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02.02.2023 - Artikel - Mittelstand

Im Fokus: Gemeinwohlorientierte Unternehmen Weil Wirtschaft mehr kann als Wachstum

Einleitung

Wie wollen wir in Zukunft Wirtschaft gestalten? Dieser Frage verschreibt sich das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Das Ziel: Die Stärkung gemeinwohlorientierter Unternehmen für die sozial-ökologische Transformation.

Nationale Strategie für Sozialunternehmen und Social Startups

Wie definiert sich Wohlstand? Gewinnorientiertes Wachstum als Maßstab allein reicht nicht mehr.

© filadendron via Getty Images

Es gibt in Deutschland eine wachsende Zahl von Unternehmen, die als gemeinwohlorientierte Unternehmen und Social Startups sowie als Genossenschaften den Fokus ihres Unternehmenszwecks auf die Lösung gesellschaftlicher, ökologischer und sozialer Herausforderungen legen. Allein bei den Startups zählen sich laut dem jüngsten Monitor des deutschen Startup-Verbands 40 Prozent dem gemeinwohlorientierten Bereich zu. Ob sie sich damit beschäftigen, nachhaltige Lieferketten zu etablieren, Erneuerbare Energien gemeinschaftlich zu erzeugen, Produkte ressourcenschonend und nachhaltig herzustellen, gemeinsam digitale Infrastruktur zu schaffen oder Dienstleistungen zu entwickeln, um arbeitssuchende Menschen in den Arbeitsmarkt zu integrieren - sie alle eint, dass sie mehr wollen, als ausschließlich unternehmerisch zu wachsen. Oft sind es gemeinwohlorientierte Unternehmen, die soziale Innovationen voranbringen. Besonders oft sind es Frauen, die als Gründerinnen wirtschaftlichen Erfolg und Gemeinsinn miteinander verbinden.

Diese Haltung, also nicht nur Gewinn, sondern Wirkung erzielen zu wollen, braucht es für die notwendige sozial-ökologische Transformation der Wirtschaft.

Dazu gehört auch eine stärkere Betrachtung der Qualität unserer wirtschaftlichen Entwicklung, jenseits des Bruttoinlandsprodukts. Bildung, Verteilungsgerechtigkeit und eine intakte Umwelt sind dafür unter anderem relevante Messgrößen, die der Jahreswirtschaftsbericht in diesem Jahr nun zum zweiten Mal in den Blick genommen hat.

Was ist ein gemeinwohlorientiertes Unternehmen?

Die Europäische Kommission versteht darunter Unternehmen,

  • für die das soziale oder gesellschaftliche, gemeinwohlorientierte Ziel Sinn und Zweck ihrer Geschäftstätigkeit darstellt, was sich oft in einem hohen Maß an sozialer Innovation äußert,

  • deren Gewinne größtenteils wieder investiert werden, um dieses soziale Ziel zu erreichen und

  • deren Organisationsstruktur oder Eigentumsverhältnisse dieses Ziel widerspiegeln, da sie auf Prinzipien der Mitbestimmung oder Beteiligung der Belegschaft basieren oder auf soziale Gerechtigkeit ausgerichtet sind.

Der Plan

Eine nationale Strategie für gemeinwohlorientierte Unternehmen und Soziale Innovationen

Die Bundesregierung hat sich im Koalitionsvertrag genau das zum Ziel gemacht: eine Strategie zu entwickeln, die es gemeinwohlorientierten Unternehmen und sozialen Innovationen möglich macht, sich besser aufzustellen, besser zu wachsen und somit besser für alle zu wirken.

BMWK-Staatssekretär Sven Giegold

Trotz ihres wichtigen Beitrags zur Allgemeinheit werden gemeinwohl­orientierten Unternehmen oft eher Steine in den Weg gelegt, als dass sie gefördert werden. So könnte allein die Gemeinwohlorientierung ein Grund sein, um von wirtschaftlichen Förderprogrammen ausgeschlossen zu werden. Das wollen wir ändern. Denn wir wollen das vorhandene, vielfältige Potential dieser Unternehmen für den sozialen und ökologischen Wandel voll nutzen.

Entwicklung der Strategie

Hand in Hand mit der Community

Die Erarbeitung der Strategie durch das BMWK gemeinsam mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ist derzeit in vollem Gange.

Der partizipative Ansatz der Strategie ist dem BMWK ein besonderes Anliegen, denn eine Strategie bedarfsgerecht zu entwickeln funktioniert am besten in Zusammenarbeit mit denjenigen, die sie betrifft.

Einer der wichtigsten Bestandteile war daher die Beteiligung der Community in ihrer großen Breite. Im Herbst 2022 haben fünf Workshops und eine qualifizierte Online-Befragung stattgefunden.

Eingebracht haben sich Unternehmerinnen und Unternehmer genauso wie Finanziers, Fachleute aus der Wissenschaft sowie weitere Gäste mit Expertise zur Thematik.

Die Befragung wird aktuell ausgewertet. Die Fragen an sich sind hier nachzulesen, eine Zusammenfassung der Antworten wird zeitnah veröffentlicht.

Aus dem Koalitionsvertrag:

Zu einer modernen Unternehmenskultur gehören auch neue Formen wie Sozialunternehmen, oder Gesellschaften mit gebundenem Vermögen. Wir erarbeiten eine nationale Strategie für Sozialunternehmen, um gemeinwohlorientierte Unternehmen und soziale Innovationen stärker zu unterstützen. Wir verbessern die rechtlichen Rahmenbedingungen für gemeinwohlorientiertes Wirtschaften, wie zum Beispiel für Genossenschaften, Sozialunternehmen, Integrationsunternehmen. Für Unternehmen mit gebundenem Vermögen wollen wir eine neue geeignete Rechtsgrundlage schaffen, die Steuersparkonstruktionen ausschließt. Hemmnisse beim Zugang zu Finanzierung und Förderung bauen wir ab. Wir werden die rechtlichen Rahmenbedingungen schaffen, um Guthaben auf verwaisten Konten zur Förderung des Gemeinwohls nutzen zu können.“

Weiterführende Informationen