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Sportwirtschaft

Einleitung

Eine Menschengruppe joggt durch den Park, symbolisiert Branchenfokus Sportwirtschaft; Quelle: istockphoto.com/CEFutcher

© istockphoto.com/CEFutcher

Sport ist nicht nur eine beliebte Freizeitaktivität, sondern hat zunehmend auch wirtschaftlich eine erhebliche Bedeutung für Wertschöpfung, Beschäftigung und Konsum. Ob aktiv betrieben oder passiv als Zuschauer verfolgt: Sport hat sich zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor entwickelt.

Im Rahmen der föderalen Strukturen in Deutschland sind die Länder für den Breiten- und Schulsport zuständig und der Bund, unter Federführung des Bundesministeriums des Innern, für den Spitzensport. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie hat die Aufgabe, die Rahmenbedingungen der Sportwirtschaft und die ökonomischen Auswirkungen zu beobachten und zu beschreiben. Dazu verfolgt es zusammen mit dem Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) das Ziel, eine valide Datenbasis zur wirtschaftlichen Bedeutung des Sports mit wissenschaftlicher Unterstützung bereitzustellen.

Definition der Sportwirtschaft

Die Sportwirtschaft ist eine Querschnittsbranche. Sportbezogene Aktivitäten reichen in eine Vielzahl von wirtschaftlich relevanten Bereichen wie Sportartikelumsätze, Sportdienstleistungen, Werbung, Sponsoring, Medienrechte und Sportstätten hinein. Deshalb können Umsatz-, Beschäftigungs- und Wertschöpfungsbeiträge der Sportwirtschaft nicht direkt aus der amtlichen Statistik abgeleitet werden. Dies macht eine statistische Erfassung der Sportwirtschaft zur Herausforderung. Abhilfe schafft die Erstellung eines Satellitenkontos zu den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR). Dies ist ein etabliertes, aufwändiges Verfahren der Wirtschaftsstatistik zur nachvollziehbaren Ermittlung der direkten ökonomischen Bedeutung von Querschnittsaktivitäten wie Sport, Gesundheit oder Tourismus.

Um auch die internationale Vergleichbarkeit der Daten zu gewährleisten, wurde auf EU-Ebene die „Vilnius-Definition des Sports“ festgelegt. Sie unterscheidet drei Abgrenzungen, um verschiedene Fragestellungen beantworten zu können:

  • Statistische Kerndefinition: Sie umfasst alle Aktivitäten (unter anderem Vereine, Verbände, Ligen, Fitnesszentren) im Wirtschaftsbereich 93.1 „Erbringung von Dienstleistungen des Sports“ der offiziellen Klassifikation wirtschaftlicher Tätigkeiten in der Europäischen Gemeinschaft („NACE Revision 2“).
  • Enge Definition der Sportwirtschaft: Sie umfasst zusätzlich zu der statistischen Abgrenzung alle Waren und Dienstleistungen mit einem Bezug zum Sport auf vorgelagerten Märkten. Diese sind zur Ausübung des Sports notwendig (wie zum Beispiel die Herstellung von Sportgeräten, der Handel mit Sportwaren oder die Sportwerbung).
  • Weite Definition der Sportwirtschaft: Sie umfasst zusätzlich zu der Abgrenzung der engen Definition alle Waren und Dienstleistungen mit einem Bezug zum Sport auf nachgelagerten Märkten. Diese sind nicht zur Ausübung des Sportes notwendig, sondern benötigen vielmehr selbst den Sport als Vorleistung (unter anderem Sporttourismus, Sportmedien, Sportnahrungsmittel).

