IN KÜRZE

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland ist im dritten Quartal 2023 gegenüber dem Vorquartal preis-, kalender- und saisonbereinigt um 0,1 % gesunken.

Während die privaten Konsumausgaben geringfügig zurückgingen, sind die staatlichen Konsumausgaben erstmals wieder etwas gestiegen. Positive Wachstumsimpulse kamen erneut von den Anlageinvestitionen und diesmal auch vom Außenhandel, allerdings nur, weil die Importe stärker abnahmen als die Exporte.

Die Bruttowertschöpfung insgesamt hat sich geringfügig erhöht (+0,1 %), obwohl sie im Produzierenden Gewerbe deutlich abnahm. Die gewichtigen Dienstleistungen haben diese Entwicklung aber mehr als ausgeglichen.

Nach dem Rückgang im dritten Quartal spricht die aktuelle Indikatorenlage für eine erneut schwache Entwicklung im vierten Quartal. Jüngste Stimmungsindikatoren deuten darauf hin, dass Unternehmen und private Haushalte weniger pessimistisch auf die kommenden Monate blicken.

Das Statistische Bundesamt hat am 24.11.2023 detaillierte Ergebnisse zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal 2023 veröffentlicht. Im Ergebnis hat sich die preis-, kalender- und saisonbereinigte Wirtschaftsleistung gegenüber dem Vorquartal leicht verringert (-0,1 %), nachdem sie im ersten Quartal unverändert geblieben (0,0 %) und im zweiten Quartal leicht gestiegen war (+0,1 %). Gleichzeitig bestätigte das Amt damit seine Schnellschätzung vom 30. Oktober 2023.

ZWEIGETEILTE ENTWICKLUNG DER BRUTTOWERTSCHÖPFUNG

Insgesamt erhöhte sich die Bruttowertschöpfung im dritten Quartal 2023 gegenüber dem Vorquartal preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,1 %. Dabei nahm die Wirtschaftsleistung im Produzierenden Gewerbe deutlich um 1,0 % ab, während die gewichtigen Dienstleistungen zulegen konnten (+0,6 %).

ABBILDUNG 1: ECKWERTE DER GESAMTWIRTSCHAFTLICHEN ENTWICKLUNG IN DEUTSCHLAND Bild vergrößern

Innerhalb des Produzierenden Gewerbes gab es Rückgänge bei der Energie- und Wasserversorgung und im Verarbeitenden Gewerbe um 4,0 % bzw. 0,9 %. Grund für den Rückgang im Verarbeitenden Gewerbe war vor allem die deutlich geringere Produktion von Kraftwagen und Kraftwagenteilen. Dagegen nahm die Bruttowertschöpfung im Baugewerbe (+0,4 %) sowie in fast allen Dienstleistungsbereichen zu. Der Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe legte dabei um 1,7 % und die Finanz- und Versicherungsdienstleister um 1,1 % zu. Der Bereich Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit bildete eine Ausnahme, hier ging die Wertschöpfung um 0,2 % zurück.

ABBILDUNG 2: WACHSTUM DES BRUTTOINLANDSPRODUKTS Bild vergrößern


WÄHREND PRIVATER KONSUM BELASTETE, KAMEN POSITIVE IMPULSE VON DEN INVESTITIONEN

Auf der Verwendungsseite führten nachwirkende inflationsbedingte Kaufkraftverluste zu einem erneuten Rückgang des privaten Konsums um 0,3 %. Die staatlichen Konsumausgaben stiegen nach deutlichen Rückgängen in den Vorquartalen aufgrund der Normalisierung der Corona-Ausgaben erstmals wieder um 0,2 % an.

Positive Wachstumsimpulse gingen vor allem von den Investitionen aus (+0,6 %), insbesondere die Ausrüstungsinvestitionen lagen merklich im Plus (+1,1 %). Dabei machte sich erneut ein kräftiger Anstieg gewerblicher Zulassungen von elektrischen Kfz angesichts des Auslaufens der Umweltprämie zum 31.08.2023 bemerkbar (Vorzieheffekte). Auch die Bauinvestitionen konnten trotz der gestiegenen Kosten und Zinsen leicht expandieren (+0,4 %).

