ISS

Die Internationale Raumstation ISS ist das größte Technologieprojekt aller Zeiten: Ein Außenposten der Menschheit im All, zugleich ein "fliegendes Labor" mit exzellenten Möglichkeiten für Wissenschaft und industrielle Forschung. Nach dem Kalten Krieg aus dem politischen Willen zur internationalen Zusammenarbeit heraus geboren, ist für die ISS heute die internationale, multidisziplinäre wissenschaftliche Forschung und Anwendung primäre Motivation.

Die ISS hat eine Masse von etwa 430 Tonnen und Ausmaße von 107 Metern Breite und 88 Metern Länge. Seit November 2000 wird sie permanent von wechselnden Besatzungen bewohnt. Von Mai bis November 2014 hat der deutsche ESA Astronaut Alexander Gerst im Rahmen seiner "Blue dot Mission" als Flugingenieur für ein halbes Jahr auf der ISS Experimente durchgeführt und an der Wartung und Instandhaltung mitgearbeitet. Im Rahmen seines zweiten Forschungsaufenthalts auf der ISS von Juni bis Dezember 2018 war Gerst der erste deutsche Kommandant der Raumstation und führte 40 Experimente durch. Aufgrund der ungeplanten Verlängerung der Mission ist er nun der europäische Astronaut mit dem längsten Aufenthalt im All.

Auf der ISS kann sowohl in den Laborelementen (Materialforschung und Lebenswissenschaften) als auch auf Außenplattformen (Astronomie, Erderkundung und Technologie) geforscht werden. Die Forschung in der Erdumlaufbahn gewinnt mit der ISS eine völlig neue Qualität, weil erstmals ausreichende Ressourcen für die Forschung zur Verfügung stehen und Langzeituntersuchungen sowie Experimentreihen in der Schwerelosigkeit möglich werden.

Die neue Forschungsanlage namens Hightech-Schmelzofen EML (Elektromagnetischer Levitator), wurde im gemeinschaftlichen Auftrag der ESA und des DLR Raumfahrtmanagements entwickelt. Im August 2014 brachte ihn ATV-5 zur ISS. In dem Ofen werden metallische Legierungsproben behälterfrei geschmolzen und erstarrt. Mit 14 ausgewählten ISS-Experimenten wollen die Forscher mehr über Erstarrungsvorgänge lernen sowie genauere Messdaten der thermophysikalischen Eigenschaften von Legierungsschmelzen erhalten, um metallurgische Produktionsprozesse auf der Erde effizienter zu gestalten.

Das deutsche Nutzungskonzept zur ISS sieht vor, dass neben der multidisziplinären Spitzenforschung die industrielle und privatwirtschaftliche Nutzung auf der ISS verstärkt wird. Für weitergehende Informationen kontaktieren Sie bitte die Abteilung "Bemannte Raumfahrt, ISS und Exploration" des DLR Raumfahrtmanagement in Bonn. Dort werden Unternehmen kostenfrei zu ihrer Projektidee beraten.

Beitrag Europas zur Internationalen Raumstation ISS

Europa ist über die Europäische Weltraumorganisation ESA einer von insgesamt fünf internationalen Partnern (neben Japan, Kanada, Russland, USA) bei Aufbau, Betrieb und Nutzung der ISS. Aktuell trägt Deutschland 39 % des europäischen Anteils und bleibt weiterhin führender Partner in Europa.

Die wichtigsten europäischen Beiträge zur ISS bestehen aus dem Forschungsmodul Columbus, verschiedenen Experimentanlagen und dem unbemannten Versorgungsfahrzeug ATV (Automated Transfer Vehicle).Über 40 Prozent der europäischen Experimente stammen aus deutschen Forschungseinrichtungen. Neben Experimenten zur Gravitationsbiologie arbeiten die Wissenschaftler an Projekten z.B. aus den Bereichen Strahlen- und Astrobiologie, Materialwissenschaften oder Humanphysiologie. Seit Mitte 2009 hat die Forschung auf der ISS einen weiteren Schub bekommen, da seit dem permanent sechs Astronauten an Bord sind. Das aktuelle Ausbaustadium der ISS wurde 2011 erreicht. Den Betrieb des Labors leitet das europäische Columbus-Kontrollzentrum innerhalb des Deutschen Raumfahrtkontrollzentrums des DLR in Oberpfaffenhofen.

Mit dem ATV leistete die ESA einen wichtigen Beitrag zur Versorgung der ISS. Die ATVs wurden vom Airbus Defense & Space in Bremen gebaut. Gestartet wurden sie mit einer Ariane-5-Trägerrakete und brachten bis zu sieben Tonnen Fracht zur ISS: Gase, Wasser, Treibstoff, Astronautenbedarf, Ersatzteile sowie Experimente und wissenschaftliche Ausrüstung. Der erste ATV-Flug "Jules Verne" fand im März 2008 statt. Inzwischen sind mit "Johannes Kepler" im Februar 2011, "Edoardo Amaldi" im März 2012 und "Albert Einstein" im Juni 2013 drei weitere ATV zur Raumstation geflogen. Im August 2014 ist mit "Georges Lemaître" die fünfte und letzte ATV-Mission gestartet (an der ISS angedockt bis Februar 2015). Auch nach dieser letzten ATV-Mission wird die Technologie weiter genutzt werden. Im November 2012 beschlossen die ESA-Teilnehmerländer des ISS-Programms, für das zukünftige U.S.-amerikanische Crew-Raumschiff MPCV (Multi-Purpose Crew Vehicle) ein Servicemodul zu entwickeln und zu bauen. Dieses European Service Module (ESM) genannte Modul wird den Antrieb, die Energieversorgung und die Lagerung von Sauerstoff und Wasser für die amerikanischen Crew-Kapsel Orion zur Verfügung stellen. Zusammen bilden ESM und Orion das MPCV-Raumschiff. Technisch basiert das ESM auf ATV-Technologien und wird federführend von Airbus Defense & Space in Bremen entwickelt. Ein erster unbemannter Testflug des MPCV um den Mond ist für Ende 2017/Anfang 2018 geplant.

Eine weitere Finanzierung des europäischen Anteils an der ISS ist durch die ESA-Ministerratskonferenz im Dezember 2014 erreicht worden. Insbesondere durch die Beiträge Deutschlands und Frankreichs konnte ein Ergebnis erzielt werden, welches den weiteren Betrieb bis 2017 sicherstellt. Neben der Forschung auf der Raumstation beinhaltet das ISS-Programm jetzt auch eine Komponente zur Vorbereitung robotischer Mondmissionen in internationaler Kooperation.