Der Anteil des Verarbeitenden Gewerbes an der Bruttowertschöpfung aller Wirtschaftsbereiche ist in Deutschland seit 20 Jahren nahezu konstant und lag 2017 bei 22,9 Prozent. Demgegenüber betrug der Anteil der Industrie an der Bruttowertschöpfung in der EU-insgesamt 2016 nur 16,3 Prozent; in wichtigen Industrienationen wie Frankreich oder Großbritannien lag er sogar noch deutlich darunter (siehe Infografik).
Regionale Cluster, starker Mittelstand
Diese vergleichsweise große Bedeutung der Industrie in Deutschland ist Ausdruck der gewachsenen Spezialisierungsstruktur der deutschen Wirtschaft aufgrund spezifischer Vorteile. Zu diesen zählen unter anderem die gewachsenen regionalen Cluster-Strukturen aus leistungsfähigen Klein-, Mittel- und Großunternehmen und Forschungseinrichtungen sowie die Verfügbarkeit hoch qualifizierter Facharbeiter und Ingenieure.
Die größten Industriebranchen 2017 | ||
Branche | Umsatz in Mrd. Euro | Beschäftigte in Tsd. |
Kfz-Industrie | 425 | 841 |
Maschinenbau | 252 | 1.046 |
Metallindustrie | 224 | 933 |
Chemische/Pharmazeutische Industrie | 196 | 453 |
Elektroindustrie | 181 | 726 |
Ernährungsgewerbe | 180 | 596 |
Quelle: Statistisches Bundesamt (erfasst werden jeweils nur Betriebe mit 20 und mehr tätigen Personen, außer Bauhauptgewerbe)
Stark im Export
Deutschland zählt zu den weltweit führenden Exportnationen. Im Jahr 2017 wurden von Deutschland Waren im Wert von 1.279 Milliarden Euro ausgeführt (plus 6,2 Prozent gegenüber 2016). Die Außenhandelsbilanz schloss mit einem Überschuss (245 Milliarden Euro) ab. Diese Exportstärke beruht vor allem auf der Leistungsfähigkeit der deutschen Industrie. Das Verarbeitende Gewerbe verkauft fast 50 Prozent seiner Erzeugnisse ins Ausland, in vielen Branchen ist die Bedeutung des Auslandsgeschäfts jedoch noch erheblich größer: So lag 2017 die Exportquote in der chemisch-pharmazeutischen Industrie bei knapp 67 Prozent, in der Kfz-Industrie bei über 62 Prozent, und im Maschinenbau bei 56 Prozent.
Die weltweit bedeutendsten Warenexporteure und -importeure 2017 (Anteil am weltweiten Warenexport beziehungsweise -import) | |||
China | 12,8 % | USA | 13,4 % |
USA | 8,7 % | China | 10,2 % |
Deutschland | 8,2 % | Deutschland | 6,5 % |
Japan | 3,9 % | Japan | 3,7 % |
Niederlande | 3,7 % | Großbritannien | 3,6 % |
Südkorea | 3,2 % | Frankreich | 3,5 % |
Hongkong | 3,1 % | Hongkong | 3,3 % |
Frankreich | 3,0 % | Niederlande | 3,2 % |
Italien | 2,9 % | Niederlande | 3,2 % |
Großbritannien | 2,5 % | Südkorea | 2,7 % |
Quelle: WTO
Industrienahe Dienstleistungen werden wichtiger
Die Struktur der deutschen Wirtschaft hat sich in den zurückliegenden Jahrzehnten tiefgreifend gewandelt. Während 1970 noch die Hälfte der Arbeitnehmer im Verarbeitenden Gewerbe tätig war, sind es heute nur noch rund 19 Prozent. Auch der Anteil der Industrie an der Bruttowertschöpfung, der 1970 noch bei 36,5 Prozent lag, war über viele Jahre rückläufig; seit Mitte der neunziger Jahre ist diese Entwicklung jedoch zum Stillstand gekommen. 2017 lag der Industrieanteil an der Bruttowertschöpfung in Deutschland bei 22,9 Prozent und damit deutlich höher als in vergleichbaren Industrienationen.
Diese Verschiebung ist jedoch keineswegs Ausdruck einer schwindenden Bedeutung der Industrie, sondern vor allem das Ergebnis grundlegender Veränderungen im Wertschöpfungsprozess, an dem unternehmensnahe und produktbegleitende Dienstleistungen einen immer höheren Anteil gewinnen. Diese Entwicklung führt dazu, dass der reine Wertschöpfungsanteil die tatsächliche volkswirtschaftliche Bedeutung der Industrie nicht in vollem Umfang erkennen lässt. Die Industrie leistet mit ihrer starken Nachfrage nach Dienstleistungen einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung dieses Sektors. Dienstleister werden immer stärker zu Vorleistern für die Industrie und produktbegleitende Dienstleistungen gewinnen im Rahmen der Vermarktung von Industrieprodukten und -anlagen zunehmend an Bedeutung.