Frau Allgeier, welche Rolle spielt für Sie der Weltfrauentag?
Für mich war der Weltfrauentag schon als Kind wichtig: eine tolle Gelegenheit, jungen Frauen – aber auch allen anderen – zu zeigen, dass wir etwas bewegen können. Ich war etwa sechs Jahre alt, als ich ihn das erste Mal wahrgenommen habe. Es war toll, an diesem Tag so besondere Frauen kennenzulernen. Frauen, die zum Vorbild für mich wurden.
Welche Vorbilder waren das?
Frauen, die ihre Ziele erreichen; die hart dafür arbeiten – das sind Vorbilder für mich. Eine dieser Personen war und ist meine Mutter. Ich habe sie schon immer sehr bewundert. Auch Marie Curie fand ich toll. Oder Carola Stern, die Mitbegründerin von Amnesty International Deutschland. Es ist wichtig, dass man solche Leitpersonen hat. Auch wenn ich überzeugt bin: Jede und jeder muss seinen individuellen Weg gehen. Andere kopieren – das bringt nichts. In beruflicher Hinsicht hat mich Ada Lovelace wirklich inspiriert. Sie hat den ersten Algorithmus geschrieben. Ich habe mir selbst Programmieren beigebracht, das Thema liegt mir wirklich am Herzen. Deswegen freut es mich besonders, dass eine Frau den ersten Algorithmus entwickelt hat.
Warum sind Frauen in der Tech-Branche trotzdem noch so unterrepräsentiert?
Programmieren ist noch eine recht junge Sparte. Ich gehe aber davon aus, dass sich im Lauf der Zeit immer mehr Frauen in diesem Bereich engagieren werden. Wenn ich mich in meiner Altersklasse umschaue, kann ich sagen: Es interessieren sich genauso viele Frauen für das Thema Programmieren wie Männer. Für meine Generation ist der Umgang damit viel selbstverständlicher. Wir wissen, dass das Thema immer wichtiger wird. Und dass wir davon Ahnung haben sollten. Da spielt das Geschlecht letztlich keine Rolle mehr.
Würden Sie sagen, das Thema Gleichberechtigung ist in Ihrer Generation weniger ein Problem als in vorhergehenden?
Das hoffe ich. Persönlich habe ich noch nie bewusst die Erfahrung gemacht, dass ich anders behandelt wurde, nur, weil ich eine Frau bin. Aber die Diskriminierung von Frauen ist noch nicht überwunden. Wir müssen uns weiter dafür einsetzen.
Für wie bedeutend halten Sie Ihre Erfahrungen als jugendliche Gründerin?
Für mich war die Erfahrung sehr wichtig, weil man unglaublich viel lernt – etwa wie man strukturiert arbeitet. Es ist toll, die Möglichkeit zu bekommen, sich einer neuen Idee zu widmen und diese zu erforschen. Durch das Gründen hat sich mein Blickfeld ungemein erweitert. Ich schaue dadurch anders auf die Welt als vorher. Es ist eine Herausforderung, an der man wächst. Und man lernt interessante Menschen kennen, knüpft erste berufliche Kontakte. Ich kann das jedem empfehlen. Es wäre mein Traum, später noch einmal ein Unternehmen zu gründen. Auch wenn ich jetzt noch nicht weiß, wie genau mein Lebensweg aussehen wird. Ich mache nach dem Abitur erstmal ein Jahr Bundesfreiwilligendienst im Krankenhaus, um meinen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. Das ist in meiner Generation generell ein großes Thema. Auch meine jetzige Firma habe ich nicht in erster Linie auf Profit ausgerichtet. Vielmehr will ich dazu beitragen, die Welt etwas besser zu machen.