Artikel - Wirtschaftsbranchen

Gesundheitswirtschaft

Einleitung

Stetoskop zum Branchenfokus Gesundheitswirtschaft; Quelle: Colourbox.de

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Die Gesundheitswirtschaft gehört zu den größten Branchen der deutschen Wirtschaft. Sie ist durch ihre Innovationskraft und ihre Beschäftigungsstärke – in der Gesundheitswirtschaft sind mehr Menschen als in der Automobilbranche tätig – ein Wachstumstreiber für die gesamte Volkswirtschaft. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) setzt sich daher auf vielfältige Weise für die Anliegen der Branche ein:

Gesundheitswirtschaftliche Gesamtrechnung

Um den Beitrag der Gesundheitswirtschaft für die Wertschöpfung und die Beschäftigungsentwicklung in Deutschland zu bemessen, lässt das BMWK regelmäßig ökonomische Studien zur Gesundheitswirtschaft durchführen. Das Herzstück dieser Analysen ist die Gesundheitswirtschaftliche Gesamtrechnung (GGR). Die GGR erlaubt es, die Gesundheitswirtschaft als Querschnittsbranche aus der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung herausgelöst und separat zu betrachten. Sie erfasst alle Waren und Dienstleistungen mit Gesundheitsbezug, die in Deutschland hergestellt bzw. erbracht werden.

Die aktuelle Auswertung der GGR "Gesundheitswirtschaft Fakten & Zahlen" erfasst die Daten der Gesundheitswirtschaft für Deutschland bis einschließlich 2022. Des Weiteren ist für 2021 erneut eine gesonderte Auswertung für die Bundesländer vorgenommen worden, diese Länderergebnisse der GGR werden in einer separaten Broschüre dargestellt. Der „Handel mit Gesundheitsgütern“ ist Titel eines Sonderthemas, das im Januar 2024 veröffentlicht wird. Die Sonderstudie 2024 beleuchtet die exportorientierte Gesundheitswirtschaft. Es werden u. a. die Handelsbeziehungen, Abhängigkeiten und Konkurrenzen der deutschen Gesundheitsexportwirtschaft dargestellt. Ziel der Studie ist, einen Beitrag leisten zu können, die vergangenen Engpasssituationen in der Gesundheitsversorgung aufzuarbeiten, um besser Vorsorge für die Bevölkerung leisten zu können. Als Erläuterung der Methodik der GGR gibt es darüber hinaus ein„Handbuch“, das auch auf Englisch verfügbar ist.

Die GGR zeigt auf, wie viel Beschäftigung und Wertschöpfung die Gesundheitswirtschaft schafft und wie sich diese über den Zeitverlauf entwickelt. Die aktualisierten Zahlen für das Beobachtungsjahr 2022 zeigen wieder, dass die Gesundheitswirtschaft auch im neu untersuchten Zeitraum Motor für Wachstum und Beschäftigung in Deutschland ist. Die Gesundheitswirtschaft hat sich nach dem Rückgang im Corona-Jahr 2020 weiter erholt. Die Bruttowertschöpfung der Gesundheitswirtschaft ist in den letzten 10 Jahren stabil gewachsen, deutlich stärker als die der Gesamtwirtschaft. Im Durchschnitt wuchs sie um 4,6 Prozent pro Jahr, die Gesamtwirtschaft durchschnittlich um 3,5 Prozent pro Jahr.

Im Jahr 2022 betrug die Bruttowertschöpfung der Gesundheitswirtschaft 439,6 Milliarden Euro. Das entspricht 12,7 Prozent der Bruttowertschöpfung der Gesamtwirtschaft Deutschlands. 2022 waren fast 8,1 Millionen Erwerbstätige in der Gesundheitswirtschaft beschäftigt, das sind 17,7 Prozent aller Erwerbstätigen in Deutschland. Seit 2013 ist die Zahl der Erwerbstätigen in der Gesundheitswirtschaft um 1,4 Million gestiegen.

