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Artikel - Wirtschaftliche Entwicklung

Konjunktur und Wachstum

Einleitung

ANHALTENDE WIRTSCHAFTLICHE SCHWÄCHE IM WINTERHALBJAHR 2023/24

Die gesamtwirtschaftliche Ausgangslage stellt sich zum Jahreswechsel 2023/24 im Zuge der Nachwirkungen der vorangegangenen Krisen, insbesondere den erheblichen Kaufkraftverlusten als Folge des massiven Energie- und Nahrungsmittelpreisanstiegs, der schwachen weltwirtschaftlichen Entwicklung, der geopolitischen Krisen sowie den geldpolitischen Straffungen weiterhin sehr schwach dar: Das Bruttoinlandsprodukt ist zum Jahresende nach ersten, vorläufigen Informationen des Statistischen Bundesamtes preis-, saison- und kalenderbereinigt um rund 0,25 % gegenüber dem Vorquartal gesunken. Für das Gesamtjahr ergibt sich damit ein Rückgang des BIP um 0,3 %. Dieses Ergebnis war weitgehend erwartet worden. Insbesondere der private Konsum ist im vergangenen Jahr aufgrund der nachwirkenden Kaufkraftverluste und der Kaufzurückhaltung, auch im Zuge der erhöhten Unsicherheit infolge der geopolitischen Konflikte, preisbereinigt um 0,8 % zurückgegangen. Damit lag er immer noch etwas unter dem Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019. Auch die staatlichen Konsumausgaben waren mit -1,7 % gegenüber dem Vorjahr rückläufig. Darin spiegelt sich die Normalisierung der Staatsausgaben nach der deutlichen Ausweitung während Corona-Pandemie. Die Bruttoanlageinvestitionen gingen mit -0,3 % etwas zurück, vor allem da die Bauinvestitionen infolge der gestiegenen Finanzierungs- und Materialkosten im Jahresdurchschnitt 2023 preisbereinigt erneut um rund zwei Prozent sanken. Dagegen konnten die Investitionen in Maschinen und Anlagen mit +3,0 % deutlich zulegen. Dazu dürften neben den immer noch hohen Auftragsbeständen und der guten Eigenkapitalausstattung der Unternehmen auch steigende – durch staatliche Maßnahmen gestützte – Investitionen in die Transformation beigetragen haben. Die Exporte nahmen infolge der schwachen Nachfrage aus dem Ausland um 1,8 % ab. Die Importe fielen im Zuge der schwachen Binnennachfrage mit -3,0 % sogar noch kräftiger, weshalb der Außenhandel rechnerisch +0,6 Prozentpunkte zum BIP-Wachstum beitrug.

Der Arbeitsmarkt zeigte sich trotz der konjunkturellen Schwächephase robust; die Erwerbstätigkeit nahm im Jahresverlauf weiter zu (+0,7 %) und erreichte im Jahresdurchschnitt 2023 einen historischen Höchststand von knapp 46 Mio. Personen.

Ebenfalls positiv ist die Entwicklung der verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte zu werten, die im Jahr 2023 um +5,9 % spürbar zunahmen. Sowohl die Arbeitnehmerentgelte (+6,7 %) als auch die Unternehmens- und Vermögenseinkommen (+6,5 %) lagen dabei deutlich im Plus. Gestützt wurden die Einkommensentwicklung neben spürbaren Lohnsteigerungen auch von staatlichen Entlastungsmaßnahmen zur Abmilderung des inflationsbedingten Kaufkraftverlustes wie den Energiepreisbremsen, der Möglichkeit zu steuerfreien Inflationsausgleichsprämien und Erhöhungen der Sozialleistungen (Wohngeld, Bürgergeld, Erhöhung Kindergeld). Diese Maßnahmen kamen insbesondere den unteren Einkommensgruppen zugute.