Die Außenwirtschaft entwickelte sich sehr schwach. Die Exporte gingen infolge der schwachen Weltkonjunktur um 0,8 % zurück, gleichzeitig verringerten sich die Importe noch stärker (-1,3 %). Dadurch ergibt sich rechnerisch ein positiver Außenbeitrag (Wachstumsbeitrag Exporte abzgl. Importe) von 0,2 Prozentpunkten.

ARBEITSMARKT ZEIGTE SICH WEITERHIN ROBUST, ABER AUCH SPUREN DER WIRTSCHAFTLICHEN SCHWÄCHEPHASE

Im Durchschnitt waren im dritten Quartal rund 46 Millionen Menschen in Deutschland erwerbstätig. Das waren 337.000 Personen oder 0,7 % mehr als im dritten Quartal 2022. Dieses Jahr fiel die übliche Herbstbelebung mit +0,3 % (nicht saisonbereinigt) gegenüber dem Vorquartal jedoch etwas geringer aus als ein Jahr zuvor. Damit erreichte die Zahl der Erwerbstätigen gleichwohl einen neuen Höchststand.

Die durchschnittlich geleisteten Arbeitsstunden je Erwerbstätigen gingen gegenüber dem Vorjahresquartal nach vorläufigen Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) um 0,7 % zurück. Neben einem Kalendereffekt (ein Arbeitstag weniger als vor einem Jahr) trugen dazu auch der Abbau von Überstunden und eine höhere Teilzeitquote bei. Das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen (Produkt aus gestiegener Erwerbstätigenzahl und geleisteten Stunden je erwerbstätiger Person) blieb im gleichen Zeitraum unverändert (0,0 %).

Die Arbeitnehmerentgelte wuchsen nach vorläufigen Berechnungen binnen Jahresfrist nochmal kräftig um 6,9 %, während die Unternehmens- und Vermögenseinkommen um 4,2 % zunahmen. Die durchschnittlichen Bruttolöhne und -gehälter je Arbeitnehmerin und Arbeitnehmer verzeichneten ein Plus von 6,4 %. Wegen der schwachen Entwicklung des Lohnsteueraufkommens fiel der Anstieg netto mit +7,9 % noch deutlicher aus. Vor allem Zahlungen von steuerfreien Inflationsausgleichsprämien sowie höhere Tarifabschlüsse dürften dazu beigetragen haben. Der seit Oktober 2022 erhöhte gesetzliche Mindestlohn kommt ebenfalls hinzu, der unter anderem zu überproportional gestiegenen Durchschnittsverdiensten von geringfügig Beschäftigten geführt hat.

Die Bruttolöhne und -gehälter insgesamt lagen um 7,3 % höher als ein Jahr zuvor, weil sich die Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erneut erhöhte. Die privaten Konsumausgaben stiegen in jeweiligen Preisen mit +3,8 % deutlich weniger als noch in den Vorquartalen. Da das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte mit +4,7 % stärker anstieg als der private Konsum, lag die Sparquote mit 10,3 % über dem Vorjahreswert (9,6 %).

POSITIVE KONJUNKTURELLE ENTWICKLUNG ERST IM NÄCHSTEN JAHR ZU ERWARTEN

Die vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten detaillierten Ergebnisse zeigen, dass die Stagnation der deutschen Wirtschaft im dritten Quartal anhielt. Auch wenn sich die Rahmenbedingungen im Zuge sinkender Inflationsraten und steigender Realeinkommen etwas verbessert haben, belasteten der rückläufige private Konsum und eine schwache außenwirtschaftliche Nachfrage.

Die aktuellen Konjunkturindikatoren deuten auch auf ein schwaches viertes Quartal hin. Vor allem die bislang positive Entwicklung bei den Investitionen wird sich wohl abschwächen, während sich der private Konsum angesichts wieder steigender Realeinkommen stabilisieren dürfte. Jüngste Stimmungsindikatoren zeigen jedoch, dass sowohl die Unternehmen als auch die privaten Haushalte weniger pessimistisch auf das kommende Jahr schauen. Die Bundesregierung wird mit der Jahresprojektion, die im Rahmen des Jahreswirtschaftsberichts am 31. Januar 2024 veröffentlicht wird, ihre nächste Projektion vorlegen.