Die wirtschaftliche Aktivität der Gesundheitswirtschaft sorgt für positive Ausstrahleffekte in der deutschen Gesamtwirtschaft. Durch die Verflechtung mit Akteuren aus anderen Wirtschaftsbereichen entstehen (durch sog. indirekte und induzierte Effekte) gesamtwirtschaftliche Bruttowertschöpfungseffekte von rund 335,5 Milliarden Euro. Vereinfacht gesprochen: Mit jedem Euro Bruttowertschöpfung in der Gesundheitswirtschaft gehen 0,76 Euro zusätzliche Bruttowertschöpfung in der Gesamtwirtschaft einher. Zudem sind mit der wirtschaftlichen Aktivität eines Erwerbstätigen in der Branche fast 0,55 zusätzliche Erwerbstätige in der Gesamtwirtschaft verbunden.

Round Table Gesundheitswirtschaft

Der Round Table Gesundheitswirtschaft, den Bundesminister Dr. Robert Habeck gemeinsam mit zwölf Verbänden der industriellen Gesundheitswirtschaft 2022 ins Leben gerufen hat, wird sich über die gesamte Legislaturperiode erstrecken. Im Vordergrund des Dialogformates steht der gemeinsame Austausch, wie unter anderem die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen gestärkt, die Resilienz, Finanzierbarkeit und Nachhaltigkeit der Gesundheitsversorgung in Deutschland und Europa gewährleistet, die Standortbedingungen in Deutschland verbessert und die industrielle Gesundheitswirtschaft sichtbarer gemacht werden können. Der Round Table Gesundheitswirtschaft soll Wissensaustausch sowie einen konstruktiven und offenen Dialog ermöglichen, Maßnahmen identifizieren, aber auch Lösungsvorschläge erarbeiten und wenn möglich auf den Weg bringen.

Es haben bisher folgende Arbeitssitzungen mit folgenden Themen stattgefunden:

Januar 2023

  • Voraussetzungen für die Entwicklung und Nutzung von Schlüsseltechnologien und deren Innovationen
  • Reduzierung kritischer Abhängigkeiten in der industriellen Gesundheitswirtschaft, Stärkung resilienter Lieferketten
  • Schutz geistigen Eigentums als Voraussetzung für Innovationen

März 2023

  • Stärkung der Leistungs- und Innovationsfähigkeit der industriellen Gesundheitswirtschaft und speziell des Bereichs „digital health“ durch die Vereinheitlichung von Regeln zu Datennutzung
  • Zugang zu Forschungsdaten
  • Maßnahmen zur Vermittlung von „digital Literacy“ bei Anwendern und Industrie

Im Juni 2023 sind folgende Themen geplant:

  • Verbesserung der Standortbedingungen für Forschung und Entwicklung sowie Produktion
  • Translation von Forschungsergebnissen in die Praxis; Unternehmensgründungen und Beteiligungen
  • Reallabore und regulatorische Sandkästen als Mittel zur Simulation von Belastungsszenarien und erfolgreicher Marktteilnahme
  • Wachstum und Marktteilnahme von Start-ups durch ergänzende Instrumente zur Skalierung


Am Round Table Gesundheitswirtschaft beteiligt sind der Bundesverband der Arzneimittelhersteller e.V. (BAH), der Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. (BDI), BIO Deutschland e.V., der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e.V. (BPI), der Bundesverband Gesundheits-IT e.V. (bvitg), der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) e.V., Pro Generika e.V., Spectaris – Deutscher Industrieverband für Optik, Photonik, Analysen- und Medizintechnik e.V., der Verband Forschender Arzneimittelhersteller e.V. (vfa), der Verband der Chemischen Industrie e.V. (VCI), der Verband der Diagnostica-Industrie e.V. (VDGH) sowie der Verband der Elektro- und Digitalindustrie e.V. (ZVEI).

