2026 erwartet der IWF 1,4 %.
Für Japan liegt die aktuelle Wachstumsprognose des IWF für 2025 und 2026 bei 0,6 %, was einer Herabstufung um 0,5 PP und 0,2 PP gegenüber Januar gleichkommt. Die Auswirkungen der am 2. April angekündigten US-Zölle und die damit verbundene Unsicherheit kompensieren die erwartete Stärkung des privaten Konsums aufgrund eines über der Inflation liegenden Lohnwachstums.
Für die Schwellen- und Entwicklungsländer prognostiziert der IWF einen Rückgang des Wachstums auf 3,7 % in 2025 und auf 3,9 % in 2026; dies sind 0,5 bzw. 0,4 PP weniger als im Januar prognostiziert. Nach deutlicher Abschwächung im letzten Jahr sieht der IWF das Wachstum in den asiatischen Schwellen- und Entwicklungsländern abermals zurückgehen auf 4,5 % in diesem und 4,6 % im nächsten Jahr. Die ASEAN-Staaten sind von den Zolländerungen stark betroffen.
Für China erwartet der IWF, dass sich das Wachstum 2025 verlangsamt und 2026 weiter abschwächt, was auf höhere Handelsschranken und anhaltende Probleme im Immobiliensektor zurückgeführt wird. Die sehr hohen Zölle auf den Handel mit den USA dürften niedrigere Exporte und Importe bedingen, wobei die Rückgänge u. a. durch die Mehrwertsteuererstattung für Ausfuhren und durch Handel mit anderen Ländern etwas abgemildert werden dürften. Ebenso dürfte der private Konsum durch höhere Einkommen und höhere Sozialausgaben gestützt werden, die Inflation trotz höherer Importpreise niedrig bleiben. Allerdings dürften die geringfügige Erhöhung der Transfers die nötigen Sozialversicherungsreformen nicht ersetzen und die Unsicherheit und das Vorsorgesparen somit nicht unterbinden. Die Prognose des IWF für 2025 wurde von 4,6 % im Januar auf 4,0 %, die Erwartung für 2026 ebenfalls von 4,5 % auf 4,0 % nach unten korrigiert.
In Indien dürfte der private Konsum insbesondere in den ländlichen Gebieten von steigenden Realeinkommen profitieren, die von moderater Inflation, Steuersenkungen und einer Belebung des Arbeitsmarktes getragen werden. Sinkende Zinsen und umfangreiche öffentliche Ausgaben dürften Investitionen stärken. Entsprechend ist die Wachstumsprognose des IWF mit 6,2 % für Fiskaljahr 2025-26 und 6,3 % für 2026-27 weiterhin hoch, gegenüber Januar allerdings um -0,3 PP bzw. -0,2 PP reduziert. Ursächlich sind insb. die Handelsspannungen und gestiegene globale Unsicherheit, die auch indische Exporte negativ beeinflussen dürften.
Für Lateinamerika und die Karibik erwartet der IWF, dass sich das letztjährige Wachstum von 2,4 % auf 2,0 % in diesem Jahr abschwächt, bevor es im nächsten wieder auf 2,4 % steigt. Die Prognosen wurden im Vergleich zu Januar um 0,5 PP für 2025 und 0,3 PP für 2026 gesenkt. Dies geht vor allem auf Mexiko zurück, das gemäß IWF-Prognose im Jahr 2025 um 0,3 % schrumpfen und nächstes Jahr um 1,4 % wachsen wird. Dies bedeutet eine Absenkung um 1,7 PP für 2025 und 0,6 PP für 2026 gegenüber der Januarprognose und reflektiert die US-Zölle, die damit verbundene Unsicherheit sowie eine Verschärfung der Finanzierungsbedingungen. In Brasilien bleiben Konsum und private Investitionen weiterhin Wachstumstreiber. Allerdings dämpfen die geldpolitische Straffung und höhere Zölle auf Stahl- und Aluminiumexporte auch hier die Wachstumsaussichten: Der IWF rechnet mit 2 % Wachstum in beiden Jahren und nimmt leichte Abwärtskorrekturen von jeweils -0,2 PP vor. Die bemerkenswerte Erholung in Argentinien wurde von privaten Investitionen, Konsum und Exporten getragen. Die jährliche Inflationsrate ist von 211 % Ende 2023 auf 56 % im März 2025 gesunken. Gestützt durch höhere Realeinkommen, günstigere Finanzierungsbedingungen und ein sich verbesserndes Unternehmensumfeld dürften Konsum und Investitionen weiter zulegen, die jüngste Aufhebung von Kapitalverkehrsbeschränkungen dürfte das Geschäftsklima weiter verbessern. Der IWF rechnet mit 5,5 % bzw. 4,5 % Wachstum in 2025 und 2026, was Revisionen von +0,5 PP für dieses und -0,5 PP für nächstes Jahr entspricht.
Für Russland erwartet der IWF einen drastischen Wachstumsrückgang von 4,1 % im letzten Jahr auf 1,5 % in diesem und 0,9 % im nächsten Jahr. Grund sei eine Verlangsamung des privaten Konsums und der Investitionen. Im Vergleich zu den Prognosen vom Januar 2025 wurde das Wachstum für 2025 allerdings um 0,1 PP nach oben korrigiert, da die Daten für 2024 stärker als erwartet ausfielen.
Für die afrikanischen Länder südlich der Sahara erwartet der IWF einen leichten Wachstumsrückgang von 4 % im letzten auf 3,8 % in diesem Jahr und eine leichte Erholung in 2026 auf 4,2 %. Unter den größeren Volkswirtschaften liegt die IWF-Prognose für Nigeria bei 3,0 % in diesem und 2,7 % im nächsten Jahr. Sie wurde aufgrund niedrigerer Ölpreise für 2025 um 0,2 PP und für 2026 um 0,3 PP nach unten korrigiert. In Südafrika sollten die Lockerung der Geldpolitik und Fortschritte bei der Stromversorgungssicherheit die Wirtschaftstätigkeit unterstützen, handels- und geopolitische Spannungen jedoch die Unsicherheit erhöhen. Der IWF prognostiziert 1,0 % Wachstum in diesem und 1,3 % im nächsten Jahr, somit 0,5 PP und 0,3 PP weniger als im Januar.
Die jüngsten Einschätzungen zur Entwicklung der Weltwirtschaft und ihrer regionalen Komponenten seitens IWF und die Revisionen gegenüber der Prognose aus dem Januar 2025 sind in Tabelle 1 zusammengefasst. Au OECD-Zahlen wird wie oben erläutert ausnahmsweise verzichtet.