In Kürze
Nach der kräftigen Erholung im dritten Quartal war die wirtschaftliche Aktivität in Deutschland im vierten Quartal von steigenden Infektionszahlen und den damit einhergehenden Maßnahmen und Einschränkungen geprägt. Dementsprechend kam es auch zu einer deutlichen Verlangsamung der Erholung. Die wirtschaftliche Aktivität stieg kalender- und saisonbereinigt um 0,3 % gegenüber dem Vorquartal. Nach dem Einbruch im zweiten Quartal von 9,7 % hatte sich das Bruttoinlandsprodukt im dritten Vierteljahr noch um 8,5 % erholt. Für das Gesamtjahr 2020 ergab sich somit ein Rückgang der deutschen Wirtschaftsleistung um insgesamt 4,9 %.

Entstehungsseitig erhöhte sich die Bruttowertschöpfung im Produzierenden Gewerbe im Schlussquartal kräftig, was den Rückgang in den Dienstleistungsbereichen in etwa ausgleichen konnte. Auf der Verwendungsseite kamen vor allem Impulse aus dem Ausland und den Bauinvestitionen. Der private Konsum ging indes infolge der Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung deutlich zurück.

Insgesamt stand das vierte Quartal 2020 erneut im Zeichen der Corona-Pandemie und der Maßnahmen zu ihrer Eindämmung. Bemerkenswert robust zeigte sich allerdings die Industrie, die bis Januar ihren Wachstumskurs fortsetzte und bisher kaum dämpfende Effekte erfuhr. Die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung trafen in erster Linie die Dienstleistungsbereiche, die in der Folge entsprechend deutliche Rückgänge verzeichneten. Am aktuellen Rand haben sich zuletzt allerdings die Stimmungsindikatoren über alle Wirtschaftsbereiche hinweg wieder deutlich erholt.

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen ist die Einschätzung der Bundesregierung für das laufende Jahr 2021 im Rahmen der Jahresprojektion vom 27. Januar von 3,0 % weiterhin realistisch. Darin wurde die Verschärfung der Maßnahmen im Schlussquartal 2020 bereits berücksichtigt und auch eine gedämpfte wirtschaftliche Entwicklung im ersten Vierteljahr 2021 eingestellt.

Das Statistische Bundesamt hat am 24. Februar 2021 detaillierte Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) im vierten Quartal 2020 veröffentlicht. Demnach stieg das preis-, kalender- und saisonbereinigte BIP im vierten Quartal mit einer Veränderungsrate von 0,3 % gegenüber dem Vorquartal. Für die deutsche Wirtschaft bedeutet dies eine deutliche Verlangsamung der Erholungsentwicklung nach dem kräftigen Zuwachs im dritten Quartal. Mit der aktuellen Veröffentlichung wurde die erste Einschätzung des BIP-Wachstums im Rahmen der Schnellmeldung des Statistischen Bundesamts vom 29. Januar 2021 leicht aufwärtskorrigiert.

Bruttowertschöpfung steigt im Produzierenden Gewerbe, Dienstleistungen büßen jedoch ein

Die Wirtschaftsleistung stieg im Produzierenden Gewerbe um kräftige 6,4 %. Besonders deutlich nahm die Bruttowertschöpfung dabei im exportorientierten Verarbeitenden Gewerbe mit einem Plus von 6,7 % gegenüber dem Vorquartal zu. Die Dienstleister hingegen verzeichneten infolge der verhängten Pandemie-Eindämmungsmaßnahmen kräftige Rückgänge. Innerhalb der Dienstleistungsbereiche litten vor allem die Sonstigen Dienstleister (-13,5 %) und das Gastgewerbe (-47,1 %). Im zusammengefassten Bereich Handel ging die Bruttowertschöpfung insgesamt um 4,4 % zurück.

Die Bruttowertschöpfung im Baugewerbe expandierte im vierten Quartal um kräftige 5,2 % und beendete damit den Negativtrend der zwei vorangehenden Quartale, in denen die Wirtschaftsleistung noch um jeweils 3,0 und 3,2 % zurückgegangen war.

Eckwerte der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland (saison-und kalenderbereinigte Entwicklung) Bild vergrößern

Eckwerte der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland (saison-und kalenderbereinigte Entwicklung)

© Statistisches Bundesamt (StBA), Bundesbank (BBk)

Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (Wachstumsbeiträge in Prozentpunkten, preis-, kalender- und saisonbereinigt) Bild vergrößern

Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (Wachstumsbeiträge in Prozentpunkten, preis-, kalender- und saisonbereinigt)

© Statistisches Bundesamt (StBA)

Außenhandel und Bauinvestitionen auf Erholungskurs – Konsum fällt schwach aus

Im Schlussquartal 2020 kam es zu einer differenzierten wirtschaftlichen Entwicklung. Während vor allem die privaten Konsumausgaben mit -3,3 % gegenüber dem Vorquartal stark zurückgingen, stiegen insbesondere die Exporte noch einmal deutlich an. Die Bruttoanlageinvestitionen nahmen derweil um insgesamt 1,0 % zu. Zurückzuführen war dies auf den Anstieg der Bau- und sonstigen Anlageinvestitionen, die um jeweils 1,8 und 0,6 % zulegten. Die Ausrüstungen hingegen haben sich mit einer Rate von 0,1 % kaum verändert.

Als wichtige Stütze für die deutsche Wirtschaft erwies sich die Weltkonjunktur, die sich weiter verbesserte. So legten die Exporte im vierten Quartal um 4,5 % zu, die Importe lagen 3,7 % über dem Vorquartalsniveau. Das Wachstum der Importe fiel damit leicht niedriger aus als das der Exporte, was rechnerisch einen insgesamt positiven Außenbeitrag von 0,6 Prozentpunkten des BIP ergab.

Arbeitsmarkt trotzt den Maßnahmen

Im Durchschnitt waren im vierten Quartal rund 44,8 Millionen Menschen beschäftigt. Die saisonbereinigte Erwerbstätigkeit stieg gegenüber dem Vorquartal um rund 22.000 Personen. Damit wurde in der Quartalsbetrachtung der erste Anstieg im Jahr 2020 verzeichnet. Insgesamt wurde die Beschäftigung im Jahr 2020 durch den massiven Einsatz von Kurzarbeit gestützt. Die Kurzarbeitszahlen waren im vierten Quartal zwar rückläufig. Verglichen mit dem Vorjahresquartal fiel allerdings das Arbeitsvolumen, welches die Kurzarbeit berücksichtigt, um rund 4 % niedriger aus. Die gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität – gemessen als preisbereinigtes BIP je Erwerbstätigenstunde – ist dagegen um rund 1,7 % gestiegen, da die Bruttowertschöpfung leicht zunahm, während das Arbeitsvolumen rückläufig war.

Die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte legten im Vergleich zum Vorjahresquartal um 0,3 % leicht zu. Die Arbeitnehmerentgelte gingen dagegen um 0,1 % zurück. Stützend auf die Einkommenssituation der privaten Haushalte wirkten die monetären Sozialleistungen, in diesem Bereich sind vor allem die Leistungen im Rahmen des Kurzarbeitergelds hervorzuheben. Angesichts der erneuten Einschränkung der Konsummöglichkeiten stieg auch die saisonal bereinigte Sparquote der privaten Haushalte im vierten Quartal auf 17,7 %. Nach einem sprunghaften Anstieg im zweiten Quartal auf 20,3 % war sie im dritten Quartal noch auf 15,3 % gefallen. Im Jahr 2019 betrug die Sparquote durchschnittlich 10,9 %.