Digitalisierung

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen verspricht hohe Innovationspotenziale für Versorgung, Forschung und Verwaltung sowie neue Geschäftsmodelle für die Gesundheitswirtschaft. Davon können nicht nur die Versicherten und Beitragszahler in Form von verbesserten Prozessen und Abläufen, innovativen Therapien und neuartigen Gesundheitslösungen profitieren, sondern auch die Unternehmen und Start-ups der Gesundheitswirtschaft. Die Digitalisierung des Gesundheitswesens hat in der letzten Legislaturperiode einen Schub erfahren, auch durch die Corona-Pandemie – trotzdem besteht Aufholbedarf, insbesondere bei der Verfügbarkeit von Gesundheitsdaten für Forschung und Entwicklung für die Wirtschaft und bei der Digitalisierung der medizinischen und pflegerischen Versorgung.

Am 9. März 2023 hat BM Professor Dr. Lauterbach in der Bundespressekonferenz die Digitalisierungsstratege für das Gesundheitswesen und die Pflege vorgestellt (https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/digitalisierung/digitalisierungsstrategie.html). Die Strategie wurde durch BMG nach breiter Beteiligung relevanter Akteure aus dem Gesundheits- und Pflegebereich erarbeitet.
Inhaltlich sollen die folgenden strategischen Ziele (bzw. angestrebte Zielzustände) verfolgt werden:

  • „Bis zum Jahr 2025 sollen 80 Prozent der gesetzlich Versicherten über eine elektronische Patientenakte (ePA) verfügen.“
  • „Bis 2026 gibt es in mindestens 60 Prozent der hausärztlich unterversorgten Regionen eine Anlaufstelle für assistierte Telemedizin.“
  • „Im Jahr 2026 erfolgen 80 Prozent der Kommunikationsvorgänge im Gesundheits- und Pflegewesen papierlos.“
  • „Bis Ende des Jahres 2026 werden mindestens 300 Forschungsvorhaben unter Nutzung von Daten aus dem Forschungsdatenzentrum durchgeführt beziehungsweise initiiert.“

Diese strategischen Ziele sollen insbesondere in zwei Gesetzgebungsvorhaben – Digitalgesetz und Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG) – umgesetzt werden:

Digitalgesetz

  • Einführung der Opt-out-ePA: Die elektronische Akte würde dann für alle gesetzlich Versicherten, die dem nicht widersprechen, bis Ende kommenden Jahres eingerichtet werden.
  • Verbindlichkeit des E-Rezepts ab 1. Januar 2024.
  • Einführung eines elektronischen Medikationsplans bis 2025 im Rahmen der ePA, mit dem Wechselwirkungen bei der Arzneimitteleinnahme ausgeschlossen werden sollen.
  • Außerdem soll „assistierte Telemedizin“ künftig in Apotheken und den noch zu schaffenden Gesundheitskiosken angeboten sowie Disease-Management-Programme mit digitalen Bausteinen ergänzt werden.
  • Verstaatlichung der gematik und Weiterentwicklung zur Digitalen Gesundheitsagentur, die künftig ohne Mitsprache der Leistungserbringer und Kostenträger Standards und Prozesse definiert.

Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG)

  • Aufbau einer „zentralen Datenzugangs- und Koordinierungsstelle“, mit der Krankenkassen-, Krebsregister- und Genomdaten zusammengeführt und pseudonymisiert werden könnten, die dann auch für Forschungszwecke nutzbar wären.
  • Weiterentwicklung des Forschungsdatenzentrums Gesundheit (FDZ) am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, in dem Krankenkassendaten für Forschungszwecke hinterlegt sind. Der Industrie soll ein Nutzungs- und Verwertungsrecht eingeräumt werden.
  • Erleichterungen beim Datenschutz bei Bundesländer übergreifenden Forschungsvorhaben (Zuständigkeit nur noch einer Landesdatenschutzbehörde).

