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Was 1929 in den Vereinigten Staaten der „Schwarze Donnerstag“ und in Europa der „Schwarze Freitag“ war, ist 2008 ein „Schwarzer Montag“: In New York muss die traditionsreiche Investmentbank Lehman Brothers Insolvenz anmelden und sendet damit Schockwellen rund um den Globus. Das Vertrauen an den Finanzmärkten ist dahin, die Banken leihen einander kein Geld mehr, weil niemand sicher ist, ob er es zurückbekommt.

Was ist passiert? Als Auslöser der Krise gilt das Platzen der Immobilienblase in den USA. Dort stagnieren oder fallen ab 2007 die jahrelang steigenden Immobilienpreise bei gleichzeitig steigenden Zinsen. Das führt dazu, dass viele Hauskäufer ihre Kreditraten nicht mehr bezahlen können. Investmentbanken wie Lehman Brothers bündeln die Kreditrisiken in Wertpapieren und handeln diese weltweit. Im Verlauf der Immobilienkrise werden diese neuen Finanzprodukte zunehmend schlechter bewertet und verlieren an Wert. Die Banken müssen Abschreibungen in Milliardenhöhe machen. Immer mehr große Finanzunternehmen geraten so unter Druck und werden aufgekauft oder müssen von ihren Regierungen gerettet werden – bis schließlich am 15. September 2008 die Investmentbank Lehman Brothers insolvent ist.

Verkaufsschild einer Immobilie in den USA

Die Immobilienkrise in den USA gilt als Auslöser der darauffolgenden weltweiten Finanzkrise: Immer mehr Hausbesitzer können ihre Kreditraten nicht mehr bezahlen und müssen ihre Häuser verkaufen.

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Die Kurse an den weltweiten Aktienmärkten brechen daraufhin dramatisch ein – und eine weit größere Verunsicherung greift um sich: Die Krise, die als Immobilien- und Bankenkrise begonnen hat, erfasst auch die Wirtschaft. Rund um den Globus geht der Konsum stark zurück, Industrieproduktion und Exporte brechen ein. Es beginnt die größte globale Rezession seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.

Das Bundeswirtschaftsministerium tut in dieser Situation alles, um Wirtschaft und Beschäftigung zu stabilisieren: Mit den Konjunkturpaketen I und II legt es das größte Konjunkturprogramm in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland auf. Um den Konsum und Investitionen anzuregen, reduziert es die Steuer- und Abgabenlast für Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen. Die besonders von der Krise betroffene Autoindustrie unterstützt das Ministerium mit der sogenannten Abwrackprämie: 2.500 Euro erhält, wer sein altes Auto verschrottet und einen Neu- oder Jahreswagen zulässt.

Gleichzeitig investiert der Bund stärker in Bildung, kommunale Infrastruktur, öffentlichen Bau und Verkehr; er stockt die Förderung für Forschung und Entwicklung auf, zum Beispiel im Bereich des Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand (ZIM); für den Mittelstand legt er Kredit- und Bürgschaftsprogramme auf.

Um drohende Massenentlassungen zu verhindern, verlängert die Bundesregierung die Kurzarbeit. Neben dieser und weiteren staatlichen Maßnahmen zur Beschäftigungssicherung funktioniert aber vor allem die Sozialpartnerschaft zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern – die 2018 ihr 100-jähriges Jubiläum feiert – so gut, dass die meisten Arbeitsplätze gerettet werden können. So einigen sich Gewerkschaften und Arbeitgeber zum Beispiel auf den Abbau von Arbeitszeitkonten, und vor allem die Arbeitnehmer verzichten in den Tarifverhandlungen auf hohe Lohnforderungen.

Die Maßnahmen mit einem Gesamtvolumen von fast 100 Milliarden Euro tragen bald Früchte: Deutschlands Wirtschaft erholt sich vergleichsweise schnell von der Krise – schon im Verlauf des Jahres 2009 wächst die Wirtschaft wieder.