Die Gesundheitswirtschaft ist in den letzten zehn Jahren beständig gewachsen. 2024 erbrachte sie 490,2 Milliarden Euro an Wertschöpfung. Das entspricht 12,5 Prozent der Bruttowertschöpfung in Deutschland. Gerechnet auf einen Tag sind das fast 1,3 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung.
Jeder achte Euro Bruttowertschöpfung in Deutschland entsteht in der Gesundheitswirtschaft
Die Gesundheitswirtschaft hat sich nach dem Rückgang im Corona-Jahr 2020 weiter erholt. Die Bruttowertschöpfung der Gesundheitswirtschaft ist in den letzten 10 Jahren stabil, auch wenn das Vorjahreswachstum mit 4,7 Prozent etwas geringer war als die Entwicklung über die letzte Dekade hinweg, aber immer noch dynamischer als die der Gesamtwirtschaft (2,7 Prozent) gewachsen Im Durchschnitt wuchs sie die Gesundheitswirtschaft um mit 4,9 Prozent pro Jahr und damit fast so stark wie dieinsgesamt deutlich stärker als die Gesamtwirtschaft Volkswirtschaft in Deutschland (4,0 Prozent p.a.).
Im Vergleich zu anderen Bereichen der deutschen Volkswirtschaft, die in den Corona-Jahren 2020 und 2021 teilweise einen Rückgang ihrer absoluten Bruttowertschöpfung zu verzeichnen hatten, war die Gesundheitswirtschaft insgesamt weniger stark betroffen. Im Jahr 2020 war ein Wachstum i.H.v. 3,5 Prozent zu verzeichnen, während die Gesamtwirtschaft einen Rückgang in Höhe von 1,9 Prozent aufwies. In den beiden Folgejahren 2021 und 2022 gab es Nachholeffekte und das Wachstum hat mit 4,1 Prozent bzw. 7,2 Prozent wieder deutlich angezogen. Von 2023 auf 2024 wuchs die Gesundheitswirtschaft um 4,7 Prozent und damit stärker als die gesamtwirtschaftliche Wertschöpfung mit 2,7 Prozent. Vor allem im Jahr 2020 hatten unterbrochene Lieferketten Einfluss auf die Produktion, der Exportstopp führte zu Umsatzeinbrüchen bei deutschen Unternehmen. Rückläufige Patientenzahlen hatten Folgen für die regulären Behandlungsfälle in der ambulanten und stationären Versorgung.
Im Jahr 2024 ist die Bruttowertschöpfung um 22 Milliarden Euro im Vergleich zu 2023 gewachsen. Verglichen mit den Zahlen in den Corona-Jahren - Anstieg um 12,7 Milliarden Euro von 2019 zu 2020 und um 12,3 Milliarden Euro von 2020 zu 2021 – hat sich die Gesundheitswirtschaft deutlich erholt. Die industrielle Gesundheitswirtschaft ist dabei um 3,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gewachsen.
Mehr als jeder sechste Erwerbstätige in Deutschland ist in der Gesundheitswirtschaft tätig
In der Gesundheitswirtschaft waren im Jahr 2024 rund 7,7 Millionen Erwerbstätige beschäftigt (insgesamt gab es fast 46,2 Millionen Erwerbstätige in Deutschland). Seit dem Jahr 2014 ist die Zahl der Erwerbstätigen in der Gesundheitswirtschaft um rund 1,1 Millionen gestiegen.
Rund zwei Drittel der Erwerbstätigen der Gesundheitswirtschaft sind in der medizinischen Versorgung tätig (62,1 Prozent). Eine Million Erwerbstätige sind in der industriellen Gesundheitswirtschaft beschäftigt. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Anzahl der Erwerbstätigen in der industriellen Gesundheitswirtschaft mit 0,1 Prozent nur geringfügig gewachsen. Hingegen haben sich die sog. weiteren Teilbereichen der Gesundheitswirtschaft mit 1,8 Prozent positiv entwickelt, im Jahr 2024 waren hier 1,9 Millionen Menschen beschäftigt.