Angesichts der zuletzt weiter schwachen Frühindikatoren, anhaltender und neu hinzugekommener geopolitischer Krisen, die zu steigenden Transportkosten und Verzögerungen in Lieferketten führen können, sowie temporär administrativ erhöhter Verbraucherpreise zu Jahresbeginn ist auch für das erste Quartal dieses Jahres noch nicht mit einer konjunkturellen Trendwende zu rechnen. Bei einem Rückgang der Inflation, steigenden Reallöhnen und einer allmählichen Belebung der Weltwirtschaft dürften sich zentrale Belastungsfaktoren für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland aber im Verlauf dieses Jahres verringern und eine vor allem binnenwirtschaftlich getragene Erholung einsetzen.

WELTWIRTSCHAFT KOMMT ZUM JAHRESENDE NUR MÜHSAM VORAN

Im Oktober bewegte sich die weltweite Industrieproduktion seitwärts, nach geringen Zuwächsen in den beiden Vormonaten. Die stark gestiegenen Zinsen und der noch nicht abgeschlossene Abbau der hohen Lagerhaltung im Nachgang der Lieferkettenstörungen lasteten weiterhin auf der Industriekonjunktur. Auch die globalen Einkaufsmanagerindizes verharrten im Dezember in vielen wichtigen deutschen Handelspartnerländern Deutschlands unterhalb der Wachstumsschwelle. Der Stimmungsindikator von S&P Global hat sich im Dezember weiter erholt und liegt nun mit 51 Punkten leicht über der Wachstumsschwelle. Während sich die Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe von 49,3 auf 49,0 Punkte etwas eintrübte, verbesserte sie sich bei den Dienstleistern um einen Punkt auf 51,6 Zähler.

Der Welthandel legte im Oktober gegenüber dem Vormonat weiter leicht zu (+0,4 %) und auch für den November deutet der RWI/ISL-Containerumschlag-Index mit einem leichten (saisonbereinigten) Anstieg von 123,7 auf 124,5 Punkte auf eine verhaltene Expansion hin. Allerdings ging der Nordrange-Index für europäische Häfen gleichzeitig recht deutlich zurück (von 103,7 auf 101,0 Punkte). Für den Dezember signalisieren aktuelle Schiffsbewegungsdaten des Kiel Trade Indicators (KTI) dagegen insgesamt wieder eine rückläufige Welthandelsaktivität. Dazu haben auch die Angriffe auf Frachter im Roten Meer beigetragen, die infolge der Umleitung von Schiffen um Afrika zu einem Einbruch der Containertransporte durch das Rote Meer und deutlich längeren Transportzeiten führen.

Insgesamt ist gemäß den Prognosen internationaler Organisationen in diesem Jahr aber nach Abschluss der Lagerkorrekturen und damit wieder steigendem Neugeschäft mit einer moderaten Erholung des Welthandelsvolumens zu rechnen (2023: 0,5 %, 2024: 3,1 %) - auch wenn das Welt-BIP weiterhin mit einer Zuwachsrate von rund 3 % nur unterdurchschnittlich expandieren dürfte. In den westlichen Volkswirtschaften dürfte sich das Wirtschaftswachstum im Zuge der Abkühlung in den USA und der Erholung in den EU-Ländern nach der starken Betroffenheit durch die Energiepreiskrise annähern. Dagegen ist in Asien eine Divergenz zwischen den sich abschwächenden Expansionsraten in China und Japan einerseits und den recht kräftig wachsenden übrigen asiatischen Ländern andererseits, allen voran Indien, zu erwarten. Alles in allem dürfte die Nachfrage nach deutschen Exportgütern nach der ausgeprägten Schwäche im abgelaufenen Jahr in diesem Jahr wieder spürbar zunehmen.

