Älteres Paar vor Computer mit Unterlagen

Über 30 Prozent des Energieverbrauchs in Deutschland entfallen auf den Gebäudesektor. Die durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine verursachte Energiekrise beeinträchtigt die Energieversorgung. Zudem haben die Naturkatastrophen im Jahr 2021 gezeigt, mit welcher Wucht der Klimawandel auch Deutschland trifft. Deshalb sollen unter anderem gemäß der aktuellen Novelle der EU-Energieeffizienzrichtlinie 24 Prozent des Energieverbrauchs bis zum Jahr 2030 eingespart werden. Diesen Herausforderungen zu begegnen ist nur möglich, wenn mittel- und langfristig die energetische Ertüchtigung des Gebäudebestands und der Umstieg auf erneuerbare Energien beim Heizen gelingen.

Nur gemeinsam erreichen wir die Energiesparziele

Allerdings wurden im Jahr 2021 mehr Gasheizungen als in den vergangenen 15 Jahren installiert und lediglich ein Prozent der Gebäude hat eine energetische Sanierung erfahren. Neben einer entsprechenden Ausgestaltung des gesetzlichen Rahmens und der Förderpolitik sind auch die Energiespar- und Klimaschutzanstrengungen der privaten Haushalte und Unternehmen von Bedeutung. In diesem Zusammenhang fördert das BMWK die Beratungsoffensive „Online-Klimaschutzberatung für Deutschland“ mit Angeboten zum Energiesparen und Beiträgen für den Klimaschutz. Im Jahr 2022 wurden über eine Million Online-Beratungen vorwiegend in Privathaushalten durchgeführt, begleitet von einer Reichweite von drei Milliarden Sichtkontakten. Dadurch konnten Einsparungen von schätzungsweise über 1,9 Mio. Tonnen CO2 realisiert werden. Dies entspricht ca. 1,5 Prozent der jährlichen CO2-Emissionen im gesamten Gebäudebereich.

Sensibilisierung für Einsparpotenziale in erstem Schritt notwendig

Das BMWK fördert seit 2022 die vom BMUV übernommene Online-Klimaschutzberatung. Mit dem Verbundvorhaben sollen vor allem private Haushalte, aber auch Unternehmen, Kommunen und Bildungseinrichtungen erreicht werden. Ziel ist es, über die Folgen des Klimawandels zu informieren und durch digitale Tools bei der Umsetzung wirksamer Klimaschutzmaßnahmen zu beraten und diese zu begleiten. Unterstützt wird die Beratungsoffensive von zahlreichen Multiplikatoren wie Kommunen, Expertinnen und Experten vor Ort, Verbänden und Vereinen, Forschungseinrichtungen sowie Medien und Verbraucherschutzeinrichtungen.

Die Beratungs-Tools der Kampagne werden von der Klimaschutzorganisation co2online gGmbH betrieben. Wichtig ist dabei eine Ansprache und Sensibilisierung durch die Veröffentlichung bundesweiter Benchmarks, vor allem die online verfügbaren Angebote eines Heizspiegels und eines Stromspiegels. Dadurch können Verbraucherinnen und Verbraucher den eigenen Energieverbrauch sowie den energetischen Zustand ihres Gebäudes oder der Wohnung besser einschätzen. Der eigene Energieverbrauch wird in der Regel sparsamer eingeschätzt, als er wirklich ist; Einsparpotenziale werden kaum gesehen. Unabhängige Benchmarks helfen bei der Einschätzung des persönlichen Energieverbrauchs.

Aktive Begleitung bei der Umsetzung konkreter Maßnahmen

Doch zu wissen, wie vergleichsweise hoch oder niedrig der eigene Energieverbrauch einzuordnen ist, reicht allein nicht aus. Um dem im Klimaschutz wohlbekannten „Knowledge-Action-Gap“ zu begegnen, liegt ein Schwerpunkt der Online-Klimaschutzberatung auf der Empfehlung konkreter Energieeinspar- bzw. Klimaschutzmaßnahmen sowie der Begleitung der Verbraucherinnen und Verbraucher bei der Umsetzung dieser Maßnahmen. Hierfür stehen eine Reihe weiterer Tools zur Verfügung wie der „HeizCheck“, der „StromCheck“ oder der „ModernisierungsCheck“. So sollen mit konkreten und geprüften Handlungsempfehlungen Orientierung geboten und Hemmnisse abgebaut werden.

Konkret heißt das für Verbraucherinnen und Verbraucher, dass sie zunächst eine individuelle, neutrale und kostenlose Einschätzung zum eigenen Energieverbrauch sowie darauf aufbauend eine Beratung zu wirksamen Klimaschutzmaßnahmen im Gebäude bzw. der Wohnung erhalten. Thematisch werden dabei verschiedene Schwerpunkte abgedeckt, vom Strom-, Heizenergie- und Wassersparen bis hin zum Austausch der Heizung und zur Gebäudemodernisierung. Anschließend werden passende Förderangebote aufgezeigt, etwa die Bundesförderung für effiziente Gebäude und weitere Förderprogramme des Bundes, der Länder und der Kommunen, welche über die Fördermittel-Datenbank der Beratungstools direkt aufgerufen werden können. Für die Umsetzung vor Ort werden sodann Energieberatungen, Handwerksunternehmen, Finanzdienstleister und weitere Fachkräfte vermittelt, welche in einer Experten-Datenbank erfasst sind und über eine Postleitzahl-Suche ausfindig gemacht werden können. Eine auf die geplanten Maßnahmen abgestimmte E-Mail-Kommunikation begleitet die Nutzenden anschließend niedrigschwellig ins Handeln.

