Fühlender Roboter; Quelle: ArtiMinds Robotics GmbH

© ArtiMinds Robotics GmbH

Wer schon einmal in einer Autofabrik war oder einen Bericht aus einer solchen Fabrik gesehen hat, kennt sie: große Industrieroboter, die aus Einzelteilen die Karosserie zusammensetzen, die Teile verschweißen und dann das halbfertige Auto mit einem Griff hochheben und auf einem Fließband wieder absetzen. Das alles ohne menschliches Zutun.

Groß, schwer und unflexibel

Industrieroboter sind extrem leistungsstark. Sie sind aber auch schwer, teuer und "dumm": Sie müssen für jede neue Aufgabe mit viel Aufwand programmiert werden - selbst für die kleinste Veränderung ist ein Eingriff in die Programmierung nötig. Deshalb machen sich solche Roboter nur dann für ein Unternehmen, in diesem Fall den Automobilhersteller, bezahlt, wenn er von einem Fahrzeugmodell große Stückzahlen produziert und der Roboter dabei exakt die immer gleichen Bewegungen ausführt.

Solche starren Einsatzmöglichkeiten bergen ein hohes Risiko: Kommt es im Produktionsprozess zu Änderungen, müssen die Roboter entsprechend umprogrammiert werden - verbunden mit hohen Kosten und im schlimmsten Fall mit Ausfallzeiten in der Produktion.

Leicht und leicht programmierbar

In den letzten Jahren sind Industrieroboter aber immer leichter, leistungsfähiger und kostengünstiger geworden. Und "intelligenter": Durch Sensoren haben sie einen Tastsinn erhalten und die Fähigkeit zu sehen. Deshalb können sie sich mit einer entsprechenden Programmierung nun selbstständig, schnell und unkompliziert an neue Aufgaben anpassen. Für Automobilhersteller und viele andere, auch kleinere Produktionsunternehmen ergeben sich dadurch ganz neue Einsatzmöglichkeiten.

Wie genau das in der Praxis aussehen kann, zeigt das Karlsruher Start-up ArtiMinds mit einer innovativen Software. Diese ermöglicht die einfache Programmierung von Aufgaben, bei denen der Roboter die Kräfte, die für die richtige Bewegung nötig sind, erfühlt und sich flexibel an die zu bewegenden Teile anpasst. Der Clou dieser Software: Die Greif- oder Drehbewegung, die der Roboterarm später automatisch ausführen soll, führt zunächst ein Mensch aus: Er nimmt den Roboterarm im wahrsten Sinne des Wortes an die Hand und zeigt ihm, was er tun soll. Aus den Daten dieser geführten Bewegung erstellt die Software ein Bewegungsprogramm für den Roboterarm, sodass dieser nun automatisch und flexibel auf erfühlte Kräfte reagieren kann. Den Feinschliff der Bewegung kann man dann am Rechner manuell vornehmen oder automatisch durchführen lassen.

Wichtig für die Weltwirtschaft, gut für den Produktionsstandort Deutschland

Die Gründer von ArtiMinds glauben fest daran, "dass die intelligente Robotik in den nächsten Jahrzehnten eine ganz entscheidende Säule der Weltwirtschaft werden wird." Auch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie hat den hohen Nutzen für den Produktionsstandort Deutschland erkannt: ArtiMinds wurde 2013 beim "Gründerwettbewerb - IKT Innovativ" mit einem Hauptpreis ausgezeichnet. Zudem hat das Start-up ein EXIST-Gründerstipendium erhalten. Die Software wurde 2015 national und international erfolgreich in den Markt eingeführt.

Faktenübersicht:

Produkt: Software zur intuitiven Programmierung von Robotern
Unternehmen: ArtiMinds Robotics GmbH, Karlsruhe
Markteinführung: 2015
Förderung: EXIST-Gründerstipendium; Gründerwettbewerb - IKT Innovativ 2013
Förderzeitraum (EXIST): Juli 2013 bis Juni 2014
Fördersumme: EXIST: 106.000 Euro; Gründerwettbewerb: 30.000 Euro plus Coachings