IN KÜRZE

Der Nowcast für die preis-, saison- und kalenderbereinigte Veränderungsrate des BIP beträgt -0,1 % für das erste Quartal 2024 bzw. +0,5 % für das zweite Quartal 2024 (Stand 11. April)1.

Das Prognosemodell des Nowcast schätzt für das erste Quartal 2024 aktuell einen preis-, saison- und kalenderbereinigten Rückgang des Bruttoinlandsprodukts gegenüber dem Vorquartal um 0,1 %. Der Nowcast liefert eine täglich aktualisierte, rein technische, zeitreihenanalytische Prognose der Wirtschaftsleistung unabhängig von der Einschätzung der Bundesregierung und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Erste Ergebnisse zur wirtschaftlichen Entwicklung im ersten Quartal 2024 werden vom Statistischen Bundesamt am 30. April 2024 veröffentlicht („Schnellmeldung“). Für das zweite Quartal erfolgt die Schnellmeldung am 30. Juli 2024.

Die Abbildung veranschaulicht die Entwicklung des Nowcast im Zeitverlauf. Bei erstmaliger Berechnung im Oktober 2023 lag der Nowcast für das erste Quartal bei +0,1 %. Er bewegte sich zunächst seitwärts, da enttäuschende ifo Umfrageergebnisse zum Verarbeitenden Gewerbe und Handel durch robuste Beschäftigungsdaten ausgeglichen wurden. Ab Ende November stieg der Nowcast auf +0,2 %, getrieben insbesondere durch günstigere Signale vom ifo Geschäftsklima und von PMI/HCOB Einkaufsmanagerindizes. Mitte Dezember zogen dämpfende Auswirkungen der Einkaufsmanagerindizes für Dienstleistungen und Industrie und schwache Daten zu Produktion und Bau in Frankreich den Nowcast auf -0,1 %.

Zum Jahreswechsel stieg der Nowcast auf ein Hoch von +0,3 %, getrieben von gemeldeten Arbeitsmarktdaten und verbesserten Stimmungsindikatoren in Frankreich (Unternehmen) und Deutschland (Konsum). Anschließend führte die Eintrübung des Geschäftsklimas in Deutschland zusammen mit einer Verschlechterung des Konsumentenvertrauens im Euroraum zu einer deutlichen Abwärtsrevision auf -0,2 % Mitte Januar. Positive Impulse vom Einkaufsmanagerindex im Verarbeitenden Gewerbe in Italien sowie Arbeitsmarktdaten aus Deutschland trieben den Schätzwert Anfang Februar wieder auf +0,1 %. Enttäuschende Außenhandels- und Produktionszahlen für den Berichtsmonat Dezember sowie ifo Umfrageergebnisse für den Berichtsmonat Februar verringerten den Nowcast bis Ende Februar auf -0,2 %. Im März trugen die Aufhellung des ifo Geschäftsklimaindex einerseits und die Eintrübung des Einkaufsmanagerindex (Produktion und Dienstleistungen), des BA-Stellenindex sowie rückläufige Umsätze im Einzelhandel zur Seitwärtsbewegung des Schätzwerts bei -0,2 % bei. Aufgrund positiver Entwicklungen des ifo Beschäftigungsbarometers, der Wohnungsbaubeginne und der Umsätze im Großhandel in Frankreich stieg der Nowcast Ende März kurzzeitig auf -0,1 %. Der starke Rückgang auf -0,4 % zu Beginn des zweiten Quartals wurde durch schwache Auftragseingänge in der Industrie, negative Einflüsse in der Automobilbranche und Datenrevisionen getrieben. Günstigere Produktionsdaten für den Berichtsmonat Februar führten zuletzt wieder zu einer Aufwärtsrevision auf -0,1 %.

Der Nowcast für das zweite Quartal 2024 liegt aktuell bei +0,5 %. Der Schätzwert bewegte sich seit erstmaliger Berechnung Anfang Januar zunächst seitwärts bei +0,2 %. Dabei standen negative Einflüsse – z. B. von Stimmungsindikatoren bei Unternehmen sowie Verbraucherinnen und Verbrauchern für den Berichtsmonat Januar und Auftragseingängen in der Industrie für den Berichtsmonat Dezember – positiven Entwicklungen bei Einkaufsmanagerindizes (Deutschland, Frankreich) sowie Arbeitsmarktdaten aus Frankreich und Industrieumsätzen in Italien gegenüber. Bis Ende Februar zogen enttäuschende ZEW-Konjunkturerwartungen sowie Umfrageergebnisse zum Verarbeitenden Gewerbe und Handel und der Einkaufsmanagerindex für den Berichtsmonat Februar den Nowcast auf +0 % nach unten. Anfang März wurde die Aufwärtsrevision auf +0,4 % durch die positive Entwicklung des Konsumklimas in Deutschland, des Geschäftsklimas im Euroraum und durch günstige Meldungen zu Umsätzen und Kfz-Neuzulassungen in Frankreich und Italien getrieben. Des Weiteren brachten die Umsätze und Auftragseingänge der Industrie in Deutschland für den Berichtsmonat Januar den Nowcast Mitte März auf +0,5 %. Der negative Einfluss der Einkaufsmanagerindizes (Produktion und Dienstleistungen) verringerte den Schätzwert wieder auf +0,4 %. Seit Ende März verharrte der Nowcast bei diesem Wert, da ungünstige Meldungen zum Arbeitsmarkt u. a. von einer Verbesserung des Konsumklimas sowie von leicht steigenden Auftragseingängen in der Industrie ausgeglichen wurden. Die positiven Meldungen zu Produktion im Produzierenden Gewerbe (ohne Bau) ließen den Nowcast zuletzt wieder auf 0,5 % steigen.

DAS MODELL

Das Modell zur Prognose des deutschen Bruttoinlandsprodukts wird von Now-Casting Economics Ltd. betrieben. Der hier veröffentlichte Nowcast ist eine rein technische, modellbasierte Prognose. Die Schätzungen sind mit einer hohen statistischen Unsicherheit behaftet, die mit Modellprognosen immer einhergeht. Es handelt sich bei dem Nowcast weder um die Prognose des BMWK noch um die offizielle Projektion der Bundesregierung.

ENTWICKLUNG DES BIP NOWCAST FÜR DAS 2. QUARTAL 2024 IN % Bild vergrößern

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1 Für nähere Erläuterungen zur Methode, den verwendeten Daten und der Interpretation des Modells siehe Senftleben und Strohsal (2019): „Nowcasting: Ein Echtzeit-Indikator für die Konjunkturanalyse“, Schlaglichter der Wirtschaftspolitik, Juli 2019, Seite 12-15, und Andreini, Hasenzagl, Reichlin, Senftleben und Strohsal (2020) „Nowcasting German GDP“, CEPR DP14323.