Die wirtschaftliche Entwicklung im Jahr 2022 steht seit Ende Februar ganz im Zeichen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. In den meisten Konjunkturindikatoren ist der Effekt des Krieges noch nicht abzulesen, da diese mit einer Verzögerung von ein bis zwei Monaten veröffentlicht werden.
STAGNIERENDE INDUSTRIEKONJUNKTUR MIT UNKLAREN AUSSICHTEN
Im aktuellen Berichtsmonat Februar ergab sich ein gemischtes Bild: Die Industrieproduktion bewegte sich lediglich seitwärts, die Auftragseingänge gingen spürbar zurück. Dafür konnte sich der Außenhandel nach einem schwachen Start ins erste Quartal wieder erholen. Auch die Einzelhandelsumsätze legten trotz anhaltender Beschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie leicht zu. Dennoch bleiben viele Fragen offen: Wie machen sich die gegenüber Russland erlassenen Sanktionen im Außenhandel bemerkbar? Welchen Effekt haben die hohen Energiepreise und mögliche neue Lieferengpässe auf die Produktion? Und wie gehen Konsumenten und Investoren mit der gestiegenen Unsicherheit um? Erste Antworten wird es im nächsten Monat geben, in dem erstmals harte Konjunkturindikatoren für den Berichtsmonat März vorgelegt werden. Aktuell gibt es lediglich umfragebasierte Stimmungsindikatoren. So ist das ifo Geschäftsklima im März deutlich zurückgegangen. Dies war jedoch zuvorderst auf die stark rückläufigen Geschäftserwartungen zurückzuführen. Die aktuelle Lage beurteilten die Unternehmen kaum schlechter als im Vormonat. Demgegenüber zeigte der Einkaufsmanagerindex eine merklich geringere Reaktion auf den russischen Krieg im Monat März.
Ein Grund zur Sorge bleibt jedoch die Inflationsrate: Sie lag im März 2022 bei 7,3 %, maßgeblich getrieben durch eine explosive Zunahme der Energiepreise infolge des Kriegsausbruchs am 24. Februar 2022. Die weitere Preisniveauentwicklung lässt sich kaum verlässlich vorhersagen, weil weder die Dauer noch Ausgang des Krieges zurzeit absehbar sind. Da Deutschland große Teile seines Gasbedarfs aus Russland importiert, besteht hier ein hohes Risiko für die Preisniveauentwicklung für diesen Energieträger. Zwar haben sich die Gaspreise im März wieder rückläufig entwickelt, allerdings ausgehend von einem bereits sehr hohen Niveau im Vorfeld des russischen Angriffskriegs. Aktuell liegen sie immer noch mehr als vier Mal so hoch wie ihr langjähriger Durchschnitt. Deutschland wird im Jahr 2022 deutlich mehr für Energie zahlen müssen als in den Vorjahren.
WELTWIRTSCHAFT LEGT BIS ZULETZT WEITER ZU
Aus der Weltwirtschaft kamen bis vor dem Kriegsausbruch in der Ukraine noch positive Signale. So stieg die weltweite Industrieproduktion im Januar um 1,8 %. Der Welthandel stagnierte im gleichen Monat, nachdem allerdings substanzielle Zuwächse in den drei Vormonaten zu beobachten waren. Auch der Stimmungsindikator von S&P Global (ehemals IHS Markit) konnte im Februar nochmal zulegen und lag mit 53,4 Punkten über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten.
Lesen Sie hier mehr zur wirtschaftlichen Lage im April 2022.