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Artikel - Fachkräftesicherung

Fachkräfte für Deutschland

Einleitung

Fachkräfte sichern Innovation und Wettbewerbsfähigkeit, Wachstum und Beschäftigung, Wohlstand und Lebensqualität. Angesichts der demografischen Entwicklung ist die Sicherung des Fachkräftebedarfs eine der großen Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte für alle Akteure aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft.

Zwar gibt es in Deutschland derzeit keinen flächendeckenden Fachkräftemangel, allerdings können schon heute in bestimmten Regionen und Branchen offene Stellen nicht mit geeigneten Fachkräften besetzt werden. Dies betrifft vor allem die Bereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT) und den Gesundheitsbereich. Besonders in Süddeutschland und den neuen Bundesländern spitzt sich die Lage zu. Viele Unternehmen sind bereits akut von dem Mangel an Fachkräften betroffen: Mehr als 50 Prozent der Unternehmen sehen darin die größte Gefahr für ihre Geschäftsentwicklung. Der Fachkräftemangel als Entwicklungshemmnis ist aus Sicht der Unternehmen merklich angestiegen – 2010 waren es noch 16 Prozent, die den Fachkräftemangel als Geschäftsrisiko einstuften. Heute stellt dieser Mangel das größte Hemmnis dar, wie unter anderem aus der Konjunkturumfrage Herbst 2019 des Deutschen Industrie- und Handelskammertags hervorgeht.

Der demografische Wandel schlägt zu

Ein großer Faktor, der insbesondere in der Zukunft einen entscheidenden Einfluss auf den herrschenden Fachkräftemangel haben wird, ist die alternde Gesellschaft in Deutschland. Die Alterung verstärkt als Teil des demografischen Wandels die Engpässe im Fachkräftebereich. Laut aktuellen Vorausberechnungen wird die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter, also Personen zwischen 20 und unter 65 Jahren, bereits im Jahr 2030 um 3,9 Millionen auf einen Bestand von 45,9 Millionen Menschen sinken. Im Jahr 2060 sind dann schon 10,2 Millionen weniger Menschen im erwerbsfähigen Alter.

Die Fachkraft – ein elementarer Wirtschaftsfaktor

Auch die Projektionen der Bundesregierung zeigen, dass das erfreulich hohe Wirtschaftswachstum in den vergangenen Jahren vor allem durch die Binnenwanderung in der Europäischen Union gestützt wurde. Diese aktuell projizierte Einwanderung wird aber nicht ausreichen, um den Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials aufgrund des demographischen Wandels zu kompensieren. Zahlreiche Studien belegen, dass schon heute die Wirtschaftsleistung ohne Fachkräftemangel noch höher wäre.

Potenziale heben

Es ist demnach entscheidend, aktiv gegenzusteuern, um mit einer starken Fachkräftebasis auch die zukünftigen Anforderungen stemmen zu können. Daher fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung, das kleine und mittlere Unternehmen dabei unterstützt, Fachkräfte zu finden, zu binden und zu qualifizieren.

Die Bundesregierung setzt an verschiedenen Punkten an, um diese Herausforderung anzugehen und hat im November 2018 ihre Strategie zur Sicherung von Fachkräften vorgelegt. Zum einen will die Bundesregierung die Erwerbsbeteiligung steigern und Frauen sowie ältere Personen noch stärker in das Erwerbsleben einbinden. Zum anderen will sie die Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland fördern und auch das Potenzial der Geflüchteten nutzen, in dem diese gezielt in den Arbeitsmarkt integriert werden. Zudem unterstützt die Bundesregierung Unternehmen dabei, die Vorteile einer vielfältigen Arbeitnehmerschaft, die aus Menschen unterschiedlichen Geschlechts und Alters sowie verschiedener Herkunft besteht und auch Menschen mit Behinderung einschließt, zu nutzen und von diesen zu profitieren.

Vier Zahlen zum demografischen Wandel und zu Fachkräfteengpässen

30-45
Symbolicon für Wachstumskurve

Prozent Anstieg des Anteils
der Ü67-Jährigen an allen Erwerbstätigen zwischen 20-67 bis 2034.

