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Artikel - Wirtschaftspolitik

Schwerpunkte der Wirtschaftspolitik Herausforderungen annehmen und Chancen nutzen

Einleitung

Deutschland und Europa stehen vor großen gesamtwirtschaftlichen Herausforderungen: Die digitale Transformation verändert die Wirtschafts- und Arbeitswelt grundlegend. Der demografische Wandel verstärkt den Handlungsbedarf bei der Gewinnung von Fachkräften und fordert die sozialen Sicherungssysteme. Der Schutz des Klimas benötigt entschlossenes Handeln. Hinzu kommen protektionistische Tendenzen im internationalen Umfeld. Außerdem bedarf es gewaltiger Anstrengungen, die Folgen der Corona-Pandemie abzumildern. Viele dieser Herausforderungen erfordern Innovationen und Investitionen und bieten damit auch Chancen und neue Möglichkeiten der Wertschöpfung.

Leitlinien der sozial-ökologischen Marktwirtschaft

Leitlinien der sozial-ökologischen Marktwirtschaft verfolgen

„Das, was den Erfolg bringt, die große Krise unserer Zeit zu bewerkstelligen, kleiner zu machen bzw. zu überwinden, das wird belohnt werden müssen an den Märkten und entsprechend der Wandel von der sozialen zur ökologisch-sozialen Marktwirtschaft, die externalisierten Kosten nicht als heimliche Gewinne in den Unternehmen zu lassen, sondern durch Regeln oder Bepreisung dafür zu sorgen, dass sich die ganze Kreativität des Marktes dem Ziel der Klimaneutralität richtet und so wir Prosperität, Reichtum, Wohlstand mit dem Schutz der planetaren Grenzen verbinden können. Wenn wir das schaffen, werden wir gemeinsam Geschichte schreiben.“ Robert Habeck

Die Wirtschaftspolitik muss diese Herausforderungen offensiv angehen und neue Wachstumsmöglichkeiten erschließen. Wichtig ist es dabei, Spielräume für Unternehmertum, Gründergeist und individuelle Freiheiten zu erhalten und weiter zu verbessern. Alle sollen vom Erfolg profitieren können: Unternehmerinnen und Unternehmer, Beschäftige sowie Bürgerinnen und Bürger, in allen Landesteilen und über alle Generationen hinweg. Es geht um eine breitere und systematischere Erfassung von Wohlfahrt und Fortschritt. Zudem soll der Schutz globaler Umweltgüter wie des Klimas oder der Biodiversität gewährleistet werden. Deshalb werden konsequent gesamtwirtschaftliche, auf das Gemeinwohl und auf eine nachhaltige Entwicklung orientierte Maßstäbe angelegt. Gleichzeitig verlangt eine effektivere Klimaschutzpolitik einen effizienten und erweiterten Maßnahmenmix, in dessen Zentrum insbesondere marktwirtschaftliche Instrumente stehen. Handlungsleitend für das Bundeswirtschaftsministerium ist der Grundsatz: so viel Markt wie möglich und gleichzeitig so viel Staat wie nötig. Das Modell der sozial-ökologischen Marktwirtschaft ist damit der zentrale konzeptionelle Überbau für die Transformation hin zur Klimaneutralität: Es ist die notwendige Fortentwicklung der seit mehr als 70 Jahren bewährten Sozialen Marktwirtschaft.

Der Wirtschaftsstandort Deutschland benötigt auch künftig einen Ordnungsrahmen, mit dem die Wettbewerbsfähigkeit gesichert werden kann. Um zudem den Schutz globaler Umweltgüter wie des Klimas oder der Biodiversität zu gewährleisten, bedarf es einer grundlegenden Weiterentwicklung des deutschen, aber auch des internationalen Ordnungsrahmens. Daher werden politische Initiativen auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene darauf geprüft, ob sie zielgerichtet, effizient, verhältnismäßig und nachhaltig sind. Ziel ist eine evidenzbasierte Wirtschaftspolitik, die vorhandene Informationen nutzt, um Politik nach diesen Kriterien bestmöglich zu gestalten.

Im Jahreswirtschaftsbericht, den das Bundeswirtschaftsministerium jedes Jahr federführend erstellt, berichtet die Bundesregierung über ihre aktuellen wirtschaftspolitischen Prioritäten. Dieser enthält ein Kapitel mit Punkten zu einer neuen Wohlfahrtsberichterstattung, die nachhaltiges und inklusives Wachstum - Dimensionen der Wohlfahrt - messbar machen soll. Jeden Monat gibt das Bundeswirtschaftsministerium einen Überblick über aktuelle Themen der Wirtschaftspolitik.

