Bild zum Artikel: Mehr Gründerinnen in Deutschland

Die Förderung von Frauen und die Familienfreundlichkeit des Förderprogramms EXIST – Existenzgründungen aus der Wissenschaft waren dem BMWK schon immer ein Anliegen. In den letzten 25 Jahren hat das Ministerium die Förderrichtlinien und die Betreuung des Programms schrittweise angepasst, um den Anteil von Gründerinnen an den Start-up-Teams zu erhöhen.

Seit dem Start des EXIST-Gründerstipendiums im Jahr 2007 lag der jährliche Anteil von Frauen an den Stipendiaten zwischen neun und 15 % – 2015 wurde einmalig ein Anteil von 18 % erreicht, der danach wieder auf das Vorniveau fiel. Einer der Gründe für den geringeren Frauenanteil war, dass damals der Anteil von Frauen an den Studierenden in den sogenannten MINT-Fächern ebenfalls gering war. Seit 2018 ist allerdings ein jährlicher Anstieg des Frauenanteils von 13 % auf 16 % im Jahr 2019, von 19 % im Jahr 2020 und von nunmehr 21 % im letzten Jahr zu verzeichnen. Dies mag auch daran liegen, dass der Frauenanteil in den MINT- Fächern mittlerweile bei rund 30 % liegt.

Daher konnten in den vergangenen Jahren auch immer öfter Erfolge weiblicher Gründerteams wie bei der „elena international GmbH“ verzeichnet werden. Die beiden Gründerinnen Christina Vogel und Dr. Sabine Auer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung gründeten mit Unterstützung von Humboldt-Innovation Berlin ein Start-up, das für Netzbetreiber und Energieversorger die Nutzung von Erneuerbaren Energien einfacher gestaltet.

2021 lag der Anteil von Gründerinnen im EXIST-Gründerstipendium bei 21 %.

Diese positive Entwicklung wurde auch von den externen Evaluatoren des EXIST-Förderprogramms, Ramboll Management Consulting, gewürdigt, die im Frühjahr 2021 der EXIST-Förderung eine überdurchschnittliche Frauenquote attestierten. Um noch mehr Frauen zu gewinnen, empfehlen die Evaluatoren jedoch weitere Anpassungen der Förderbedingungen. Insbesondere sollen diese familiengerechter gestaltet werden, um besonders Frauen in Familienverantwortung fördern zu können. So soll es zum Beispiel zukünftig möglich sein, Ausgründungsvorhaben zu verlängern, wenn weibliche Teammitglieder Nachwuchs bekommen. Der Kinderzuschlag für die Betreuungskosten von Eltern in den Fördervorhaben soll ebenfalls erhöht werden.


In Kürze: Die Förderbedingungen des EXIST-Programms sollen noch familienfreundlicher werden.
Bild zum Artikel: Mehr Gründerinnen in Deutschland

Weibliche Rollenvorbilder und eine stärker gendersensible Sprache sollten ebenfalls genutzt werden, um die Ansprache von gründungswilligen Frauen zu verbessern. In diesem Sinne sollte auch stärker die laufende BMWK-Hochschulförderung EXIST-Potentiale genutzt werden, um vor Ort Strategien für mehr Gründerinnen in wissenschaftlichen Einrichtungen zu entwickeln.

Dabei ist der Erfahrungsaustausch zwischen den über 200 Hochschulen im EXIST-Netzwerk von zentraler Bedeutung. Daher organisierte der für die Programmumsetzung verantwortliche Projektträger Jülich Anfang Dezember 2021 einen EXIST-Online-Workshop für 220 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Hochschulen und deren Gründungsnetzwerken zum Thema „Empowering Women Entrepreneurs“.


Das EXIST-Förderprogramm bringt besonders viele Gründerinnen zusammen.

Prof. Dr. Heike Marita Hölzner von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin eröffnete die Vortragsreihe mit einem Impulsvortrag zur Rolle des Mindsets in der Gründerinnensensibilisierung und -förderung. Im Anschluss stellten Ulrike Machalett-Gehring und Monika Waschik von der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS) sowie Dr. Susanne Schübel und Isabel Schulze vom Hochschulverbund SAXEED ihre Konzepte für eine gründerinnenorientierte Ansprache vor. Die FHWS bietet zum Beispiel spezielle Formate für Gründerinnen wie den Nationalen Aktionstag „Nachfolge ist weiblich“ der bundesweiten „gründerinnenagentur (bga)“ an, um Frauen für Existenzgründungen zu begeistern. Darüber hinaus bietet die FHWS mit dem Safe Space eine Ideenwerkstatt mit Labor und Maschinen nur für Frauen an. Der Hochschulverbund SAXEED hat das Gründerinnenprogramm FOUNDress ins Leben gerufen. Das mehrmonatige Programm unterstützt Gründerinnen bei der (Weiter-)Entwicklung ihrer Gründungspersönlichkeit.


In Kürze: Hochschulförderung, Online-Workshops, Aktionstage – die Angebote für Gründerinnen sind vielfältig.

Im Rahmen der EXIST-Veranstaltung stellten die Vertreterinnen und Vertreter des BMWK außerdem den Diskussionstand der geplanten Überarbeitung der beiden Förderrichtlinien für EXIST-Gründerstipendium und EXIST-Forschungstransfer vor, welche auf positives Echo stieß. Die Überarbeitung der Richtlinien wird derzeit vom zuständigen Fachreferat insbesondere mit dem Europäischen Sozialfonds (ESF) abgestimmt, der die beiden Förderlinien kofinanziert. Eine Veröffentlichung der Neufassungen ist für das zweite Quartal 2022 geplant.


Mehr als 200 Hochschulen sind über das EXIST-Programm für Gründerinnen und Gründer miteinander vernetzt.

Die Gewinnung von Frauen für die Perspektive einer Selbständigkeit und die Gründung eines innovativen Start-ups ist und bleibt eine langfristige Aufgabe, die nicht allein über die rechtlichen Rahmenbedingungen gelöst werden kann. Vielmehr muss es gelingen, die Gründungskultur an den Hochschulen und Forschungseinrichtungen vor Ort weiterzuentwickeln. Gründerinnen müssen hier die Bedingungen und die Unterstützung vorfinden, die sie motivieren und die sie konkret benötigen. Durch sein Netzwerk von über 200 Hochschulen und die jahrelange Erfahrung mit heute erfolgreichen, von Frauen gegründeten Start-ups kann das EXIST-Programm einen wichtigen Beitrag dazu leisten, mehr Gründerinnen für Deutschland zu gewinnen.

KONTAKT

DR. STEFAN DREWS
Referat: Inlandsbürgschaften, innovative Gründungen, Internationalisierung der Start-up-Finanzierung

schlaglichter@bmwi.bund.de