2.1 Unterstützung von Kandidatinnen für Beiräte und Aufsichtsräte
Verantwortlich: Verband deutscher Unternehmerinnen e.V. (VdU)
Ausgangslage: Warum besteht Handlungsbedarf?
Ein zentrales Anliegen des VdU ist die nachhaltige Erhöhung des Frauenanteils in Aufsichtsräten und die gleichberechtige Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen der deutschen Wirtschaft.
Freiwillige Vereinbarungen und die Selbstverpflichtung der deutschen Wirtschaft führten jedoch zu keinem angemessenen Frauenanteil in den Führungsebenen der großen Unternehmen, obwohl die Vorteile ausgewogen besetzter Führungsgremien nachgewiesen sind. Daher forderte der VdU schon 2008 die Einführung einer Quotenregelung für Aufsichtsratsgremien.
Was beinhaltet die Maßnahme?
Der VdU unterhält seit 2010 eine Datenbank mit Kandidatinnen für Spitzengremien. Der bundesweite Kandidatinnen-Pool umfasst über 700 qualifizierte und sorgfältig ausgewählte weibliche Führungskräfte – von der Branchenexpertin über die international erfahrene Managerin bis zur Unternehmerin für den Beirat eines Familienunternehmens. Der VdU unterstützt Unternehmen bei der Suche nach geeigneten Kandidatinnen für ihre Gremien und begleitet dabei den gesamten Auswahl- und Besetzungsprozess. Die Beratung ist passgenau, diskret und kostenlos. Der Aufbau der Datenbank mit Kandidatinnen für Spitzengremien wurde 2010 zunächst durch den Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert. Obwohl die Förderung für dieses Projekt nach drei Jahren auslief, hält der VdU an diesem wichtigen Instrument fest, um qualifizierte Frauen für Aufsichtsratspositionen sichtbar zu machen. Der VdU hat 2021 in die Erneuerung der Datenbank investiert, um die gespeicherten Kontakte zu aktualisieren.
Neben der Datenbank und dem politischen Engagement setzt sich der VdU auch für mehr Frauen in Aufsichtsräten und Kontrollgremien ein, indem er Aufsichtsratsanwärterinnen fundiert weiterbildet und Kandidatinnen aus einem exzellenten Netzwerk vermittelt.
Weitere Informationen:
Zu den VdU-Aufsichtsratsseminaren siehe: https://vdu.de/themen/aufsichtsraete/
Kontakt:
Evelyne de Gruyter, Geschäftsführerin des VdU:
evelyne.degruyter@vdu.de
Inken Patermann, Leiterin politische Kommunikation beim VdU:
inken.patermann@vdu.de
2.2 Förderrichtlinie „Innovative Frauen im Fokus“
Verantwortlich: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
Ausgangslage: Warum besteht Handlungsbedarf?
Frauen entwickeln – genau wie Männer – Lösungen und Produkte vielfältiger Art. Ihre innovativen Leistungen erfahren aber nach wie vor oft weniger Anerkennung. Doch nur wenn Frauen mit ihrer Expertise und ihren innovativen Leistungen wahrgenommen werden, können sie als Rollenvorbilder und Impulsgeberinnen wirken.
Was beinhaltet die Maßnahme?
Das BMBF hat am 9. Oktober 2020 die Förderrichtlinie „Frauen in Wissenschaft, Forschung und Innovation: Leistungen und Potenziale sichtbar machen, Sichtbarkeit strukturell verankern“ („Innovative Frauen im Fokus“ – IFiF) veröffentlicht. Damit will es einen Beitrag dazu leisten, dass innovative Frauen in Wissenschaft, Forschung und Innovation stärker sichtbar werden.
Die Förderrichtlinie wendet sich an einen breiten Adressatenkreis, unter anderem an kleine und mittlere Unternehmen und Verbände. Sie fördert Umsetzungs- und Forschungsprojekte, darunter auch Vorhaben, die den Bereich „Gründungen“ in den Blick nehmen, wie zum Beispiel „Sichtbarkeit innovativer Gründerinnen“ oder „Gründerinnenfreundliche Universitäten und Hochschulen für Deutschland“. Die Projekte der 1. und 2. Förderperiode laufen erfolgreich, für die 3. Förderperiode endet die Bewerbungsfrist am 31. Oktober 2023.