Einmal im Jahr übermittelt die Bundesregierung außerdem einen Bericht über aktuelle Maßnahmen zur Bewältigung gesamtwirtschaftlicher Herausforderungen an die Europäische Kommission. Dieser Bericht, das Nationale Reformprogramm, ist ein Element der Koordination der Wirtschafts- und Finanzpolitik auf europäischer Ebene (im sogenannten „Europäischen Semester“).

Publikationen

Computerchip zum Thema Digitalisierung

© Raimundas/stock.adobe.com

Den digitalen Wandel gestalten

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Digitaler Wandel

Digitalen Wandel gestalten

Neue Technologien und digitale Unternehmensmodelle verändern das Zusammenspiel auf den Märkten. Die Corona-Krise führt zu einem Digitalisierungsschub in Deutschland. Dabei stellt sich die Grundsatzfrage, welche Rahmenbedingungen für die digitalisierte Wirtschaft gebraucht werden. Mehr zu dem Thema findet sich im Konzeptpapier „Digitale Ordnungspolitik (PDF, 459 KB)“. Das Konzept ist Teil des Bausteins „Gestaltung einer digitalen Ordnungspolitik“ der Umsetzungsstrategie der Bundesregierung „Digitalisierung gestalten“.

Die Wettbewerbspolitik muss auch auf den digitalen Wandel reagieren. Mit dem GWB-Digitalisierungsgesetz verbessert das Bundeswirtschaftsministerium die Möglichkeiten, dem Missbrauch von Marktmacht im Bereich der Digitalwirtschaft und Plattformökonomie entgegenzuwirken und erleichtert damit gleichzeitig den Marktzugang für kleine und mittlere Unternehmen. Auf europäischer Ebene setzt sich die Bundesregierung für eine Modernisierung des Wettbewerbsrechts und eine Überprüfung des Beihilferechts ein.

Daten sind im digitalen Zeitalter eine Schlüsselressource. Die Datenstrategie der Bundesregierung hat zum Ziel, dass Daten in Deutschland vermehrt für Unternehmen bereitgestellt und verantwortungsvoller genutzt werden. Das Projekt GAIA-X soll den Grundstein für eine vernetzte und souveräne europäische Dateninfrastruktur legen.

GAIA-X Bild vergrößern

© BMWK

Die Digitalisierung bringt mit teils disruptiven neuen Technologien einen fundamentalen Wandel für die deutsche Wirtschaft mit sich. Viele Anwendungsmöglichkeiten neuer Technologien sind aktuell noch kaum absehbar. Um langfristige Auswirkungen für die deutsche Wirtschaft frühzeitig zu erkennen, hat das Wirtschaftsministerium einen Strategischen Vorausschauprozess angestoßen.

Menschen bei der Ernte

© gettyimages.de/Westend61

Aktionsplan „Mittelstand, Klimaschutz und Transformation“

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Mittelstand stärken

Mittelstand stärken, Entlastungsmöglichkeiten nutzen

Eine prosperierende Wirtschaft braucht ein dynamisches Unternehmertum. Um Anreize für unternehmerisches Handeln und entsprechende Freiräume zu schaffen, wird das Bundeswirtschaftsministerium die Rahmenbedingungen für Unternehmen überprüfen und entsprechende Diskussionen auch auf europäischer Ebene anstoßen. Der Mittelstand ist Treiber von Innovationen, stellt in hohem Ausmaß Arbeits- und Ausbildungsplätze bereit und spielt gerade in ländlichen Räumen nicht nur eine erhebliche wirtschaftliche, sondern auch eine bedeutende soziale, gesellschaftliche und kulturelle Rolle. Zudem liegen in der bevorstehenden Transformation zur Klimaneutralität gerade für mittlere und lange Frist große Chancen für Wettbewerbsfähigkeit und neue Wertschöpfung. Das Bundeswirtschaftsministerium setzt sich dafür ein, kleine und mittlere Unternehmen in ihren aktuellen Herausforderungen zu unterstützen und intensiviert in diesem Sinne den Dialog mit der Wirtschaft.