Exporte in Höhe von über 175 Milliarden Euro
Die Außenhandelsbilanz der gesamten Gesundheitswirtschaft war im Jahr 2024 erneut positiv, ist jedoch im Vorjahresvergleich um 0,4 Prozent gesunken. Da die Importe (150,6 Mrd. EUR) niedriger ausfielen als die Exporte (175,1 Mrd. EUR) war die Außenhandelsbilanz ( 24,4 Mrd. EUR) positiv. Der Anteil der Exporte der Gesundheitswirtschaft an den Exporten der Gesamtwirtschaft lag bei 9,6 Prozent. Dies entspricht einer Exportquote von 35,7 Prozent. Angesichts des Querschnittscharakters der Gesundheitswirtschaft, die auch viele nicht-handelbare Dienstleistungen enthält, ist dies ein beachtlicher Wert. Den Hauptteil der Exporte verantwortet die industrielle Gesundheitswirtschaft mit 160,2 Milliarden Euro, das sind über 90 Prozent der Exporte der gesamten Gesundheitswirtschaft. Die exportstarken Bereiche sind dabei insbesondere die medizintechnische und pharmazeutische Industrie.
In den letzten zehn Jahren wuchsen die Exporte der Gesundheitswirtschaft um durchschnittlich 5,6 Prozent pro Jahr.
Entwicklung in den Teilbereichen der Gesundheitswirtschaft
Die GGR gliedert die Gesundheitswirtschaft in drei große Bereiche:
Die medizinische Versorgung umfasst als größter Bereich die stationären Einrichtungen (unter anderem Krankenhäuser, stationäre Pflege, Rehakliniken) und die nicht-stationären Einrichtungen (unter anderem Arztpraxen, ambulante Kliniken, ambulante Pflege). In der medizinischen Versorgung werden zusammen 54,1 Prozent der Wertschöpfung der Gesundheitswirtschaft erbracht. Weiterhin zeichnet sich dieser Bereich durch eine hohe Beschäftigungsintensität aus. In der medizinischen Versorgung sind 62,1 Prozent der Erwerbstätigen der Gesundheitswirtschaft beschäftigt.
Die industrielle Gesundheitswirtschaft umfasst die Produktion von Arzneimitteln, Medizintechnik und Medizinprodukten, sowie den Handel und Vertrieb mit diesen Gütern. Die industrielle Gesundheitswirtschaft zeichnet sich durch eine überdurchschnittliche Arbeitsproduktivität und Exporttätigkeit (siehe oben) aus. Im Jahr 2024 wurden über ein Fünftel der Wertschöpfung der deutschen Gesundheitswirtschaft erbracht (21,0 Prozent).
Dritter Bereich der GGR sind die sog. „weiteren Teilbereiche“ der Gesundheitswirtschaft. Dazu gehören unter anderem Krankenversicherungen und öffentliche Verwaltung, die eigenständige Gesundheitsversorgung, Sport-, Wellness- und Tourismus-Dienstleistungen sowie Investitionen. Dieser Bereich hatte 2024 einen Anteil von 24,9 Prozent und somit von rund einem Viertel an der Bruttowertschöpfung der Gesundheitswirtschaft.
Über 54,1 Prozent der Bruttowertschöpfung werden in stationären und nicht-stationären Einrichtungen erbracht
Stationäre und nicht-stationäre Einrichtungen sind zusammen für über 54,1 Prozent der Wertschöpfung in der Gesundheitswirtschaft verantwortlich. Weiterhin sind 62,1 Prozent der Erwerbstätigen der Gesundheitswirtschaft in diesen Bereichen beschäftigt. Die nicht-stationären Einrichtungen wuchsen in den vergangenen zehn Jahren mit durchschnittlich 4,6 Prozent langsamer als die stationären Einrichtungen mit 4,9 Prozent p.a. und somit auch langsamer als die Gesundheitswirtschaft insgesamt (4,9 Prozent p.a.).
Über ein Fünftel der Bruttowertschöpfung werden in der industriellen Gesundheitswirtschaft erzeugt
Die industrielle Gesundheitswirtschaft hat langfristig ein kontinuierliches Wachstum verzeichnet, und mit einem durchschnittlichen Wachstum von 4,8 Prozent pro Jahr seit 2015 liegt die Entwicklung nur gering unter dem durchschnittlichen Wachstum der Gesundheitswirtschaft im selben Zeitraum (4,9 Prozent pro Jahr). Mit 103,0 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung hat die industrielle Gesundheitswirtschaft in 2024 einen Anteil an der Wertschöpfung der Gesundheitswirtschaft von 21,0 Prozent.