1/3
Symbolicon für Wachstumskurve

weniger Erwerbspersonen bis 2060
(oder bis zu 16 Mio. Personen), wenn Deutschland keine Zuwanderung zulassen würde.

352
Symbolicon für Arbeiter

von 801 Berufsgattungen
sind aktuell mit Fachkräfteengpässen konfrontiert

55
Symbolicon für Bürogebäude in Deutschland

Prozent der Unternehmen
sehen Fachkräftemangel bereits heute als Risiko

Analyse und Trends

Wo der Schuh drückt

Zwar gibt es keinen flächendeckenden Fachkräftemangel über alle Berufe und Regionen hinweg, jedoch haben sich die Fachkräfte-Engpässe in einigen Berufen verfestigt und betreffen inzwischen das ganze Bundesgebiet.

Besonders betroffen sind Berufe aus dem Handwerk, der Metall- und Elektroindustrie sowie dem MINT-Bereich. Darüber hinaus gehören auch einige Gesundheitsberufe, wie beispielsweise die Altenpflege schon sehr lange zu den Engpassberufen und weisen einen flächendeckenden Fachkräftemangel auf.

Vielerorts sind Probleme bei der Stellenbesetzung bereits zur Regel geworden, wie das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung in einer interaktiven Karte zeigt. Während im Jahr 2011 noch 43 Prozent aller Stellen in Engpassberufen ausgeschrieben waren, waren im Jahr 2018 bereits 79 Prozent aller offenen Stellen in Berufen ausgeschrieben, in denen Fachkräfteengpässe bestehen (KOFA-Studie 2/2019).

Ein Grund für die sich zuspitzende Situation auf dem Arbeitsmarkt ist der demografische Wandel und die damit verbundene Alterung des Erwerbspersonenpotenzials: Die geburtenstarken Jahrgänge der Nachkriegszeit, die sogenannten Babyboomer, gehen nach und nach in den Ruhestand, während deutlich weniger junge Menschen nachrücken. Da Jugendliche heute nicht nur weniger sind, sondern auch häufiger ein Abitur haben und studieren gehen, ist es insbesondere in Berufen, die einen Aus- oder Fortbildungsabschluss erfordern, immer schwieriger, geeignete Nachwuchskräfte zu finden. Laut dem Bundesinstitut für Berufsbildung erreichte daher die Nachfrage von Jugendlichen nach dualen Ausbildungsplätzen im Jahr 2019 einen neuen Tiefstand.

Gerade die Berufsausbildung ist gefragt

Dabei sind es gerade Fachkräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung, die am häufigsten fehlen. Aber auch an Spezialisten mit Meister oder Bachelorabschluss und Experten mangelt es in bestimmten Berufsgruppen zunehmend. Der Gesundheitssektor – insbesondere die Alten- und Krankenpflege – sind stark vom Fachkräftemangel betroffen. Gerade der Bedarf an Altenpflegern wird mit zunehmender Alterung der Gesellschaft weiter steigen. Aber auch Berufsgruppen, für die eine technische oder handwerkliche Ausbildung nötig ist, mangelt es an qualifiziertem Personal. Im Expertenbereich fehlen neben Ärzten auch Ingenieure und Informatiker – wichtige Berufsgruppen, die die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands mitgestalten.

Zu den von Fachkräfteengpässen besonders betroffenen Bereichen zählen unter anderem:

  • Akademische Berufsgruppen in den Bereichen Medizin, Ingenieurwesen im Maschinen- und Fahrzeugbau, Elektrotechnik, IT und Softwareentwicklung und Programmierung.
  • Handwerk: Elektroinstallation und -montage, Zerspanungstechnik, Kunststoffverarbeitung, Rohrleitungsbau, Schweißtechnik, Maschinenbau.
  • Pflege: Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege.

