Belebte Straßenkreuzung im Berlin der 20er Jahre

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Seine frühe Blütephase verdankt die Weimarer Republik der Währungsreform. Das neue Geld – zunächst die Renten-, später die Reichsmark – macht Deutschland wieder kreditwürdig. Kapital und Investitionen aus dem Ausland fließen wieder, die Wirtschaft erholt sich vom Einbruch des Jahres 1923.

Gleichzeitig bleiben die Preise stabil, das Geld ist wieder etwas wert, und es lohnt sich wieder, Waren anzubieten. Der Konsum zieht an. Es folgen Jahre mit geringer Arbeitslosigkeit, hohen Steuereinnahmen und einem ausgeglichenen Staatshaushalt. Sorge bereiten der Politik allerdings nach wie vor die Reparationszahlungen.

Deutsche Automobil-Ausstellung 1924

Deutsche Automobil-Ausstellung 1924 in Berlin.

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Für Geld gibt es wieder etwas zu kaufen

Die Phase relativer Stabilität nutzt das Wirtschaftsministerium, um das Verhältnis von Staat und Wirtschaft zu ordnen und die Rahmenbedingungen für die Unternehmen zu verbessern. Damit gelingt es, die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft weiter zu steigern. Ein weiterer Fokus liegt auf der Erschließung neuer Exportmärkte, denn auch die dort erwirtschafteten Devisen werden dringend benötigt, um die Kriegsentschädigungen zu leisten.

Das Ministerium setzt nun auch eine Steuerreform durch, die Betriebe entlastet und im Gegenzug die Verbraucher durch höhere Steuern stärker belastet. Erstmals werden gezielt wirtschaftliche Eckdaten (wie Produktion, Konsum, Lohn- und Preisentwicklung und Produktionskapazitäten) erhoben, um ein besseres Bild von der wirtschaftlichen Lage zeichnen zu können. Außerdem läutet das Ministerium eine Wende in der Handelspolitik ein und versucht, die Liberalisierung des Außenhandels voranzutreiben.

Für viele Waren hebt das Ministerium bestehende Ein- und Ausfuhrverbote auf. Darüber hinaus bereitet es Handelsverträge für die Zeit nach der Wiedererlangung der handelspolitischen Autonomie am 10.01.1925 vor – bis dahin muss Deutschland allen Partnern des Versailler Vertrags einseitige Handelsvorteile gewähren. Das Reichswirtschaftsministerium erarbeitet außerdem eine Zolltarifreform, die gemäßigtere Schutzzölle vorsieht. Schließlich vergibt das Ministerium erstmals staatliche Exportkredite, um den Außenhandel in Schwung zu bringen.

Ehepaar an einem Rundfunkempfänger

Ehepaar an einem Rundfunkempfänger der Firma AEG.

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Die Maßnahmen fruchten: Zehn Jahre nach Kriegsende hat sich die Wirtschaft von den Folgen des Krieges erholt. Die Löhne und die Produktion erreichen wieder das Niveau der Vorkriegszeit. Vor allem in den Großstädten pulsiert nun das Leben und Berlin entwickelt sich zu einem der bedeutendsten Kulturzentren.

Die Menschen besuchen Kinos und Konzerthäuser oder amüsieren sich auf Sport- und Tanzveranstaltungen. Gegen Ende des Jahrzehnts glänzen die 20er Jahre zumindest für weite Teile der Bevölkerung wirklich golden.

Tanzende Paare

Tanztee auf der Terrasse.

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