Ergebnisse der Gesundheitswirtschaftlichen Gesamtrechnung (GGR) für die Bundesländer
Für die Bundesländer liegen die GGR-Daten bis einschließlich 2023 vor. Die Gesundheitswirtschaft trug 2023 in Deutschland in der Fläche in unterschiedlichem Maße zur Wertschöpfung bei. Der Anteil der Gesundheitswirtschaft ist am bedeutendsten in Schleswig-Holstein, wo sie 15,8 Prozent der Wertschöpfung erwirtschaftet.
Gemessen am Beschäftigungsanteil ist die Gesundheitswirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern am wichtigsten, wo sie für 20,0 Prozent der Gesamtbeschäftigung verantwortlich ist.
Auch die Struktur der Gesundheitswirtschaft ist regional sehr unterschiedlich. So trägt der Bereich der medizinischen Versorgung (ambulante und stationäre Versorgung) in unterschiedlichem Maß zur Bruttowertschöpfung der regionalen Gesundheitswirtschaft bei. Tendenziell liegt der Anteil in den östlichen Bundesländern höher, am niedrigsten ist der Anteil in Hessen (40,6 Prozent). Der Bundesdurchschnitt liegt bei 53,6 Prozent.
Die absoluten Bruttowertschöpfungsbeiträge sind allerdings in den alten Bundesländern höher als in den neuen Bundesländern.
Die industrielle Gesundheitswirtschaft ist stärker in Clustern organisiert. Sie konzentriert sich vor allem in Baden-Württemberg (31,0 Prozent), Hessen (26,7 Prozent) und Rheinland-Pfalz (24,8 Prozent) sowie Hamburg (29,8 Prozent), wo sie überproportional zur Gesundheitswirtschaft beiträgt. In Mecklenburg-Vorpommern hat sie hingegen nur einen Anteil von 9,3 Prozent. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 21,4 Prozent.
Ausstrahleffekte der Gesundheitswirtschaft in die Gesamtwirtschaft
Die wirtschaftliche Aktivität der Gesundheitswirtschaft sorgt für positive Ausstrahleffekte in der deutschen Gesamtwirtschaft. Durch die Verflechtung mit Akteuren aus anderen Wirtschaftsbereichen entstehen (durch sog. Indirekte und induzierte Effekte) gesamtwirtschaftliche Bruttowertschöpfungseffekte von rund 400 Milliarden Euro. Vereinfacht gesprochen: Mit jedem Euro Bruttowertschöfpung in der Gesundheitswirtschaft gehen 0,81 Euro zusätzliche Bruttowertschöpfung in der Gesamtwirtschaft einher. Zudem sind mit der wirtschaftlichen Aktivität eines Erwerbstätigen in der Branche 0,6 zusätzliche Erwerbstätigen in der Gesamtwirtschaft verbunden.
Dashboard
Das Dashboard GGR ist ein Angebot des BMWK an Interessierte, eigenständig detaillierte Daten aus der Gesundheitswirtschaftlichen Gesamtrechnung (GGR) zur Gesundheitswirtschaft zu generieren. Im letzten Jahr wurde das Dashboard weiterentwickelt und mit neuen Funktionalitäten ausgestattet. Zum einen sind seitdem auch die Zahlen zur Gesundheitswirtschaft und ihren Teilbereichen auf der europäischen Ebene verfügbar (EU GGR). Darüber hinaus wurde das Dashboard vor allem hinsichtlich der PDF-Download-Funktion erweitert, die den Nutzer ermöglicht, die Daten bequem herunterzuladen und offline zu nutzen.
Das Dashboard gibt einen Überblick über die Gesundheitswirtschaft in Deutschland insgesamt und deren Entwicklung in den letzten zehn Jahren. Es liefert Daten für die einzelnen Gütergruppen der GGR. Außerdem wird die Gesundheitswirtschaft in den Bundesländern sowie Ausstrahlungseffekte auf die Gesamtwirtschaft dargestellt.
Die Daten werden jeweils jährlich von WifOR aktualisiert.