Daher muss die duale Ausbildung in Deutschland gestärkt werden. Das ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Deshalb haben sich Bund, Bundesagentur für Arbeit, die Wirtschaft, Gewerkschaften und Länder Ende 2014 in der Allianz für Aus- und Weiterbildung zusammen geschlossen und diese im August 2019 erneuert. Gemeinsam wollen die Allianz-Partner noch mehr junge Menschen für einen der über 300 Ausbildungsberufe befähigen und gewinnen.

Im Süden mangelt es an Fachkräften – aber auch im Osten verschärft sich die Situation

Der Fachkräftemangel unterscheidet sich nicht nur nach Berufsgruppen – auch regional gibt es Unterschiede. So sind die wirtschaftsstarken Bundesländer im Süden Deutschlands besonders betroffen. In Bayern und Baden-Württemberg ist der Anteil an Stellen in Engpassberufen mit 86 bzw. 88 Prozent am größten, wie die KOFA-Bundesländersteckbriefe zeigen. Aber auch in Thüringen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz wird inzwischen mehr als jede achte Stelle in einem Engpassberuf ausgeschrieben.

Die interaktive Karte des KOFA verdeutlicht, dass die Engpässe nicht flächendeckend sind, aber bestimmte Regionen besonders hart treffen.

Publikationen

Potenziale heben

Wo bestehen die größten Fachkräftepotenziale im Inland?

Besonders die Potenziale bei Frauen, Älteren, Menschen mit Migrationshintergrund und Jugendlichen ohne Ausbildung sowie Menschen mit Behinderung können stärker genutzt werden. Vielfalt ist ein wichtiger Beitrag zum Unternehmenserfolg. Daneben steht besonders bei Engpassberufen die Ansprache internationaler Fachkräfte im Fokus.

Frauen

Das größte Beschäftigungspotenzial zur Fachkräftesicherung sind Frauen. Deutschland steht mit einer Erwerbsbeteiligung von Frauen zwischen 20 und 64 Jahren von über 75 Prozent im Jahr 2017 gut da. Die Zunahme der Frauenbeschäftigung in den letzten zehn Jahren basiert allerdings auf mehr Teilzeitbeschäftigung; die Zahl der Frauen, die in Vollzeit arbeiten, hat sich faktisch nicht verändert. In fast allen anderen EU-Ländern ist die Vollzeitquote höher. Zahlreiche Frauen mit Teilzeitjobs würden gerne ihre Stundenzahl erhöhen. Und noch mehr: Knapp 42 Prozent der Frauen im Alter zwischen 25 und 49 Jahre, die nicht am Erwerbsleben teilnehmen, gaben als Grund die Betreuung von Kindern und anderen Familienangehörigen an.

Unter den knapp fünf Millionen Frauen im erwerbsfähigen Alter, die derzeit nicht arbeiten und nicht aktiv auf Jobsuche sind, verfügt die Mehrzahl über eine gute Ausbildung. Es liegt also im Interesse der Wirtschaft, das Leistungs- und Qualifikationspotenzial der Frauen noch besser zu nutzen. Wichtig sind dafür bessere Möglichkeiten Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Ältere Menschen

Jung und Alt - für Deutschlands Zukunft werden alle Generationen benötigt. Gerade ältere Beschäftigte verfügen über umfassendes Fachwissen und langjährige Berufserfahrung. Das Fachkräftepotenzial von Personen zwischen 55 und 64 Jahren liegt bis zum Jahr 2025 zwischen 600.000 und 1,1 Millionen. Dies geht aus einer Studie des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung Mannheim hervor, die das Bundesministerium für Arbeit und Soziales in Auftrag gegeben hat. Tatsächlich ist die Erwerbsbeteiligung von Älteren laut der Statistik der Bundesagentur für Arbeit in den letzten Jahren angestiegen. Besonders stark gestiegen ist die Erwerbsbeteiligung älterer Frauen. Männer sind dagegen häufiger auch nach Erreichen der Regelaltersgrenze weiterhin beschäftigt, wenn auch häufig nur geringfügig.