Die Nutzung von zielführenden Entlastungsmöglichkeiten bei behördlichen Vorgaben, Steuern, Abgaben und auch bei Strompreisen ist von zentraler Bedeutung. Die steuerlichen Entlastungsmaßnahmen der Jahre 2019 bis 2021 werden in voller Jahreswirkung ein Volumen von deutlich über 25 Milliarden Euro erreichen. Mit dem Gesetz zur Rückführung des Solidaritätszuschlags 1995 werden in einem ersten Schritt ab dem Jahr 2021 insbesondere untere und mittlere Einkommen entlastet. Die Bundesregierung entlastet außerdem mit dem dritten Bürokratieentlastungsgesetz Unternehmen um mehr als 1,1 Milliarden Euro. Das Unternehmenssteuerrecht wird laufend auf Anpassungsbedarf an veränderte Rahmenbedingungen, insbesondere mit Blick auf kleinere und mittlere Unternehmen geprüft.

Unternehmensgründungen sollen künftig einfacher und unbürokratischer möglich sein. Um junge Unternehmen in der Wachstumsphase zu stärken, hat die Bundesregierung mit dem Tech Growth Fund ein Instrument aufgesetzt, mit dem innovativen Unternehmen Venture Debt-Finanzierungen als Ergänzung zur Eigenkapitalfinanzierung zur Verfügung gestellt werden. Darüber hinaus arbeitet das Bundeswirtschaftsministerium zum Beispiel daran, dass sich die KfW Capital stärker im Bereich der Wachstumsfinanzierung engagieren kann.

Die Fachkräftegewinnung bleibt auch angesichts des demographischen Wandels eine Herausforderung. Das Gute-Kita-Gesetz, der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung und das Teilhabechancengesetz fördern eine höhere inländische Erwerbsbeteiligung. Mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz wird der rechtliche Rahmen verbessert, um Fachkräfte aus dem Ausland zu gewinnen. Um heimische Fachkräfte für den Strukturwandel fit zu machen, setzt die Bundesregierung Impulse unter anderem mit dem Qualifizierungschancengesetz.

Das Vergaberecht schützt den freien und fairen Wettbewerb der Wirtschaftsteilnehmer um öffentliche Aufträge und sichert den effizienten Umgang mit Steuermitteln.

Formeln an einer Tafel zum Thema Innovationspolitik; Quelle: stock.adobe.com – pict rider

© stock.adobe.com – pict rider

Innovationspolitik

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Innovationen fördern

Innovationen fördern, Schlüsseltechnologien voranbringen

Um die Wettbewerbsfähigkeit deutscher und europäischer Unternehmen angesichts des tiefgreifenden technologischen Wandels zu stärken, sind auch industriepolitische Impulse erforderlich. In zentralen Zukunftsbereichen hat das Bundeswirtschaftsministerium bereits wichtige Impulse für Innovationen gesetzt, etwa mit der KI-Strategie oder der Blockchain-Strategie. Gemeinsam mit anderen europäischen Partnern setzt sich die Bundesregierung für eine langfristig ausgerichtete EU-Industriestrategie ein. Schlüsseltechnologien sollen verstärkt gefördert werden, etwa als wichtige Projekte von gemeinsamem europäischem Interesse.

Batteriezellen werden in Zukunft in großen Mengen als Energiespeicher für zahlreiche Anwendungen benötigt. Der gesicherte Zugang zu hochwertigen und möglichst CO2-arm produzierten Batteriezellen ist für die Automobilbranche sowie für andere von Elektrifizierung betroffene Branchen von höchster strategischer Relevanz. Die Bundesregierung unterstützt daher die Batterieforschung und den Aufbau eigener Kapazitäten für die Batteriezellfertigung in Deutschland und Europa, unter anderem über die „Forschungsfabrik Batterie“ und über das IPCEI „Batteriezellinnovation“. Für die Förderung der Batterieforschung im Rahmen des Dachkonzepts „Forschungsfabrik Batterie“ stellt sie bis zum Jahr 2023 Mittel in Höhe von rund 560 Millionen Euro und für die Förderung des IPCEI „Batteriezellinnovation“ knapp unter drei weit mehr als 1 Milliarden Euro bereit.

Forschung und Entwicklung sind eine elementare Voraussetzung, um Innovationen zu generieren. Bis zum Jahr 2025 sollen die Ausgaben von Bund, Ländern und Wirtschaft in Forschung und Entwicklung im Einklang mit der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie von derzeit etwa 3,1 Prozent auf jährlich 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts steigen. Die 2020 neu eingeführte steuerliche Forschungsförderung, die sich insbesondere an kleine und mittelgroße Unternehmen richtet, ergänzt die bestehende direkte Projektförderung.

