Liebe Leserin, lieber Leser,

am 21. Februar hat das Bundeskabinett den Jahreswirtschaftsbericht 2024 beschlossen, der im Fokus dieser Ausgabe steht. Im Jahr 2023 ist die deutsche Wirtschaft um 0,3 Prozent geschrumpft. Für das laufende Jahr geht der Jahreswirtschaftsbericht zwar von einer Stabilisierung der wirtschaftlichen Lage aus, eine deutliche Erholung bleibt aber weiterhin aus. Die für dieses Jahr prognostizierte Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts von real 0,2 Prozent hat dabei eine ganze Reihe an Ursachen. Sie ist die Folge der vorangegangenen Krisen, der geldpolitischen Straffungen, des noch labilen weltwirtschaftlichen Umfeldes sowie einiger weiterer Sonderfaktoren. Außerdem musste die Bundesregierung infolge des Urteils des Bundesverfassungsgerichts vom November 2023 Priorisierungen im Haushalt vornehmen.

Zur nüchternen Wahrheit gehört jedoch auch: Viele unserer wirtschaftlichen Probleme sind hausgemacht. Übermäßige Bürokratie, der Fach- und Arbeitskräftemangel, angesichts der Notwendigkeiten zu wenig private und öffentliche Investitionen – all das bremst die wirtschaftliche Dynamik. Diese Probleme haben sich zum Teil über viele Jahre hinweg angestaut und verfestigt.

Mit dem diesjährigen Jahreswirtschaftsbericht nimmt die Bundesregierung daher die nachhaltige Stärkung unseres Wirtschaftsstandortes in den Blick, um eine neue wirtschaftliche Dynamik zu entfachen. Und die Palette der Aufgabenbereiche ist – wie eben gezeigt – groß: Wir müssen die private und öffentliche Investitionstätigkeit stärken, Innovationen erleichtern und die digitale Transformation vorantreiben. Wir brauchen Arbeits- und Fachkräfte – dazu müssen wir in Bildung, Ausbildung und Weiterbildung investieren, Arbeitsanreize stärken und die Einwanderung von Fachkräften erleichtern. Verfahren bei Planungen und Genehmigungen gilt es, weiter zu verkürzen. Auch den Bürokratieabbau werden wir weiter vorantreiben. Zur Vermeidung einseitiger Abhängigkeiten wollen wir unsere Handelsbeziehungen weiter vertiefen und ausbauen – auch durch neue Handelsabkommen. Zugleich müssen wir den Ausbau der Erneuerbaren Energien und die effiziente Nutzung von Energie weiter intensiv vorantreiben, um das Fundament für klimaneutrales Wirtschaften zu stärken.

Dabei gilt: Sozialer Ausgleich und Zusammenhalt sowie die Bewahrung der ökologischen Grundlagen sind wesentliche Bedingungen für unsere Freiheit und unseren Wohlstand In diesem Sinne nehmen wir im Jahreswirtschaftsbericht auch in diesem Jahr neben ökonomischen wieder verschiedene weitere Indikatoren in den Blick. So werden etwa ökologische, soziale und gesellschaftliche Wohlfahrtsaspekte erfasst (z. B. Einkommensverteilung, Geschlechtergerechtigkeit, Innovationsfähigkeit, Umweltqualität).

Ein weiterer Artikel dieser Ausgabe befasst sich mit Vermögensungleichheit in Deutschland. Neue Daten der Europäischen Zentralbank ermöglichen spannende neue Einblicke.

Ich wünsche Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, eine anregende Lektüre.

ROBERT HABECK
Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz

Unterschrift Habeck