Wachstumskurve mit Kugelschreiber symbolisiert die wirtschaftliche Lage.

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  • Die deutsche Wirtschaft löst sich nur langsam aus den Belastungen infolge des Energiepreisschocks, der geldpolitischen Straffungen und der weltwirtschaftlichen Abschwächung. Dies verzögert die allgemein erwartete wirtschaftliche Erholung. Für das dritte Quartal ist erneut mit einem leichten Rückgang des Bruttoinlandsprodukts zu rechnen.

  • Die Produktion in der Industrie ist im August gegenüber dem Vormonat leicht gestiegen (+0,5 %), während sowohl im Baugewerbe (-2,4 %) als auch im Bereich Energie (-6,6 %) spürbare Rückgänge verzeichnet wurden. Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe erhöhten sich um 3,9 %. Die wieder anziehende Nachfrage und eine vorsichtige Stabilisierung einige Stimmungsindikatoren deuten darauf hin, dass die Industrieproduktion an der Talsohle ankommt und zum Jahreswechsel wieder Fahrt aufnehmen könnte.

  • Die realen Umsätze im Einzelhandel ohne Kfz haben sich im August im Vormonats­vergleich um 1,2 % verringert, aber gleichzeitig sind die Neuzulassungen von Kfz durch Privatpersonen deutlich um 12,1 %, gestiegen. Insgesamt dürften damit die realen Einzelhandelsumsätze einschließlich Kfz – eine wichtige Komponente der privaten Konsumausgaben - besser ausgefallen sein.

  • Die Inflationsrate hat sich im September deutlich auf 4,5 % verringert, was vor allem auf einen Basiseffekt durch den Wegfall des 9-Euro-Tickets und des sog. Tankrabatt im September 2022 zurückzuführen ist. Mit Blick auf den nachlassenden Preisdruck auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen ist in den kommenden Monaten mit einer weiter langsam abflauenden Preisdynamik zu rechnen.

  • Die konjunkturelle Schwäche hat auf dem Arbeitsmarkt zu einer nur schwachen Herbstbelebung geführt. Die Arbeitslosigkeit erhöhte sich im September saisonbereinigt (sb) um 10.000 Personen. Die Frühindikatoren von IAB und ifo trübten sich merklich ein. Eine Erholung am Arbeitsmarkt ist erst mit der wirtschaftlichen Belebung im kommenden Frühjahr zu erwarten.

  • Stimmungsindikatoren (Geschäftserwartungen, Einkaufsmanagerindex) deuten darauf hin, dass die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal die Talsohle erreicht haben könnte und voraussichtlich um die Jahreswende wieder an Fahrt aufnimmt.

KONJUNKTURELLE TALSOHLE DURCHSCHRITTEN

Die deutsche Wirtschaft befand sich auch im dritten Quartal 2023 in einer wirtschaftlichen Schwächephase: Die Industrieproduktion war vor dem Hintergrund der nachlassenden weltwirtschaftlichen Dynamik und rückläufiger Exporte abwärtsgerichtet. Die Produktion im Baugewerbe ist nach der witterungsbedingt positiven Entwicklung zu Jahresbeginn im Zuge der drastisch gestiegenen Material- und Finanzierungskosten zuletzt deutlich eingebrochen. Binnenwirtschaftlich dämpften zudem die anhaltenden, wenn auch deutlich nachlassenden Kaufkraftverluste sowie die zunehmende Wirkung der geldpolitischen Straffung den privaten Konsum. Aktuelle Frühindikatoren lassen vor diesem Hintergrund einen erneuten, leichten Rückgang des deutschen Bruttoinlandsprodukts im dritten Quartal erwarten.

Allerdings deuten jüngste Stimmungsindikatoren wie der Einkaufsmanagerindex, die ifo Lagebeurteilungen und die ZEW-Konjunkturerwartungen – wenn auch ausgehend von einem niedrigen Niveau - darauf hin, dass sich das Tempo der konjunkturellen Talfahrt verringert hat und zur Jahreswende 2023/24 eine moderate Erholung einsetzen dürfte. Diese Einschätzung, die sich in der kürzlich veröffentlichten Herbstprojektion der Bundesregierung widerspiegelt, wird auch von den Wirtschaftsforschungsinstituten in ihrer jüngsten Gemeinschaftsdiagnose bestätigt. Wachstumsimpulse dürften dabei vor allem vom privaten Verbrauch ausgehen: Die inflationsbedingten Kaufkraftverluste der privaten Haushalte werden zunehmend überwunden und führen in Verbindung mit deutlich anziehenden Löhnen und einer insgesamt robusten Beschäftigungssituation zu einer Belebung des privaten Konsums. Die Ausrüstungsinvestitionen in Maschinen und Anlagen dürften auch vor dem Hintergrund des hohen Investitionsbedarfs im Zuge der Transformation zu einer klimaneutralen Wirtschaft weiter zulegen, wohingegen die Bauinvestitionen angesichts des deutlich gestiegenen Zinsniveaus zunächst noch weiter zurückgehen dürften.