Auf europäischer Ebene liegt die Priorität auf der Schaffung EU-weiter Datenräume. Für den Gesundheitssektor soll ein „European Health Data Space“ (EHDS) eingerichtet werden, in dessen Rahmen der grenzüberschreitende Austausch und Zugriff auf Gesundheitsdaten in der Gesundheitsversorgung (Primärnutzung) sowie in der Gesundheitsforschung und der Gesundheitspolitik (Sekundärnutzung) vorangetrieben werden soll. Die Verhandlungen zu dem Verordnungsvorschlag der Europäischen Kommission befinden sich noch am Anfang. Gleichwohl ist bereits jetzt abzusehen, dass mit dem EHDS unter anderem auch die Förderung der wissenschaftlichen Forschung mit Gesundheitsdaten und die Unterstützung von Entwicklungs- und Innovationstätigkeiten von Unternehmen für Gesundheitsprodukte oder -dienstleistungen bezweckt ist.
Ziel des BMWK ist es, das Bundesministerium für Gesundheit konstruktiv bei dem Prozess zu begleiten, die Digitalisierung unseres Gesundheitswesens – national und auf europäischer Ebene – voran zu bringen.

Exportinitiative Gesundheitswirtschaft

Hochwertige Gesundheitsprodukte sind weltweit gefragt. Deutsche Unternehmen der Gesundheitswirtschaft haben sich im internationalen Wettbewerb erfolgreich etabliert. Weltweit wachsende Gesundheitsausgaben eröffnen zusätzliche Exportchancen. Vor allem Pharmazeutika aus Deutschland sind begehrt. Die Exporte der Branche beliefen sich 2022 auf 113,7 Mrd. Euro. Auch die Medizintechnikbranche erwirtschaftet einen Großteil ihres Umsatzes im Ausland. Im Jahr 2022 wurden rund 21 Mrd. Euro im Auslandsgeschäft umgesetzt. Die Exportquote lag bei 64,9 Prozent. Die etwas kleineren Bereiche medizinische Biotechnologie und digitale Gesundheitswirtschaft entwickeln sich ebenfalls dynamisch.

Die Unternehmen der deutschen Gesundheitswirtschaft sind im Export gut aufgestellt. Jedoch stellt die Internationalisierung vor allem die kleinen und mittelständischen Unternehmen vor besondere Herausforderungen. Oft fehlen Informationen zu Marktdaten, Einfuhrbedingungen, Zoll und Zulassung aber auch Kontakte zu Partnern vor Ort oder eine Plattform in den Zielmärkten. Aus diesem Grund unterstützt das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz mit der „Exportinitiative Gesundheitswirtschaft“ insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen bei der Erschließung ausländischer Märkte.

Die Exportinitiative Gesundheitswirtschaft ist die zentrale Anlaufstelle und das Kompetenzzentrum für die Gesundheitswirtschaft. Im folgenden Video wird ein Überblick über die Exportinitiative gegeben: YouTube – Exportinitiative Gesundheitswirtschaft

Das Angebot der Exportinitiative reicht von umfangreichen Informationen zu Exportmärkten weltweit über die Unterstützung bei der Vermarktung im Ausland bis hin zur Vernetzung mit internationalen Partnern und Kunden. In wichtigen Zielmärkten der Branche steht die Exportinitiative im Dialog mit politischen Entscheidungsträgern, um positiv auf die Rahmenbedingungen für deutsche Exporteure einzuwirken. Die Exportinitiative wird von Germany Trade & Invest (GTAI) umgesetzt, was eine enge Zusammenarbeit mit dem weltweiten Netz der GTAI-Korrespondenten im Ausland ermöglicht. Die Initiative steht in stetigem Austausch mit allen relevanten Programmen der Außenwirtschaftsförderung der Bundesregierung und sorgt damit für eine bestmögliche Verzahnung der Förderangebote für Unternehmen der Branche.

Seit 2020 bearbeitet die Exportinitiative Gesundheitswirtschaft neben Drittmärkten verstärkt auch europäische Märkte. Eine im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz durchgeführte Studie zu den Exportpotenzialen der deutschen Gesundheitsprodukte in der EU finden Sie hier:

Exportpotenziale deutscher Gesundheitsprodukte (Kurzbericht) (PDF, 999 KB)

Exportpotenziale deutscher Gesundheitsprodukte (Studienbericht) (PDF, 3 MB)

Aktuelle Eckdaten und Dashboard

Die Gesundheitswirtschaft ist in den letzten zehn Jahren beständig gewachsen. 2022 erbrachte sie 439,6 Milliarden Euro an Wertschöpfung. Das entspricht 12,7 Prozent der Bruttowertschöpfung in Deutschland. Gerechnet auf einen Tag sind das mehr als 1,2 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung.

