Liebe Leserin, lieber Leser,

Die Lage in der Ukraine ist auch im dritten Kriegsjahr äußerst angespannt. Die russischen Attacken nahmen zuletzt deutlich zu und hatten insbesondere die ukrainische Energie-Infrastruktur zum Ziel. Umso wichtiger, dass wir unsere Freundinnen und Freunde in der Ukraine aus Solidarität und auch aus eigenem Interesse weiterhin unterstützen. Deswegen helfen wir ihnen in ihrem Kampf um ihre eigene Souveränität und um die Freiheit Europas. Um die deutsch-ukrainischen Wirtschaftsbeziehungen – auch mit Blick auf einen späteren Wiederaufbau – zu intensivieren, bin ich vergangene Woche mit einer Wirtschaftsdelegation nach Kiew gereist. Im Fokus stand dabei neben anderen Themen auch die Energieversorgung.

In Deutschland deuten erste Anzeichen auf eine leichte, aber doch wahrnehmbare wirtschaftliche Erholung hin: Gesunkene Energiepreise, weltwirtschaftliche Belebung und sinkende Krankenstände kurbeln insbesondere die Wertschöpfung in der Industrie und die Produktion in energieintensiven Branchen an. In der Frühjahrsprojektion, die die Bundesregierung am 24. April vorgelegt hat und die wir in dieser Ausgabe vorstellen, rechnen wir für das aktuelle Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von 0,3 %, für 2025 mit 1,0 %. Die Inflationsrate sinkt – von 5,9 % im vergangenen Jahr – weiter deutlich auf 2,4 % im laufenden Jahr. 2025 dürfte die Inflationsrate mit 1,8 % wieder unter dem EZB-Zielwert von 2,0 % liegen. Risiken für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung ergeben sich vor allem aufgrund der andauernden geopolitischen Unsicherheiten, die zu Verunsicherungen bei Unternehmen und Verbraucherinnen und Verbrauchern, erneuten Preisanstiegen oder Handelsbehinderungen führen könnten.

Daneben beschäftigen uns die strukturellen Herausforderungen wie die demografische Entwicklung und die Dekarbonisierung der Wirtschaft weiter. Entscheidend ist eine angebotsseitige und wachstumsorientierte wirtschaftspolitische Antwort, die Klimaschutz und Nachhaltigkeit mitdenkt. Eine solche Antwort gibt die Bundesregierung. Sie hat zahlreiche Maßnahmen auf den Weg gebracht, die Investitionen in zukunftsfähige und nachhaltige Formen der Wertschöpfung ankurbeln, Bürokratie abbauen und An- reize für die Aufnahme und Ausweitung von Erwerbsarbeit setzen. Auch dazu berichten wir ausführlich in dieser Ausgabe.

Im Mai 2024 jährt sich die fünfte und größte EU-Erweiterung zum zwanzigsten Mal: Im Jahre 2004 traten mit Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechien, der Slowakei, Ungarn und Slowenien sowie Malta und Zypern zehn Länder der EU bei. Das 20. Jubiläum dieser Erweiterung wird ebenfalls Thema dieser Ausgabe sein. Außerdem finden Sie einen Bericht über das Potenzial von Leichtbautechnologien für die Bauwirtschaft vor.

Ich wünsche Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, eine anregende Lektüre.

ROBERT HABECK
Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz

Unterschrift Habeck