IN KÜRZE

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland ist im vierten Quartal 2023 gegenüber dem Vorquartal preis-, kalender- und saisonbereinigt um 0,3 % gesunken.

Bei rückläufiger Inflation konnten sich die privaten Konsumausgaben geringfügig erholen. Auch die staatlichen Konsumausgaben sind wieder etwas gestiegen. Die Anlageinvestitionen gingen hingegen deutlich zurück. Auch die Im- und Exporte waren rückläufig.

Die Bruttowertschöpfung insgesamt nahm um 0,4 % ab, insbesondere im Baugewerbe und dem Verarbeitenden Gewerbe ging die Produktion zurück.

Nach dem Rückgang im vierten Quartal spricht die aktuelle Indikatorenlage auch im ersten Quartal nur für eine schwache Entwicklung.

Das Statistische Bundesamt hat am 23. Februar 2024 detaillierte Ergebnisse zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) im 4. Quartal 2023 veröffentlicht. Im Ergebnis hat sich die preis-, kalender- und saisonbereinigte Wirtschaftsleistung gegenüber dem Vorquartal um 0,3 % verringert, nachdem sie im zweiten und dritten Quartal unverändert geblieben (0,0 %) und im ersten Quartal leicht gestiegen war (+0,1 %). Damit bestätigte das Amt seine Schnellschätzung vom 30. Januar. Für das gesamte Jahr 2023 ergaben die Berechnungen einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 0,3 % verglichen zum Vorjahr.

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BRUTTOWERTSCHÖPFUNG IN DEN MEISTEN BEREICHEN SCHWACH

Insgesamt verringerte sich die Bruttowertschöpfung im vierten Quartal 2023 gegenüber dem Vorquartal preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,4 %. Dabei nahm die Wirtschaftsleistung im Produzierenden Gewerbe um 0,2 % ab, die gewichtigen Dienstleistungen um 0,3 %.

Innerhalb des Produzierenden Gewerbes gab es deutliche Rückgänge im Baugewerbe (-2,6 %) und im Verarbeitenden Gewerbe (-1,4 %). Zwar konnte die Produktion von Kraftwagen und Kraftwagenteilen zulegen, viele andere Branchen wie der Maschinenbau, die Herstellung elektrischer Ausrüstungen, von metallischen sowie chemischen Erzeugnissen verzeichneten jedoch Einbußen. Weil die Bruttowertschöpfung im Bereich der Energie- und Wasserversorgung mit +8,6 % kräftig zulegte, fiel der Rückgang im Produzierenden Gewerbe insgesamt entsprechend geringer aus. Der Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe ging um 0,9 % zurück. Die Unternehmensdienstleister und der Bereich Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit verzeichneten hingegen leichte Anstiege.

WACHSTUM DES BRUTTOINLANDSPRODUKTS Bild vergrößern

INVESTITIONEN DEUTLICH RÜCKLÄUFIG, PRIVATER UND ÖFFENTLICHER KONSUM STABILISIERTEN SICH

Auf der Verwendungsseite konnten sich die privaten Konsumausgaben bei sinkenden Inflationsraten mit einem An- stieg um real 0,2 % gegenüber dem Vorquartal wieder leicht erholen. Auch die Konsumausgaben des Staates nahmen gegenüber dem Vorquartal leicht zu (+0,3 %).

Wachstumsdämpfende Impulse kamen hingegen von den Investitionen. Insbesondere die Ausrüstungsinvestitionen gingen mit 3,5 % kräftig zurück. Dies ist als Folge der vorangegangenen Vorzieheffekte bei gewerblichen Zulassungen elektrischer Kfz angesichts des Auslaufens der Umweltprämie zum 31. August zu sehen. Bei den Bauinvestitionen kam neben dem zins- und kostenbedingten Nachfrageeinbruch auch eine ungünstige Witterung zum Jahresende hinzu, so dass sich ein Minus von 1,7 % ergab.

