In Kürze
Der Nowcast für die saison- und kalenderbereinigte Veränderungsrate des BIP beträgt +1,2 % für das erste Quartal 2021 (Stand 14. Januar). [1]

Das Prognosemodell ermittelt als Nowcast für das erste Quartal 2021 einen saison- und kalenderbereinigten Anstieg des BIP um 1,2 % gegenüber dem Vorquartal. Der Nowcast ist eine täglich aktualisierte, rein technische Prognose, bei der es sich weder um die Prognose des BMWi noch um die offizielle Projektion der Bundesregierung handelt. Die amtlichen Ergebnisse für das erste Quartal 2021 werden vom Statistischen Bundesamt Ende April 2021 veröffentlicht.

Die Abbildung zeigt die Entwicklung des Nowcast im Zeitverlauf. Zu Beginn des vierten Quartals 2020 lag der Nowcast für das erste Quartal 2021 auf Basis der seinerzeit aktuellen Datenlage zunächst bei +1,6 %. Im Oktober wurde der Schätzwert maßgeblich durch die Veröffentlichungen der Indikatoren zum Produzierenden Gewerbe, dem Außenhandel und der konjunkturellen Lage im Euroraum beeinflusst. Der Nowcast sank in dieser Zeit auf rund 0,9 %. Diese Abwärtsbewegung wurde erst Ende Oktober mit der Veröffentlichung der amtlichen BIP-Ergebnisse für das dritte Quartal 2020 beendet. Seit Mitte November verzeichnete der Nowcast immer wieder Abwärtskorrekturen, bedingt durch Indikatoren für das Produzierende Gewerbe, Außenhandel sowie vor allem schlechte Nachrichten zur Konjunktur aus dem Euroraum. Im Ergebnis fiel der Nowcast bis Mitte Dezember auf rund +0,4 % und markierte damit den Tiefpunkt der Prognose der letzten drei Monate.

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Entwicklung des BIP Nowcast für das erste Quartal 2021

© Now-Casting Economics Ltd.

Mitte Dezember verlieh die Veröffentlichung des IHS Markit Einkaufsmanagerindex dem BIP-Nowcast leichten Aufwind. Eine Woche später folgte ein deutlicher Anstieg, bedingt durch positive Konjunkturnachrichten des Euroraums. Danach verharrte der Forecast bei rund 1,4 %. In der ersten Januarwoche überraschte die Veröffentlichung von Auftragseingängen und Umsätzen in der Industrie zunächst positiv, bevor die Produktionszahlen und der Außenhandel für den Berichtsmonat November zu einer Abwärtskorrektur auf 1,2 % führten.

Nach wie vor ist die Prognoseunsicherheit hoch. Zum einen befindet sich die deutsche Konjunktur noch immer in einer einmaligen Ausnahmesituation, weshalb der Zusammenhang zwischen Indikatoren und der wirtschaftlichen Entwicklung derzeit kaum in empirischen Modellen abzubilden ist. Zum anderen hängt der weitere Verlauf stark vom sich dynamisch entwickelnden Infektionsgeschehen und den in der Folge ergriffenen politischen Maßnahmen ab.

Aus fachlicher Sicht erscheint das von dem Modell prognostizierte BIP-Wachstum im ersten Quartal 2021 zu optimistisch, da Beschränkungen der wirtschaftlichen Aktivität durch die Pandemie nicht in die Berechnung des Indikators eingehen. Die seit Herbst wieder stark erhöhten Infektionszahlen und die dadurch notwendigen Maßnahmen zur Eindämmung und Kontaktreduzierung belasten den privaten Konsum und die Wertschöpfung in den betroffenen Branchen. Wie die weitere Entwicklung tatsächlich ausfällt, wird sich in den kommenden Monaten zeigen, wenn die amtlichen Daten für das erste Quartal 2021 veröffentlicht werden. Die Bundesregierung legt mit der Jahresprojektion 2021 ihre nächste Vorausschätzung am 27. Januar im Rahmen der Veröffentlichung des Jahreswirtschaftsberichts vor.

Das Modell
Das Modell zur Prognose des deutschen Bruttoinlandsprodukts wird von Now-Casting Economics Ltd. betrieben. Der hier veröffentlichte Nowcast ist eine rein technische, modellbasierte Prognose. Die Schätzungen sind mit einer hohen statistischen Unsicherheit behaftet, die mit Modellprognosen immer einhergeht. Es handelt sich bei dem Nowcast weder um die Prognose des BMWi noch um die offizielle Projektion der Bundesregierung.

[1] Für nähere Erläuterungen zu der Methode, den verwendeten Daten und der Interpretation des Modells, siehe Senftleben und Strohsal (2019): „Nowcasting: Ein Echtzeit-Indikator für die Konjunkturanalyse“, Schlaglichter der Wirtschaftspolitik, Juni 2019, Seite 9–11, und Andreini, Hasenzagl, Reichlin, Senftleben und Strohsal (2020) „Nowcasting German GDP“, CEPR DP14323.