IN KÜRZE

Der Nowcast für die saison- und kalenderbereinigte Veränderungsrate des BIP beträgt -0,5 % für das vierte Quartal 2022 bzw. -0,6 % für das erste Quartal 2023 (Stand 14. November)

Gegenwärtig schätzt das Prognosemodell des Nowcast sowohl für das vierte Quartal 2022 als auch für das erste Quartal 2023 einen saison- und kalenderbereinigten Rückgang des Bruttoinlandsprodukts gegenüber dem Vorquartal von 0,5 % bzw. 0,6 %. Der Nowcast liefert eine täglich aktualisierte, rein technische, zeitreihenanalytische Prognose der Wirtschaftsleistung unabhängig von der Einschätzung der Bundesregierung und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Die tatsächlichen Ergebnisse zur wirtschaftlichen Entwicklung für das vierte Quartal 2022 bzw. für das erste Quartal 2023 werden vom Statistischen Bundesamt Ende Januar und Ende April 2023 veröffentlicht.

Die Entwicklung des Nowcast im Zeitverlauf wird durch die Abbildung veranschaulicht: Der Schätzwert für das vierte Quartal 2022 belief sich bei erstmaliger Berechnung Anfang Juli auf +0,2 %. Ende Juli bzw. Anfang August fiel der Wert auf bis zu -0,7 % zurück. Grund hierfür waren die Unsicherheiten um die Liefermengen russischen Erdgases im Rahmen der Wartung der Nordsee-Pipeline Nord Stream 1. Die Erholung bis Anfang September auf -0,2 % durch die guten Zahlen der Kfz-Neuzulassungen in Italien und Frankreich waren nur von kurzer Dauer. Mäßig gute Produktionsdaten aus dem europäischen Ausland sowie verschlechterte Umfragewerte in der Industrie als auch bei Konsumentinnen und Konsumenten im In- und Ausland führten bis Ende September zu einem Absturz auf bis zu -1,5 %. Eine verbesserte Lage in der heimischen Pkw-Produktion sowie der Industrieproduktion und den Außenhandelsdaten in Frankreich sorgten für eine deutliche Erholung im Oktober.

Für die leichten Schwankungen in den letzten Wochen waren überwiegend die positiven (Euroraum) und negativen (Deutschland) Veränderungen der Umfragewerte verantwortlich. Zuletzt gab es durch die guten Umsätze in der deutschen Industrie trotz gleichzeitigem Rückgang der Auftragseingänge eine leichte Verbesserung auf aktuell -0,5 %.

Auch der Nowcast für das erste Quartal 2023 veränderte sich in den letzten Wochen kaum. Bei erstmaliger Berechnung Anfang Oktober belief sich der Schätzwert auf -0,6 %. Für den Rückgang auf -0,7 % Ende Oktober war die schlechtere Lageeinschätzung in der deutschen Wirtschaft verantwortlich. Durch die etwas verbesserten Zukunftsaussichten in der Wirtschaft sowie bei Konsumentinnen und Konsumenten und den guten BIP-Zahlen für das dritte Quartal 2022 erholte sich die Schätzung zuletzt etwas. Mit einem Einbruch der Wirtschaftsleistung um -0,6 % ggü. dem Vorquartal wird allerdings weiterhin eine Rezession prognostiziert.

Der Nowcast zum vierten Quartal 2022 und dem ersten Quartal 2023 passt zu der Einschätzung in der Herbstprojektion, die ebenfalls von einer Rezession im Winterhalbjahr 2022/23 ausgeht. Die Bundesregierung erwartet in der Folge für das kommende Jahr einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,4 % im Vergleich zum Vorjahr. Im laufenden Jahr wird durch die guten ersten drei Quartale ein Wachstum von 1,4 % in der Herbstprognose erwartet.

Weiterhin führen die großen Preissteigerungen, die anhaltend hohen Energiepreise sowie die zwar nachlassenden, aber immer noch vorhandenen Lieferkettenprobleme zu einer großen Unsicherheit in der Prognose der wirtschaftlichen Entwicklung. Die daraus resultierende pessimistische Zukunftseinschätzung der Konsumentinnen und Konsumenten sowie der Unternehmerinnen und Unternehmer belastet die wirtschaftliche Entwicklung. Mit dem Abwehrschirm sowie den Maßnahmen der Entlastungspakete sorgt die Bundesregierung für Stabilität und trägt zu einer langfristig positiven Entwicklung der Wirtschaftsleistung bei.

BIP-Nowcast für das 4. Quartal 2022 und das 1. Quartal 2023 Bild vergrößern