Der Außenhandel wurde von dem labilen weltwirtschaftlichen Umfeld infolge der geopolitischen Spannungen und der Wachstumsschwäche bei wichtigen deutschen Handelspartnern, vor allem in Europa, belastet. Sowohl die Exporte als auch die Importe gingen infolge der verhaltenen Weltkonjunktur und schwacher Binnennachfrage zurück (um -1,6 % beziehungsweise -1,7 %). Dadurch kam vom Außenbeitrag (Wachstumsbeitrag der Exporte abzüglich der Importe) rechnerisch kein Impuls.

ZAHL DER ERWERBSTÄTIGEN WEITER GESTIEGEN

Ungeachtet der konjunkturellen Abschwächung zum Jahresende hat sich der Arbeitsmarkt weiter sehr robust entwickelt und die Zahl der Erwerbstätigen nahm weiter zu. Die Wirtschaftsleistung wurde im vierten Quartal 2023 von rund 46,2 Millionen Erwerbstätigen erbracht. Das waren 216 000 Personen oder 0,5 % mehr als ein Jahr zuvor und stellt einen neuen Höchststand dar.

Die durchschnittlichen geleisteten Arbeitsstunden je Erwerbstätigen gingen gegenüber dem Vorjahresquartal nach vorläufigen Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) um 0,5 % zurück. Neben einem Kalendereffekt (ein Arbeitstag weniger als vor einem Jahr) trug dazu auch ein deutlich erhöhter Krankenstand zum Jahresende bei. Das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen (Produkt aus gestiegener Erwerbstätigenzahl und geleisteten Stunden je erwerbstätiger Person) blieb im gleichen Zeitraum unverändert (0,0 %).

Die nominalen Arbeitnehmerentgelte sind den aktuellen Berechnungen zufolge um 6,0 % gestiegen. Die Unternehmens- und Vermögenseinkommen erhöhten sich mit 2,5 % weniger stark. Dadurch stieg das Volkseinkommen binnen Jahresfrist um 5,1 %. Die durchschnittlichen Bruttolöhne und -gehälter je Arbeitnehmerin und Arbeitnehmer verzeichneten erneut einen kräftigen Zuwachs um 5,7 % gegenüber dem Vorjahr. Da sich auch die Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erhöhte, stiegen die Bruttolöhne und -gehälter insgesamt mit 6,3 % noch etwas kräftiger. Durch Zahlungen von steuer- und abgabenfreien Inflationsausgleichsprämien fiel das Plus bei den Nettolöhnen und -gehältern je Arbeitnehmerin und Arbeitnehmer noch deutlicher aus.

Die Zuwachsrate der nominalen privaten Konsumausgaben betrug 3,8 % gegenüber dem Vorjahresquartal. Das nominale verfügbare Einkommen stieg demgegenüber erneut etwas kräftiger (+4,4 %). Daraus resultiert ein Anstieg der Sparquote auf nunmehr 10,9 %.

KONJUNKTURELLE ERHOLUNG ERST IM WEITEREN JAHRESVERLAUF ZU ERWARTEN

Die vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten detaillierten Ergebnisse zeigen, dass sich die deutsche Wirtschaft am Jahresende 2023 immer noch in schwierigem Fahrwasser befand. Nach einer Stagnation im zweiten und dritten Quartal war die Wirtschaftsleistung im vierten Quartal merklich rückläufig. Vor allem die Investitionen in Ausrüstungen und Bauten verringerten sich deutlich.

Erfreulich ist, dass sich der Arbeitsmarkt weiterhin sehr robust entwickelt und sich die Zahl der Erwerbstätigen weiter erhöht hat. Sie lag am Jahresende deutlich über 46 Millionen Personen. Auch die Einkommen der Haushalte sind wegen steigender Tarifabschlüsse, der Zahlung von Inflationsausgleichsprämien sowie steuerlichen Entlastungen weiter kräftig gestiegen. Frühindikatoren wie das ifo Geschäftsklima oder das Konsumentenklima haben sich stabilisiert, aber noch nicht nachhaltig aufgehellt. Vor dem Hintergrund der sich verbessernden Einkommenssituation der privaten Haushalte ist aber im weiteren Jahresverlauf mit einer binnenwirtschaftlich getragenen konjunkturellen Erholung zu rechnen.