Abstrakte Darstellung eines Potraits

Prof. Gabriel Felbermayr , PH.D.: Präsident des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel

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Wie weit ist die Epidemie Fortgeschritten?

Das Problem in Deutschland und den meisten anderen Ländern ist, dass wir für die Beantwortung dieser Frage nicht die erforderliche Information haben. Dafür müssten wir wissen, wie stark die Bevölkerung bereits durchseucht ist. Die limitiert vorhandenen Tests werden richtigerweise vor allem für den Gesundheitsschutz und die Pandemiebekämpfung genutzt. Das heißt, es werden Menschen getestet, bei denen ein konkreter Verdacht besteht. Damit wissen wir aber nicht, wie groß die Gesamtzahl der Infizierten ist. Dafür bräuchten wir breite Stichprobentests.

Aber die Labore sind am Limit ...

Es gibt verschiedene Wege, solche Breitentests laborschonend aufzusetzen. Es können andere Tests (Antikörpertests im Blut) eingesetzt werden als für die Testung der Verdachtsfälle (PCR-Tests, Mundabstriche). Zudem werden die Kapazitäten erst nach und nach benötigt. Es gibt darüber hinaus Laborkapazitäten, die nicht für den klinischen Bedarf gebraucht werden. Vom klinischen Bereich unabhängige Forschungsinstitute können Projekte für Breitentests unterstützen und haben entsprechende Kapazitäten.

Sind die AntikörperTests nicht zu schlecht?

Die Virologen sagen uns, dass diese Antikörpertests laufend verbessert werden und schnell gute Test in ausreichender Menge zur Verfügung stehen sollten. Abgesehen davon kann man mit fehlerhaften Tests für statistische Zwecke umgehen, so lange man die Fehlermargen kennt. Es gibt dann etwas größere Unsicherheitsspannen in den Aussagen, die man treffen kann. Aber das ist immer noch besser, als überhaupt keine Daten zu haben, mit denen man die Ausbreitung in der Gesamtbevölkerung abschätzen kann.