Trotz der derzeitigen konjunkturellen Schwäche bleibt der Arbeitsmarkt bis zuletzt robust. Die Arbeitsnachfrage ist angesichts des Fachkräfte- und allgemeinen Arbeitskräftemangels nach wie vor auf hohem Niveau. Aufgrund der schwachen Konjunktur hat die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen zuletzt zwar abgenommen, dies dürfte sich mit der erwarteten konjunkturellen Belebung jedoch wieder umkehren.

AUSSICHTEN FÜR WELTKONJUNKTUR WEITERHIN GEDÄMPFT

Die weltweite Industrieproduktion ging im Berichtsmonat Juli im Vergleich zum Vormonat etwas zurück (-0,1 %) und auch der Welthandel lag erneut im Minus (-0,6 %). Die Frühindikatoren deuten eine verhaltene Entwicklung des Welthandels an. Der RWI/ISL-Containerumschlag-Index ist im Berichtsmonat August (saisonbereinigt) von 123,4 auf 124,7 Punkte etwas gestiegen, was insbesondere mit dem Containerumschlag in chinesischen Häfen begründet wird. Der Nordrange-Index, der die Handelsaktivität im nördlichen Euroraum widerspiegelt, ging dagegen deutlich zurück (107,8 auf 103,1 Punkte). Laut Schiffsbewegungsdaten des Kiel Trade Indikators (KTI) dürfte der Welthandel im September leicht expandiert haben. Auch für den Berichtsmonat Oktober zeigt der KTI aktuell ein kleines Plus an.
Die Aussichten für die Weltwirtschaft bleiben aber laut dem Stimmungsindikator von S&P Global noch schwach. Der Index ist im September erneut etwas gefallen (auf 50,5 Punkte), blieb damit aber weiter knapp über der Wachstumsschwelle. Die Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe stagnierte zuletzt in etwa und verharrte unter der 50-Punkte Marke. Bei den Dienstleistern trübte sie sich erneut leicht ein (von 51,1 auf 50,8).

Insgesamt dürfte die weltwirtschaftliche Dynamik – und damit auch die Nachfrage nach Produkten aus Deutschland – in den kommenden Monaten nur verhalten expandieren, denn die weltweite Industriekonjunktur bleibt schwach und die restriktive Geldpolitik bremst die Nachfrage. Im kommenden Jahr erwarten die Wirtschaftsforschungsinstitute aber eine schrittweise Erholung in wichtigen Handelspartnerländern Deutschlands, vor allem in der EU und in mittel- und osteuropäischen Ländern, die in den vergangenen Jahren weiter an Bedeutung für den deutschen Außenhandel gewonnen haben. Von China sind geringere Impulse zu erwarten als bisher, während sich die US-Konjunktur robust zeigt und die Wahrscheinlichkeit für ein „soft landing“ im Zuge der fallenden Inflation erhöht hat.

SCHWACHE WELTWIRTSCHAFT BREMST AUSSENHANDEL

Die nominalen Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen sind im August gegenüber dem Vormonat saison- und kalenderbereinigt erneut gefallen (-2,6 %, Juli: -2,6%). Damit liegen sie um 4,5 % niedriger als im Durchschnitt des zweiten Quartals. Auch die nominalen Einfuhren von Waren und Dienstleistungen setzten im August ihren Abwärtstrend fort
(-1,3 %, Juli: -1,9 %). Gegenüber dem zweiten Quartal liegen sie um 3,7 % im Minus. Durch die stärker rückläufigen Exporte im Vergleich zu den Importen ist der monatliche Handelsbilanzüberschuss von 13,6 Mrd. Euro im Juli auf 11,4 Mrd. Euro im August zurückgegangen.