Jeder achte Euro Bruttowertschöpfung in Deutschland entsteht in der Gesundheitswirtschaft

Im Vergleich zu anderen Bereichen der deutschen Volkswirtschaft, die in den Corona-Jahren 2020 und 2021 teilweise einen Rückgang ihrer absoluten Bruttowertschöpfung zu verzeichnen hatten, war die Gesundheitswirtschaft insgesamt weniger stark betroffen. Im Jahr 2020 war ein Wachstum i.H.v. 2,9 Prozent zu verzeichnen, in den beiden Folgejahren hat das Wachstum mit 5,4 Prozent bzw. 7,9 Prozent wieder deutlich angezogen. Vor allem im Jahr 2020 hatten unterbrochene Lieferketten Einfluss auf die Produktion, der Exportstopp führte zu Umsatzeinbrüchen bei deutschen Unternehmen. Rückläufige Patientenzahlen hatten Folgen für die regulären Behandlungsfälle in der ambulanten und stationären Versorgung.

Im Jahr 2022 ist die Bruttowertschöpfung um 32,1 Milliarden Euro im Vergleich zu 2021 gewachsen. Verglichen mit den Zahlen in den Corona-Jahren - Anstieg um 10,9 Milliarden Euro von 2019 zu 2020 und um 20,8 Milliarden Euro von 2020 zu 2021 – hat sich die Gesundheitswirtschaft deutlich erholt. Die industrielle Gesundheitswirtschaft ist dabei um fast 14,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gewachsen.

Mehr als jeder sechste Erwerbstätige in Deutschland ist in der Gesundheitswirtschaft tätig

In der Gesundheitswirtschaft waren im Jahr 2022 fast 8,1 Millionen Erwerbstätige beschäftigt (insgesamt gab es fast 45,58 Millionen Erwerbstätige in Deutschland).

Vergleichbar positiv wie die Bruttowertschöpfung hat sich die Erwerbstätigenzahl in der Gesundheitswirtschaft entwickelt. Im Vergleich zu 2013 konnte im Jahr 2022 ein Erwerbstätigenzuwachs in Höhe von fast 1,4 Millionen Menschen verzeichnet werden.

Rund zwei Drittel der Erwerbstätigen der Gesundheitswirtschaft sind in der medizinischen Versorgung tätig. Seit 2013 wurden dort mehr als 1,1 Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen, ein Plus von 27,3 Prozent. Auch in der industriellen Gesundheitswirtschaft waren im Jahr 2022 mehr als 1,1 Millionen Menschen beschäftigt, das sind 19,2 Prozent mehr Erwerbstätige im Vergleich zu 2013. Wenn auch das relative Wachstum seit 2013 bei den sog. weiteren Teilbereichen der Gesundheitswirtschaft mit 5,7 Prozent etwas geringer ausfiel, waren hier 2022 mehr als 1,8 Millionen Menschen beschäftigt.

Exporte in Höhe von fast 190 Milliarden Euro

Der Außenhandel der gesamten Gesundheitswirtschaft stieg im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 6,9 Prozent bei den Exporten (iGW: +7 Prozent) und um 7,4 Prozent bei den Importen (iGW: +5,1 Prozent). Im Jahr 2022 betrugen die Exporte der Gesundheitswirtschaft 186,2 Milliarden Euro und damit 9,8 Prozent aller deutschen Exporte. Dies entspricht einer Exportquote von 42,4%. Angesichts des Querschnittscharakters der Gesundheitswirtschaft, die auch viele nicht-handelbare Dienstleistungen enthält, ist dies ein beachtlicher Wert. Den Hauptteil der Exporte verantwortet die industrielle Gesundheitswirtschaft mit 171,6 Milliarden Euro, das sind mehr als 92 Prozent der Exporte der gesamten Gesundheitswirtschaft. Die exportstarken Bereiche sind dabei insbesondere die medizintechnische und pharmazeutische Industrie.