Zur Erprobung und Umsetzung innovativer Technologien und Geschäftsmodelle setzt die Bundesregierung verstärkt auf Reallabore als Testräume. Dabei geht es um Innovation und Regulierung: Unternehmen können in einem zeitlich und räumlich begrenzten Rahmen auf Grundlage zum Beispiel von Ausnahmegenehmigungen und Experimentierklauseln neuartige Produkte und Prozesse testen. Der Gesetzgeber kann mit Blick auf den regulatorischen Rahmen wertvolle Erfahrungen sammeln und so rechtliche Rahmenbedingungen weiterentwickeln. Der Rechts- und Ordnungsrahmen wird damit zunehmend als agiles, lernendes System begriffen, das schneller auf neue Entwicklungen reagiert und damit auch dem hohen Tempo der Digitalisierung gerecht wird.

Bau eines Gebäudes symbolisiert Regionalpolitik

© alibaba - stock.adobe.com

Wirtschaft in den Regionen stärken

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Regionen stärken

Regionen als Wirtschaftsstandort stärken

Die regionale Strukturförderung setzt Impulse für ein nachhaltiges Wachstum und trägt zu gleichwertigen Lebensverhältnissen bei. Um regionale Potenziale besser auszuschöpfen, hat die Bundesregierung ihre regionenbezogene Förderung neu aufgestellt und ein gesamtdeutsches Fördersystem geschaffen.

Das gesamtdeutsche Fördersystem umfasst mehr als 20 Programme Bild vergrößern

© BMWK

Damit die klimapolitische Transformation auch zu einem ökonomischen Erfolgsmodell wird, braucht es gleichzeitig eine breit angelegte Politik zur Modernisierung und Beschleunigung. Mit dem Strukturstärkungsgesetz öffnet die Bundesregierung langfristige Perspektiven für die vom Strukturwandel betroffenen Kohleregionen. Insgesamt sollen bis spätestens zum Jahr 2038 Finanzmittel von bis zu 40 Milliarden Euro für die Kohleregionen zur Verfügung gestellt werden. Darüber hinaus leisten die Strukturfonds der EU einen wichtigen Beitrag für die Förderung wirtschaftlich und finanziell schwacher Regionen.

Im Strukturstärkungsgesetz sind bis zu 40 Milliarden Euro für die Braunkohleregionen vorgesehen Bild vergrößern

© BMWK

Offshore-Windpark zum Thema Energiewende; Quelle: ABB

© ABB

Unsere Energiewende: sicher, sauber, bezahlbar

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EU-Flagge vor der Europäischen Zentralbank für Europäische Wirtschaftspolitik; Quelle: iStock.com/instamatics

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Europäische Wirtschaftspolitik

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Europäische Stärken und Potenziale nutzen

Europäische Stärken und Potenziale nutzen, offene Märkte fördern, regelbasierten Handel stärken

Die offenen Grenzen des europäischen Binnenmarktes, der Euro als gemeinsame Währung im Euroraum und die Freizügigkeit von Bürgerinnen und Bürgern innerhalb der EU fördern den wirtschaftlichen Austausch innerhalb Europas und erhöhen das Wachstumspotenzial aller Mitgliedstaaten. Um den Binnenmarkt weiterzuentwickeln, verfolgt die Bundesregierung einen umfassenden Ansatz, der Digitalisierung, Dienstleistungen, Industriepolitik und Klimaschutz verknüpft. Eine stabile Wirtschafts- und Währungsunion bildet den Kern eines starken Europas. Reformen zur Stärkung des Euroraums sind der Bundesregierung ein wichtiges Anliegen. Im Juli 2020 hat übernahm Deutschland für ein halbes Jahr die Ratspräsidentschaft der Europäischen Union übernommen. So konnte die Bundesregierung in Europa wichtige Themen voranbringen und Schwerpunkte setzen.

Der grenzüberschreitende Handel trägt weltweit zu Wachstum und Beschäftigung bei. Damit Unternehmen ebenso wie Bürgerinnen und Bürger in Deutschland und Europa weiterhin von Welthandel und Globalisierung profitieren können, tritt die Bundesregierung für eine regelbasierte, nachhaltige Handels- und Investitionspolitik und eine Stärkung und Modernisierung der Welthandelsorganisation (World Trade Organisation, WTO) ein.

Arbeiter in einem Unternehmen zu den Schwerpunkten der Wirtschaftspolitik