Bei den Außenhandelspreisen wirken sich nach wie vor die hohen Preissteigerungen für Einfuhren im Vorjahr durch den Krieg in der Ukraine aus. Die Einfuhrpreise gingen ggü. August 2022 erheblich, um 16,4 %, zurück. Im Vormonatsvergleich legten sie dagegen erstmals seit August 2022 etwas zu (+0,4%), vor allem aufgrund der Preissteigerungen bei importierter Energie. Dagegen stiegen die Ausfuhrpreise nur um 0,1 %, so dass sich die Terms of Trade mit -0,3 % ggü. dem Vormonat etwas verschlechterten. In realer Betrachtung dürfte der Rückgang sowohl der Exporte als auch der Importe damit etwas stärker ausgefallen sein.

Die Frühindikatoren senden bislang kaum positive Signale für die Exportentwicklung: Die ifo Exporterwartungen liegen seit Juni deutlich im Minus und haben sich im September weiter eingetrübt (von -6,6 auf -11,3 Punkte). Für die (realen) deutschen Exporte deutet der Kiel Trade Indikator nach einem überraschend hohen Plus im August für September einen Rückgang an. Die jüngsten Daten zur Außenhandelsentwicklung und auch die aktuellen Indikatoren spiegeln die weltwirtschaftliche Schwächephase wider und lassen keine spürbaren Impulse aus dem Außenhandel in den kommenden Monaten erwarten.

INDUSTRIEPRODUKTION WEITERHIN VERHALTEN

Die Produktion im Produzierenden Gewerbe hat sich im August gegenüber dem Vormonat zum vierten Mal in Folge verringert (-0,2 %). Dabei verzeichnet die Industrie einen leichten Zuwachs um 0,5 %, während es sowohl im Baugewerbe (-2,4 %) als auch im Bereich Energie (-6,6 %) zu spürbaren Rückgängen gekommen ist.

In den Wirtschaftszweigen der Industrie verlief die Entwicklung differenziert: Der gewichtige Bereich Kfz und Kfz-Teile meldete diesmal ein deutliches Plus von 7,6 %, allerdings nach spürbaren Rückgängen in den beiden Vormonaten. Im Vergleich zum Vormonat deutlich zulegen konnten auch die beiden kleineren Bereiche Möbel (+11,5 %) und Textilien (+6,4 %). Der Maschinenbau hingegen hat seinen Ausstoß im Vormonatsvergleich um 2,3 % zurückgefahren. Die besonders energieintensiven Industriezweige verzeichneten insgesamt einen Zuwachs um 0,9 %. Die Herstellung von chemischen Erzeugnissen wurde hier ausgeweitet (+1,8 %), wie auch die Metallerzeugung und -bearbeitung (+1,8 %) sowie die Kokerei und die Mineralölverarbeitung (+7,1 %). Der Ausstoß von Papier und Pappe ging dagegen um 0,7 % zurück.

Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe erhöhten sich im August gegenüber dem Vormonat um 3,9 %, nachdem sie im Juli auch aufgrund eines Sondereffekts infolge von Großaufträgen eingebrochen waren (‑11,3 %). Die Bestellungen aus dem In- und Ausland nahmen zuletzt annähernd gleichermaßen zu (+4,0 % bzw. +3,9 %). Im Gegensatz zu den vorherigen Monaten, in denen Großaufträge zu erheblichen Schwankungen geführt haben, nahmen die Bestellungen ohne Großaufträge ebenfalls um 3,9 % zu. Eine Erholung der Auftragseingänge war insbesondere im Bereich EDV und optische Geräte (+37,9 %) zu beobachten. Die Bestellungen elektrischer Ausrüstungen (+8,7 %), pharmazeutischer Erzeugnisse (+4,0 %) sowie chemischer Erzeugnisse (+1,7 %) erhöhten sich ebenfalls. Allerdings mussten auch Orderrückgänge verzeichnet werden, etwa in gewichtigen Sektoren wie Kfz und Kfz-Teile (‑0,7 %) und Metallerzeugung (‑2,0 %). Die Nachfrage im Maschinenbau stagnierte unterdessen (±0,0 %).

Die konjunkturelle Lage in der Industrie hat sich zuletzt etwas gefestigt. Die Industrieproduktion ist im August wieder leicht gestiegen, im aussagekräftigeren Zweimonatsvergleich ergab sich aber immer noch weiterhin ein Minus von 1,7 %. Die wieder anziehenden Auftragseingänge und die Stabilisierung einzelner Stimmungsindikatoren deuten jedoch darauf hin, dass die Industrieproduktion an der Talsohle angekommen sein könnte und zum Jahreswechsel wieder Fahrt aufnehmen sollte.