In den letzten zehn Jahren wuchsen die Exporte der Gesundheitswirtschaft um durchschnittlich 7,1 Prozent pro Jahr.

Nach Abzug der Importe weist die Gesundheitswirtschaft 2022 einen positiven Außenhandelsüberschuss von 32,4 Milliarden Euro auf.

Entwicklung in den Teilbereichen der Gesundheitswirtschaft

Die GGR gliedert die Gesundheitswirtschaft in drei große Bereiche:
Die medizinische Versorgung umfasst als größter Bereich die stationären Einrichtungen (unter anderem Krankenhäuser, stationäre Pflege, Rehakliniken) und die nicht-stationären Einrichtungen (unter anderem Arztpraxen, ambulante Kliniken, ambulante Pflege). In der medizinischen Versorgung werden zusammen 52,7 Prozent der Wertschöpfung der Gesundheitswirtschaft erbracht. Weiterhin zeichnet sich dieser Bereich durch eine hohe Beschäftigungsintensität aus. In der medizinischen Versorgung sind 64,4 Prozent der Erwerbstätigen der Gesundheitswirtschaft beschäftigt.

Die industrielle Gesundheitswirtschaft umfasst die Produktion von Arzneimitteln, Medizintechnik und Medizinprodukten, sowie den Handel und Vertrieb mit diesen Gütern. Die industrielle Gesundheitswirtschaft zeichnet sich durch eine überdurchschnittliche Arbeitsproduktivität und Exporttätigkeit (siehe oben) aus. Im Jahr 2022 wurden 23,4 Prozent der Wertschöpfung der deutschen Gesundheitswirtschaft erbracht.

Dritter Bereich der GGR sind die sog. „weiteren Teilbereiche“ der Gesundheitswirtschaft. Dazu gehören unter anderem Krankenversicherungen und öffentliche Verwaltung, die eigenständige Gesundheitsversorgung, Sport-, Wellness- und Tourismus-Dienstleistungen sowie Investitionen. Dieser Bereich hatte 2022 einen Anteil von 23,9 Prozent an der Bruttowertschöpfung der Gesundheitswirtschaft.

Über 50 Prozent der Bruttowertschöpfung werden in stationären und nicht-stationären Einrichtungen erbracht

Stationäre und nicht-stationäre Einrichtungen sind zusammen für fast 53 Prozent der Wertschöpfung in der Gesundheitswirtschaft verantwortlich. Weiterhin sind 64,4 Prozent der Erwerbstätigen der Gesundheitswirtschaft in diesen Bereichen beschäftigt. Die nicht-stationären Einrichtungen wuchsen in den vergangenen zehn Jahren mit durchschnittlich 5,4 Prozent deutlich schneller als die stationären Einrichtungen (+ 4 Prozent) und als die Gesundheitswirtschaft (+ 4,6 Prozent) insgesamt.

Über 23% der Bruttowertschöpfung werden in der industriellen Gesundheitswirtschaft erzeugt

Die industrielle Gesundheitswirtschaft (iGW) hat langfristig ein kontinuierliches Wachstum verzeichnet, und mit einem durchschnittlichen Wachstum von 5,1 Prozent pro Jahr seit 2013 ist dieses sogar höher ausgefallen als das durchschnittliche Wachstum der Gesundheitswirtschaft im selben Zeitraum (4,6 Prozent pro Jahr). Mit 103 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung hat die iGW 2022 ein neues Allzeithoch erreicht. Der Anteil der iGW an der Wertschöpfung der Gesundheitswirtschaft lag 2022 bei 23,4 Prozent.

Ergebnisse der Gesundheitswirtschaftlichen Gesamtrechnung (GGR) für die Bundesländer

Für die Bundesländer liegen die GGR-Daten bis einschließlich 2021 vor. Die Gesundheitswirtschaft trug 2021 in Deutschland in der Fläche in unterschiedlichem Maße zur Wertschöpfung bei. Der Anteil der Gesundheitswirtschaft ist am bedeutendsten in Schleswig-Holstein, wo sie 15,7 Prozent der Wertschöpfung erwirtschaftet.