Das für Deutschland entwickelte Sportsatellitenkonto (SSK) wurde 2013 vom BMWK erstellt und orientiert sich konsequent an diesen Definitionen der Sportwirtschaft. Es wird im Auftrag des BMWK und des BISp in einem aufwändigen Verfahren regelmäßig und umfassend aktualisiert. Das Sportsatellitenkonto schafft ein besseres Verständnis der Sportwirtschaft und kann dabei helfen, einen möglichen Handlungsbedarf für die Wirtschaftspolitik zu identifizieren. Die jüngste Aktualisierung im Jahr 2019 ermöglicht es, die wirtschaftliche Bedeutung des Sports für das Jahr 2016 zu beschreiben.

Aktuelle Fakten & Zahlen zur Sportwirtschaft

Die aktuellsten Auswertungen zur Sportwirtschaft liegen aus dem Jahr 2021 vor. Sie basieren auf den neuesten verfügbaren Daten des Sportsatellitenkontos 2018 und belegen die wirtschaftliche Bedeutung der Sportwirtschaft in Deutschland.

  • Der Sport trug im Jahr 2018 mit 76 Milliarden Euro zum gesamtwirtschaftlichen Bruttoinlandsprodukt bei. Das entspricht einem Anteil von rund 2,3 Prozent.
  • Insgesamt werden sportbezogene Güter und Dienstleitungen im Wert von über 120 Milliarden Euro produziert.
  • Neben dem hohen ehrenamtlichen Engagement sind zudem etwa 1,2 Millionen Beschäftigte im Sport tätig.
  • Private Haushalte gaben 71 Milliarden Euro für sportbezogenen Konsum aus. Das sind 4,3 Prozent aller Konsumausgaben der privaten Haushalte.
  • Im Jahr 2018 wurden insgesamt Investitionen für Neubau und Modernisierung von Sportanlagen in Höhe von 7,7 Mrd. EUR getätigt. Dies sind ca. 1,1 Prozent der gesamtwirtschaftlichen Investitionstätigkeit.

In der Reihe "Aktuelle Daten zur Sportwirtschaft" werden auf der Grundlage der Daten zum Sportsatellitenkonto einzelne Aspekte der Sportwirtschaft gesondert untersucht. So wird eine Verbesserung der Aussagen zu bestimmten Sportthemen und Sportarten ermöglicht.

Februar 2022: Sportverhalten und Sportkonsum unter dem Brennglas der Corona-Pandemie

Der Bericht stellt Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung im Rahmen des Sportsatellitenkontos dar. Er zeigt, welche Änderungen sich im Pandemiejahr 2020 im aktiven Sportverhalten ergeben haben und welche Auswirkungen auf den privaten Sportkonsum damit verbunden sind. Der Bericht fokussiert auf erwachsene Personen ab 16 Jahren. Der Bericht konstatiert für 2020 insgesamt eine reduzierte Sportaktivität und dadurch bedingt einen Rückgang der Konsumausgaben für den aktiven Sport in Höhe von 13,5 Mrd. Euro (minus 22 %) gegenüber dem Referenzjahr 2017.

Zahlen und Hintergründe können Sie hier herunterladen.

Juni 2021: Wirtschaftsfaktor Kinder- und Jugendsport

Die Studie beleuchtet das Sportverhalten von Kindern und Jugendlichen im Alter von 5 bis 15 Jahren und damit einhergehende Ausgaben der Eltern im Jahr 2019. Ergänzend werden Auswirkungen der Covid-19-Pandemie thematisiert. Die Ergebnisse beruhen auf Erhebungen im Rahmen des Forschungsprojekts „Sportsatellitenkonto Deutschland“, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz sowie vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft gefördert wird.

Zahlen und Hintergründe können Sie hier herunterladen.