Jeder Betrieb hat es in der Hand, durch gezielte Maßnahmen vom Potenzial Älterer zu profitieren: Eine altersgerechte Gestaltung der Arbeit, eine Verbesserung der Balance zwischen Beruf und Privatleben, eine stärkere Weiterbildungsbeteiligung Älterer, aber auch eine gezielte Rekrutierung von Älteren oder ein aktives Gesundheitsmanagement - all dies sind Investitionen, die sich gleichermaßen für Unternehmen, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie für Deutschland als Ganzes auszahlen.

An- und Ungelernte

Viele arbeitslose Personen ohne berufsqualifizierenden Abschluss suchen nach einer Tätigkeit als Helfer oder Helferin in einem von Engpässen betroffenen Berufsbereich. Wie die KOFA-Studie 2/2019 zeigt, ließe sich die Fachkräftelücke in insgesamt 30 der 204 Engpassberufe für Personen mit Berufsabschluss stark verringern oder sogar schließen, wenn arbeitslose An- und Ungelernte entsprechend qualifiziert würden.

Menschen mit Migrationshintergrund

Ein großes Potenzial liegt auch bei Menschen mit Migrationshintergrund. Viele tausende zusätzliche Erwerbstätige könnten gewonnen werden, wenn Menschen mit Migrationshintergrund noch stärker bei der Integration und Ausbildung unterstützt werden. Dabei geht es zum einem um die Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt.

Um Zugewanderte besser in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu integrieren, unterstützen seit Frühjahr 2016 rund 170 sogenannte Willkommenslotsen Unternehmen bei der Besetzung von offenen Ausbildungs- und Arbeitsstellen mit Geflüchteten. Sie vermitteln bundesweit Geflüchtete in Praktika, Hospitationen, Einstiegsqualifizierungen, Ausbildungen und Beschäftigungsverhältnisse in kleine und mittlere Unternehmen (KMU) und seit Ende 2017 auch in große Unternehmen. Die Willkommenslotsen helfen bei Fragen zu Sprachförderung, Aufenthaltsstatus, Qualifikationsbedarf sowie zu Förder- und Unterstützungsmöglichkeiten. Und das mit Erfolg: 2018 konnten mit Hilfe der Lotsen rund 9.700 Geflüchtete in Hospitation, in ein Praktikum, eine Einstiegsqualifizierung, einen Ausbildungsplatz oder ein Arbeitsverhältnis vermittelt werden, davon 2.585 in eine duale Ausbildung.

Inklusion: Menschen mit Behinderung einstellen

Rund 177.000 Menschen mit Schwerbehinderung würden laut der Bundesagentur für Arbeit gerne arbeiten. Viele Menschen mit Behinderung sind überdurchschnittlich gut qualifiziert und ihre Behinderung bedeutet kaum Einschränkung für ihre Arbeitsleistung.

Das Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz geht mit gutem Beispiel voran: So sind derzeit rund neun Prozent der Beschäftigten Menschen mit Behinderungen – deutlich mehr, als die gesetzlich vorgeschriebene Quote von sechs Prozent (Stand: Februar 2018).

Mehr zum Thema Inklusion in Unternehmen erfahren Sie auf der Website des Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung.

Deutsche Spitzenkräfte im Ausland

Nach Schätzungen arbeiten derzeit mindestens 200.000 hoch qualifizierte Deutsche in den USA, der Schweiz und der Europäischen Union. Es ist erfreulich, dass deutsche Fachkräfte im Ausland einen Spitzenruf genießen. Gleichwohl können wir stärker als bisher versuchen, von diesem Erfahrungsschatz zu profitieren und diese Fachkräfte für eine Karriere in Deutschland zu begeistern. Deutschen Rückkehrern aus dem Ausland muss daher stärker als bisher eine Brücke gebaut werden. Hilfreich dafür sind unter anderem mehr Transparenz über Angebote und Chancen für Rückkehrinteressierte sowie mehr Unterstützung bei der Rückkehr und Reintegration.

Fachkräftestrategie

Was tut die Bundesregierung gegen den Fachkräftemangel?

