Erdgas: Vielfältige Einsatzmöglichkeiten
Auch in den nächsten Jahrzehnten wird Erdgas einen wesentlichen Beitrag zur Energieversorgung in Deutschland leisten. Der weitaus wichtigste Markt für Erdgas ist nach wie vor der Wärmemarkt. Gas ist heute allerdings nicht auf die Erzeugung von Wärme beschränkt, sondern zeichnet sich - neben seiner Funktion als Einsatzstoff vor allem in der Chemieindustrie - auch als flexibler und vielfältiger Energieträger für die Stromerzeugung, die Speicherung von Energie und als Zukunftsperspektive als Ausgleichsspeicher für regenerativen Strom aus. Zudem ist Erdgas im Vergleich zu anderen fossilen Energieträgern klimafreundlicher, da der Einsatz mit geringeren CO2-Emissionen einhergeht. Schließlich spielt Erdgas als kostengünstiger und klimafreundlicher Treibstoff bei der Mobilität eine immer wichtigere Rolle.
Biogas (Biomethan) lässt sich mit entsprechender Aufbereitung auf Erdgasqualität veredeln und in vorhandene Erdgasnetze einspeisen. So kann es zur Entlastung im Wärmemarkt, im Strombereich und im Kraftstoffbereich beitragen.
Erdgaskraftwerke können eine wichtige Rolle beim Ausgleich von Stromschwankungen aus erneuerbaren Energiequellen, die je nach Wetterlage und Jahreszeit erheblichen Produktionsschwankungen unterliegen, spielen.
Für das Erdgasnetz zeichnet sich eine weitere wichtige und zukunftsträchtige Anwendung ab. Indem regenerativer Strom in Wasserstoff oder Methan umgewandelt und in das Erdgasnetz eingespeist wird, könnte es als riesiger Speicher für mehrere Milliarden Kilowattstunden (kWh) Energie dienen. Derzeit laufen hierzu vielversprechende Forschungs- und Demonstrationsprojekte mit dem Ziel, diese Technologie im nächsten Jahrzehnt zum Großeinsatz zu bringen.
Die größten europäischen Gasmärkte sind Deutschland, das Vereinigte Königreich und Italien. Deutschland wird auch zukünftig in hohem Maße von Erdgasimporten abhängig sein. Dabei kann derzeit noch nicht seriös berücksichtigt werden, ob und inwieweit eine zukünftige Förderung von Erdgas aus unkonventionellen Lagerstätten (Tight Gas, Schiefergas [Shale Gas], Kohlegas [Flözgas, Grubengas],) diesen Anteil wieder senken könnte (siehe auch BGR-Studie "Schieferöl und Schiefergas in Deutschland - Potenziale und Umweltaspekte").
Maßgeblich für die Entwicklung der Inlandsnachfrage sind die Verbrauchsentwicklungen in den einzelnen Sektoren. Im Sektor der privaten Haushalte ist Erdgas mit einem derzeitigen Anteil von ca. 44 Prozent wichtigster Energieträger am Wärmemarkt. Zu über 90 Prozent wird das Erdgas in diesem Bereich zur Wärmeversorgung eingesetzt.
Infrastruktur
Für Transport und Verteilung des Erdgases sind die Rohrleitungen, aus denen sich das Gasnetz zusammensetzt, von substanzieller Bedeutung. Sie ermöglichen die sichere -Lieferung unterschiedlichster Gasmengen über weite Strecken. Über deutsches Territorium werden erhebliche Gasmengen in andere EU-Staaten transportiert. Die wesentlichen Erdgasfernleitungen sowie deren Grenzübergangspunkte in Deutschland gehen aus nachfolgender Grafik hervor:

Das deutsche Gas-Fernleitungsnetz im Überblick; Stand Februar 2017
© Fernleitungsnetzbetreiber
Hinzu kommt ein eng vermaschtes Gasverteilungsnetz bis hin zum Endverbraucher. Das deutsche Gasnetz hat insgesamt eine Länge von 511.000 km.
Der NEP Gas enthält Maßnahmen zum bedarfsgerechten Ausbau des Netzes und zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit, die für einen sicheren und zuverlässigen Netzbetrieb erforderlich sind.