Aktuelle Pressemitteilungen

Pressemitteilungen

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Konjunkturschlaglicht Januar 2024

Kraftlose Entwicklung zur Jahreswende 2023/24

Gesamtwirtschaft

Rückgang des BIP zum Jahresende 2023. Nachdem das Bruttoinlandsprodukt in den ersten drei Quartalen nahezu stagnierte, ging es im vierten Quartal nach ersten, vorläufigen Informationen des Statistischen Bundesamtes preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,3 % gegenüber dem Vorquartal zurück. Aktuelle Frühindikatoren zeigen zu Jahresbeginn noch keine spürbare Erholung an.

Lesen Sie hier mehr zum Konjunkturschlaglicht im Januar.

Aktuelle Projektion

Wirtschaftliche Entwicklung und Konjunktur

Die Bundesregierung prognostiziert unter Federführung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz in der Regel dreimal im Jahr die gesamtwirtschaftliche Entwicklung für Deutschland. Rechtliche Grundlage bildet das Vorausschätzungsgesetz.

Die Jahresprojektion im Januar/Feburar ist Teil des Jahreswirtschaftsberichts der Bundesregierung. Die Frühjahrs- und Herbstprojektionen, üblicherweise im April bzw. Oktober, bilden die Grundlage für die Schätzungen des Steueraufkommens im Arbeitskreis "Steuerschätzungen". Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherungen orientieren sich bei der Aufstellung ihrer Haushalte an den projizierten gesamtwirtschaftlichen Eckwerten. Auch die Meldungen an die Europäische Union im Rahmen des Stabilitäts- und Wachstumspaktes werden auf Grundlage der Projektionen erstellt.

Die Bundesregierung projiziert die Wirtschaftsentwicklung in der kurzen und mittleren Frist und bestimmt das Produktionspotenzial. Diese Schätzungen sind Grundlage für die Berechnung der maximal zulässigen Nettokreditaufnahme des Bundes nach der nationalen Schuldenregel gemäß Artikeln 109 und 115 des Grundgesetzes. Frühere Projektionen finden Sie im Archiv.

In der aktuellen Jahresprojektion rechnet die Bundesregierung im Jahr 2024 mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von preisbereinigt 0,2 % und von 1,0 % im nächsten Jahr.

Die aktuelle Schätzung aus der Jahresprojektion 2024 können Sie hier einsehen.

Kennzahlen zur Jahresprojektion der Bundesregierung

-0,4
Symbolicon für Wachstumskurve

Prozent Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP)
in 2023 und 1,3% in 2024 erwartet

+2,8
Symbolicon für Münzen und Geldschein

Prozent Wachstum des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP)
in 2023 und 3,0 in 2024 erwartet

+6,1
Symbolicon für Geld

Prozent Inflationsrate in 2023 erwartet und 2,6% in 2024 erwartet

5,7
Symbolicon für Arbeiter

Prozent Arbeitslosenquote - erwartet
in 2023 und in 2024

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Weitere Projektionen finden Sie hier

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Schlaglichter der Wirtschaftspolitik

Aktuelle Themen und Analysen

Der monatliche Bericht "Schlaglichter der Wirtschaftspolitik" informiert über die aktuellen Themen der deutschen Wirtschaftspolitik. Mit Analysen und Grafiken bietet er einen kompakten Überblick über die gesamtwirtschaftliche Situation.

Liebe Leserin, lieber Leser,

wir sind mit großem Tatendrang ins neue Jahr gestartet. Anfang Januar bin ich zu unseren Partnern in den Oman, nach Saudi-Arabien, nach Israel und ins Westjordanland gereist, mit dem Ziel, den Dialogprozess auf der arabischen Halbinsel zu unterstützen und zu einer Deeskalation in der Region beizutragen. Nach dem schrecklichen Angriff der Hamas auf Israel muss das Leid Israels und der palästinensischen Zivilbevölkerung so schnell wie möglich beendet werden.