Die Zukunft des Standorts Deutschland hängt in entscheidendem Maße davon ab, wie gut es gelingen wird, die Fachkräftebasis zu sichern und zu erweitern. Aus diesem Grund hat die Bundesregierung eine Strategie zur nachhaltigen Sicherung von Fachkräften vorgelegt.

Da die Fachkräftesicherung ein fortlaufender Prozess ist, stehen die jeweils zuständigen Ressorts der Bundesregierung kontinuierlich im Dialog mit den relevanten Akteuren der Partnerschaft für Fachkräfte.

Fokus Inland: Veränderungen präventiv begegnen

Der Fokus in der Umsetzung der Fachkräftestrategie liegt auf inländischen Potenzialen. Die Herausforderung: Die zügig voranschreitende Digitalisierung trägt dazu bei, dass sich bis 2030 in mehr als 35 Prozent aller Berufe das Tätigkeitsprofil grundlegend wandeln wird. Ein Schwerpunkt der Strategie sieht daher vor, die Beschäftigungsfähigkeit der jetzt tätigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer durch Qualifizierung und Weiterbildung zu gewährleisten. Ineinandergreifende Maßnahmen im Bereich der Ausbildung, Qualität der Arbeit und Vereinbarkeit von Familie und Beruf ergänzen diese Bemühungen.

Duale Ausbildung attraktiver gestalten

Die duale Ausbildung ist einer der zentralen Erfolgs- und Standortfaktoren für die deutsche Wirtschaft. Jungen Menschen bietet sie eine praxisnahe und hochwertige berufliche Qualifikation mit vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten und persönlichen Karrierechancen bis hin zur Selbständigkeit.

Damit die duale Ausbildung auch in Zukunft ein Erfolgsmodell bleibt und der Fachkräftenachwuchs die Qualifikationen erwirbt, die auf dem Arbeitsmarkt der Zukunft gefragt sind, müssen die Attraktivität, Qualität und Leistungsfähigkeit der dualen Ausbildung gestärkt sowie die Befähigung junger Schulabgängerinnen und Schulabgänger zur Aufnahme einer qualifizierten Berufsausbildung ausgebaut werden.

Auszubildende bei der Arbeit zum Thema Ausbildung und Beruf

© Robert Kneschke – stock.adobe.com

Erfolgsmodell Duale Ausbildung

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Weltoffene Kultur und Einwanderung

Internationale Fachkräfte - Chancen bieten und nutzen

Eine weltoffene Kultur ist entscheidend, um weltweit Fachkräfte für eine Karriere in Deutschland zu interessieren - in Politik, Gesellschaft, Verwaltung und in der Wirtschaft selbst.

Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung schrieb bereits in seinem Gutachten im Jahr 2017: „Um das Erwerbspersonenpotenzial dauerhaft auf seinem heutigen Niveau zu halten, müssten von nun an jedes Jahr 400.000 Personen mehr nach Deutschland ein- als auswandern“. Dies zeigt: Die Stärkung der Fachkräfteeinwanderung ist ein wichtiges Handlungsfeld der Fachkräftesicherung. Die Bundesregierung hat deshalb umfangreiche Maßnahmen ergriffen, um diese substantiell zu fördern.

Fachkräfteeinwanderungsgesetz

Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz (FEG) ist am 1. März 2020 in Kraft getreten. Das FEG erweitert den Rahmen für die Einwanderung von qualifizierten Fachkräften aus Ländern außerhalb der Europäischen Union nach Deutschland. Dies gilt insbesondere für Fachkräfte mit qualifizierter Berufsausbildung, unter anderem durch den Wegfall der Vorrangprüfung. Weiterhin erleichtert das FEG die Einreise zu Qualifizierungsmaßnahmen und zur Ausbildungs- und Arbeitsplatzsuche.