Ein Metavorhaben (meta-IFiF) vernetzt die geförderten Projekte miteinander, berät und unterstützt. Basierend auf den (Zwischen-)Ergebnissen der Projekte sollen Struktur- und Verstetigungsmaßnahmen ermittelt und aufbereitet werden, die für den Transfer in die Breite der Gesellschaft besonders geeignet sind.
Ein Beirat hat eine beratende sowie qualitätssichernde Funktion und unterstützt beim Transfer der Projektergebnisse, indem er den Kontakt zu externen Expertinnen und Experten vermittelt. Außerdem beteiligt er sich aktiv an Maßnahmen, die sich auf die Förderrichtlinie beziehen.
Weitere Informationen:
Metavorhaben meta-IFiF IFiF – Innovative Frauen im Fokus (innovative-frauen-im-fokus.de); unter anderem werden hier alle Projekte näher beleuchtet
Kontakt:
BMBF, Referat 425 (Chancengerechtigkeit und Vielfalt in Wissenschaft und Forschung):
425@bmbf.bund.de
2.3 Austausch zu Kommunikationsinhalten
Verantwortlich: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK)
Beteiligt: Bundesverband der Freien Berufe e.V. (BFB), Frauenalia gUG, Initiative Selbständiger Immigrantinnen e.V. (I.S.I.), jumpp – Ihr Sprungbrett in die Selbständigkeit, Frauenbetriebe e.V., Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V. (kompetenzz), Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH), Die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, zugleich Beauftragte für Antirassismus (IntB)
Ausgangslage: Warum besteht Handlungsbedarf?
Am Aktionsplan beteiligen sich diverse Akteurinnen und Akteure sowie Institutionen unterschiedlicher Größe, die verschiedene Zielgruppen ansprechen und eine große Vielfalt an Erfahrungen aus der Kommunikation mit ihren Zielgruppen einbringen können. In den Workshops zur Sichtbarkeit wurden erste Erfahrungen ausgetauscht, neue Verbindungen geknüpft und Kommunikationslücken festgestellt, zum Beispiel im Hinblick auf die adressatengerechte Informationsübermittlung an Menschen mit Einwanderungsgeschichte sowie die Ansprache von Männern und von jungen Frauen.
Was beinhaltet die Maßnahme?
Viele Beteiligte haben die Anregung des BMWK aus den Workshops aufgegriffen, sich an einem Austausch zum Thema zu beteiligen und dabei die folgenden Fragen zu diskutieren:
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Wie sprechen wir über selbständige Frauen aus dem Mittelstand?
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Wie beteiligen wir selbständige Frauen in Politik und Verbänden?
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Wie vernetzen sich selbständige Frauen?
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Wie erreichen wir Unternehmerinnen mit Einwanderungsgeschichte?
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Wie erreichen wir Mädchen und junge Frauen?
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Wie gewinnen wir mehr Männer, die sich aktiv für selbständige Frauen einsetzen?
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Welchen Einfluss haben weibliche Rollenvorbilder und wie werden sie am wirkungsvollsten vermittelt?
Nach Vorlage eines Konzepts sollen die Fragen mit inspirierenden Impulsgeberinnen diskutiert und gute Beispiele aus der Praxis ausgetauscht werden.
Ein Beispiel lässt sich bereits nennen: Die Handwerksorganisation legt bei ihrer Kommunikation sehr großen Wert darauf, Handwerkerinnen sichtbarer zu machen und positive Rollenbilder nach vorne zu stellen. Beispiele erfolgreicher Handwerkerinnen werden unter anderem in der Imagekampagne vorgestellt. Diese könnte im Rahmen des Austausches als gelungenes Beispiel aus der Praxis vorgestellt werden.
Kontakt:
BMWK, Referat VIIA1 (Grundsatzfragen der nationalen und europäischen Mittelstandspolitik):
buero-viia1@bmwk.bund.de
2.4 Bündnis „Gemeinsam gegen Sexismus“
Verantwortlich: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)
Beteiligt: Unternehmen, Kommunen, Verbände, unter anderem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH)
Ausgangslage: Warum besteht Handlungsbedarf?
Sexismus ist die Herabwürdigung von Menschen aufgrund ihres Geschlechts in individueller und struktureller Hinsicht. Sexismus ist Alltag, ein Massenphänomen: Nach eigener Auskunft erleben 44 Prozent aller Frauen in ihrem Alltag sexistische Übergriffe – 14 Prozent mehrmals im Monat. Unterschätzt wird, dass mit 32 Prozent auch ein erheblicher Teil der Männer von Sexismus im Alltag betroffen ist. Mehr als jeder zehnte Mann (11 Prozent) erlebt Sexismus mehrmals im Monat.