EINZELHANDELSUMSATZ ERNEUT SCHWACH; ABER PKW-NEUZULASSUNGEN LEGEN DEUTLICH ZU

Die realen Umsätze im Einzelhandel ohne Kfz sind im August gegenüber dem Vormonat um 1,2 % gefallen, nachdem sie im Juli unverändert geblieben waren. In den Mehrmonatsvergleichen sind die Umsätze ebenfalls rückläufig. Im Vergleich zum Vorjahresmonat meldete der Einzelhandel ein reales Umsatzminus von 2,3 %, vor allem aufgrund der hohen Preissteigerungen. Der Handel mit Lebensmitteln ging im August im Vergleich zum Vormonat real um 1,2 % zurück (+1,5 % ggü. Vj.). Vor allem aufgrund der starken Verteuerung von Lebensmitteln waren in dieser Sparte des Einzelhandels seit gut zwei Jahren im Vorjahresvergleich Umsatzrückgänge zu verzeichnen, die sich zuletzt aber verringert haben. Nach wie vor sind die Nahrungsmittel ein starker Treiber der Verbraucherpreise, auch wenn sich ihr Preisauftrieb gegenüber dem Vorjahresmonat weiter abgeschwächt hat (September: +7,5 %, August: +9,0 %). Der Umsatz im Internet- und Versandhandel reduzierte sich im August um 8,7 % (-1,9 % ggü. Vj.).

Die Neuzulassungen von Pkw durch Privatpersonen sind im September leicht gefallen (-0,4 %), im August waren sie mit +12,1 % kräftig gestiegen. Damit könnte der reale Umsatz im Einzelhandel (inkl. Kfz) damit im August besser ausgefallen sein als in enger Abgrenzung. Bei den PKW-Neuzulassungen insgesamt waren der Anstieg (August: +23,7 %) und Rückgang (September: -20,2 %) noch stärker. Ein Grund dafür dürfte u. a. ein Vorzieheffekt im Zusammenhang mit dem Auslaufen der E-Auto-Förderung für gewerbliche Zulassungen Ende August sein.

Die Frühindikatoren für die Stimmung unter den Verbraucherinnen und Verbrauchern senden weiterhin gedämpfte Signale: Laut Prognose der GfK trübt sich die Konsumstimmung im Oktober erneut etwas ein. Zwar verbesserten sich die Konjunktur- und Einkommenserwartungen im September, die Sparneigung nahm aber auch deutlich zu. Alles in allem hat sich das Konsumklima nach einer Erholungsphase im Winterhalbjahr 2022/2023 seit dem Frühjahr bei leichten monatlichen Schwankungen auf einem niedrigen Niveau stabilisiert. Das ifo Geschäftsklima im Einzelhandel hat sich im September zum fünften Mal verschlechtert und liegt unverändert im negativen Bereich, auch wenn sich die Geschäftserwartungen im September den zweiten Monat in Folge auf einem niedrigen Niveau etwas verbessert haben. Insgesamt sprechen die Frühindikatoren am aktuellen Rand für eine zunächst verhaltene Entwicklung der privaten Konsumausgaben. Bei steigenden Löhnen und rückläufigen Inflationsraten ist im weiteren Verlauf aber mit einer Erholung des privaten Konsums zu rechnen.

INFLATIONSRATE VERRINGERT SICH SPÜRBAR

Die Inflationsrate (Preisniveauanstieg binnen Jahresfrist) belief sich im September voraussichtlich auf 4,5 %. Das ist der niedrigste Wert seit Februar 2022, vor Ausbruch des Kriegs in der Ukraine, was vor allem auf einen Basiseffekt (9-Euro-Ticket und Tankrabatt) zurückzuführen ist. Im August hatte die Rate noch bei 6,1 % gelegen. Die Kernrate (ohne Energie und Nahrung) lag im September bei 4,6 % (Aug.: +5,5 %) und damit diesmal höher als die Inflationsrate. Nahrungsmittel verteuerten sich im September gegenüber dem Vorjahresmonat erneut überproportional (+7,5 %), allerdings ließ der Preisauftrieb hier ebenfalls weiter nach (Aug.: +9,0 %). Der Anstieg der Energiepreise lag dagegen im September mit +1,0 % gegenüber dem Vorjahresmonat deutlich unter der Inflationsrate insgesamt (Aug.: +8,3 %). Maßgeblich hierfür ist vor allem ein Basiseffekt aufgrund des Auslaufens des Tankrabatts im September 2022. Im Bereich der Dienstleistungen wirkte sich ein weiterer Basiseffekt durch den Wegfall des 9-Euro-Tickets aus. Der Preisauftrieb bei Dienstleistungen hat sich dadurch im September mit +4,0 % ebenfalls merklich abgeschwächt (Aug.: +5,1 %).