Darüber hinaus schafft das FEG neue Instrumente zur Stärkung der Fachkräfteeinwanderung:

  • Vermittlungsabsprachen: Die Bundesagentur für Arbeit kann zukünftig mit der Arbeitsverwaltung des Herkunftslandes für ausgewählte Berufe Vermittlungsabsprachen abschließen. Diese ermöglichen die Einreise von Fachkräften auch ohne bereits vorliegenden Gleichwertigkeits- beziehungsweise Anerkennungsbescheid.
  • Beschleunigtes Fachkräfteverfahren: Arbeitgeber können bei der zuständigen Ausländerbehörde ein kostenpflichtiges beschleunigtes Fachkräfteverfahren beantragen. Die Ausländerbehörde koordiniert dann die Verfahrensschritte, die für die Einreise der Fachkraft durchzuführen sind. Grundlage des Verfahrens ist eine zwischen dem Unternehmen und der Ausländerbehörde geschlossene Vereinbarung, die unter anderem Bevollmächtigungen und Verpflichtungen des Arbeitgebers, der Fachkraft und der beteiligten Behörden enthält und die Abläufe einschließlich der Beteiligten und Fristen beschreibt. Alle beteiligten Stellen müssen sich an verkürzte Erledigungsfristen halten.

Make it in Germany

Mit "Make it in Germany" verfügt die Bundesregierung über ein zentrales, mehrsprachiges Informationsportal für internationale Fachkräfte. Auf dem Portal können sich die Fachkräfte zu verschiedenen Themen rund um die Einwanderung sowie über das Leben in Deutschland informieren. Weiterhin verfügt das Portal über eine integrierte und von der Bundesagentur für Arbeit gespeiste Jobbörse und eine von der Bundesagentur für Arbeit und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge betriebene Hotline (Telefon, E-Mail, Chat). Auch Unternehmen mit einem Interesse an der Fachkräfterekrutierung aus dem Ausland werden auf dem Portal informiert.

Seit seinem Start Mitte 2012 haben mehr als 20 Millionen Menschen aus über 190 Ländern das Portal besucht. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz hat Anfang November 2018 "Make it" zum Dachportal der Bundesregierung ausgebaut. Kürzlich hat das Ministerium zudem die Ausweitung des Angebots auf „Make it in Germany“ in Auftrag gegeben. Künftig sollen Arbeitgeber erweiterte Informationen erhalten, welche Besonderheiten zu beachten sind, wenn sie ausländische Fachkräfte einstellen wollen.

"Make it in Germany" in bewegten Bildern

 

Anerkennung ausländischer Qualifikationen

Mit dem „Gesetz zur verbesserten Feststellung und Anerkennung im Ausland erworbener Berufsqualifikationen“ wurde ein Rechtsanspruch auf ein Verfahren zur Überprüfung der Gleichwertigkeit von im Ausland erworbenen beruflichen Qualifikationen mit einem deutschen Berufsabschluss eingeführt. Mit Inkrafttreten des FEG wird der Beratungsbedarf zum Thema Anerkennung voraussichtlich steigen. Um diesem Bedarf gerecht zu werden und die Effizienz der Anerkennungsverfahren zu erhöhen, führt die Bundesregierung eine Zentrale Servicestelle Berufsanerkennung ein. Diese bietet als zentrale Anlaufstelle für Fachkräfte aus dem Ausland Anerkennungsberatung und Verfahrensbegleitung an.

Zudem können zuwanderungsinteressierte Akademikerinnen und Akademiker, die nicht aus der Europäischen Union stammen, sich für die Dauer von sechs Monaten in Deutschland zur Arbeitsplatzsuche aufhalten, wenn ihre Existenzgrundlage während dieser Zeit gesichert ist.

Praktisch: Das Berufqualifikations-Portal des Bundeswirtschaftsministeriums ist die umfangreichste Online-Wissens- und Arbeitsplattform zu ausländischen Berufsqualifikationen. Die Plattform bietet Beschreibungen von 97 Berufsbildungssystemen weltweit und über 4.200 ausländische Berufsprofile. Auf diese Weise können die zuständigen Stellen – die Berufskammern – mit dem Berufsqualifikations-Portal ausländische Berufsabschlüsse besser einschätzen sowie schnell, einheitlich und transparent bewerten.