Evaluation des Beratungserfolgs bereits mitgedacht

Aufgrund einer IT-Infrastruktur kann die Wirkung der vom BMWK geförderten Beratungsoffensive durch die Dokumentation und Auswertung der Beratungsleistungen und umgesetzten Maßnahmen evaluiert und ihre Wirkung für die Zukunft prognostiziert werden. Das Konzept für die Evaluierung entstand in Zusammenarbeit mit dem Öko-Institut, dem ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung, dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie sowie dem Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW). Die Evaluierung zeigt, dass das Zusammenspiel aus Information, Benchmarking, digitaler Beratung und Begleitung besonders im vergangenen Jahr gewirkt hat und relevante Einsparleistungen auch in den kommenden Jahren erwarten lässt.

Mann vor Computer

Online Beratung entlastet Fachkräfte

Angebote wie die Online-Klimaschutzberatung entlasten Fachkräfte bei der Beratung vor Ort und ermöglichen eine erste, fachlich fundierte Einschätzung, ohne dass Verbraucherinnen und Verbraucher lange Wartezeiten für freie Termine in Kauf nehmen müssen.

Um die Qualität der Beratungsleistung sicherzustellen, werden die digitalen Beratungstools in Zusammenarbeit mit Fachleuten entwickelt, etwa aus Energieagenturen, Architekten- oder Ingenieurbüros. Verfahren der digitalen Produktentwicklung ergänzen die nötige technische Expertise, um mithilfe einer Nutzerzentrierung Tools zu entwickeln, die bei Internetnutzerinnen und -nutzern auf Akzeptanz stoßen. Ein Beispiel ist die „Digitale Heizkostenanalyse“ im Rahmen der Energiewechsel-Kampagne des BMWK, welche auf den Tools der Online-Klimaschutzberatung basiert.

Integrativer Ansatz verstärkt Akzeptanz und setzt Investitionsimpulse

Dieser Ansatz der Online-Klimaschutzberatung verstärkt die Akzeptanz für Klimaschutzmaßnahmen und die Umsetzung der Energiewende. Einerseits auf Seiten der Multiplikatoren, die Teil eines breit aufgestellten Netzwerks sind. Andererseits bei Verbraucherinnen und Verbrauchern, die zum Beispiel mit installierten Wärmepumpen und PV-Anlagen zu Multiplikatoren im eigenen Umfeld werden können.

Die Umsetzung der empfohlenen Energiesparmaßnahmen sorgt für Investitionsimpulse. So zeigt beispielsweise die Evaluierung des „HeizCheck“ aus dem Jahr 2021, dass circa 80.000 digitale Beratungen den Impuls für insgesamt 221 Millionen Euro Umsatz in der Wirtschaft setzten.

Eine Sensibilisierung für den Klimaschutz und energiesparendes Verhalten ist auch bei jungen Menschen von Bedeutung. An diesem Punkt setzt eine weitere Initiative im Rahmen der Kampagne an, der „Energiesparmeister-Wettbewerb“ für engagierte Schulen, mit dem jedes Jahr effiziente, kreative und nachhaltige Klimaschutzprojekte an deutschen Schulen gesucht werden.

Der Wettbewerb richtet sich gezielt an Schülerinnen und Schüler, deren Bewusstsein fürs Energiesparen somit schon in jungen Jahren gefördert wird und die dieses an ihre Familien weitergeben. Mit seiner Eröffnungsrede zur Preisverleihung 2022 konnte Bundesminister Robert Habeck über 40.000 Schülerinnen und Schüler sowie deren Familien erreichen.

Ausblick

Die Online-Klimaschutzberatung leistet nicht nur einen Beitrag zum Klimaschutz und zur Aufrechterhaltung der Energieversorgungssicherheit, sondern mildert – neben den zahlreichen von der Bundesregierung beschlossenen Entlastungsmaßnahmen – die Auswirkungen der Energiepreiskrise für die Verbraucherinnen und Verbraucher. Um dauerhaft den Energieverbrauch in Wohngebäuden zu reduzieren und den Ausbau der erneuerbaren Energien beim Heizen zu fördern, braucht es gleichzeitig entsprechende gesetzliche Vorgaben und Förderprogramme. So gelingt das Zusammenspiel aus Staat, Wirtschaft und Gesellschaft.


KONTAKT & MEHR ZUM THEMA

Holger Harting
Referat: Bund-Länder-Kooperation zu Klimaschutz und Energiewende, Information und Dialog

schlaglichter@bmwk.bund.de

Energiewechsel-Kampagne des BMWK:

https://www.energiewechsel.de/heizkostenanalyse

Heiz- und Stromspiegel:

https://www.heizspiegel.de und https://www.stromspiegel.de

Alle weiteren Tools der „Online-Klimaschutzberatung für Deutschland“ sind über die Anbieter-Website

https://www.co2online.de erreichbar.