yDr. Elga Bartsch

Dr. Elga Bartsch
Leiterin der Abteilung Wirtschaftspolitik im BMWK

Wie hat die deutsche Wirtschaft die gestiegenen Energiepreise verkraftet?

Natürlich sind die gestiegenen Energiepreise nicht ohne Folgen geblieben, aber die deutsche Wirtschaft hat sich – wie schon in der Corona-Krise – als sehr anpassungs- und widerstandsfähig erwiesen. Auch dank der Stabilisierungsmaßnahmen des Bundes wie den drei Entlastungspaketen, den Härtefallhilfen, dem Energiekostendämpfungsprogramm und den Energiepreisbremsen konnte eine Rezession wohl verhindert werden.

Werden wir uns auf dauerhaft höhere Preise einstellen müssen?

Der Höhepunkt der Inflation dürfte überschritten sein. Die Gaspreise sind seit dem Höchststand im letzten Herbst wieder deutlich gefallen; bei den Nahrungsmittelpreisen zeichnet sich Entspannung ab. Zudem zeigen die Energiepreisbremsen ihre Wirkung. Für das Jahr 2023 rechnen wir mit einem Anstieg der Verbraucherpreise um 6 Prozent, nach 7,9 Prozent im letzten Jahr. Richtig ist aber auch: Die Gas- und Strompreise werden nicht so bald auf das Vorkriegsniveau zurückkehren. Wichtig ist es jetzt, mit dem zügigen Ausbau erneuerbarer Energien die Basis für günstigen Strom zu verbreitern.

Welche Chancen und Risken sehen Sie für dieses Jahr?

Der Krieg in der Ukraine mit seinen schrecklichen Folgen vor allem für die dortige Bevölkerung bleibt als zentraler Unsicherheitsfaktor leider weiter bestehen. Weitere Risikofaktoren für die Konjunktur sind erneute Preisanstiege bei Gas oder anderen Rohstoffen, inflationsdämpfende Maßnahmen der Zentralbanken oder ein nochmaliger Ausbruch der Corona-Pandemie mit negativen Folgen für die Weltwirtschaft. Andererseits könnten die Energiepreise dank erfolgreicher Einsparmaßnahmen und milder Witterung deutlicher als erwartet sinken, die weltwirtschaftliche Abschwächung weniger stark ausfallen als angenommen oder die geopolitischen Unsicherheiten nachlassen.