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Praxisbeispiel und aktuelle Herausforderungen

  • Moderne Krebstherapien sind durch einen multidisziplinären und dezentralen Behandlungsprozess gekennzeichnet. Das bedeutet, dass im Rahmen der Therapie eine Vielzahl von Behandlungsverfahren – häufig in unterschiedlichen klinischen Zentren und von verschiedenen Behandelnden – durchgeführt werden.
  • Das Kernziel der personalisierten Medizin ist es, Patienten einen möglichst auf deren individuelle Bedürfnisse abgestimmten Behandlungsplan zu ermöglichen. Eine zentrale Herausforderung personalisierter Medizin besteht darin, dass das bestmögliche Behandlungsangebot für einen Patienten nicht immer in der Nähe seines Wohnortes verfügbar ist, sondern dezentrale und örtlich verteilte Behandlungsprozesse erfordert. Beispielsweise werden nicht alle Therapien im direkten Umfeld des Patienten angeboten oder die notwendige Therapieform ist in einem Land (noch) nicht zugelassen.
  • Für die Dokumentation onkologischer Fälle gibt es derzeit keine einrichtungsübergreifenden Standards oder Prozesse zum Datenaustausch. Dies führt zu heterogenen und häufig von Medienbrüchen (zum Beispiel digital und analog) gekennzeichneten Verfahrensweisen, bei denen die Daten nur unter großem Aufwand zu einem kohärenten Gesamtbild des Patienten zusammengeführt werden können.
  • Die Existenz dezentraler Datensilos in einzelnen Behandlungszentren bedingt zudem eine aufwändige und fehleranfällige Zusammenführung verschiedenster Datenquellen. Diese sind ein starkes Innovationshemmnis, da für zukunftsorientierte Studien mit signifikanten Ergebnissen häufig hohe Fallzahlen benötigt werden.
Infografik: Der digitale Zwilling

Welchen Mehrwert bietet das „Projekt GAIA-X“?

  • Das Projekt erlaubt die sichere, harmonisierte und europaweite Speicherung, Verarbeitung und Präsentation von Daten. Damit trägt es zu einer flächendeckenden Etablierung personalisierter Medizin für die Bürgerinnen und Bürger Europas bei. Für Patientinnen und Patienten bedeutet dies, dass individuelle Merkmale bestmöglich bei der Wahl der Therapiezentren berücksichtigt werden.
  • Ärztinnen und Ärzte profitieren von der kohärenten digitalen Verfügbarkeit des Patientenzwillings. Dies führt dazu, dass die Behandlung an jeden beliebigen Ort durchgeführt werden kann und lokale Einschränkungen aufgehoben werden.
  • Anbieter von Therapieverfahren (zum Beispiel Pharmaunternehmen und Medizintechnikhersteller) profitieren von einer verbesserten und beschleunigten Dokumentation der Wirksamkeit ihrer Produkte. Dies erlaubt, dass Trends der Krebsbehandlung frühzeitig erkannt werden und entsprechend in die Planung der eigenen Forschungsaktivitäten miteinfließen.
  • Die medizinische Forschung profitiert nachhaltig von der umfangreichen und granularen Datensammlung, die ein wertvolles und signifikantes Fundament für die Weiterentwicklung medizinischer Diagnostik und Therapie bildet. Weiterhin ergeben sich besonders im Gebiet der künstlichen Intelligenz wesentliche Vorteile aufgrund der verfügbaren Fallquantität.

Pate

  • Prof. Dr. Thomas Neumuth – Universität Leipzig und Innovation Center Computer Assisted Surgery (ICCAS)