Insgesamt haben 63 Prozent aller Frauen und 49 Prozent aller Männer sexistische Übergriffe auf andere oder sich selbst erlebt. Je höher die Bildung ist, umso größer ist die Sensibilität für Sexismus in seinen verschiedenen Ausdrucksformen.15
Sexuelle Belästigung spielt auch am Arbeitsplatz eine Rolle: Jede 11. erwerbstätige Person (9 Prozent der Befragten) hat in den vergangenen drei Jahren sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erlebt. Frauen waren mit einem Anteil von 13 Prozent mehr als doppelt so häufig betroffen wie Männer (5 Prozent). Davon haben sich lediglich 23 Prozent offiziell beschwert, etwa bei ihrer oder ihrem Vorgesetzten, beim Betriebsrat oder der betrieblichen Beschwerdestelle. Als Gründe werden unter anderem genannt: mangelnde Informationen, Angst vor unzureichender Anonymität und negativen Folgen sowie der Versuch, das Problem selbst zu lösen.16
Was beinhaltet die Maßnahme?
Der Koalitionsvertrag enthält den Auftrag: „Wir wollen ein starkes Bündnis gegen Sexismus“. Um dies umzusetzen, entsteht beim BMFSFJ – unterstützt durch ein Projekt der Europäischen Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft Berlin (EAF Berlin) – von Oktober 2022 bis Dezember 2025 ein breites gesellschaftliches Bündnis, in das sich unterschiedliche Partner aus Wirtschaft, Staat und Zivilgesellschaft aktiv einbringen.
Mit vielfältigen Veranstaltungen, Materialien, Empfehlungen, Öffentlichkeitsarbeit und Einbeziehung der Bündnispartner wird das Bündnis auf- und ausgebaut, damit Unternehmen und Organisationen gegen Sexismus vorgehen und Betroffene wirksam unterstützt werden. Inhaltliche Schwerpunkte sollen die am stärksten von Sexismus betroffenen Bereiche Arbeitsplatz, öffentlicher Raum sowie Kultur und Medien sein.
Ziel ist es, dass das Bündnis bis Ende 2025 1000 Partner aus Wirtschaft, Staat und Zivilgesellschaft umfasst.
Ein Fokus wird auf den Mittelstand gelegt. Große Unternehmen haben häufiger bereits Compliance-Regelungen oder Diversitäts-Maßnahmen, die auch gegen Sexismus wirken. Mittelständische Unternehmen haben hier Bedarf geäußert. Im Projekt sollen spezifische Empfehlungen und Materialien für den Mittelstand erarbeitet werden.
Das Bündnis hat einen intersektionalen Ansatz: Diverse Gruppen, die aufgrund von ethnischer Herkunft, Behinderung oder zum Beispiel auch Antisemitismus von Diskriminierung betroffen sind, werden angesprochen und auf Augenhöhe in das Bündnis einbezogen.
Das Bündnis ist im Februar 2023 gestartet und baut auf dem Netzwerk auf, das im Oktober 2021 mit der Erklärung „Gemeinsam gegen Sexismus und sexuelle Belästigung“ entstanden ist. Inzwischen umfasst das Bündnis bereits über 390 zum Teil hochrangige Unterzeichnerinnen und Unterzeichner aus Wirtschaft (Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände – BDA), öffentlichem Raum (Deutschem Städtetag), Kultur und Medien sowie Zivilgesellschaft.
Die gemeinsame Erklärung ist ein Ergebnis der Dialogforen gegen Sexismus. In den Dialogforen, die in Kooperation mit der EAF Berlin durchgeführt wurden, sind 2020/2021 Handlungsempfehlungen zum Thema Sexismus für die Bereiche Arbeitswelt, Kultur und Medien und öffentlicher Raum erarbeitet worden, die in einer häufig nachgefragten Handreichung zusammengefasst wurden. An der Erstellung der Handlungsempfehlungen waren Akteurinnen und Akteure aus Gesellschaft, Staat und Unternehmen beteiligt.
Weitere Informationen:
https://www.gemeinsam-gegen-sexismus.de/
Kontakt:
BMFSFJ, Referat 414 (Teilhabe und Medien):
414@bmfsfj.bund.de
2.5 Zertifizierung frauengeführter Unternehmen
„WeConnect International“
Verantwortlich: Verband deutscher Unternehmerinnen e.V. (VdU)
Ausgangslage: Warum besteht Handlungsbedarf?