Außerdem können sich auf dem Informationsportal zur Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen der Bundesregierung Anerkennungssuchende rund um das Thema Anerkennung von Abschlüssen informieren. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung berichtet zudem immer wieder auf seiner Facebookseite über das Thema.

Blaue Karte EU

Die Blaue Karte EU ermöglicht es Akademikerinnen und Akademikern, die nicht aus der Europäischen Union stammen und über ein Arbeitsplatzangebot verfügen, in Deutschland zu arbeiten und mit ihren Familien zu leben.

Zugewanderte bestmöglich unterstützen

Das erfolgreiche Programm zur passgenauen Besetzung von freien Ausbildungsstellen hilft dabei, Ausbildungsplätze in kleinen und mittleren Unternehmen "passgenau" mit in- und ausländischen Jugendlichen ohne Flüchtlingsstatus zu besetzen. Das Programm unterstützt Berater und Beraterinnen, die wiederum Betriebe bei der Etablierung und Weiterentwicklung einer weltoffenen Kultur und bei der Integration von ausländischen Auszubildenden und ausländischen Fachkräften, die nicht als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind, helfen.

Fachkräftegewinnungs-Strategie

Strategie der Bundesregierung zur gezielten Gewinnung von Fachkräften aus Drittstaaten

Die Bundesregierung hat unter Federführung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz eine Strategie zur gezielten Gewinnung von Fachkräften aus Drittstaaten erarbeitet. Sie definiert erstmalig einen kohärenten Ansatz zur Förderung der Fachkräftegewinnung und positioniert Deutschland damit als attraktives Einwanderungsland im internationalen Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte. Um die geplanten Maßnahmen zum Erfolg zu bringen, setzt die Bundesregierung auf eine enge Zusammenarbeit mit der Wirtschaft. Die Bundesregierung berücksichtigt bei ihren Aktivitäten die internationalen Prinzipien für eine ethisch verantwortbare Gewinnung von Fachkräften. Die Strategie besteht aus fünf Handlungsfeldern:

  1. Bedarfs- und Potenzialanalyse: Die Maßnahmen zur Fachkräftegewinnung müssen zielgerichtet sein, das heißt am Bedarf der Wirtschaft orientiert. Deshalb wird zunächst ermittelt, in welchen Berufen besonderer Fachkräftebedarf besteht und welche Länder über ausreichend Fachkräftepotenzial verfügen.
  2. Informieren und beraten: Die Informations- und Beratungsangebote werden gestärkt. Hierbei soll das Dachportal der Bundesregierung „Make it in Germany“ für Fachkräfte und Unternehmen als zentrale Anlaufstelle etabliert werden.
  3. Befähigen und qualifizieren: Fachkräfte aus Drittstaaten müssen in die Lage versetzt werden, nach Deutschland einwandern zu können und somit bei Bedarf ergänzend qualifiziert werden. Deshalb entwickelt die Bundesregierung berufsbezogene Qualifizierungsmaßnahmen und die Sprachförderung im In- und Ausland weiter.
  4. Vermitteln und begleiten: Die Bundesregierung setzt gezielte Impulse zur Stärkung der Fachkräfterekrutierung aus Drittstaaten. Dabei geht sie neue und innovative Wege. Gemeinsam mit der Wirtschaft und mit Unterstützung der Bundesagentur für Arbeit erprobt die Bundesregierung für ausgewählte Berufe und Partnerländer Rekrutierungsprozesse und entwickelt daraus Strukturen für nachhaltige Zuwanderungswege.
  5. Kommunizieren und werben unter der Dachmarke „Make it in Germany“: Die Bundesregierung wird stärker für Deutschland als attraktives Einwanderungsland für Fachkräfte werben. Deshalb wird sie ihre Kommunikation unter dem Namen „Make it in Germany“ verstärken und das Inkrafttreten des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes mit einer Kommunikationskampagne begleiten.

Duale Berufsausbildung im Ausland

Mit „Skills Experts“ Fachkräfte weltweit ausbilden

Unternehmen brauchen qualifizierte Fachkräfte, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Das gilt auch für deutsche Firmen im Ausland. Das Programm „Skills Experts“ unterstützt daher vor allem kleine und mittlere deutsche Unternehmen bei der bedarfsgerechten betrieblichen Ausbildung von Jugendlichen vor Ort.