April 2020: Der Beitrag des Sports zur Erfüllung der WHO-Empfehlungen für körperliche Aktivität

Bewegungsmangel hat nicht nur negative gesundheitliche Folgen für den Einzelnen. Körperliche Inaktivität verursacht auch direkte und indirekte volkswirtschaftliche Kosten. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Bewegungsempfehlungen veröffentlicht, deren Einhaltung das Risiko für das Auftreten einer Vielzahl von Erkrankungen verringern kann. Auf Basis des Sportsatellitenkontos wird untersucht, welchen Beitrag der Sport zur Erfüllung der WHO-Empfehlungen leistet. In der erwachsenen Bevölkerung erfüllen 34 Prozent die WHO-Empfehlungen allein durch ihre sportliche Aktivität. Insgesamt trägt der Sport rund 75 Prozent zur Erfüllung bei, wobei sich deutliche Unterschiede zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen sowie zwischen den einzelnen Sportarten zeigen.

Zahlen und Hintergründe können Sie hier herunterladen. Die Studie ist auch in einer englischen Version verfügbar oder als E-Book (externes Angebot) in deutsch und englisch einsehbar.

Februar 2019: Sport inner- oder außerhalb des Sportvereins: Sportaktivität und Sportkonsum nach Organisationsform

Der überwiegende Anteil der Sportausübung findet bei Personen ab 16 Jahren selbstorganisiert, das heißt außerhalb des Vereins, statt. Aus wirtschaftlicher Sicht bedeutsam ist, dass auch rund 80 Prozent der Konsumausgaben für die aktive Sportausübung der erwachsenen Bevölkerung auf den selbstorganisierten Sport entfallen. Der selbstorganisierte Sport ist vom Sport im Verein jedoch nicht zu trennen. Zum Beispiel ergibt sich durch den hohen Anteil des organisierten Sports im Jugendalter ein zusätzlicher indirekter Effekt auf den Wirtschaftsfaktor Sport.

Zahlen und Hintergründe zum Sport nach Organisationsform können Sie hier herunterladen.

November 2017: Wirtschaftsfaktor Outdoorsport

Ein Viertel aller sportbezogenen Konsumausgaben der deutschen Bevölkerung entfällt auf den Outdoorsport. Dieser umfasst in der vorliegenden Auswertung neben den Alltagssportarten Radsport und Laufen/Joggen auch Wandern, Kanu/Kajak, Klettern/Bouldern und Bergsteigen. Die höchsten Umsätze werden durch Radsport und Wandern generiert.

Zahlen und Hintergründe zum Outdoorsport können Sie hier (PDF, 2 MB) herunterladen.

November 2016: Ältere als Motor der Sportwirtschaft?

Sport wird bis ins hohe Alter getrieben – von einem Großteil der Bevölkerung bis mindestens zum 70. Lebensjahr. Die Sportaktivitäten verändern sich jedoch im Lebenszyklus hin zu gesundheitlich orientierten und technisch weniger anspruchsvollen Sportarten. Insgesamt nimmt die Vielfalt der Sportarten im Alter stärker ab als die Sportaktivität an sich. Damit gehen auch umfassende Änderungen in den sportbezogenen Ausgaben einher.

Zahlen und Hintergründe zur Sportaktivität älterer Menschen können Sie hier (PDF, 622 KB) herunterladen.

November 2015: Wirtschaftsfaktor Fußball

Immer wieder wird die große ökonomische Bedeutung des Fußballs in mehr oder weniger seriösen Studien herausgestellt. Diese Veröffentlichungen haben stets eine Gemeinsamkeit: Sie beschränken sich auf die Effekte des Profifußballs. Mit der Studie "Wirtschaftsfaktor Fußball" wird erstmals auf statistisch und wissenschaftlich fundierter Basis die ökonomische Bedeutung des "gesamten" Fußballs für die deutsche Volkswirtschaft beziffert. Allein die Konsumausgaben der privaten Haushalte betragen mehr als 11 Milliarden Euro pro Jahr.

Die Studie können Sie hier (PDF, 1 MB) herunterladen.

Dezember 2014: Wirtschaftsfaktor Sportwetten

Sportwetten werden seit einigen Jahren nicht mehr nur bei den dafür klassischen Sportarten wie Pferderennen oder Boxen ausgetragen. Heute kann weltweit nahezu auf jede Sportart gewettet werden. Dabei dominiert in Deutschland deutlich die Fußball-Sportwette mit über 50 Prozent Anteil an allen Sportwetteinsätzen.