Gemessen am Beschäftigungsanteil ist die Gesundheitswirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern am wichtigsten, wo sie für 21,3 Prozent der Gesamtbeschäftigung verantwortlich ist.

Auch die Struktur der Gesundheitswirtschaft ist regional sehr unterschiedlich. So trägt der Bereich der medizinischen Versorgung (ambulante und stationäre Versorgung) in unterschiedlichem Maß zur Bruttowertschöpfung der regionalen Gesundheitswirtschaft bei. Tendenziell liegt der Anteil in den östlichen Bundesländern höher, am niedrigsten ist der Anteil in Hessen. Die absoluten Bruttowertschöpfungsbeiträge sind allerdings in den alten Bundesländern höher als in den neuen Bundesländern.

Die industrielle Gesundheitswirtschaft ist stärker in Clustern organisiert. Sie konzentriert sich vor allem in Baden-Württemberg ( 32,6 Prozent), Hessen ( 27,8 Prozent) und Rheinland-Pfalz ( 26,5 Prozent), wo sie überproportional zur Gesundheitswirtschaft beiträgt. In Mecklenburg-Vorpommern hat sie hingegen nur einen Anteil von 9,7 Prozent. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 22,1 Prozent.

Dashboard

Das neu entwickelte Dashboard GGR ist ein Angebot des BMWK an Interessierte, eigenständig detaillierte Daten aus der Gesundheitswirtschaftlichen Gesamtrechnung (GGR) zur Gesundheitswirtschaft zu generieren.

Das Dashboard gibt einen Überblick über die Gesundheitswirtschaft in Deutschland insgesamt und deren Entwicklung in den letzten zehn Jahren. Es liefert Daten für die einzelnen Gütergruppen der GGR. Außerdem wird die Gesundheitswirtschaft in den Bundesländern sowie Ausstrahlungseffekte auf die Gesamtwirtschaft dargestellt.

Die Daten werden jeweils jährlich von WifOR aktualisiert.

Beitrag des BMWK

Auswertung und Weiterentwicklung der Gesundheitswirtschaftlichen Gesamtrechnung

Unterstützung der Außenwirtschaftsaktivitäten der deutschen Gesundheitswirtschaft durch die Exportinitiative Gesundheitswirtschaft

Pilotprojekt zur Fachkräftegewinnung für die Pflegewirtschaft

Das BMWK fördert die Digitalisierung im Gesundheitsbereich u.a. durch folgende Maßnahmen:

Start-ups im Digital Health-Bereich unterstützt das BMWK u.a. mit folgenden Programmen:

Sportwirtschaft

Eine Menschengruppe joggt durch den Park, symbolisiert Branchenfokus Sportwirtschaft; Quelle: istockphoto.com/CEFutcher

© istockphoto.com/CEFutcher

Sport ist nicht nur eine beliebte Freizeitaktivität, sondern hat zunehmend auch wirtschaftlich eine erhebliche Bedeutung für Wertschöpfung, Beschäftigung und Konsum. Ob aktiv betrieben oder passiv als Zuschauer verfolgt: Sport hat sich zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor entwickelt.

Im Rahmen der föderalen Strukturen in Deutschland sind die Länder für den Breiten- und Schulsport zuständig und der Bund, unter Federführung des Bundesministeriums des Innern und für Heimat, für den Spitzensport. Die Rahmenbedingungen der Sportwirtschaft und die ökonomischen Auswirkungen werden durch das Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) beobachtet und mit dem Sportsatellitenkonto beschrieben, das eine valide Datenbasis zur wirtschaftlichen Bedeutung des Sports mit wissenschaftlicher Unterstützung bereitstellt.

Publikationen

Pressemitteilungen

  • 23.11.2022 - Pressemitteilung - Wirtschaftsbranchen

    Pressemitteilung: Auftakt für den Round Table Gesundheitswirtschaft

    Öffnet Einzelsicht

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