Titelbild Investitionen in die grüne und digitale Transformation Bild vergrößern

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Eine systematische Befragung von Unternehmen durch die Europäische Investitionsbank – der EIB Investment Survey – gibt zu dieser Frage Aufschluss. Die Europäische Investitionsbank erhebt seit 2016 jährlich Daten zur Investitionstätigkeit von Unternehmen in der EU. Die letzte Erhebung fand zwischen April und Juli 2023 statt. Befragt werden rund 12.000 Unternehmen aus den 27 EU-Mitgliedstaaten sowie zu Vergleichszwecken rund 800 Unternehmen aus den USA (siehe Info-Box). Neben Informationen zu Investitionstätigkeit, Finanzierungsbedarf und Investitionshindernissen lassen sich auf Basis dieser Daten Unternehmensaktivitäten mit Blick auf die grüne und digitale Transformation analysieren.

Mehr als ein Fünftel der Firmen haben investiert

Insgesamt hat der Anteil der Unternehmen in der EU, die Investitionen getätigt haben, in der Umfrage von 2023 wieder das Niveau vor der Corona-Pandemie erreicht. So gaben 85 Prozent der Unternehmen an, im vorangegangenen Finanzjahr investiert zu haben. In der Umfrage aus dem Jahr 2022 lag der Wert infolge der Corona-Pandemie noch deutlich niedriger (81 Prozent). Dabei gaben in der Umfrage 2023 rund 13 Prozent der Unternehmen an, in den vergangenen drei Jahren zu wenig Investitionen getätigt zu haben.

Investitionen in Innovationen und Digitalisierung

Digitalisierung in Unternehmen hat viele Facetten. Betrachtet man die Einführung spezifischer digitaler Technologien, etwa Robotik, den Einsatz von 3D-Druckern oder Künstlicher Intelligenz, so haben inzwischen etwa 70 Prozent der Unternehmen in der EU mindestens eine dieser fortgeschrittenen digitalen Technologien eingeführt. Damit haben sie in den vergangenen Jahren im transatlantischen Vergleich aufgeholt und liegen nun fast gleichauf mit US-amerikanischen Unternehmen (73 Prozent).

Allerdings zeigen sich bei spezifischen Technologien Unterschiede: Im Bereich Künstliche Intelligenz (KI)/Big Data geben etwa 35 Prozent der US-amerikanischen Unternehmen an, KI und Big Data zu nutzen; in der EU waren es hingegen nur 29 Prozent. Auch Drohnen werden in den USA deutlich häufiger eingesetzt. Dagegen finden digitale Plattformtechnologien bei Unternehmen in der EU stärker Verwendung.

Eine deutliche Lücke zu Ungunsten von Unternehmen in der EU zeigt sich beim Thema Innovation: 39 Prozent der Unternehmen haben im Rahmen ihrer Investitionstätigkeit Innovationen entwickelt oder eingeführt, während in den USA mehr als die Hälfte (57 Prozent) diese Frage positiv beantworten. Allerdings bestehen bei der Innovationstätigkeit innerhalb der EU große Unterschiede. Am aktivsten sind Unternehmen in den Niederlanden, der Tschechischen Republik, Belgien, Schweden und Irland; Unternehmen in Deutschland liegen im Mittelfeld.

Die weitergehende Analyse der Umfragedaten zeigt zudem, dass zuletzt insbesondere innovative Unternehmen eine stärkere Eintrübung im Finanzierungsumfeld sehen. Dies könnte die bereits bestehende transatlantische Innovationslücke weiter verschärfen.

Risiken aus dem Klimawandel und der Übergang zur Klimaneutralität aus Unternehmenssicht

Fast zwei Drittel (64 Prozent) der Unternehmen in der EU sehen sich bereits von physischen Risiken infolge des Klimawandels, also etwa extremen Wetterereignissen, betroffen. Dies sind deutlich mehr als in früheren Umfragen (EIBIS 2022: 57 Prozent). Allerdings hat bislang nur ein weitaus geringerer Teil (36 Prozent) Vorkehrungen getroffen, um sich gegen physische Risiken zu wappnen, etwa indem sie Anpassungsstrategien entwickeln, ihre Betroffenheit verringern oder sich gegen physische Risiken versichern (siehe Abbildung 1).

Den Übergang zu Netto-Null-Emissionen in den nächsten fünf Jahren beurteilen Unternehmen mit Blick auf ihr Geschäft durchaus unterschiedlich. Für rund ein Drittel überwiegen in der Gesamtschau gegenwärtig Risiken. Demgegenüber sehen 29 Prozent der Unternehmen die Transformation als Chance. Größere Unternehmen und auch der Bausektor äußern sich hierbei tendenziell positiver. Auch zeigen weitere Analysen, dass Unternehmen, die bereits stärker in die Transformation investiert haben, den damit einhergehenden Veränderungsprozessen positiver gegenüberstehen. Der überwiegende Anteil (38 Prozent) sieht keine Auswirkungen auf sein Geschäft. Diese Dreiteilung entspricht in etwa den Ergebnissen der vergangenen Jahre.

