WIRTSCHAFTLICHE SCHWÄCHE HÄLT AN
Die deutsche Wirtschaft befindet sich auch zu Beginn des dritten Quartals weiterhin in einer Stagnation. Die Industrieproduktion ist vor allem infolge der anhaltend rückläufigen Auslandsnachfrage und sinkender Auftragsbestände weiterhin in einem Abschwung; zuletzt tendierten auch wichtige Dienstleistungsbereiche wie Handel, Verkehr, Gastgewerbe sowie sonstige Dienstleister schwächer. Erschwert wird die aktuelle Bewertung der Entwicklung im Dienstleistungssektor durch die umstellungsbedingt derzeit stark eingeschränkte Datenverfügbarkeit der Konjunkturstatistiken im Handel und Dienstleistungsbereich.
Aktuelle Stimmungs- und Frühindikatoren deuten keine kurzfristige konjunkturelle Erholung an. Die Industrieproduktion und die Auftragseingänge – bereinigt um Großaufträge – waren im Juli erneut rückläufig, wobei bei der Produktion ferienbedingte Sondereffekte eine Rolle gespielt haben dürften. Der ifo Geschäftsklimaindex ist im August zum dritten Mal in Folge gefallen, die Unternehmen bewerteten zuletzt sowohl die aktuelle Lage als auch die Geschäftserwartungen pessimistischer. Im Verarbeitenden Gewerbe gab der Index besonders deutlich nach, was zum Teil auf die erwartete Wachstumsverlangsamung in wichtigen Absatzmärkten, insbesondere den USA und China, zurückzuführen sein dürfte. Angesichts der weiterhin schwachen Auslandsnachfrage, der anhaltenden geopolitischen Unsicherheiten und der erst langsam und mit Verzögerung wirkenden entlastenden Effekte der geldpolitischen Lockerung dürfte sich die industrielle Schwächephase zunächst fortsetzen und die exportorientierte deutsche Industrie dämpfen.
Auch im Dienstleistungsbereich setzte sich die Eintrübung des Geschäftsklimas vor allem mit Blick auf die Geschäftserwartungen fort. Trotz der rückläufigen Inflation und der deutlich gestiegenen Kaufkraft im Zuge der höheren Reallöhne tendierten zuletzt auch wichtige Stimmungsindikatoren der privaten Haushalte, namentlich das GfK-Konsumklima und das HDE-Konsumbarometer, schwächer.
Vor diesem Hintergrund gehen daher auch die meisten Wirtschaftsforschungsinstitute in ihren Herbstprognosen von einer fortgesetzten wirtschaftlichen Stagnation in der zweiten Jahreshälfte und einer konjunkturellen Belebung erst im Verlauf des kommenden Jahres, getragen von einer Erholung des privaten Konsums, einer anziehenden Auslandsnachfrage und einer Trendumkehr bei der Investitionsentwicklung, aus.
WELTWIRTSCHAFT VERLIERT AN FAHRT
Die weltweite Industrieproduktion ist im Juni saisonbereinigt mit -0,1 % gegenüber dem Vormonat leicht zurückgegangen. Damit liegt sie im Vorjahresvergleich zwar immer noch um 1,5 % im Plus, die Entwicklung bleibt aber nach wie vor schleppend. Für Juli und August signalisiert der Frühindikator der Bundesbank ebenfalls eine Stagnation der globalen Industriekonjunktur. Auch der Stimmungsindikator von S&P Global deutet für die Erholung der weltweiten Industriekonjunktur einen weiteren Dämpfer an. Im August ist der Index zum dritten Mal in Folge leicht gesunken – von 49,7 auf 49,5 Punkte – und bleibt damit unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Im Dienstleistungsbereich hat sich die Stimmung dagegen um 0,5 Punkte auf 53,8 Punkte im August verbessert, so dass der Gesamtindikator nach dem Rückgang im Juli nun wieder auf 52,8 Punkte gestiegen ist. Insgesamt deuten die Frühindikatoren darauf hin, dass sich die Gangart der Weltwirtschaft verlangsamt und die weltweite Nachfrage, insbesondere nach Industrieerzeugnissen, auch in der zweiten Jahreshälfte verhalten bleibt.
Der internationale Warenhandel hat im Juni saisonbereinigt um 0,7 % gegenüber dem Vormonat expandiert und befand sich damit wieder in etwa auf dem Niveau von Ende 2022. Gegenüber dem Vorjahresmonat lag er um 1,8 % im Plus. Zum Start in das zweite Halbjahr deuten aktuelle Meldungen zum Containerumschlag darauf hin, dass die verhaltene Erholung des Welthandels anhält: Der RWI/ISL-Containerumschlag-Index setzte seinen recht dynamischen Aufwärtstrend im Juli mit einem saisonbereinigten Anstieg von 131,2 auf 133,2 Punkte fort. Triebfeder war der Containerumschlag in den chinesischen Häfen. Der Anstieg des Nordrange-Index kam dagegen ins Stocken. Aktuelle Einkaufsmanagerindizes weisen darauf hin, dass die weltweiten Exportaufträge zuletzt rückläufig waren, was eine abnehmende Dynamik des Welthandels nahelegt. Die Impulse aus dem Auslandsgeschäft dürften also auch in der zweiten Jahreshälfte eher gering ausfallen.