An den Spotmärkten steigen die Preise für Erdgas seit Mitte Juli wieder an. Aktuell liegt der TTF Base Load mit 39 /MWh aber noch 81 % unter dem Niveau vom August 2022. Die Markterwartungen deuten allerdings darauf hin, dass die Erdgaspreise in den kommenden Quartalen wieder auf etwa 50 /MWh steigen könnten. Erst 2027 dürften sie sich gemäß der Future-Preise beim Vorkrisenniveau einpendeln. Auch auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen ist weiter eine nachlassende Preisdynamik zu beobachten.

Die Erzeugerpreise sind im August 2023 um 12,6 % gegenüber August 2022 gesunken (Jul.: -6,0 %). Das war der stärkste Rückgang der Erzeugerpreise seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949, der auf einen Basiseffekt aufgrund des hohen Preisniveaus im Vorjahr zurückzuführen ist. Infolge des Kriegs in der Ukraine waren die Erzeugerpreise im August 2022 so stark gestiegen wie noch nie zuvor (+46 % ggü. Aug. 2021). Im Vergleich zum Vormonat nahmen die Erzeugerpreise um +0,3 % zu. Die Einfuhrpreise gingen im August mit ‑16,4 % gegenüber dem Vorjahresmonat so stark zurück wie seit November 1986 nicht mehr (+0,4 % ggü. Vormonat). Die Verkaufspreise im Großhandel sind im August im Vormonatsvergleich zwar gestiegen (+0,2 %), aber im Vorjahresvergleich um ‑2,7 % gefallen. Für die nächsten Monate ist – auch mit Blick auf die Preiserwartungen der Unternehmen – von einer weiter erhöhten, aber langsam abflauenden Preisdynamik auszugehen. Der Preisdruck vergangener Kostensteigerungen und Lieferkettenstörungen ist weitgehend überwälzt worden. Die Energiepreise liegen auf moderaterem Niveau. Die geldpolitische Straffung wirkt dämpfend auf die Nachfrageseite. Vor diesem Hintergrund liegt die aktuelle Prognose der Bundesregierung für die Inflationsrate im Jahr 2023 bei 6,1 % und für die Jahre 2024 und 2025 bei +2,6 % bzw. 2,0 %. Zu beachten ist, dass es im Oktober zu einem Preisniveau-steigernden Basiseffekt kommt: Im Zeitraum Oktober 2023 bis März 2024 dürfte sich die Absenkung des Mehrwertsteuersatzes auf Gas und Fernwärme ein Jahr zuvor bemerkbar machen.

HERBSTBELEBUNG AM ARBEITSMARKT SCHWÄCHER ALS ÜBLICH

Die gedämpfte Konjunktur schlägt sich in einer schwachen Herbstbelebung am Arbeitsmarkt nieder. Die Arbeitslosigkeit ging zwar wie im September üblich zurück, der Rückgang fiel allerdings schwächer aus als im Durchschnitt der letzten Jahre. Saisonbereinigt (sb) kam es zu einem Anstieg um 10.000 Personen. Die Erwerbstätigkeit nahm im August gegenüber dem Vormonat um (sb) 35.000 Personen zu. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung stieg im Juli nur leicht (sb: +8.000 Personen). Die Kurzarbeit ging im Juli weiter zurück. Die Anzeigen für September erhöhten sich zwar, dies ist allerdings vor allem auf einzelne Kfz-Hersteller zurückzuführen, deren Produktion von Lieferengpässen infolge eines Hochwassers in Slowenien betroffen war. Frühindikatoren von IAB und ifo trübten sich im September merklich ein, auch der Bestand an gemeldeten Stellen ging zurück. Die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen nimmt ab, Arbeitslosen fällt es schwerer, eine Beschäftigung aufzunehmen. In Gastronomie und Handel gab es mehr Entlassungen. Der Aufbau der Erwerbstätigkeit hält aber bis August an, getragen vor allem von ausländischen Beschäftigten. Die Zahl der erwerbstätigen Deutschen geht Demographie-bedingt zurück. Eine Erholung am Arbeitsmarkt ist erst mit einer wirtschaftlichen Belebung im Frühjahr zu erwarten.

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1 In diesem Bericht werden Daten genutzt, die bis zum 12. Oktober 2023 vorlagen. Soweit nicht anders vermerkt, handelt es sich um Veränderungsraten gegenüber der jeweiligen Vorperiode auf Basis preis-, kalender- und saisonbereinigter Daten.