In Deutschland ist der Start in das Jahr 2024 geprägt von zahlreichen Protesten. Landwirtinnen und Landwirte wehren sich gegen notwendige Kürzungen von Subventionen. Bereits vor Beginn der Protestwoche ist die Bundesregierung den Landwirtinnen und Landwirten entgegengekommen. Ziel ist es nun, den Dialog weiter fortzuführen und eine tragfähige Agrarreform zu erarbeiten.

Tausende Bürgerinnen und Bürger demonstrieren in diesen Tagen außerdem in zahlreichen Städten gegen Rechtsradikalismus. Zuvor wurde bekannt, dass Vertreterinnen und Vertreter der AfD mit Rechtsradikalen geplant haben, wie möglichst viele Menschen mit Migrationshintergrund aus Deutschland vertrieben werden könnten. Diese Pläne sind besorgniserregend und zeigen, dass wir uns gemeinsam noch viel aktiver dafür einsetzen müssen, dass unsere freien demokratischen Werte bewahrt und auch in Zukunft gelebt werden. Nur gemeinsam können wir 2024 zu einem guten Jahr für die Demokratie machen.

Ein Ziel der Bundesregierung für das Jahr 2024 ist es, Abhängigkeiten in Schlüsselbereichen der deutschen Wirtschaft zu reduzieren. Die Corona-Pandemie und der völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine haben gezeigt, dass einseitige Abhängigkeiten große Risiken für die ökonomische Handlungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft und Risiken für die Versorgung mit sich bringen. Die jüngste Reform unserer Außenwirtschaftsförderung, die im Fokus dieser Ausgabe steht, soll dazu beitragen, unsere Handels- und Lieferbeziehungen zu diversifizieren und die deutsche Wirtschaft resilienter zu machen.

Für die klimaneutrale Transformation industrieller Prozesse spielt Wasserstoff eine bedeutende Rolle. Denn insbesondere energieintensive Prozesse sind mit anderen klimaneutralen Technologien und Energieträgern wie Strom aus Wind und Sonne nicht vollumfänglich dekarbonisierbar. Neben der Verfügbarkeit von wettbewerbsfähigem Wasserstoff ist dafür eine leistungsfähige Wasserstoff-Infrastruktur unabdingbar. Zum Aufbau des Wasserstoffnetzes berichten wir ebenfalls in dieser Ausgabe.

Ich wünsche Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, eine anregende Lektüre und ein gutes Jahr 2024.

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Weitere Schlaglichter der Wirtschaftspolitik

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Analysen

Analysen der Wirtschaftsentwicklung

Herbstgutachten 2023 der Wirtschaftsforschungsinstitute der Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose

Die Wirtschaftsforschungsinstitute der Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose haben am 28.September 2023 ihr Herbstgutachten vorgestellt. Sie erwarten einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von preisbereinigt 0,6 Prozent im Jahr 2023.

Dashboard Deutschland

Online-Plattform bündelt wirtschaftlich relevante Daten

Mit dem „Dashboard Deutschland“ stellt das Statistische Bundesamt (Destatis) hochaktuelle Informationen zur Bewertung der aktuellen wirtschaftlichen Lage auf einer öffentlich zugänglichen Online-Plattform bereit.

Das im Auftrag des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI), des Bundesministeriums der Finanzen (BMF) und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) entwickelte „Dashboard Deutschland“ bietet mehr als 100 aussagekräftige Indikatoren aus unterschiedlichen Datenquellen zu gesellschaftlich und wirtschaftlich relevanten Themenbereichen wie Gesundheit, Wirtschaft, Mobilität und Finanzen. Das Angebot wird stetig weiter ausgebaut und ist kostenfrei nutzbar.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.dashboard-deutschland.de

Konjunkturstatistik

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Konjunktur

KONJUNKTUR
Grafiken & Tabellen

Schlaglichter - Konjunktur Januar 2024
Graph zum Thema Wirtschaftliche Entwicklung; Quelle: istockphoto.com/jxfzsy

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