ABBILDUNG 1: VORKEHRUNGEN GEGEN PHYSISCHE RISIKEN DES KLIMAWANDELS, ANTEIL DER UNTERNEHMEN IN PROZENT Bild vergrößern

Mehr Unternehmen in der EU investieren in Klimaschutz

Rund 90 Prozent der Unternehmen in der EU geben an, bereits in Maßnahmen zur CO2-Minderung investiert zu haben. Auch der Anteil der Unternehmen, die in Energieeffizienz investiert haben, ist im Vergleich mit Umfragedaten aus dem Jahr 2022 deutlich gestiegen.

Damit liegen Unternehmen in der EU bei Klimainvestitionen weiterhin vor US-amerikanischen Unternehmen; dies gilt ebenso für getätigte Investitionen wie für Investitionspläne. Auch der Anteil der Unternehmen, die sich Ziele zur CO2-Reduktion gesetzt und ein entsprechendes Monitoring etabliert haben, ist deutlich höher (EU: rund 40 Prozent, USA: 10 Prozent).

ABBILDUNG 2: LANGFRISTIGE INVESTITIONSBARRIEREN IN DER EU, ANTEIL DER UNTERNEHMEN IN PROZENT Bild vergrößern

Hindernisse abbauen, transformative Investitionen stärken

Um transformative Investitionen weiter zu stärken, braucht es ein entsprechendes regulatorisches Umfeld. Hierzu zählen der Zugang zur Finanzierung und strukturelle Rahmenbedingungen für Unternehmen.

Die Umfrageergebnisse legen nahe, dass zwar keine flächendeckenden Schwierigkeiten beim Zugang zur Finanzierung in der EU bestehen, die Bedingungen aber für einige Unternehmen zuletzt herausfordernder geworden sind. Die Umfragedaten spiegeln hier nicht zuletzt Änderungen im Makro- und Zinsumfeld wider. So stieg der Anteil der Unternehmen deutlich, die unzufrieden mit der externen Finanzierung und insbesondere den Finanzierungskosten sind (2022: 5 Prozent, 2023: 14 Prozent). Insbesondere KMU sehen sich zudem häufiger in ihren Finanzierungsmöglichkeiten eingeschränkt.

Mit Blick auf strukturelle Barrieren sind aus Unternehmenssicht in der EU vor allem hohe Energiekosten (83 Prozent), Unsicherheit (78 Prozent), aber auch der Mangel an Fachkräften (81 Prozent) wesentliche Hindernisse für Investitionen (s. Abbildung 2). Im Vergleich zu den USA sind Energiekosten häufiger ein Hemmnis.

Die Ergebnisse der Umfrage verdeutlichen die weiterhin bestehende Notwendigkeit für Unternehmen, in die Transformation zu investieren. Diese ergibt sich zum einen aus dem globalen Wettbewerb um neue Ideen und aus Entwicklung sowie Einsatz neuer (Spitzen-)Technologien. Zum anderen tragen Investitionen etwa in die Energieeffizienz oder die Dekarbonisierung von Produktionsprozessen dazu bei, dass Unternehmen in einer nachhaltigen Wirtschaft künftig besser aufgestellt sind. Insbesondere Planungssicherheit für die Transformation und der Abbau bestehender Investitionsbarrieren sind der Schlüssel, um Unternehmensinvestitionen in die Transformation europaweit zu stärken.

Die Investitionsumfrage der EIB-Gruppe (EIBIS) berücksichtigt Unternehmen aus vier Sektoren (Bau, Verarbeitendes Gewerbe, Infrastruktur und Dienstleistungen) mit mindestens fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die Umfrage basiert auf einer geschichteten Zufallsstichprobe und ist repräsentativ auf EU-Ebene, auf Länderebene, für Sektoren und für Unternehmensgrößenklassen (mikro, kleine, mittelgroße und große Unternehmen). Die Daten werden nach Wertschöpfung gewichtet, um den Beitrag einzelner Unternehmen zur unternehmerischen Gesamtwirtschaftsleistung zu berücksichtigen.

Die aktuellen Ergebnisse (2023) der Umfrage basieren auf Umfragedaten, die von April bis Juli 2023 erhoben wurden. Die Fragen beziehen sich auf das vorangegangene Finanzjahr (2022) und auf Erwartungen in der Regel für das zum Zeitpunkt der Datenerhebung laufende Jahr (2023).

KONTAKT & MEHR ZUM THEMA

Referat: EB1 – Aspekte der EU-Wirtschafts- und Finanzpolitik
schlaglichter@bmwk.bund.de

Weitere Informationen: Delanote, J. und M. Zeppi (2023):
EIB Investment Survey 2023: European Union Overview
EIBIS Data Portal