In vielen Ländern weltweit mangelt es in unterschiedlichen Branchen an gut ausgebildeten Fachkräften. Dadurch können sowohl lokal tätige Firmen als auch weltweit agierende deutsche Unternehmen die Potenziale, die ihnen die jeweiligen Märkte bieten, nicht vollständig nutzen. Hier setzt das Programm „Skills Experts“ an. Es unterstützt vor allem kleine und mittlere deutsche Unternehmen (KMU) im Ausland dabei, junge Menschen vor Ort bedarfsorientiert nach dem Vorbild der deutschen dualen Berufsausbildung auszubilden. Davon profitieren insbesondere deutsche KMU, aber auch die Partnerländer und junge Menschen in diesen Ländern.

Im Rahmen des Programms wird die Entsendung von Berufsbildungsexperten, sogenannten „Skills Experts“ an mittlerweile zehn Standorte der Außenhandelskammern finanziert. Dazu zählen Bosnien-Herzegowina, Chile, Ghana, Indonesien, Kenia, Kroatien, Nigeria, Nordmazedonien, Südafrika und Vietnam. Die „Skills Experts“ arbeiten eng mit dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag als Programmpartner zusammen, um weltweit vergleichbare und qualitätsgesicherte Standards der betrieblichen Ausbildung und deren Zertifizierung nach deutschem Vorbild zu gewährleisten.

Themenportale für Fachkräfte

Pressemitteilungen

  • 29.11.2022 - Pressemitteilung - Ausbildung & Beruf

    Berufliche Orientierung: Staatssekretär Kellner würdigt Unternehmen, Schulen und Verlage beim SCHULEWIRTSCHAFT-Preis

    Öffnet Einzelsicht
  • 30.11.2022 - Gemeinsame Pressemitteilung - Fachkräftesicherung

    Deutschland wird das Einwanderungsrecht grundlegend modernisieren

    Öffnet Einzelsicht
  • 17.11.2022 - Gemeinsame Pressemitteilung - Allianz für Aus- und Weiterbildung

    Abschluss eines erfolgreichen „Sommers der Berufsausbildung 2022“ der Allianz für Aus- und Weiterbildung – Anwerben von Auszubildenden weiterhin wichtige Aufgabe

    Öffnet Einzelsicht
  • 27.09.2022 - Pressemitteilung - Ausbildungsberufe

    Fachkräftesicherung einmal anders? Beraterinnen und Berater der Förderprogramme Passgenaue Besetzung und Willkommenslotsinnen und Lotsen unterstützen Unternehmen bei der Besetzung freier Ausbildungsstellen sowie der Integration von Geflüchteten in den Betrieb

    Öffnet Einzelsicht
  • 07.09.2022 - Gemeinsame Pressemitteilung - Ausbildungsberufe

    Fachkräftegipfel der Bundesregierung: Mehr Fachkräfte für Deutschlands Zukunft

    Öffnet Einzelsicht
  • 04.05.2022 - Gemeinsame Pressemitteilung - Ausbildungsberufe

    Partner der Allianz für Aus- und Weiterbildung starten den „Sommer der Berufsausbildung“

    Öffnet Einzelsicht
  • 15.03.2022 - Gemeinsame Pressemitteilung - Fachkräftesicherung

    Mit attraktiven Ausbildungsberufen dem Fachkräftemangel in Hotellerie und Gastronomie entgegenwirken

    Öffnet Einzelsicht

Weiterführende Informationen

  • Verordnungstexte zur Gleichstellung ausländischer Prüfungszeugnisse

    Öffnet Einzelsicht
  • Artikel - Flucht und Integration

    Artikel: Geflüchtete Menschen erfolgreich integrieren: Maßnahmen und Initiativen

    Öffnet Einzelsicht

Schlaglichter der Wirtschaftspolitik

Arbeiter bedient eine Maschine, symbolisiert das Thema Fachkräfte