Die wirtschaftliche Stärkung von Frauen entlang der Lieferkette ist ein wichtiges Instrument, um weibliches Unternehmertum zu fördern und das ökonomische Potenzial von Frauen zu erschließen. Durch geeignete Vergaberechtskriterien muss die Vielfalt der Zulieferbetriebe (Supplier-Diversity) sowohl in Deutschland als auch international stärker gefördert und frauengeführten kleinen und mittleren Unternehmen der Zugang zu internationalen Handelsaktivitäten erleichtert werden.
Was beinhaltet die Maßnahme?
Der VdU zertifiziert seit Mai 2017 frauengeführte Unternehmen für WEConnect International in Deutschland und bietet Unternehmerinnen somit einmalige Wachstumschancen. WEConnect International ist eine global agierende Mitgliederorganisation, die in den USA gegründet wurde und die frauengeführte Unternehmen mit internationalen Konzernen zusammenbringt. Sie vereinigt mehr als 120 Konzerne, die über ein Einkaufsvolumen von mehr als 3 Billionen US-Dollar verfügen und ihre Programme zur Vielfalt der Zulieferbetriebe und Integration ausbauen möchten. WEConnect International ermittelt, schult, registriert und zertifiziert Frauenunternehmen und baut Verbindungen zu den passenden Einkaufsabteilungen auf.
Weitere Informationen:
Zum Zertifizierungssiegel von WEConnect International siehe: https://vdu.de/themen/international/supplier-diversity/
Kontakt:
Evelyne de Gruyter, Geschäftsführerin des VdU:
evelyne.degruyter@vdu.de
Inken Patermann, Leiterin politische Kommunikation beim VdU:
inken.patermann@vdu.de
2.6 Sichtbarkeit von selbständigen Frauen in den Medien
Verantwortlich: Bundesverband der Freien Berufe e.V. (BFB)
Ausgangslage: Warum besteht Handlungsbedarf?
Laut einer aktuellen Studie von Media Tenor liegt der Anteil der Berichterstattung über Frauen in internationalen TV-Hauptnachrichten bei nur 20 Prozent. Die Langzeitanalyse zu Personen aus Bildung, Gesundheit, Politik und Wirtschaft, über die berichtet wurde, ist von Januar 2012 bis Februar 2023 auf Basis von 848.969 Berichten in internationalen TV-Nachrichten durchgeführt worden. Die Studie zeigt, dass sich die „Quote“ bei den Moderationen durchgesetzt hat, jedoch bei den präsentierten Inhalten der Frauenanteil deutlich unter 30 Prozent liegt.
Was beinhaltet die Maßnahme?
Der BFB wird sich für die Sichtbarkeit von Frauen im Kontext seines Engagements in acht Rundfunkräten einsetzen. Darüber hinaus wird der BFB andere Institutionen, die in Rundfunkräten vertreten sind und zu denen Kontakte bestehen, für das Thema sensibilisieren und dafür werben, dass sie sich ebenfalls dafür einsetzen.
Weitere Informationen:
Link zur genannten Studie: http://de.mediatenor.com/de/bibliothek/newsletter/1317/gute-frauenquote-im-studio-frauenanteil-in-nachrichten-aber-nur-20
Kontakt:
Peter Klotzki, BFB:
peter.klotzki@freie-berufe.de
Giulia Wilzewski, BFB:
wilzewski.bfb.ex@freie-berufe.de
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15 Vgl. Carsten Wippermann (2019): Sexismus im Alltag. Wahrnehmungen und Haltungen der deutschen Bevölkerung. Pilotstudie, https://digital.zlb.de/viewer/api/v1/records/34390448/files/images/sexismus-im-alltag-pilotstudie-data.pdf/full.pdf.
16 Vgl. Monika Schröttle, Ksenia Meshkova, Clara Lehmann et. al. (2019): Strategien im Umgang mit sexueller Belästigung am Arbeitsplatz – Lösungsstrategien und Maßnahmen zur Intervention, https://www.antidiskriminierungsstelle.de/SharedDocs/downloads/DE/publikationen/Expertisen/umgang_mit_sexueller_belaestigung_am_arbeitsplatz.pdf?__blob=publicationFile&v=5.