Zahlen und Hintergründe finden Sie in der Studie „Wirtschaftsfaktor Sportwetten – Sportfaktor Lotterien“ (PDF, 533 KB).

Dezember 2013: Wirtschaftsfaktor Wintersport

Alpine Wintersportarten, insbesondere Ski- und Snowboardfahren, sind vergleichsweise kostenintensive und gleichzeitig von großen Bevölkerungsteilen ausgeübte Sportarten und bilden damit einen hervorzuhebenden Wirtschaftsfaktor. Skifahren gehört mit 14 Prozent Aktiven dabei zu den beliebtesten Sportarten. Fahrten zum Sport (ohne Urlaub) sind ebenfalls bei allen Wintersportarten umfangreicher und damit kostenintensiver als bei anderen Sportarten.

Mehr dazu finden Sie in der Studie „Wirtschaftsfaktor Wintersport“ (PDF, 914 KB). Die Studie ist auch in einer englischen Version (PDF, 657 KB) verfügbar.

Hintergrundinformationen zum Sportsatellitenkonto

Das Statistische Bundesamt berechnet die wirtschaftliche Leistung der gesamten Volkswirtschaft und veröffentlicht Daten zum Produktionswert, den Vorleistungen und der Bruttowertschöpfung nach Wirtschaftsbereichen, die auf einer international abgestimmten Wirtschaftsbereichsgliederung beruhen. Satellitenkonten werden dann erstellt, wenn die wirtschaftliche Leistung nicht von einer Branche, sondern von vielen Branchen aufgrund eines übergreifenden Themas erbracht wird. Beispiele neben Sport sind Gesundheit und Tourismus. Für die Berichtsjahre ab 2008 werden alle in Deutschland fließenden sportbezogenen Gelder in einem Sportsatellitenkonto (SSK) der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen zusammengefasst.

Aufbauend auf drei grundlegenden Forschungsvorhaben der Bundesregierung werden im Rahmen der Erstellung und Aktualisierung des SSK kontinuierlich Daten zum sportbezogenen Konsum der deutschen Bevölkerung, den Aufwänden der Unternehmen für sportbezogene Werbung und Sportsponsoring sowie den in Deutschland fließenden Geldern für sportbezogene Medienrechte ermittelt. Darüber hinaus werden die öffentlichen und privatwirtschaftlichen Investitionen für Sportstätten sowie die baulichen und personellen Betriebskosten von Sportstätten und Sportgelegenheiten erhoben. Damit liegt eine umfangreiche Datenbasis zum Umfang der sportbezogenen Aktivitäten sowie den damit verbundenen Ausgaben und Investitionen vor.

Dies ermöglicht einen genauen Überblick über die Sportwirtschaft sowie eine detaillierte Betrachtung der einzelner sportwirtschaftlicher Komponenten, wie beispielsweise Konsum, Produktion, Investitionen und Bruttowertschöpfung. Darüber hinaus lässt sich mit Hilfe des Sportsatellitenkontos auch feststellen, wie viele Arbeitsplätze durch den Sport geschaffen werden und inwiefern andere Wirtschaftszweige vom Sport abhängen.

Durch eine regelmäßige Aktualisierung ist es zudem möglich, die Entwicklung der Sportwirtschaft über die Zeit zu betrachten. Solche Zeitreihen erlauben es zum Beispiel, Einflüsse makroökonomischer Schwankungen auf die Sportwirtschaft zu untersuchen und diese in eine Relation zu den Änderungen der Gesamtwirtschaft zu setzen. Auch um den Einfluss gesellschaftlicher Entwicklungen auf die Sportwirtschaft zu beobachten und gegebenenfalls frühzeitig auf diese reagieren zu können, sind die Informationen des Sportsatellitenkontos von großer Bedeutung.

Publikationen

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