Am 1. September 2015 hat die Bundesnetzagentur (BNetzA) das Verfahren zum vierten NEP Gas abgeschlossen. Der NEP Gas 2015 enthält 84 Maßnahmen zum Ausbau der nationalen Gasinfrastruktur. Die geplanten Investitionen umfassen 810 km Leitungsneubau und den Neubau beziehungsweise die Erweiterung von Verdichtern mit einer Leistungserhöhung von 393 Megawatt (MW). Das Investitionsvolumen steigt bis 2025 auf insgesamt 3,3 Milliarden Euro an. Weitere Informationen finden Sie hier (PDF: 8 MB).
Regulierung und Handel
Die BNetzA und die Landesregulierungsbehörden sind für die Regulierung der Elektrizitäts- und Gasversorgungsnetze zuständig.
Der deutsche Gasmarkt zeichnet sich durch eine Vielzahl privatrechtlich organisierter Marktakteure in den Bereichen Gasnetze, Speicherbetrieb und Handel aus. Es gibt derzeit zwei Marktgebiete (NCG und Gaspool), mit je einem Marktgebietsverantwortlichen, der für die effiziente Abwicklung des Gasnetzzugangs und des Marktgeschehens sorgt. Auf dem deutschen Gasmarkt agieren derzeit 16 Gasfernleitungsunternehmen. Weitere Akteure sind die Verteilernetzbetreiber, Speicherbetreiber sowie Handelsunternehmen.
Mit dem EU-Binnenmarktpaket zur Strom- und Erdgasmarktliberalisierung, zuletzt geändert mit dem Dritten Binnenmarktpaket, werden die Tätigkeitsbereiche der Marktakteure neu festgelegt. Um den Wettbewerb zu fördern, werden die Betreiber von Gasversorgungsnetzen und Speichern vom Erdgashandel getrennt.
Erdgasimporte und Eigenproduktion
Prospektive Gebiete, Erdgasfelder und charakteristische Erdgasstrukturen
© LBEG Hannover
Derzeit können aus heimischer Erdgasproduktion knapp 6 Prozent des Gasverbrauchs abgedeckt werden, die inländische Produktion ist aber leicht rückläufig (Infografik). Sie betrug 2016 rund 8 Milliarden m³. Deutschland wird daher auch zukünftig in hohem Maße von Erdgasimporten abhängig sein. Derzeit werden knapp 94 Prozent des Gesamtbedarfs ausschließlich über Pipelines aus verschiedenen Lieferländern bezogen. Nach vorläufigen Angaben der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e. V. (AGEB), lag der Anteil des Erdgasbezugs aus Norwegen im Jahr 2016 bei 31 Prozent, 22 Prozent entfielen auf die Niederlande und 41 Prozent auf Sonstige. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) veröffentlicht den Grenzübergangspreis für deutsche Importe.
Das Statistische Bundesamt führt im Bereich Gaswirtschaft monatliche Erhebungen durch.
Aufgrund der hohen Importabhängigkeit spielen die Instrumente zur Gasversorgungssicherheit eine zentrale Rolle. Weitere Informationen zu den Instrumenten der Gasversorgungssicherheit erhalten Sie hier.
Preise und Kosten
Wie für andere Waren und Dienstleistungen werden die Preise für Erdgas auf der Basis von Angebot und Nachfrage frei gebildet. Unterschiedliche Kostenbestandteile liegen den Preisen zu Grunde.
Die Beschaffungskosten beinhalten den Gaseinkaufspreis sowie alle Transportkosten. Die Verteilungskosten sind alle Kosten der Weiterleitung des Erdgases an die Endkunden. Darin enthalten sind auch alle Kosten, die mit dem Ausbau und der Instandhaltung des Erdgasnetzes verbunden sind.
Der Erdgassteuer liegt das Energiesteuergesetz zugrunde. Mit ihm wird die Verbrauchsmenge an Erdgas in den verschiedenen Einsatzbereichen besteuert.
Die Konzessionsabgabe müssen die Netzbetreiber an die jeweilige Gemeinde entrichten, wenn sie öffentliches Gebiet für das Verlegen und Betreiben von Gasleitungen nutzen.
Weitere Informationen zu den Gaspreisen erhalten Sie hier.